Читать книгу Im Angesicht des Todes - Tom Doyle - Страница 9
Eine Botschaft von Azzam
ОглавлениеMein Leben als Christ war nie lange frei von schweren Prüfungen. Doch inmitten dieser Prüfungen habe ich die Macht von Jesus erlebt. Ich habe schließlich herausgefunden, dass meine Mutter zur gleichen Zeit wie ich Träume von Jesus hatte. Als sie jünger war, war sie einer Missionarin begegnet, die sie in die Bibel einführte, und die Geschichten und Bibelverse sind in ihrem Herzen geblieben.
Wenn ich meine Mutter etwas fragen könnte, dann wäre es dieses: „Mutter, hast du das Kreuz auf meinem Bett an jenem Tag wirklich nicht gesehen?“ Sie hatte weiter keine Worte gemacht, hatte mir einfach befohlen zu gehen, weil sie Angst um mein Leben hatte.
Ich habe Mahdi und Jasin im Glauben unterwiesen und sie arbeiten jetzt beide im Untergrund für den Herrn. Allein unser Herr Jesus konnte in seiner großen Gnade meinen brennenden Hass auf sie, die Mörder meiner Mutter, aus meinem Herzen wegnehmen.
Ich bin jetzt seit fünfzehn Jahren Christ. Als ich heiratete, war meiner Frau klar, dass wir kein normales Leben führen würden. Sie sagte mir: „Azzam, wir werden in ständiger Gefahr leben, bis zu dem Tag, an dem wir als Märtyrer für Christus sterben. Aber ich werde diesen Weg freudig mit dir mitgehen.“
Als Märtyrer für Christus sterben! Was für eine furchtlose Dienerin Gottes! Ich bin mehr als gesegnet, dass eine Frau wie sie meine Lebenspartnerin ist.
Unser Sohn Hakeem ist bereits dreimal von Piraten entführt worden. Sie versuchen, Jungen zu indoktrinieren und zu Piraten zu machen – bei Hakeem ohne Erfolg. Gott hat ihn uns jedes Mal zurückgegeben.
Gewöhnliche Menschen reisen bei uns zu Fuß, mit dem Esel oder mit dem Bus. Ich benutze nach wie vor Särge; das ist die einzige Möglichkeit, Bibeln für die Christen zu bekommen. Es ist irgendwie lustig: Gott benutzt Särge, um neues Leben nach Somalia zu bringen! Durch die Bibel werden die Untergrundchristen – von denen es inzwischen viele gibt – in das Bild unseres Erlösers verwandelt.
Als Pirat war ich risikofreudig und das hat sich in meiner Tätigkeit als Untergrundmissionar nicht geändert. Das Horn von Afrika ist eine üble Gegend. Der Satan herrscht dort in vielen Familien, in der Obrigkeit, im Schulwesen und natürlich im Islam. Er bekämpft uns auf Schritt und Tritt, aber was er uns auch an Knüppeln zwischen die Beine wirft, Gott benutzt es für sein Reich.
Die Geduld ist eine Frucht des Geistes Gottes, die ich nur mühsam gelernt habe, aber sehr zu schätzen weiß. Wenn Sie jemand sind, der gern aufs Ganze geht, ist die Versuchung groß, einfach draufloszugehen und die Dinge in die eigene Hand zu nehmen. Aber oft ist das nicht Gottes Methode. Jesus hat mich in die Schule des Wartens genommen – des Wartens auf ihn.
Durch verschiedene Prüfungen habe ich Geduld gelernt. Prüfungen sind dafür da, uns zu testen. Kaum haben wir die eine hinter uns, wartet schon die nächste.
Doch Prüfungen sind auch ein Tempel für den Christen. Sie zwingen uns dazu, innezuhalten und uns vor Gott niederzuwerfen. In der Prüfung sind wir mit Jesus allein. Im 23. Psalm heißt es: „Und geht es auch durch dunkle Täler …“ (aus Vers 4). Irgendwann ist die Prüfung zu Ende, aber diese Begegnung mit Christus hat uns für immer verändert; wir sind nicht mehr dieselben. Wie schlimm es auch kommt: Wenn wir treu weitergehen, werden wir den Lohn der Treue ernten.
Der leidende Christ ist wie der alttestamentliche Hohepriester im Allerheiligsten. Wir Menschen neigen zu Eile, doch der Tempel ist kein Ort für Eile. Der alttestamentliche Priester tat sein Werk im Allerheiligsten mit aller Sorgfalt, weil er nur ein Mal im Jahr die Gelegenheit dazu hatte. Jede Sekunde dort im Tempel war heilig, und der, der zu diesem Dienst erwählt worden war, wusste, welch eine Ehre es war, dieses Opfer vor dem lebendigen Gott darzubringen.
So wie der Hohepriester damals sollten auch wir heute sein – geduldig in dem, wozu Gott uns berufen hat, und Menschen, denen es eine Ehre ist, sich selbst Gott als Opfer hinzugeben. Die Begegnung mit Christus im Leiden ist ein heiliger, von Gott selbst verordneter Dienst im Allerheiligsten. Wenn dieser Dienst zu Ihnen kommt, betrachten Sie es als hohe Ehre, ihn tun zu dürfen. Seien Sie nicht hastig. Warten Sie auf den Herrn. Er ist bei Ihnen, so wie er bei David war, als dieser die majestätischen Worte schrieb: „… fürchte ich mich nicht, denn du, Herr, bist bei mir“ (Psalm 23,4). Kann es einen besseren Ort geben?
Denken Sie in Ihren Gebeten an uns hier in Somalia. Wir senden Ihnen unsere Liebe in Christus.
1 Das arabische Wort halal („erlaubt“) steht für Dinge, die nach islamischem Recht erlaubt sind – u.a. auch Ehrenmorde.