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Sieben Tage im Leben eines Mannes - MONTAG

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‚Gibt es etwas Schlimmeres als einen Montag?‘, fragte sich Tom. ‚Gibt es etwas Schlimmeres als die Aussicht auf mindestens fünf Tage Arbeit? Auf den montäglichen Arbeitsverkehr? Auf wahrscheinlich dutzende E-Mails und Anrufe, die erledigt werden wollen?‘

Nicht, dass Tom nicht gern arbeiten würde, aber etwas weniger von diesem sich einer Sache unterordnen müssen wäre ihm schon lieber. Also, genau genommen wäre ihm ein Lottosechser lieber. Aber dazu kommt‘s ja nie. Dann wäre es schon eher möglich, ein wenig Schotter bei Sportwetten zu gewinnen. Manchmal gewann er auch. Aber eigentlich nie so viel, wie er reinsteckte. – Aber wer weiß das schon genau? Tom nicht, dem fehlte da ein wenig die Übersicht.

‚... Aber solange ein Plus am Konto ist, passt schon alles ...‘, sagte er sich selbst.

Es gab Zeiten, da hatte er die Arbeit gebraucht. Als es mit Karin auseinanderging, war die Arbeit sozusagen der Anker in seinem Leben.

Andererseits war es auch die Arbeit, in der die Katastrophe seinen Ausgang nahm. Also nicht direkt. Es lag schon an Karin und ihrer gefühllosen Engstirnigkeit. Aber zum richtigen Scheidungsgrund wurde dann erst Conny, die Sekretärin des Chefs. Sie war, – nein – sie ist aber auch ein absolut geiler Feger! Blond, weiche große Knautschtitten, dünne Taille, nicht zu knapper Arsch, dafür immer ein knappes Röckchen, unter dem sich ein noch viel knapperes Höschen abzeichnet und nicht zu dünne, aber auch nicht zu dicke, glatt rasierte, junge, verführerische Beine.

Jeder Mann, und wahrscheinlich auch jede Frau, würde sofort Verständnis für Toms Seitensprung haben. – Aber erklär‘ das mal Karin.

Ihr einziges Manko war, dass sie nicht sonderlich viel in der Birne hatte. Aber in den Positionen, die sie einnahm, brauchte sie auch nicht viel Gehirn. Jeder konnte sich vorstellen, wie sie zu diesem Job kam. Ihr firmeninterner Name, der hinter ihrem Rücken gemauschelt wird, heißt Fräulein Spreizbein.

Das sagt wohl alles.

So verabscheuungswürdig stereotype Klischees in der Theorie auch sein mögen, in der Praxis sind sie erstens gang und gäbe, – und zweitens vor allem auch meist zutreffend. Im Prinzip geht es heute, wie vor fünftausend Jahren, immer noch um das Gleiche: ‚Fleisch!‘

– Und entweder man frisst oder wird selbst gefressen!

Der Unterschied zu den Tieren liegt darin, dass wir Menschen das Fressen kultiviert haben. Denn bei den Menschen ist es nicht so, dass sie fressen und dann scheißen, so wie Tiere das, – banal gesehen –, tun.

Nein! Der Mensch gestaltet dies ein wenig komplizierter, sodass am Ende des Fressens und Verdauens ein soziales Geschehen übrig bleibt.

Alle sollen was davon haben:

Der Chef hat Conny gefressen und dadurch Tom beschissen, weil (s)ein Chef immer die besten Stücke bekommt, während für einen wie Tom immer nur so eine wie Karin übrig bleibt.

Conny beschiss ihren Chef, weil sie schließlich doch Tom fraß. Dadurch beschiss Tom Karin, die sich darauf einen neuen Lover zulegte und somit war das dann auch für Tom beschissen und die geile Conny verweigert sich seit damals einer erneuten Kopulation, – was nun für Tom in doppelter Weise beschissen ist.

Was lernen wir daraus?

1) Der Chef bescheißt einen.

2) Geile Bienen bescheißen einen.

3) Die eigene Frau bescheißt einen auch.

4) Für den Ottonormalverbraucher kann das Leben ganz schön beschissen sein.

„Guten Morgen Conny!“, sagte Tom, als er mit seinem Automatenkaffee an ihr vorüberschritt.

„Hallo Tom!“, sagte sie in verführerischer Weise. – So verführerisch, wie sie an einem Montagmorgen halt sein konnte. Zumindest Tom interpretierte sich das so zurecht. Vor allem im Hinblick auf die tief ausgeschnittene Bluse mit ihren herausquellenden Brüsten.

Mindestens dreimal die Woche versuchte er, sich an jene berauschte Nacht zu erinnern. Und vor allem die Brüste versuchte er sich immer wieder vor die Augen zu rufen. – Leider mit mäßigem Erfolg. Aber egal. Bei den Details nahm er sich künstlerische Freiheit heraus.

Auf jeden Fall konnte er sich noch daran erinnern, dass er sich damals dachte, dass es der beste Sex seit Langem war.

Vor allem schrie sie im Bett. Sie schrie und stöhnte sich die Seele aus dem Leib. Und das war ja wohl das Beste, was es für Tom geben konnte. Männer, die das nicht mögen, sind verklemmt. So sieht Tom das.

Und sie war glattrasiert. An und für sich hat Tom ja nichts gegen einen gepflegten Busch mit stylischem Schnitt, allerdings nur, wenn er schwarz ist. Bei blond oder rot muss er weg, – nur dann ist es geil.

Und Conny war versaut. Versauter als Tom es in Gedanken je war. Das war auch geil!

Es war einfach nur geil! Und heute? – Nachdem es mit Karin sowieso auseinandergegangen war, dachte er sich, dass er sich auch gleich die geile Conny unter die Nägel reißen konnte. Zumindest, solange sie ihm geil erschien.

– Denkste!

Bei Frauen ist das so: Solange du in einer Beziehung bist, sind geile Dinger jederzeit dazu bereit, mit dir in die Kiste zu hüpfen. Aber wehe du bist Single!

Dann werden sie plötzlich keusch. Zumindest dem Single gegenüber.

– Es ist, als würde man ohne Frau plötzlich stinken, und alle Frauen, auf die man ganz besonders scharf ist, bleiben plötzlich auf Abstand.

Und auch bei Conny ist das so. – Nicht, dass sie heute keusch wäre. Ganz im Gegenteil: Der Sessel unter ihrem Arsch wird feucht, sobald nur das Wort Mann fällt.

Nur: Es muss halt ein verheirateter Mann sein oder wenigstens ein Chef!

Beides war Tom nicht. Er war ein stinknormaler Einkäufer einer stinknormalen Produktionsfirma, die stinknormale Teile produzierte, für stinknormale Kunden.

Tom, Conny und Andi teilten sich ein etwas größeres Büro, in dem jeder seine Ecke hatte.

Conny, die Sekretärin, Tom, der Einkäufer, und Andi, der Mittvierziger-Verkäufer.

„Na Jungs, was habt ihr am Wochenende so getrieben?“, fragte Conny.

„Ich hab‘s mit meiner Frau getrieben“, sagte Andi und lachte.

„Ich auch!“, sagte Tom.

„Was?“, fragte Conny entgeistert, als hätte sie den Bus verpasst.

„Was was?“, fragte Tom zurück.

„Na, hast du es wieder mit deiner Exfrau getrieben?“

„Nein“, sagte Tom.

Diese Art der Konversation war seine Rache dafür, dass sie ihn abwies. Regelmäßig ließ er sie in ihrer eigenen Begriffsstutzigkeit zappeln.

„Aber du hast doch gesagt, du hättest es auch mit deiner Frau getrieben?“, fragte Conny in leicht wütendem Ton und etwas verzweifelt.

„Nein“, sagte Tom.

„Mit wem dann?“, fragte sie.

„Mit seiner“, antwortete Tom und zeigte auf Andi.

„WAS?“, schrie sie ungläubig durchs Büro.

Und Tom und Andi begannen lauthals zu lachen, worauf Conny merkte, dass sie wieder einmal auf die Schippe genommen wurde und ihren entsetzten Frageblick gegen einen strafenden Böseblick eintauschte.

Andi war Tom nicht böse. Sie machten regelmäßig Scherze auf diesem Niveau und ergänzten sich auf optimale Weise. So war es immer lustig im Büro. Conny musste einiges wegstecken, was sie auch ohne weiteres tat. Sie nahm es den beiden nicht übel, dass sie von ihnen regelmäßig durch den Kakao gezogen wurde. Wohl, weil sie wusste, dass Tom scharf auf sie war und er ihr aus der Hand fressen würde, wenn sie es darauf anlegte.

Und Andi nahm sie sowieso nichts übel.

– Warum?

– Ja genau, weil er verheiratet war, und noch dazu gut in Form!

Er trank nicht, zog nicht um die Häuser, sondern kümmerte sich um seine Frau, seine beiden Söhne und ging fünf Mal die Woche joggen.

Mehr brauchte Andi nicht.

Er brauchte keine kesse Conny in seiner geistigen Pinnwand, wenn er es seiner Frau besorgte. Er war glücklich mit dem, was er hatte. So etwas soll es da und dort noch geben in der heutigen Konsumgesellschaft.

Es war irgendwie ein krasser Gegensatz, der sich da gegenübersaß.

Einerseits Andi, der brave, treue und verlässliche Ehemann und Familienvater, der deswegen durchwegs nicht langweilig war, sondern ganz im Gegenteil seine Frau immer wieder überraschte, ihr seine Liebe zeigte und aktiv im Leben stand, – aber halt trotzdem im Rahmen des braven und treuen Mannes.

Andererseits Tom, der sein Leben gerade wieder neu entdeckt hatte und für den brav, Treue, Ehe, Verlässlichkeit gerade Reizwörter waren.

Tom war in vielen, was er tat, unmoralisch und unverlässlich. Dafür stand oft Alkohol oder der Gedanke an einen Fick im Vordergrund.

Es ist, wie es immer ist im Leben: Yin und Yang. Schwarz und weiß. Gut und Böse. Von uns selbst sind wir ja immer überzeugt, dass wir auf der guten Seite stehen, auch wenn es da und dort vielleicht mal einen Ausrutscher gibt. Aber ist dem wirklich so?

Wenn nun die Leserschaft an dieser Stelle gefragt wird, mit welcher Lebensgeschichte fortgefahren werden soll, für wen entscheidet sie sich dann?

Für den Braven oder für den Bösen?

Für weitere fünf Tage mit dem braven und treuen Andi? Also für moralisch gut?

Oder für fünf Tage mit unserem rücksichtslosen, schwanzgesteuerten Tom? Also für unmoralisch böse?

‚Okay! – Ich bin überrascht! Sie haben sich für die Geschichte des braven und treuen Andi entschieden.‘

Dann setzen wir fort:

Andi geht heute noch joggen, isst mit seiner Familie zu Abend und bringt nach einem Spiel und etwas Konversation die Kinder ins Bett. Das macht er auch an den restlichen Abenden, aber am Freitag fährt er zusätzlich noch mit seiner Frau einkaufen und geht abends mit ihr tanzen und schiebt sie dann doggy style leise ins Bett. – Schließlich sollen ja die Kinder nicht wach werden, und auch nicht die Babysitterin im Gästezimmer!

Am Montag beginnt das Spiel von vorne.

Ende.

Natürlich will niemand von Ihnen die Geschichte von Andi hören! Wir wollen lieber den trieb- und treibhaften Tom.

Denn in Wirklichkeit ist jeder ein wenig Tom oder möchte es gerne sein.

Natürlich möchte man auch Andi sein. Die gute Moralvorstellung. Aber scheiß auf die gute Moralvorstellung, wenn du anders, – als Mann –, jede Menge Vaginas vor die Zunge bekommst.

Und Frauen möchten natürlich am Ende auch lieber einen Andi. Aber so ein wilder Tom, den möchte man schon mal auch kennenlernen. Vielleicht zum Austoben für eine Nacht.

Und was sind das für Frauen, die sich da mit ihm einlassen? Welche Frau möchte nicht wissen, was das für Abenteurerinnen sind? Wie sehen die aus und was haben die, was ich nicht habe?

Oder besser: Was haben die, was ich auch habe und wie kann ich so eine Männeraufreißerin werden?

Also, nun zurück zur Geschichte, die alle interessiert.

Der brave Andi war nun für Tom so etwas wie seine beste Freundin. Im Unterschied zu seinen besten Freunden!

Auch Männer haben wie Frauen eine beste Freundin, nur dass diese männlich ist. Das heißt, über alles, was Frauen mit ihren besten Freundinnen reden, sprechen Männer auch mit ihren besten männlichen Freundinnen: Liebe, Sex, Frauen, Mode, Wehwehchen und Krampfadern.

Frauen wissen das für gewöhnlich nicht. Sie glauben, Männer haben nur Freunde im Sinne von Spielkameraden und mit denen schwatzen sie dann über Autos, Fußball und Blödsinn. – Andere, sinnvollere Gesprächsthemen gibt es für Männer sowieso nicht und das war‘s dann. – Autos, Fußball, Blödsinn!

Schwer getäuscht!

Jeder Mann hat eben auch einen besten Freund, der sowas wie die beste Freundin bei den Frauen ist. Und das ist nicht unbedingt der, mit dem er an den Wochenenden um die Häuser zieht.

Die beste männliche Freundin trifft man(n) regelmäßig im Büro oder in einer ruhigen Bar, vor allem aber immer außerhalb des abendlichen Brunftgeschehens, dort, wo es die Frau nie erwarten würde, und dort, wo auch keine Frau stört und ablenkt.

Ja, Männer können auch sehr tiefgründige Gespräche führen. Andi und Tom tun das, wenn Conny ihrerseits den Arbeitsplatz Richtung Nachbarbüro verlässt, um dort ebenfalls eine Freundin zwecks allgemeiner Plauderei aufzusuchen.

Nur so viel zum Verhältnis von Andi und Tom.

Allerdings tut sich montags eher immer wenig in Sachen tiefgründiger und sinnierender Gespräche, weil meistens der Freitagabend, der Samstag und der Sonntag erst noch verdaut werden müssen.

Nach einem tollen Wochenende ist Montag immer der Tag, der besser ein Dienstag wäre.

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Großer Macho - Kleiner Lümmel

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