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Vorwort

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Ich liebe meinen Beruf. Nach nunmehr elf Jahren ärztlicher Tätigkeit und etwas mehr als sechs Jahren unfallchirurgisch-orthopädischer Facharztweiterbildung arbeite ich seit fünf Jahren hauptberuflich als Notarzt und weiß, dass ich keinen anderen Job machen möchte. Neben der Tatsache, dass ich das große Glück genieße, in unserem Rettungsdienstbezirk meine Arbeit gemeinsam mit großartigen Menschen tun zu dürfen (die meisten machen ihren Job offenbar ähnlich gern tun wie ich und betreiben hochprofessionell Notfallmedizin auf einem hervorragenden Niveau) ist es das Wesen meiner Tätigkeit, das mich erfüllt.

Die Unmittelbarkeit des Geschehens, der direkte – und anders als in der Klinik im Allgemeinen auf den einen Patienten konzentrierte – Kontakt und der unplanbare Abwechslungsreichtum jedes Dienstes macht diesen Beruf unverwechselbar. Und wie kaum eine andere Tätigkeit eröffnet er mir die Gelegenheit, in eigenverantwortlicher Arbeit für meine Patienten da zu sein und oftmals sogar sehr rasch den Erfolg meines Handelns unmittelbar zu erleben.

Der direkte Umgang mit jedem Einzelnen gewährt mir (in unterschiedlichem Maße) immer auch Einblicke in die persönliche Lebenssituation und lässt mich teils gar teilhaben an den dahinter stehenden Geschichten und Schicksalen meiner Patienten.

Natürlich ist es nicht so, als würde ich mich mit jedem Menschen, dem ich begegne, identifizieren.

Selbstverständlich kann sich niemand jedes einzelnen Schicksals und Geschehens annehmen, das ihm während seiner Tätigkeit im Rettungs- oder Notarztdienst über den Weg läuft. Die weit meisten Fälle sind eben doch „Routine“, die wir mit Erfahrung, guten Standards und dem notwendigen Engagement abarbeiten können, ohne zu sehr in das Leben der Menschen, die wir behandeln, eindringen zu müssen.

Und doch gibt es immer wieder Einsätze, Situationen und Geschehnisse, die uns näher kommen als die „übliche Alltagsarbeit“. Schicksale, die uns beschäftigen, manchmal weit über den Einsatzverlauf hinaus. Erlebnisse und Situationen, die uns unser eigenes Leben und unsere Einstellung und Wahrnehmung hinterfragen lassen.

In besonderem Maße gilt dies für Begegnungen und den Umgang mit dem Tod und dem Sterben. Jeder Mensch hat seine eigene Vorstellung davon und findet seinen eigenen Weg, mit diesem Thema umzugehen. Der wohl meist verbreitete Weg ist, den Tod so weit wie möglich aus der eigenen Wahrnehmung zu verdrängen – einfach, weil es uns sonst zwingt, uns mit der eigenen Sterblichkeit auseinander zu setzen – kein bequemes Thema für einen gemütlichen Plausch an der sonntäglichen Kaffeetafel, so ist wohl eine häufige Ansicht.

Ich sehe das anders. Mein Beruf lässt mir nicht die Wahl, ob ich mich mit dem Tod befassen möchte oder nicht – er gehört einfach dazu.

Aus diesem Grund entwickelt jeder, der im Notarzt- oder Rettungsdienst tätig ist, mit der Zeit seine eigene Beziehung zum Tod.

Dass diese Beziehung nicht nur unseren gesellschaftlichen Umgang mit Tod und Sterben, sondern eigentlich die gesamte Wahrnehmung und Lebenseinstellung verändert, konnte ich an mir selbst beobachten.

Davon handelt dieses Buch.

Ich möchte Sie gerne an meiner Geschichte teilhaben lassen und biete Ihnen an, in gewisser Weise „den Spieß herum zu drehen“.

Ich lade Sie ein, mich in meiner Entwicklung einer Einstellung zum Leben und zum Tod zu begleiten.

Aus Gründen der Pietät und zur Wahrung der Persönlichkeitsrechte habe ich die Namen aller Beteiligten und Betroffenen sowie Ortsangaben verändert oder neutralisiert.

Mein Leben mit dem Tod

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