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Das Museum

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Im Museum sieht es – aus Leons Sicht – recht eigenartig aus. Die Decke ist unglaublich hoch und die Treppenstufen sind verschwenderisch breit. Überall stehen erleuchtete Glasschränke herum, in denen römisch-germanische Kostbarkeiten ausgestellt sind. An den Wänden hängen unzählige Glasvitrinen, dessen Inhalt aus seltenen Fundstücken des römischen Alltags besteht.

Die Räumlichkeiten erstrahlen in einem angenehmen Gelbton, was wohl an dem ockerfarbenen Fußbodenbelag liegt. Lydia schaut gleich in die erste Vitrine. Neben jedem Schmuckstück, jeder Vase oder Werkzeug befindet sich ein kleines Schild, auf dem beschrieben steht, wo das Ausstellungsstück gefunden wurde und wie alt es ist. Leon tut sich mit dem Lesen noch etwas schwer, da er erst in die erste Klasse geht. Wenn ihn etwas besonders interessiert, fragt er Lydia oder Oma, was auf der Beschreibung steht, oder er schaut sich ganz genau die Bilder an, auf denen er glaubt, weitere Erklärungen zu finden. Opa dagegen ist im Moment überhaupt nicht ansprechbar. Er ist ganz in ein kleines Buch vertieft, das man an der Kasse kaufen konnte.

An dem linken schmalen Teil eines hohen Wandschranks, der den Raum auf der hinteren Seite begrenzt, bleibt Lydia plötzlich stehen und ihre Augen beginnen zu leuchten. »Oh, wie schön!«, flüstert sie ehrfurchtsvoll. Vor ihr liegt ein münzgroßes, goldglänzendes Amulett verziert mit sechs roten, kreisförmig angelegten Rubinen in Tropfenform. In der Mitte des Amuletts befindet sich ein weiterer kreisrunder Rubin, der Lydias Blick fast magisch anzieht. An beiden Seiten winden sich kleine Ösen, die einmal Halterungen für eine Halskette gewesen sein mochten, vermutet sie.

»Schade, dass eine Glasscheibe davor ist. Das Amulett möchte ich gerne einmal in die Hand nehmen«, sagt Lydia zu Oma, die gerade erst an sie herangetreten ist.

»Das möchten sicher sehr viele«, bestätigt Oma, »aber das geht nun mal nicht. Irgendwann kommt jemand auf die Idee, sich diese Schmuckstücke auszuleihen und bringt sie dann nicht wieder. Verstehst du?« Lydia nickt nur, natürlich ist das eine blöde Idee von ihr gewesen. Noch bevor sie ihren verträumten Gedanken weiter nachhängen kann, meldet sich Leon zu Wort:

»Ich muss aufs Klo! Wo ist das hier?« Opa, der wohl mehr mitbekommt, als man ihm derzeit zutraut, ruft:

»Die Toiletten sind da hinten. Seht ihr wo die Treppen nach unten führen?« Er weist mit seinem Zeigefinger zur gegenüberliegenden Seite des Ausstellungsraumes.

»Ach, hallo Opilein!«, spricht Lydia jetzt etwas lauter. »Wir dachten schon, du bekommst gar nichts mehr mit. Danke für den Hinweis!« Opa klappt das Buch zu, macht ein beleidigtes Gesicht und schaut schmollend zu Boden. Dann besinnt Lydia sich und raunt ihm tröstend zu:

»Oh, mein lieber Opa, bitte lies ruhig weiter. Schließlich soll dir dieser Museumsbesuch auch Spaß machen...«. Und schon strahlt Opa wieder über das ganze Gesicht.

Leon wird immer aufgeregter, er kann seinen aufsteigenden Ärger nicht länger an sich halten.

»Wenn ihr so weiter quatscht, gibt es hier gleich ein neues Ausstellungsstück. Dann könnt ihr ein Schild daneben stellen: 'Hier fanden wir eine kleine Pipipfütze, von einem Jungen, der es nicht mehr bis zum Klo geschafft hat'.«

DAS VERWUNSCHENE MUSEUM

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