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Über Thomas Mann

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(1875–1955)

Thomas Mann war Sohn eines Senators und Großkaufmanns. 1893 zog die Familie nach München um, wo er zunächst als Volontär bei einer Feuerversicherungsgesellschaft arbeitete und seine erste Novelle „Gefallen“ (1894) veröffentlichte. 1894–1895 studierte er an der Münchener Technischen Hochschule, besuchte auch historische, literaturhistorische und volkswirtschaftliche Vorlesungen, arbeitete an den Zeitschriften „Das zwanzigste Jahrhundert“ und „Simplicissimus“. 1897 begann er an den „Buddenbrooks“ zu arbeiten. Das Erscheinen des Romans 1901 brachte Mann hohes Ansehen und er lebte fortan als freier Schriftsteller. Während des ersten Weltkrieges erlebte Mann eine weltanschauliche Krise. 1919 wurde er Ehrendoktor der Bonner Universität, 1926 wurde ihm der Professor-Titel durch den Lübecker Senat verliehen. Er wurde Mitglied der Preußischen Dichterakademie und erhielt 1929 den Nobelpreis für Literatur. Er unternahm Vortragsreisen nach Amsterdam, Paris, Brüssel, blieb aber aus „tief notwendigem Protest“ gegen den Faschsimus im Ausland. 1934 kam er in die USA und wurde 1935 zusammen mit A. Einstein Dr. h.c. der Harvard University. 1936 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft und Ehrendoktorwürde aberkannt. Mann reihte sich in die antifaschistische Front ein, wurde Staatsbürger der CSR. Er ließ sich in den USA nieder, wurde Gastprofessor an der Universität Princeton, unternahm 1939 eine Europareise. 1944 wurde er amerikanischer Staatsbürger. 1949 unternahm er eine Reise nach Deutschland, wo ihm der Goethe-Preis verliehen wurde. 1952 kehrte er nach Europa zurück, wurde Dr. h. c. der Universität Jena, Ehrenmitglied der Deutschen Akademie der Künste, Ehrenbürger der Stadt Lübeck.

Mann hat die literarische und philosophische Tradition des 18. und vor allem des 19. Jahrhunderts auf eine neue Bewusstseinsebene gehoben. In seinem Frühwerk dominiert die Künstler-Bürger-Problematik (Novellen „Tristan“ (1903), „Tonio Kröger“ (1903), „Der Tod in Venedig“ (1912)). Der Untertitel seines ersten Romans „Buddenbrooks“ ist „Der Verfall einer Familie“ und dem Autor gelang es, den Ruin des Seins und der Weltanschauung des ehemals progressivhumanistischen Bürgertums zu zeigen. 1909 erschien der Roman „Die königliche Hoheit“, wo Mann unter anderem auch das Problem der Künstlerexistenz aufwarf. Das Buch „Betrachtungen eines Unpolitischen“ (1918) steht am Beginn einer Revision seiner gesamten geistig-politischen Haltung, die 1922 in ein Bekenntnis zur Demokratie, zur politischen Parteinahme des Künstlers mündete. Den künstlerischen Niederschlag fand der komplizierte weltanschauliche Klärungsprozess in dem Roman „Der Zauberberg“ (1924). Darin nahm Mann eine Analyse der Zeit vor und zeichnete die faschistische Gefahr vor. Der Roman stellt ein riesiges symbolträchtiges Gewebe von Ideen und Gestalten dar, das M. mit Recht in die Tradition des klassischen deutschen Bildungsromans rückte. Zum ersten Mal nach Goethes Wilhelm-Meister-Romanen wurden im deutschen Roman wieder philosophische, politische und ästhetische Fragen auf hohem Niveau diskutiert. Die erste gleichnishafte künstlerische Auseinandersetzung mit den Faschisierungstendenzen der Zeit und der Geistfeindlichkeit des Faschismus ist die Novelle „Mario und der Zauberer“ (1930), die zugleich eine Voraussage vom gewaltsamen Ende des Faschismus gibt. In der Emigration setzte Mann nach anfänglichem Schweigen mit publizistischen Mitteln den Kampf gegen den Faschismus fort („Achtung, Europa“, 1938; „Vom kommenden Sieg der Demokratie“, 1938). Vor allem aber schuf er mit dichterischen Werken Bekundungen seines bürgerlichen Antifaschismus. Von der Mitte der 20er Jahre bis 1943 arbeitete er mit Unterbrechungen an seiner Roman-Tetralogie „Joseph und seine Brüder“ („Die Geschichten Jaakobs“, 1933; „Der junge Joseph“, 1934; „Joseph in Ägypten“, 1936; „Joseph, der Ernährer" 1943). In diesem großen „Humanitätspoem“ vom „Menschenwesen“ hat der Dichter die karge alttestamentarische Fabel vertieft und entfaltet. Der Roman „Lotte in Weimar“ (1939) ist eine Hinwendung zu Goethe und damit zur deutschen Klassik, zur progressiven Vergangenheit des Bürgertums. Er war durch zahlreiche Aufsätze und Reden vorbereitet („Goethe und Tolstoi“, 1922; „Goethe als Repräsentant des bürgerlichen Zeitalters“, 1932 u. a.). Von 1943 bis 1946 entstand der große Altersroman, das „Schmerzensbuch“ des Dichters „Doktor Faustus. Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem Freunde“ (1947), in dem die Tendenzen einer ganzen Epoche sinnbildlich zusammengefasst werden. 1954 erschien Mannes letztes bedeutendes Werk „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. Der Memoiren erster Teil“, eine Mischung von Schelmen-, Reise-, Abenteuer- und Gesellschaftsroman. Mann setzte sich sein ganzes Leben lang mit dem Problem des bürgerlichen Daseins und seiner Daseinsberechtigung auseinander. Wie die Romane, so bezeugen auch seine kunstvolle Novellistik und Essayistik, wie tief der Schriftsteller den geistigen und gesellschaftlichen Problemen seiner Zeit verbunden war.

Der Tod in Venedig / Смерть в Венеции. Книга для чтения на немецком языке

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