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1. Dämon

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Es begann, als ich mitten in der Nacht in einem entsetzlichen Alptraum erwachte. Ich konnte die Arme nicht bewegen und bekam keine Luft. Etwas lastete auf meiner Brust. In der Dunkelheit nahm ich einen Schatten wahr, schwarz, schwer atmend, hechelnd, schlürfend.

Ich konnte nicht schreien, mich nicht aufrichten, nicht einmal die Hände bewegen. Das ist der Tod, dachte ich. Ein Herzinfarkt, ein Schlaganfall, was auch immer. Und dazu die ungenaue Halluzination eines Wesens, das auf mir saß.

Ein Attentäter, ein Dämon, ein Affe.

Alles Mögliche schoss mir durch den Kopf. Dazu die Todesangst und das Gefühl zu ersticken. Meine Versuche zu schreien. Die völlige Unfähigkeit, mich zu rühren. Nicht den kleinsten Finger.

Nur wenige Zentimeter von mir entfernt musste eigentlich meine Frau, Mara schlafen. Aber ich sah sie nicht. Es war als wäre sie in einem fernen Land. Unendlich weit weg. Der Gedanke, neben ihr zu verrecken, ohne dass sie es ahnte, erfüllte mich mit Trauer.

Das ging eine Minute so. Es ging fünf Minuten so. Vielleicht eine Stunde. Längst hätte ich erstickt sein müssen, doch ich tat es nicht.

Ich sah mein Leben an mir vorbeiziehen. Ein Wasserhose an meinem siebten Geburtstag am Meer. Der Sturz von einem Baum mit Zwölf. Der erste Kuss, beim Klang zusammenstoßender Wagons am Güterbahnhof. Und so weiter. Das Abitur. Nahkampfausbildung. Gehobener Polizeidienst. GSG9. Ausland. Schwierigkeiten. Degradierung. Schreibtischjob. Das war ich. Es ging zu Ende. Darüber musste ich eingeschlafen sein.

Als Mara am Morgen unter der Bettdecke über mich glitt, so wie sie es gern tat, reagierten nur meine Reflexe. Mit einem Verteidigungsgriff stieß ich sie so weit von mir, dass sie gegen den Kleiderschrank prallte. Mit einem Schrei war ich über ihr, bereit, zu töten, bremste im letzten Augenblick ab und landete neben ihr im Spiegel. Die Scherben breiteten sich in unserem Schlafzimmer aus, kleine Splitter eines auseinanderbrechenden Lebens.

Mara, zu Tode erschrocken, schnappte nach Luft und beeilte sich, von mir weg zu kriechen. Ich kam zu mir und versuchte, sie zu beruhigen. Versuchte mich zu beruhigen.

Beim Frühstück erzählte ich ihr von dem Alptraum. Viel wusste ich aber nicht. Unklare Angstzustände. Vielleicht etwas aus der Vergangenheit. Afrika. Asien. Augen in der Dunkelheit.

Sie versuchte, so gut sie konnte Verständnis zu zeigen, bedauerte mich, zeigte Mitleid. Nahm es mit Humor. Ich sah in ihre Augen und wusste, dass sie sich etwas vormachte. Ihr Blick wich aus. Sie hatte Angst vor mir.

Der Morgen verging, ich musste zur Arbeit, überfuhr eine rote Ampel, schob im Büro Akten von hier nach dort, konnte mich nicht konzentrieren. Nur allmählich verflogen der Spuk und die Schuldgefühle. Ich hatte keine Lust, daran zu rühren und fand mich damit ab. Alltägliches nahm meine Aufmerksamkeit gefangen.

An der Oberfläche verschwendete ich keinen Gedanken mehr an die letzte Nacht. Aber tief in meinem Innern rührte sich noch das Grauen. Ein Gefühl völligen Versagens. Eine Bedrohung zu sein.

Der Mahr

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