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3. Die eigentlich erste Station

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Sodann zur Vorfahrt des Standortes für die Unterbringung des mittelfristigen Arrangement. Das industriell hortungsmaschinell wirkende Fassadenansehen versprach Idylle der Rationalität und Schlichtheit und Begrenztheit. In der vorherigen ersten Zwischenstation erschienen ihn die ersten Interaktionen und Tuchfühlungen überhaupt nicht erwartungsgemäß, insbesondere des Rauheitsgrades gedacht. In Gedanken resümierte er über die Resultate der ersten indisponierten Stunden. Ein kleines primäres Spektrum reichte von wild gestikulierenden Südländern der wohlwollenden Sorte bis zur exaltierten Variante eines irrig blickenden Schmalphilosophen, sein Appell, sich des Wortes der Therapie als einen bereits vorweggenommenen abgeschlossenen Begriff zu vergegenwärtigen, verblüffte ihn anfänglich ein wenig, denn dementsprechende Lesart bestünde der Teil „Thera“ dem Wortlaut „Terra“, sprich Erde, gleichbedeutend nebenher und das Anhängsel sei dann als des Status´ des Angekommen-seins zu begreifen, deshalb seien die Menschen schon therapiert, bedingt durch ihren unweigerlichen Wandeln auf Erden ohne Ablebens. Wie dieser Sinn nun zu deuten sei, subjektiv und objektiv erschloss wohl nur die eigenwillige Geisteshaltung, vielleicht ein Wink als kreative Selbsthindeutung sich seiner zu entledigen. Ein kleiner Anstoß, das ganze neuerliche Situationsmodell vielleicht nicht als bloße unbequeme Indisponiertheit zu betrachten, sondern als ein eigenartiges Grundstudium zu absolvieren zu vermögen. Längerfristig gesehen faszinierte ihn der Gedanke, dass könne zunächst als eine wohltuende Reset-Phase umdefiniert gelten, demnach kann auch eine Flut zu Ebbe verrinnen und dabei eine Düne zurücklassen, die begrünt, wo einst dann eine Schlammschlacht wütete, erfruchtet eine neue Basis. Eines brachte diese Umdisponierung gleich mit sich, seichte vergnügungssüchtige Umtriebe der repressiven Nachhallung blieben fortan vorläufig aus, was der geistigen Rezession sofort Abhilfe schaffte.


Nachdem die spärliche Inaugenscheinnahme der Außenwirkung mit ihrer gezeitigten Brachialuniformität eine technische ingeniöse Gewalttätigkeit zur Schluckung der Unabhängigkeit ausstrahlte, absorbierte das höchste Haus nun auch noch seine Wenigkeit.


Jene meinte er in Form einer Verewigung als Wandmalerei auf den Punkt gebracht erblickt zu haben: „Hier im Beton liegst du lebendig begraben!“. Der ausgetragene exzentrische wie introvertierte Ausdruck einer konstruierten Unbarmherzigkeit dieses kennenzulernenden Ortes. Der allgemeine Tenor der Inventar- und Gemäuerverewigungen setzte sich in der Weise aber vielseitiger zusammen. Ein Ausschnitt dessen reichte überraschenderweise von infantil mit Anstrichen von Legasthenie, Pimp, Systemknechtreduktion, Gangsterverehrertum, Migrantenrevanchismus etc. bis zu Poesie, Big-main-messages, Tagebuchstenographie, Fremdsprachenexkurse, Chiffren, Zeitmarkungen, Illustrationen(Kunst-), Superlativächtungen und so weiter. Die ersten Impressionen der Eincheckung im Domizil der Mittelfristigkeit erzeugten ihn gemischte Empfindungen. Schon der Ausstieg aus dem Vehikel im innersten Gebäudeumring durch die Akustik- und Optikkulisse einschüchtern für ihn. Weil die martialischen Fassaden und die rüden Ausrufe eine unschöne Konditionierung beschworen. Ebenso darob stellte sich bereits wenig später Berichtigendes zum ersten Eindruck fest. Der Fassadenplaner musste dereinst selbst diesen Weg antreten, der Indisponiertheit in die Augen sehen, allerdings den suizidalen Ausweg erwählt mit der zugezogenen Schlinge buchstäblich. Entsprechende Legendenbereinigungsvermutung über einen Monitor verhärtete den Wahrheitsgehalt durch Bestätigung dieses Vorkommnisses. Zu der Akustik mit der aggressiven Begrüßung, diese galt vielweniger der Neulinge sondern vielmehr der exekutiven und judikativen Zubringerschaft.


So betrat er, geleitet wie Nutzpaarhufer, die Mittelgangpassage oder den Interstitium des Hauses, das erste Level dieses Gebäudekomplexes, eine Eingangsregistratur gleich noch dort und zügig beinhaltete ein elektronisches Portraitieren. Namentlich befand er sich nun in der Sektion der Transportpufferhalde. Dieser Tatsache gerecht, vermengt mit der Impression eines metallurgisch-bettenden dunkelfliesenden herunterbenutzten Zustandes im Innern der Quartiere, begünstige geradewohl einen schattigen Empfang. Künstliche Erleuchtung der räumlichen innerlichen Dunkelheit warf ihm nur ein erschreckendes Schlaglicht. Doch Mitlingsgenossen begleiteten den ersten Ankommensstopp, es machten sich die ersten merkwürdigen Beobachtungen ihn anheim. Die Art der Kompensation von Einengungswirkungen besah er nun an zwei grundverschiedenen Charakteren. Der eine unruhig und verwirrt ergriffen- wirkend, der andere gesetzt einsichtig, einem guten Verlierer ähnlich. Der erstere lieferte gleich in den ersten Stunden seine Vorstellung vom körperlichen Selbstpensum, gleich warf dieser sich in sportlichem Dress und exerzierte sein Programm herunter. Die Kombination von Innenausstattung und Bewegung erlaubte nur begrenzte Vielfalt, jedoch schien derlei Mühe eine gewisse Erschöpfung bei diesem bemerkbar zu machen. Die Ermüdungserscheinung erklärte dieser zu bedürfen, wie dieser in kommunikationsbehindernder gebrochensprachiger Auskunft äußerte. „isn kaputt im Kopf“, sprach er, „an die Airport haben Polizei sagen Problema“. Sein Angesicht erschien sehr gealtert, obschon dieser erst in den mittleren Dreißigern steckte. Verschlagener Blick und ersatzlose Lücken in der Mundhöhle plus der rauchenden Neigung ließen diesem einer typischen Kleinreißersorte zuordnen. Diesen seine Ausführungen dieser seiner Odyssee begannen bei einem Airport eines bundesrepublikanischen Ballungsraumes. Diesen seinen Erläuterungen folgte er nur schwer, die Story, deren Teile reinsprachlich verständlich zu erfassen waren enthielten ihm reichlich logische Ungereimtheiten, die diesem Erzähler guten Sarkasmus einbrachten und seinen zwei Zuhörern viele ausgelassene Endorphineschübe. Die Geschichte dieses Menschen ließ ihm keine leichte Interpretation, daher bereits die verdichtende Informationszusammenstellung mit Gelächter bespickt. Eine derlei Spottlast vergrub dieser Mensch in der Beteuerung stetig legislativ-konforme gewerbliche Geschäftigkeit zu üben, nur lautere gewerbliche Ambitionen zu tun, wobei die beifällige Erwähnung des Begriffes „Krankenkasse“ diesem überhaupt völlig unbekannt begegnete, selbst diesem transponiert keinerlei Kenntnis bestätigte. Und schon dieses Abklopfen und Erläutern verschlang Zeit und Nerv, sodass die beiden Zuhörer ihm die Erkenntnisse über die weiteren Institutionen hinsichtlich dieses Kontextes ersparten. Allerhand Müheseligkeit entfesselte jene Ergründung der Unkenntnis und anschließender versuchter Abhilfe, weil sehr viele Grundverweise nötig um die Voranführung des Gespräches zu gewährleisten, es erschwerte ihm das völlige Fehlen von Ansätzen bestimmter Systembewusstheit ungemein, eine lähmende Lästigkeit Fragen so derartig ohne Promptheit als in direkterer gewohnter Weise erwidert zu erhalten. Diesem Menschen seiner Gesprächsführung begleitend das anhaltende Laufbedürfnis. Diesem seine bangende Unablässigkeit zum Verunsicherungsabbau „Ich haben nix Problema gemacht!“ „Kommen raus, morgen“, lies ihn noch später schmunzeln. Erstrecht die Tatsache der wohl richtigen Annahme eines längerfristigen Aufenthaltes dieses Menschen in der GmbH-Obhut. „Polizei haben nix haben meine Finger, haben sagen haben deine Namen“ folgte weiter und bekräftigender. Dieser Mensch fand aber auch während des Daseins in dieser Mehrpersonenkapazität noch einen Gesprächspartner in passenden Lingualen diagonal über dem hermetischen Innenareal, nämlich der osteuropäischen romanischen Sprachinsel entsprungen. Er holte sich auf diesem Wege, vormals versucht ausgebreitet durch diesen seinen Apartmentmitlingen zu vermitteln, Informationen die diesen Menschen auf der Zunge brannten. Zugegebenermaßen ein Teil dieser Informationen brauchbar, gewisse technische Abläufe bei der Initiation und Formalitätenwulst. Der andere – unqualifizierte – Teil davon animierte diesen Menschen zur Annahme, dass seine Angelegenheit alsbald bereinigt diesen wieder ungeschröpft losließe. „Nur wenig Tage ich hier!“ äußerte dieser Mensch ganz erleuchtet nach der Unterhaltung diagonal über das innere Gelände, obschon Lingualunverständlichkeiten dabei ausgeschlossen, verbarg sich doch Irrtum in der Annahme, zu simpel und euphemistisch für einen Ort wie diesen. Die Prognose werde visueller Bestätigung noch standhalten müssen. Die Sache blieb ihm wohl noch im Auge. An sich entsprach dieser Mensch eines sympathischeren Schlages, der eben zur Außenwelt das Bild eines ungewollten Komödianten abstrahlte. Seine Mitmach-Offerten zur Nikotinaufnahme nahm er, obschon eines Nichtrauchercredos, ständig an, wohl eine Art der Kompensation der neuen Eindrücke oder der Ritualverknüpfung. So verschweißt mussten sich er und dieser Menschen dem nächsttägigen Eincheckverfahren unterziehen. Der dritte Mitling dieser Zusammenkunft in jener eigentlichen Viermannkapazität genoss einen Durchreisestatus, weshalb eine ausgeweitete Eincheckphase an diesem überflüssig. Somit betraf der sekundäre gründlichere Eincheck ihn und diesen Menschen, oder auch der Nervöse von ihm benamt. Ein Verdachtsmoment erschlich sich seiner Gedanken, der Durchreisende erhält keine umständliche Eincheckung, also ein Indiz für längere Aufenthalte. Wie weit sollte da das sicherheitsringende Gefühl reichen, denn ihn und diesen Nervösen zog es in denselben Ablauf zur mittelfristigen Festmachung an diesem Ort. Nun schon, eine vorausahnende Gewissheit beklomm ihn runzelnd. So startete nach dem ersten Übernächtigen alsbald der erschauderte Einchecktag, die Beteuerungen des Nervösen blieben ein Anhängsel jeder zusammen gestauchten Gelegenheit.

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