Читать книгу #FOR99DAYS - Tommy Warzecha - Страница 47
ОглавлениеKLAPPE ZU - AFFE TOT
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Ich glaube nein Schwein pfeift: Freu mich auf daheim und schalte die Glotze ein – und was läuft? Fußball? Das kann ja nur ein schlechter Scherz sein?! Dabei dachte ich, nach der WM und den Sieg ist der Hype allmählich vorbei. Ein Glück geht’s das Szenario nur noch ein paar Minuten. Soviel weiß ich als Fußballhasser: nach 90 Minuten Qual gibt’s nur noch unnötiges und unbeliebte Verlängerung oder 11 Meter Schießen, wenn keiner gewonnen hat. Ach ja und, dass ‘Ecke’ eine potentielle Torchance ist. Das würde mir alles eingetrichtert und irgendwie hab ich mir den Käse gemerkt; nicht zuletzt weil mein Schatz auch ein Fußball Fan ist und [leider] kaum ein Spiel an mir vorübergeht. Tor und Tschüss und jetzt macht mal Platz und zeigt was anständiges im Fernsehen, wofür ich brav meine GEZ zahle. Juhuu – es ist vorbei und die Bayern haben wohl verloren. Wen juckt’s? Mich nicht; doch im Moment an der Schulter, also will ich mal schnell Abhilfe schaffen. Nein, ich habe keine Flöhe – obwohl ich bei der Geruchsbelästigung innerhalb der Arbeit langsam denke, dass die toten oder eierlegenden Flöhe im Teppich schlüpfen oder verenden. Der Verdacht liegt aber auch sehr nahe, dass einige der Mitarbeiter sich nur einmal wöchentlich [manche wohl auch nur einmal oder keinmal im Monat] waschen. Tre chic ist das, wenn man von außen ‘hui’ und innerlich ‘pfui’ sagen kann. Kein Wunder, dass wenn ich durch die Reihen laufe alle sagen “oh der Tommy ist da” – lieber eine Perfumwolke hinter sich herziehen als abgestandener Schweiß oder giftig säuerlich riechende Körperausdünstungen… Hilfe, das war heute schon sehr grenzwertig und wenn ich nicht bald Seifenstücke verteile oder Duftkerzen anzünde schottet meine Nase komplett ab und ich bekomme Ausschlag. Mein Tag in der Arbeit ist einfach nur vorbei geflogen und ich habe, obwohl ich es mir fest vorgenommen habe heute mal wieder den Telefonhörer zu schwingen, nichts dergleichen getan. Ich kam nicht dazu oder für mich sinnvolleres stand im Weg, als wildfremde Websitebesitzer von Hundeseiten unsere Banner aufzuschwatzen. Das Projekt ist ohnehin zum Scheitern verurteilt und nicht nur meine glasklare Meinung. Aber es interessiert keinen, also wähle ich mir morgen die Finger wund und überzeuge mit Charme, Schirm, Witz und Melone von den vielen Vorteilen [...] mit mir zu telefonieren :-) neben den zur Last gewordenen Sepa Mandaten die ich abtippe und einpflege kommen auch Bestätigungen und Auflistungen dazu, die echt Zeit kosten. Ich steig scheinbar zum Buchhalter auf in der Firma! Also her mit eurer IBAN und BIC – ich verwalte gerne. Mehr und mehr merkt man doch auch hierbei, dass alles sehr unstrukturiert ist und man keinen festen Ablaufplan hat. Kann zum Vorteil, aber auch zum Nachteil werden, denn eine Stellenbeschreibung existiert nicht – oder besser: meine einst selbstgeschriebene und von Chefetage gesichtete wird durch die ganze Sacharbeit die nebenher vollbracht wird nur noch angeschnitten. Tja scheinbar bin ich ein Mädchen für alles geworden. Genau genommen macht es mich dann umso mehr fuchsig, wenn andere im Haus für genau diese Arbeit eingestellt sind und bezahlt werden, aber vor lauter Quatschen und gar nicht Dasein oder Nullbock-Einstellung [die grenzenlos gedeckelt und ausnahmslos toleriert wird] dazu nicht kommen. Schon sehr seltsam, aber das Spielchen wird fair mitgespielt; wie es von einem [nicht] erwartet wird. Daher habe ich mir heute die Freiheit genommen kurz vor Feierabend, meinen Arbeitsplatz – besser geschrieben die kahlen und hässlichen Trennwände zu verschönern mit vielen Pinns und bunten, witzigen und skurrilen Fotos und Sprüchen, die das triste Umherschauen ansehnlicher gestaltet und automatisch zur eigenen Belustigung & guter Laune führt. Schließlich soll ich mich ja wohlfühlen. Keine Sorge: es artet nicht in einem Überraschungsei-Desaster aus, die stehen oberhalb festgeklebt, nach Farbe sortiert an ihrem Platz und Sorgen rundherum für gute Stimmung. Nun aber genug mit der Arbeit beschäftigt, denn ich habe schon kalte Füße, weil ich nur in Unterhose auf dem Sofa liege und eigentlich auf dem Weg in die Dusche war. Außerdem ist jetzt Feierabend.
Also: Klappe zu & Affe tot