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Als Praktikant in der Schweiz

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Nach der bisher vielleicht schönsten Zeit einer Jugend zwischen Tegernsee und „Knusperhäusl“ vermittelte mich der Schweizerische Bauernverband als Praktikant ins Emmental im Kanton Bern. Für mich war damals nach dem Krieg die Schweiz ein Land, in dem in den Bächen Milch und Honig floss. Dennoch hab’ ich mir als erstes das Buch von Jeremias Gotthelf „Ueli der Knecht“ gekauft, (es handelt von einem Emmentaler Knecht vor 100 Jahren), um mich in die Schweizerische Mentalität hineinzulesen – das Buch versprach mir keine Urlaubstage.

Bevor ich mich nun Einzelheiten widme, möchte ich ganz kurz über mein neues Umfeld erzählen und warum das alles etwas ungewöhnlich war. Ein erstes Problem war, das nach dem Krieg in einem extrem konservativen Bauerndorf Deutsche nicht gerade sehr beliebt waren. Chaiba Säuschwabe nannte man sie allenthalben, wenn sie nördlich vom Bodensee herkamen.

Das zweite war für mich - heute völlig unverständlich - dass ich kurz nach dem Krieg kaum entsprechende Klamotten hatte, weder für die Stallarbeit, noch zu den Mahlzeiten, geschweige denn, um mal abends durchs Dorf zu spazieren. Ich hatte eine Lederhose für die Stallarbeit und eine Lederhose für unter die Leute zu gehen – sonst nix.

Nun hat es das Schicksal insofern gut mit mir gemeint, als dem Nachbarhof - zusammen mit mir - auch ein bayrischer Praktikant zugewiesen wurde, der Gustl aus Murnau in Oberbayern, der hatte zudem ein 350er DKW-Motorrad – aber auch keine anderen Klamotten, weil man damals bei uns daheim halt nur in Lederhosen unterwegs war.

Das Dorf selbst war ein ansonsten unscheinbarer kleiner Ort. Aber wir Beiden waren – als wir das erste Mal in unserem bayrischen G’wand“ durchs Dorf gelaufen sind - etwas ausgesprochen exotisches. Sofort waren wir bei der Bevölkerung charakterisiert, wir waren damals keine „Chaiba Säuschwabe“ – sondern die „Zwei Tiroler“.

Weil wir Beide – wie sich später herausgestellt hat, offenbar fleißige Burschen waren, hatten wir im Ort bald eine gewisse Wertschätzung, was uns natürlich auch Vorteile bei den jungen Mädchen verschaffte. Aber geholt hat man uns letztlich um zu arbeiten und nicht als Konkurrenz für die heimischen Burschen.

Tatsächlich hat heutzutage niemand mehr eine Ahnung, wie damals auf einem kleinen Bauernhof in der Schweiz gearbeitet worden ist. All morgendlich sagte mein Patron zu mir – „also uf good’s – hüt mit gsänktem Rucka“ (also auf geht’s, heute mit gekrümmtem Rücken“). Ganz anders heute wo auch Landwirtschaft in hohem Masse maschinell gearbeitet wird. Aber lassen sie mich erzählen…

Täglich morgens um ½ 5 Uhr sind der Bauer und ich auf’s Feld, Gras mähen. Das haben wir dann heimgefahren zum Füttern. Ich hatte danach zehn Kühe mit der Hand zu melken und alle Stallarbeiten zu verrichten.

Erst um 8 Uhr gab’s ein wunderbares Frühstück – Rösti und Kaffee. Dann ging’s zur Feldarbeit. Und während der Ernte (Heu-, Getreide-, Grummet-, Kartoffel-, Rüben-Ernte) wurde fast täglich bis 10 Uhr nachts, oft noch länger gearbeitet.

Der freie Sonntag bestand aus der Zwischenzeit der morgendlichen und der abendlichen Stallarbeit. So ist mir das in Erinnerung. Und doch, es muss ruhigere Momente gegeben haben, denn es gab eine ganze Reihe von prickelnden Episoden, die mir im Gedächtnis an die geringe und deshalb umso intensiver genutzte Freizeit geblieben sind.

Ein Bayerischer Hallodri und seine Affären Bd. 3

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