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Teil 1:

Intelligenz und Dummheit

Gemeinhin wird zwischen Leben und intelligentem Leben unterschieden. ALLE Menschen sind intelligente Wesen! Aber was wir unter Intelligenz genau verstehen und wie wir sie ausleben, sind die entscheidenden Fragen, um die großen Themen wie Gerechtigkeit, Gleichberechtigung, Umweltschutz und persönliches Glück auf diesem wunderbaren Planeten zu meistern.

Alle Menschen sind intelligente Wesen. Es gibt also keine dummen Menschen, sondern nur Menschen, die sich manchmal oder oftmals dumm verhalten und solche, die damit auf Teufel komm raus immer weitermachen wollen.

Die Tochter: „Du Papa, meine Intelligenz habe ich von dir."

Darauf der Papa:„Das freut mich ja sehr, dass du das sagst, aber wie kommst du denn darauf?"

„Na, die Mama sagt, sie hat ihre noch!"

Die akademische Intelligenzforschung hat sich in den letzten Jahrzehnten unglücklicherweise überwiegend damit beschäftigt, wovon unterschiedliche Intelligenzpotenziale abgeleitet werden könnten und wie man die Unterschiede mit einer einzigen Kennzahl messen kann.

Sich darauf zu fokussieren, inwieweit unser genetisches Erbe oder unsere Umwelt dafür verantwortlich ist, dass wir bei fragwürdigen Intelligenz-Tests gut oder schlecht abschneiden, ist kein besonders intelligenter Umgang mit diesem extrem wichtigen Thema. Nichtsdestotrotz wird seit über 100 Jahren von akademischer Seite dafür gesorgt, Intelligenz auf die kognitiv-mathematischen Anwendungsinteressen einer zumeist pigmentschwachen und männlichen Wirtschaftselite zu beschränken.

Seit einigen Jahren gibt es neue Strömungen, die sich die Erforschung der emotionalen, sozialen oder ganzheitlichen Intelligenz auf die Fahne geschrieben haben. Diese Projekte machen Mut und gehen sicherlich in die richtige Richtung, wenngleich sie hinsichtlich ihrer weitgehend subjektiven Empirie und schwierigen Beweisbarkeit einen schweren Stand in dem immer noch überraschend engstirnigen und von persönlichen Eitelkeiten getriebenen Wissenschaftsbetrieb haben. Globale Digitaltrends könnten hier Abhilfe schaffen, wenn die schiere Menge der weltweiten Forschungsimpulse in den Griff zu kriegen wäre.

„Wie stellen Sie eigentlich fest, ob jemand intelligent ist?"

"Ganz einfach. Wir führen die Testperson in ein Zimmer, in dem sich eine Badewanne voll Wasser, ein Eimer, eine Kaffeetasse und ein Teelöffel befinden. Dann soll sie entscheiden, wie sie die Wanne am besten leert."

„Ah, verstehe. Und die Klugen nehmen natürlich den Eimer."

"Nein - die wirklich Intelligenten ziehen den Stöpsel."

Gleichzeitig steigt seit einigen Jahren die Globale Dummheit durch die manipulative Qualität der digitalen Kommunikations-Strukturen (Buchtipp: Jaron Lanier: ZEHN GRÜNDE, WARUM DU DEINE SOCIALMEDIA-ACCOUNTS SOFORT LÖSCHEN MUSST!) schnell und heftig an. Das Digitalverhalten vieler User ist ein gutes Beispiel dafür, wie schwer es ist, selbst erkannte Beteiligungen an konkreten Aspekten der Schwarmdummheit (wie Datennaivität, Fakebewertungen, Hate-Kommunikation u.a.) zu verändern. Grundsätzlich gilt nach wie vor: bei eigener Betroffenheit sinkt unsere Intelligenz leider tendenziell gegen null.

Wer über Intelligenz nicht nur global lamentieren, sondern sie ganz praktisch leben will, sollte sich als erstes mit seiner eigenen Dummheit beschäftigen. Hier liegt das Entwicklungspotential, von dem wir gerade aufgrund unserer eigenen Betroffenheit sofort persönlich profitieren können. Und hier liegt auch unsere persönliche Verantwortung.

Lebendige Intelligenz

Intelligenz (von lateinisch intellegere: erkennen, einsehen, verstehen; wörtlich „wählen zwischen …“) bezeichnet die Fähigkeit, Problem erzeugende Denk-, Berwertungs- und Verhaltensmuster zu erkennen und zu verändern. Gelebte Intelligenz entsteht demnach nur, wenn beide Komponenten zum Tragen kommen. Wer viel versteht und wenig verändert, steht möglicherweise nicht besser da als jemand, der relativ wenig versteht, aber davon sehr viel verändert.

Dummheit beschreibt den aktuellen Mangel an Intelligenz. Auch hier gibt es dementsprechend zwei Ebenen: Mangel an Verstehen durch Unwissenheit, Falschinformationen oder Fehlinterpretationen auf der einen und Mangel an Gestaltungs- und Veränderungs-Konsequenz auf der anderen Seite.

„Seine eigene Dummheit zu erkennen mag schmerzlich sein. Keinesfalls aber eine Dummheit.“

Oliver Hassenkamp

Dummheit oder Intelligenz zeigen sich beim einzelnen Individuum, können jedoch auch in der Familie, im Team oder in der Organisation, also im Schwarm herrschen.

Die Annahme, dass der Schwarm in erster Linie Intelligenz erzeugt, trifft sicherlich bei einfacheren Lebensformen wie Insekten, Fischen, Vögeln und Säugetieren zu. Die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen im Schwarm intelligentes Verhalten erzeugen, ist jedoch erschreckend gering.

Gunter Dueck vertritt in seinem sehr wertvollen, aber auch frustrationsverstärkenden Buch SCHWARMDUMM – SO BLÖD SIND WIR NUR GEMEINSAM! die These, dass nur ein kleiner Bruchteil der Schwarmaktivitäten tatsächlich intelligente Ergebnisse erzeugt. Wer selbst Erfahrungen in der Organisations- oder Personalentwicklung von Unternehmen gemacht hat, kann dies wahrscheinlich bestätigen.

Der Ausweg aus der Schwarmdummheit ist oftmals von den Beteiligten selbst nicht zu erkennen, denn bei eigener Betroffenheit sinkt der IQ auch im Team gegen null. Und die daraufhin häufig „von oben“ verordneten Maßnahmen führen in der Regel nur zu mehr Schwarmdummheit und verbrennen noch mehr Zeit, Motivation, Energie und Geld.

Chef zu den Mitarbeitern: „Ich habe beschlossen, Ihnen allen mehr Verantwortung zu übertragen. Von heute an sind Sie für alles verantwortlich, was schiefläuft."

Der Erfolgsfaktor für Schwarmintelligenz

Das Beispiel WIKIPEDIA führt uns zur wichtigsten Vorraussetzung für die Entstehung von Schwarmintelligenz. Diese dynamische Online-Abbildung des menschlichen Wissens konnte nur deshalb in kürzester Zeit mit so wenig Ressourcen realisiert werden, weil die Aktivisten von Anfang an hochmotiviert waren, eine für alle verfügbare, werbefreie und mitgestaltbare Enzyklopädie aufzubauen.

Dieser Erfolgsfaktor lässt sich auch auf Organisationen, Teams oder Familien übertragen. Nur wenn ALLE Anfangs-Beteiligten WIRKLICH Lust haben, ein neues Projekt oder eine konkrete Veränderung zu realisieren, entstehen schnell qualitativ hochwertige Zwischenergebnisse, die wiederum andere mitreißen.

„Es gehört oft mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern, als ihr treu zu bleiben.“

Friedrich Hebbel

Wenn erfolgreiche Schwarmintelligenz von der Anfangs-Motivation abhängt, was bedeutet das für uns im Umgang mit unserer persönlichen Dummheit?

Wir brauchen VORFREUDE, um unsere eigenen Dummheiten stoppen zu können! Jippie - ein neuer Tag, eine neue Chance, um eine weitere Facette meiner persönlichen Dummheit zu erkennen und zu verändern! Und jedes Mal, wenn wir ein Muster erfolgreich erkannt haben, sollten wir innerlich (und vielleicht auch äußerlich) dankbar jubeln, weil wir mit der Beseitigung einen konkreten Beweis für unser Dasein als intelligentes und für den Planeten wertvolles Wesen liefern werden.

Doch wer tut das schon? Haben wir nicht alle ausgiebig gelernt, dass Fehler und Unzulänglichkeiten Grund zur Scham und für Selbstvorwürfe sind? Dass Vertuschung und Schuldzuweisung auf andere viel effektivere Strategien sind, um sich im EGO-Schwarm erfolgreich zu positionieren? Dass Irren menschlich sei, aber persönliche Eitelkeit und die Ablehnung von Verantwortung eben auch? Dass die Natur des Menschen einfach unergründlich ist und wir uns demütig damit abfinden sollten, um nicht aus dem Schwarm rauszufliegen?

„Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber so viel kann ich sagen: es muss anders werden, wenn es gut werden soll.“

Georg Christoph Lichtenberg

Was wir über die Natur des Menschen und damit auch über uns persönlich glauben, ist die Quelle jeglicher Dummheit. Unser Menschenbild bestimmt, wie wir mit uns selbst und mit unseren Mitmenschen umgehen. Souveränität und bewusste Kontrolle, bloß keine Fehler machen und niemals dumm dastehen, damit wir jederzeit für unsere Traumchance bereit sind, die uns bestimmt irgendjemand irgendwann anbieten wird! BULLSHIT! Lasst uns endlich aus dieser Illusion aufwachen und unsere Lebenszeit selbst in die Hand nehmen.

Hin und wieder erahnen wir unsere eigenen Dummheiten durch Beobachtungen an unseren Mitmenschen. Meist verlieren wir dann aber schnell unsere Ambitionen, sie WIRKLICH ändern zu wollen, weil uns diese kleinen, aber verdammt anstrengenden Heldentaten neben den gewaltigen Schwarmdummheiten auf unserem Planeten wie kleinste Tröpfchen auf dem heißen Fels anmuten. Diese Haltung ist verständlich, aber leider nicht intelligent, sondern nur ein weiteres Phänomen unserer ungewollten Beteiligung an der globalen Schwarmdummheit. Denn selbst der größte Ozean besteht auch nur aus kleinen Tropfen.

Zwei Experten sind mit dem Fahrrad unterwegs. Einer steigt ab und fängt an, die Luft aus seinen Reifen zu lassen.

„Was machst du?", fragt der andere. „Mein Sattel ist zu hoch!"

Daraufhin steigt der andere ebenfalls ab und tauscht den Sattel mit dem Lenker aus. „Und was machst du denn jetzt?"

„Du bist mir zu blöd, ich fahre allein zurück!"

Jede Schwarmdummheit wird von vielen Menschen auf dem ganzen Planeten in ihrem täglichen Leben mit Energie versorgt. Hinter den Fassaden von uralten und ganz neuen Gedanken, Institutionen und Organisationen glauben viele Beteiligte, nur Anweisungen und Befehle zu befolgen, ihren Job zu machen, um ihre Familien zu ernähren und ihren Kindern ein gutes Leben zu ermöglichen. Jede noch so gut argumentierte Anmerkung wird in der Regel als Vorwurf und nicht als Geschenk empfunden und verhärtet die Fronten weiter.

Meistens reagieren wir auf Dummheit mit Dummheit, die weitere Dummheit nach sich zieht.

Dieses Reaktionsmuster auch bei uns selbst zunächst einmal zu akzeptieren, verringert unsere Anfangsempörung und wir können dadurch auch unsere eigenen Lernfelder besser verstehen.

Im Gegensatz zum Konfliktfall wäre die eigene Dummheit im entspannten Modus relativ einfach zu erkennen, weil wir ja als intelligente Wesen aus den eigenen Fehlern lernen wollen, um diese nicht permanent wiederholen zu müssen.

Eigene Denk-, Bewertungs- und Verhaltensmuster aus eigenem Antrieb zu verändern, ist jedoch nur möglich, wenn wir schon VORHER – also vorausschauend - bereit sind, das Hamsterrad unserer Gewohnheiten verlassen zu WOLLEN. Sonst laufen wir Gefahr, alle Argumente und Anzeichen des Missstandes zu verdrängen und unser Verharren kreativ zu rechtfertigen.

Wir sind zwar intelligente Wesen, aber wir entwickeln uns nur weiter, wenn wir uns nicht von unserer eigenen Dummheit aufhalten lassen, weil wir ihr einen Schritt voraus sind. Um unsere tatsächlichen Möglichkeiten im Umgang mit uns selbst und unserer Dummheit zu erkennen und zu verwirklichen, benötigen wir zunächst ein intelligentes Menschenbild.

Eigene Dummheit stoppen

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