Читать книгу Auf den Spuren der Habsburger - Torsten Stau - Страница 6
Samstag, 22. Juni: Tirol, Teil 1
ОглавлениеIn Kirchberg machten wir die Bekanntschaft unserer Reiseführerin Agneta, die uns während der gesamten Reise begleiten wird. Es handelt sich um eine mürrisch wirkende etwas ältere Dame, die aber das stramme Reiseprogramm energisch und souverän durchgezogen hat. Anders wäre das auch nicht machbar gewesen.
Auf den ersten Programmpunkt wären sicherlich die meisten von uns nicht von selbst gekommen: es ging nach Kramsach zum dortigen Museumsfriedhof. Es ist kein wirklicher Friedhof, denn dort liegt niemand begraben, sondern es handelt sich um eine der Öffentlichkeit zugänglich gemachte Privatsammlung historischer Grabkreuze. Einige davon weisen kernige sogenannte Marterlsprüche auf, weswegen die Anlage auch als „lustiger Friedhof“ und unter ähnlichen Bezeichnungen bekannt ist.
Anschließend ging es in den nur wenige Kilometer entfernten Ort Wattens, wo ein Unternehmen seinen Sitz hat, das zumindest dem weiblichen Teil ein Begriff sein wird: Swarowski, die berühmteste Kristallmanufaktur der Welt. Anlässlich des 100jährigen Bestehens hat der Multimediakünstler André Heller dort 14 unterirdische Wunderkammern geschaffen, in denen man aus dem Staunen nicht mehr herauskommen soll. Gern hätte ich davon mehr gezeigt, doch war meine Kamera den Anforderungen einfach nicht gewachsen. Auf www.swarowski.com/kristallwelten kann aber sogar einen Rundgang mit Videos finden. Diese Swarowski-Kristallwelten haben sich mittlerweile zu einer der größten Touristenattraktionen Österreichs entwickelt, wovon bereits der riesige Besucherparkplatz kündet. Für mich war es weniger interessant, weil ich keinen rechten Draht zur modernen Kunst habe und ich André Heller noch nie leiden konnte. Am Ausgang wartete kein einfacher Souvenirshop, sondern ein glitzerndes Einkaufszentrum, in dem ich jedoch kein Geld gelassen habe…
Dann ging es weiter den Inn entlang zur Tiroler Hauptstadt Innsbruck, die nett unterhalb des Karwendelgebirges liegt und bei deutschen Studenten sehr beliebt ist, weil man dort nicht allzu fern der Heimat ohne numerus clausus sogar Medizin studieren kann. Dort erwartete uns schon unsere Stadtführerin Andrea, die ziemlich italienisch aussah, aber einen richtig geilen österreichischen Akzent draufhatte. In der überschaubaren Altstadt bekamen wir die Hofburg (die einzige außerhalb Wiens), einige Kirchen und andere Gebäude gezeigt und zum Schluss natürlich das weltbekannte Goldene Dachl. Wie an den meisten anderen Orten, die wir noch besuchen werden, blieb danach leider nur wenig Zeit für eigene Erkundungen. Ich bin lediglich noch zur Innbrücke spaziert, der die Stadt ja ihren Namen verdankt.
Später ging es noch weiter nach Südwesten ins Ötztal, wo man anlässlich der 1991 (allerdings noch 90 km weiter ins Tal hinein und hinauf) aufgefundenen Gletschermumie das Ötzi-Dorf errichtet hat, einen archäologischen Freizeitpark, in dem man erfahren kann, wie man nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Jungsteinzeit gelebt hat (siehe auch www.oetzi-dorf.at). Auch damals vorkommende Nutztiere einschließlich rückgezüchteter Auerochsen kann man dort sehen. Interessanter fand ich die dazu gehörende Ausstellung, in der neuerdings auch der Fundort 1:1 nachgebildet ist. Ötzi selbst und die bei ihm gefundenen Gegenstände liegen ja in einem Museum in Bozen, das einige Mitreisende schon besucht hatten. Es ist unglaublich, was man inzwischen alles über ihn herausgefunden hat, fast jeden Monat kommen neue Erkenntnisse hinzu. Man konnte sogar an seinem Zahnschmelz und Wasserresten eindeutig ermitteln, in welchem südtiroler Tal er gelebt hatte! Erstaunlich ist auch, wie es der mit etwa 45 Jahren für die damalige Zeit uralte Mann mit den vielen heute noch feststellbaren Krankheiten und Verletzungen überhaupt bis hinauf auf den Gletscherpass schaffen konnte, wo er schließlich ermordet wurde.
Die Rückfahrt zum Hotel entlang aller heute besuchten Orte war dann etwas länger. Bedingt durch das recht warme Wetter und den Erschöpfungszustand einiger Mitreisender konnten die Busfahrer größere Mengen an Bier und Mineralwasser absetzen.