Читать книгу Nebula Convicto. Grayson Steel und die Magische Hanse von Hamburg - Torsten Weitze - Страница 7

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Eisenschuppe

Irgendwo über den Alpen, Samstag, 10. September, 16.37 Uhr

Ihr Flug dauerte schon über eine Stunde, und Grayson war sich nicht sicher, in welchem Tempo sie geflogen waren, denn anscheinend liebten Drachen das Bad in den Wolken, und so waren sie konstant von dem weißen Dunst umgeben gewesen, der zu einer gehörigen Feuchtigkeit im Inneren des Flugzeugs geführt hatte. Die Temperatur wäre sicherlich unter null gefallen, aber Morgan hatte ein kleines Feuer beschworen, das mitten im Raum in der Luft tanzte und die drei bibbernden Menschen so gut es ging wärmte. Instinktiv streckte der Quaestor immer wieder seine Hände aus, um die tauben Finger zu wärmen, aber die magische Flamme tauchte stets von ihm weg, um nicht in sein Lacunusfeld zu geraten. Morgan warf ihm dann stets einen bösen Blick zu, und schuldbewusst zog Grayson seine Finger zurück an seinen eiskalten Körper.

Das Atmen unter der Sauerstoffmaske fiel ihm schwer. Egal, wie tief er Luft holte, irgendwie schien es nie genug zu sein. Richard bedeutete ihm immer wieder, seine Atmung flach zu halten, und mehr als einmal bewunderte der Ermittler die stoische Ruhe des Mannes. Selbst wenn die Technik im Inneren des Flugzeugs nach und nach den Geist aufgab und funkensprühend ihr Leben aushauchte, weil Nässe und Kälte ihren empfindlichen Schaltkreisen den Todesstoß versetzten, zuckte der Custos mit keiner Wimper, sondern betrachtete die Umrisse des Drachen, der neben ihnen durch die Wolken flog. Grayson ertappte sich dabei, wie er sich vorstellte, der Krieger neben ihm analysiere die Stärken und Schwächen der beiden riesigen Wesen dort draußen, um sie im Notfall angreifen zu können. Wahrscheinlich war dieser Gedanke gar nicht so abwegig. Richard lebte, um die Quadriga zu beschützen, und sogar seine Langlebigkeit verdankte er seinem ausgeprägten Instinkt, andere vor Schaden zu bewahren. Vor Jahrhunderten hatte der grauhaarige Mann nichtsahnend einen Schwur geleistet, die Unschuldigen vor den schädlichen Auswirkungen der Magie zu bewahren. Seine unentdeckte Gabe als Katalyst hatte sich in diesem Schwur Bahn gebrochen und ihn im wahrsten Sinne des Wortes bis in alle Ewigkeit an die Einhaltung dieses Versprechens gebunden. Also alterte der Kreuzritter nicht und diente nun ihrer Quadriga als Custos, als Schild und Beschützer gegen die Unbilden der Nebula Convicto.

Morgan hingegen blickte finster auf seinen Laptop herab, der auch bereits erste Funken von sich gab, und warf das nutzlose Gerät dann auf den Sitz, der sich hinter ihm befand. Der Magus wirkte überhaupt nicht ruhig und teilte offenkundig Graysons Abneigung gegen Situationen, die einem keinerlei Kontrolle überließen. Schwer unter der Atemmaske schnaufend überlegte Grayson, was für ein Wesen mal eben zwei Drachen losschickte, um einen Jet aus der Luft zu greifen und fortzuschleppen, als sich endlich eine Veränderung ihrer Lage andeutete. Schlagartig kehrte die Sonne in die Kabine zurück, als sie aus dem nebligen Schattenreich der Wolken abtauchten und endlich wieder der Himmel außerhalb des Flugzeugs zu sehen war. Ein mulmiges Gefühl machte sich in Grayson breit, aber diesmal nicht wegen der Sorgen, die er sich machte, sondern weil er spürte, wie sie rasant an Höhe verloren und sein Körper darauf reagierte. Metall kreischte, als der Jet sich dagegen wehrte, auf eine Art und Weise herumgesteuert zu werden, die sich wohl kein Ingenieur jemals ausgemalt hatte. Die Krallen des Drachen gruben sich fester in die Außenhaut des Rumpfes und vergrößerten so die Löcher, durch die nun noch mehr eiskalte Luft in den Innenraum eindrang. Der Wind pfiff ihnen um die Ohren, und Grayson konnte nicht anders als aus dem Fenster zu starren und an dem neben ihnen fliegenden Drachen vorbei den Ausblick zu fixieren, der sich vor ihnen auftat. Die nebel- und schneeverhangenen Gipfel der Alpen waren deutlich zu erkennen und zwar näher, als es dem Sicherheitsempfinden Graysons guttat. Ihr Sturzflug setzte sich unvermindert fort, und keine Minute später konnte der Ermittler die ersten Details auf den Berggipfeln erkennen, die in wenigen hundert Metern Entfernung an seinen Augen vorbeizogen. Er warf Morgan einen besorgten Blick zu. Hatte der Magus sich getäuscht? Wollten die beiden Drachen sie vielleicht einfach nur irgendwo in den Bergen der Alpen abstürzen lassen, um den Rest der unliebsamen Quadriga zu beseitigen, die im letzten Jahr die falschen Fragen gestellt hatte? Morgan hatte jedoch diesen selbstzufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht, den er immer zur Schau stellte, wenn sich eine seiner Theorien bewahrheitet hatte.

So sehr Grayson die Rechthaberei des Adligen auch auf die Nerven gehen konnte, glaubte er kaum, dass sein blonder Freund sich im Angesicht des bevorstehenden Todes noch selbst auf die Schulter klopfen würde. Dann legte sich der Jet in eine dermaßen steile Rechtskurve, dass das Quietschen der protestierenden Tragflächen unerträglich wurde. Mit einem markerschütternden Ruck rissen die Schwerkräfte schließlich den linken Flügel vom Rumpf des Flugzeugs, der einem ausgerissenen Blütenblatt gleich in die Tiefe davontrudelte. Grayson konnte sich unter seiner Maske einen Aufschrei nicht verkneifen, als auch schon der nächste Schrecken in seine Glieder fuhr. Rechter Hand konnte er sehen, wie sie geradewegs auf den Gipfel eines schneebedeckten Berges zuhielten, der rasend schnell das gesamte Blickfeld außerhalb der Fenster ausfüllte.

Wir werden aufschlagen!, fuhr es Grayson noch durch den Kopf, als es auch schon geschehen war. Mit einem tosenden Brüllen kippte der Drache über ihnen nach hinten weg und riss dabei das Dach der Flugzeugkabine komplett fort, während ein leichtes Rumpeln durch den Rumpf des sterbenden Flugzeugs ging. Blinzelnd realisierte Grayson, dass sie sich nicht mehr bewegten, sondern auf dem flachen Gipfel eines hohen Berges in einer Schneewehe steckten, in der sie der Drache anscheinend in einem Manöver meisterlicher Flugkunst abgesetzt hatte.

Durch die fehlende Decke des Kabinenraums fielen vereinzelte Schneeflocken auf Grayson herab. Benommen machte er sich los und stand auf. Irgendwann hatte er die Atemmaske verloren, wahrscheinlich als der Drache mit einem Gutteil des Flugzeugdachs in den Krallen davongeeilt war. Graysons Teammitglieder folgten seinem Beispiel, und plötzlich hatte der Quaestor es furchtbar eilig, aus dieser Ruine herauszukommen, die vor zwei Stunden noch ein prachtvoller Privatjet gewesen war. Er trat gegen die Ausstiegsluke, die sich ohne großen Widerstand löste, quietschend aus dem Rahmen glitt und in den Schnee fiel.

»Aber Quaestor«, sagte Richard hinter ihm trocken. »Machen Sie doch nicht das schöne Flugzeug kaputt.«

Grayson warf ihm einen ungläubigen Blick zu, den der Ritter mit einem belustigten Funkeln in den Augen erwiderte. Dann lachten die beiden los, erleichtert, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Morgan hingegen blickte die zwei finster an. »Ihr beiden habt leicht lachen«, beschwerte er sich bei Richard. »Ihr müsst ja in der Spesenabrechnung auch nicht erklären, wie unsere Quadriga ein komplettes Flugzeug in einen Klumpen Metall verwandelt hat, der quer über den Alpen verteilt wurde.«

Grayson konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen, und das sauertöpfische Gesicht Morgans mit dem Ausdruck ehrlicher Entrüstung machte alles nur noch schlimmer. Der Ermittler wandte sich ab und tat ein paar Schritte in den Schnee hinauf, um sich umzusehen und seiner hysterischen Heiterkeit Herr zu werden.

Der Gipfel, auf dem sie sich befanden, war mehrere hundert Meter groß, mit einigen abgebrochen wirkenden Zacken, die hier und da zwanzig bis dreißig Meter hoch in den Himmel ragten. An der windzugewandten Seite dieser groben Felsnadeln türmten sich Schneewehen wie diejenige, in der sie abgesetzt worden waren. Ringsum erhoben sich majestätische Berge, einige von ihnen kleiner als der ihre, andere mit einem höheren Gipfel. Sonnenspeere durchbrachen in wabernden Mustern die unruhige Wolkendecke, und wäre Grayson nicht arschkalt gewesen, hätte er das Pano­rama durchaus genießen können. Er drehte sich zu dem Magus um und fragte mit neu gewonnenem Ernst: »Also Morgan, wer oder was ist ein Erzdrache, und warum hat er uns auf der Spitze eines Berges entsorgt wie zweitklassigen Sondermüll?«

Der Magus und Richard zuckten nervös zusammen, und beide traten auf den erstaunten Quaestor zu. Der Custos legte ihm beschwörend einen Arm auf die Schulter, und Morgan richtete in einem intensiven Tonfall das Wort an den Ermittler. »Reden Sie nie respektlos oder flapsig über einen Erzdrachen, Sportsfreund. Niemals. Nirgendwo.« Er starrte Grayson an und fixierte ihn mit seinen grünen Augen, während er so lange demonstrativ mit dem Kopf nickte, bis der Quaestor es ihm nachtat. »In Ordnung«, brummte der verstimmt und bemühte sich um eine förmliche Fragestellung. »Was genau ist ein Erzdrache und warum habe ich nichts von ihnen in der Enzyklopedia Nebulae gelesen?«, versuchte er es noch einmal.

»Erzdrachen sind keine magischen Wesen im eigentlichen Sinne«, begann der Magus seine Erklärung. »Sie sind eher so etwas wie Naturgewalten. Es gab sie schon vor den ersten Menschen, und sie sind unglaublich mächtig. Der Verhangene Rat hat keinerlei Befugnisse ihnen gegenüber, und die Erzdrachen haben im Gegenzug kein Interesse an der menschlichen Zivilisation. Ihre einzige Sorge gilt dem Schutz der Magie und dem Erhalt eines gewissen Gleichgewichts elementarer Kräfte in dieser Welt.«

»Warum hat dann keiner von ihnen eingegriffen, als es letztes Jahr beinahe zu einer Aufdeckung der Nebula Convicto gekommen wäre?«, fragte Grayson neugierig.

»Weil sie das nicht interessiert. Erzdrachen verfolgen Machtgefüge in einem größeren Spektrum als wer gerade die Menschheit regiert und ob Magische und Nichtmagische miteinander auskommen oder Krieg führen«, sagte Morgan fest.

Jetzt wurde Grayson wieder unruhig. Das klang sehr stark nach einem deutlichen Tunnelblick, den diese Erzdrachen an den Tag legten, und er hatte die Erfahrung gemacht, dass Personen mit Macht, die nur ganz spezielle Ziele verfolgten, oft rücksichtslos gegenüber allen anderen Aspekten ihrer Umwelt waren, um zu bekommen, was sie wollten. Sein Blick irrlichterte zu dem Flugzeugwrack herüber, und als er Morgan und Richard wieder ansah, nickten diese stumm, als sie erkannt hatten, dass er genau die richtigen Schlüsse zog.

»Es gibt vier Erzdrachen. Jeder von ihnen ist für eine andere Region der Welt zuständig. Der europäische Erzdrache heißt Eisenschuppe. Er ist eigentlich recht umgänglich, solange man tut, was er will, wann er es will«, sagte Morgan schließlich. »Zumindest habe ich das gehört«, fügte er zögerlich hinzu. »Ich habe ihn noch nie getroffen.« Der Magus blickte fragend zu Richard hinüber, aber der schüttelte nur den Kopf.

»Also wird das für uns alle eine Premiere«, sagte der Quaestor trocken. »Das ist doch mal was Neues.« Morgan und Richard blickten ihn angespannt an, und der Ermittler nahm sich vor, den kaltschnäuzigen und manchmal pampigen Grayson für eine Weile wegzusperren und sich auf den Grayson zu konzentrieren, der früher bei seiner Arbeit für Scotland Yard immer vor Gericht ausgesagt hatte: kühl, professionell und so höflich wie nötig.

»Also gut«, sagte er. »Wo geht es denn lang? Meine Finger werden langsam taub.«

Morgan zeichnete eine Rune in die Luft und verzog sofort schmerzverzerrt den Kopf, während ihm das Blut aus der Nase schoss.

»Zauberei ist hier wohl nicht erlaubt«, sagte Richard. Der Custos reichte Morgan ein Taschentuch, das dieser dankend annahm.

»Ein mächtiger Bann«, ächzte Morgan. »So etwas habe ich noch nie erlebt. Wer hier höhere Magie anwendet, dem explodiert der Schädel. Mindestens.«

Grayson blickte sich noch einmal suchend um und entdeckte ein fahles, blasses Licht an einer der Felsnadeln im Zentrum des Gipfels, das hin und her winkte. »Anscheinend will uns da jemand den Weg weisen«, sagte er und deutete in die Richtung des Signals. Sie setzten sich stumm in Bewegung, und schnell erkannte Grayson, dass dort eine Person stand, die anscheinend eine riesige altertümliche Laterne hin- und herschwang. Während sie näherkamen, wurde dem Ermittler klar, dass ihr Empfangskomitee größer als ein Mensch sein musste. Die Proportionen der Gestalt wirkten zu massig im Vergleich zu dem aufragenden Felsen hinter ihr.

Als sie noch zwanzig Meter entfernt waren, konnte Grayson erste Details ausmachen. Der Umriss des Fremden war menschenähnlich, aber damit hörten die Gemeinsamkeiten auch weitestgehend auf. Alles an dem Körper vor ihnen wirkte grob und unfertig, wie eine Statue, der ihr Erschaffer nie den letzten Schliff gegeben hatte. Ein etwas zu großer Kopf ohne Ohren, klobige Schultern mit dicken Armen, ein fassförmiger Rumpf und Beine, die an nahezu gerade Baumstämme erinnerten, ließen das Wesen beinahe surreal erscheinen, wie es dort eine große Laterne umherschwang. Auch wenn die zwei knopfförmigen schwarzen Augen in ihre Richtung sahen, hatte sich am Verhalten der grobschlächtigen Gestalt nichts geändert. Grayson musste eher an eine Maschine als an ein Lebewesen denken, als er die mechanischen Bewegungen des Fremden beobachtete. Sie kamen immer näher heran, und dann sah der Quaestor ein komplexes Netz aus Runen, Sigillen und magischen Linien, die sich über die erdfarbene Haut des Wesens zogen, das ohne jede Kleidung in der Kälte stand. Es war weder männlich noch weiblich, wie Grayson unschwer erkennen konnte, und er kramte in seinem Gedächtnis, ob er etwas über ihren Begrüßer gelesen hatte. Als sie vor dem klobigen, fast drei Meter hohen Körper stehen blieben, der noch immer die Laterne schwang, ohne sie anscheinend wahrzunehmen, gab er schließlich auf. »Was ist das?«, fragte er leise und ohne Ausschmückungen, darauf bedacht, so neutral wie möglich zu klingen, um keinen Fauxpas zu begehen.

»Ein Homunkulus«, antwortete Morgan. »Stellen Sie sich Parsley auf Steroiden vor, dann haben Sie einen groben Eindruck.« Parsley war die belebte Ritterrüstung, die Worthington Manor in Schuss hielt, für die Quadriga kochte und all die Handreichungen im Haus erledigte, die der Alltag so mit sich brachte. Grayson betrachtete zweifelnd die plumpen Finger der massigen Gestalt vor ihnen und glaubte nicht, dass dieser Koloss einen Tisch eindecken konnte, ohne dabei den Raum zu verwüsten.

»Die sind geschickter als sie aussehen«, warf Morgan ein, der Graysons Miene richtig gedeutet hatte. »Aber ja, ein Homunkulus dient in erster Linie der Sicherheit und ist erst in zweiter Instanz ein herkömmlicher Diener. Wer einen erschafft, muss einen Teil seiner Lebensenergie in das Konstrukt binden, deswegen schrecken die meisten Magier davor zurück. Wird der Homunkulus gewaltsam zerstört, ist auch die Lebenskraft dahin, und das natürliche Lebensende des Beschwörers rückt ein ganzes Stück näher.«

Morgan sah nachdenklich auf das Wesen, das nun endlich die Laterne herunternahm und sich umdrehte. Grayson hatte keinen Mund an der menschenähnlichen Gestalt erkannt und glaubte nicht, dass das magische Konstrukt sprechen konnte.

Die linke Pranke drückte auf einen bestimmten Punkt der Felsnadel, die hinter dem Homunkulus aufragte, und kurz blitzten magische Zeichen auf, die sofort wieder erloschen. Ein Gang wurde in der Felswand sichtbar, der vorher anscheinend durch eine Illusion verborgen gewesen war. Grayson kannte die Vorliebe der Nebula Convicto für derartige Zauber bereits hinlänglich, und so rang ihm der Anblick nicht mal ein Augenbrauenzucken ab.

Sie folgten dem Koloss in den Fels hinein, froh, aus der Kälte des Berggipfels herauszukommen und erst jetzt merkte Grayson, wie sehr ihm die eisigen Temperaturen zugesetzt hatten, denn mit einem widerlichen Kribbeln kehrte langsam das Gefühl in seine Finger und Zehen zurück.

Der Ermittler rieb seine Finger aneinander, und seine zwei Begleiter taten es ihm gleich, während sie den grob behauenen Gang entlangschritten, der von einem diffusen, nicht zu lokalisierenden, fahlen Licht erhellt wurde. Nach Graysons räumlichem Empfinden gingen sie einmal quer durch die komplette Felsnadel hindurch, wobei sich die Wände um sie herum zwischendurch wie in Krämpfen schüttelten, ohne einen Laut zu verursachen. Dann traten sie auf der anderen Seite der Steinformation heraus und in eine geräumige Höhle hinein, in der es stickig warm war und stark nach Sulfur roch. Meterhohe Fackeln steckten in riesigen, eisernen Haltern mitten im Boden der ebenen Höhle und beleuchteten die Szene vor ihnen mit einem blakenden, unruhigen Licht. Hätte Grayson sich nicht bereits vorgenommen, sich zu benehmen, so wäre er spätestens jetzt auf die Idee gekommen, seine besten Manieren an den Tag zu legen. Ein mehr als zehn Meter hoher, schuppenbedeckter Körper lag vor ihnen zusammengerollt im Raum, dessen Decke Grayson trotz der mannshohen Flammen ringsherum nicht erkennen konnte. Der Drache hatte einen breiteren Kopf und einen kürzeren Hals als jene, die ihren Jet aufgegriffen hatten, und der Ermittler schätzte das Wesen auf doppelt so groß und wesentlich muskulöser. Die Schwingen des Drachen mochten eine Spannweite von über dreißig Metern haben, und wahrscheinlich könnte der Luftzug eines Flügelschlags mit diesen Dingern die Eingeweide eines Menschen mit der erzeugten Druckwelle zum Platzen bringen. Mit diesem erfreulichen Gedanken im Hinterkopf betrachtete Grayson das Hauptmerkmal des Erzdrachen: seine Schuppen, oder besser, das Material, das sie überzog. Mehr als ein Dutzend Homunkuli umschwärmten die riesige Gestalt auf stabilen, hohen Leitern und trugen mit breiten Pinseln und sorgfältigen Bewegungen überall auf dem Panzer des Drachen eine metallisch schimmernde Substanz auf, die sie vorher mit tiefen Eimern aus einem Schmelztiegel schöpften, der im hinteren Teil der Höhle stand. Die ursprüngliche Farbe des mächtigen Wesens war unmöglich zu erraten, denn sein gesamter Körper schimmerte in einem stählernen Ton, der je nach Lichteinfall Reflektionen aus regenbogenfarbenen Wellen hervorbrachte. Wo die Homunkuli mit ihrer Arbeit noch nicht begonnen hatten, wirkte der seltsame Farbton stumpf und weniger intensiv. Grayson beschlich der Verdacht, dass er hier gerade so etwas wie die Restaurierung einer Lackschicht miterlebte.

Dann hob Eisenschuppe seine Lider, und alle Gedanken an eitle Echsenwesen waren fortgespült. Zwei kleinen, weißen Sonnen gleich, strahlten die Augen der großen Gestalt wie das Zentrum eines eigenen Universums, das alles in der Höhle erfasste und den Drachen automatisch zum Mittelpunkt sämtlicher Aufmerksamkeit machte. Grayson konnte, ja wollte nicht wegsehen, und als die Stimme wie die Brandung des Meeres über ihn hinwegspülte, blieb ihm nichts übrig, als jedem Wort des Erzdrachen mit absoluter Hingabe zu lauschen.

»Willkommen, kleiner Quaestor«, ertönte es im Schädel des Ermittlers. »Danke, dass Sie und Ihre Quadriga meinem Ruf gefolgt sind.« Der Kopf des Drachen bewegte sich leicht, als er die drei Gäste vor sich musterte. »Wo ist denn Ihr Saggitarius? Meine beiden Diener waren doch nicht etwas zu enthusiastisch und haben einen von Ihnen verletzt, oder?«

Eisenschuppe wartete nicht auf eine Antwort, stattdessen spürte Grayson, wie die Erlebnisse der letzten zwei Tage durch seine Gedanken rasten, so schnell, dass er selbst nur bruchstückhafte Erinnerungen wahrnahm. Zum ersten Mal regte sich Widerstand in seinem Geist. Das Vieh plünderte einfach seinen Verstand!

Im nächsten Moment war der Kopf des Drachen nur noch eine Handbreit von Graysons Gesicht entfernt, und der Ermittler spürte die Hitze, die von der schuppigen Haut ausging und roch den sulfurartigen Dampf, der aus den kopfgroßen Nüstern strömte. Eisenschuppes Augen schienen Grayson bis aufs Mark zu verbrennen, als seine Stimme nun in der wirklichen Welt ertönte. »Nenn mich noch einmal Vieh, und ich lösche dich aus wie eine Kerze im Wind.« Kein Zorn schwang in diesen Worten mit, nur eine einfache Feststellung, wie jemand, der anbot, ein Glas Wasser zu holen, sollte sein Gast durstig sein.

Grayson zügelte seine rebellische Ader, so fest er nur konnte, und machte sich klar, dass er am besten versuchte, gar nicht groß zu denken, bis er hier wieder heraus war.

Ob nun aus Höflichkeit oder um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass seine Gäste überlebten, weil er eventuelle Unverschämtheiten nicht wahrnahm, sprach Eisenschuppe weiter, ohne dabei ihre Ohren zu umgehen oder in ihrem Verstand zu wühlen.

»Diebe sind in meine Kammer eingedrungen und haben etwas gestohlen, was nicht hätte entwendet werden dürfen«, sagte der Drache leidenschaftslos. »Sie haben meine Zeit der Häutung ausgenutzt und sind mittels einer alten Magie an meinen Bannzaubern vorbeigekommen; eine Magie, die ich und meine Brüder und Schwestern schon vor Äonen vom Antlitz der Welt getilgt haben, zusammen mit ihrem Schöpfer.« Jetzt sickerte Ärger in die Stimme des Drachen, und seine Schwanzspitze zuckte gereizt über den Boden der Höhle. »Ihr werdet die Spur des Gegenstands aufnehmen. Ihr werdet ihn aufspüren, die Diebe töten und die Beute in diese Schatulle sperren.« Er deutete auf einen länglichen Holzkasten, der plötzlich vor ihren Füßen stand. »Dann werdet ihr zu mir zurückkehren. Ihr werdet keine Zeit verlieren und sofort aufbrechen. Bis der Mond das nächste Mal stirbt, werdet ihr Erfolg haben, oder ich muss mich erheben und Land und Meer verbrennen, um auszumerzen, was nicht in der Welt sein darf.«

Grayson schürzte die Lippen und konnte den Gedanken nicht unterdrücken, dass der große Wurm gerade mächtig auftrug, aber dann warf er einen Seitenblick auf Morgan und Richard, die beide mit aschfahlem Gesicht dastanden, und ihn traf die Erkenntnis wie ein Hammerschlag, dass Eisenschuppe anscheinend nicht der Typ war, der zu Übertreibungen neigte.

Er räusperte sich, und mit einiger Verwunderung stellte er fest, dass er sprechen konnte, obwohl die zwergsterngleichen Augen noch immer auf ihm ruhten. »Selbstverständlich kommen wir dieser … Bitte gerne nach«, begann er, da es immer gut war, den Chef, oder in diesem Fall den unsterblichen Drachen, milde zu stimmen. »Aber wäre es möglich, dass wir mehr über den gestohlenen Gegenstand erfahren. Und wie viele Diebe waren es? Gibt es noch Spuren oder Hinweise?« Grayson wollte weiter fragen, aber Eisenschuppe unterbrach ihn, indem er wieder in seinen Kopf eindrang. Der Quaestor sah aus großer Höhe auf drei Gestalten herab, die auf den Ausgang einer Kammer zueilten. Dann quoll weißes Feuer, heißer als jeder Hochofen, aus dem Drachenmaul hervor, das sich knapp unter seinem Sichtfeld befand, und verbrannte zwei der Flüchtenden innerhalb eines Sekundenbruchteils zu Asche. Die dritte Gestalt, in der Grayson eine Frau erkannte, flüchtete mit einem länglichen Gegenstand in der Hand aus dem Raum, und die Vision endete. »Das Wissen um die Beute ist verboten. Erzählte ich euch davon, müsste ich euch nach eurer Rückkehr töten. Ich verabscheue Verschwendung«, proklamierte der Drache in ihren Köpfen, und Grayson konnte ihm in diesem Punkt nur von ganzem Herzen zustimmen.

»Nehmt die Witterung der Diebin auf. Weicht nicht vom Pfad ab, und bringt mir zurück, was sicher verwahrt wurde.« Nach diesen Worten schloss der Erzdrache die Augen, und Grayson war sich sicher, dass ihre Audienz damit beendet war. Er blickte etwas zittrig und ratlos zu Morgan hinüber, der aber bereits einen Zauber wirkte. Etwas erstaunt, dass sein Freund eine spontane Schädelexplosion riskierte, sah Grayson, wie ein dünner, lilaschwarzer Schleier von den Händen Morgans aufstieg und langsam in eine bestimmte Richtung der Höhle getrieben wurde, so als würde hier ein Wind wehen, den nur dieser dunkle Nebelfetzen spüren konnte. Richard schien den Zauber zu kennen, denn er nickte zögerlich und ging mit Morgan zusammen dem lilaschwarzen Gebilde hinterher. Eisenschuppe schien ihre Anwesenheit gar nicht mehr zur Kenntnis zu nehmen, und Grayson wollte, dass dies so blieb, also hielt er sich dicht hinter den beiden und sparte sich seine Fragen für später auf, wenn der Erzdrache sie nicht mehr hören konnte.

Der Zauber Morgans trieb durch den Raum und auf eine Öffnung zu, die der Quaestor wiedererkannte. Dies war der Ausgang, durch den die Diebin geflohen war. Sollte Grayson noch Zweifel daran haben, überzeugte ihn der Brandfleck auf dem Boden von der Richtigkeit seiner Annahme, denn im Zentrum des kürzlich geschmolzenen Gesteins sah er die Brandspuren von zwei menschlichen Umrissen. Er schluckte schwer. Glücklicherweise gingen der Magus und Richard auf den Ausgang zu, immer dem lilaschwarzen Nebel und der entkommenen Diebin hinterher. Sie betraten einen düsteren Gang, der nicht beleuchtet war. Die einzige Lichtquelle war das unheilvolle Licht des dunklen Nebels, das seltsam verquere Schatten an die Wände warf und Grayson Übelkeit bereitete.

»Was ist das für ein Zauber?«, fragte Grayson voller Abscheu und unterdrückte seinen instinktiven Widerwillen, mit diesem Ding in einem Raum ohne echtes Licht zu sein.

»Das ist ein minderer Dämon«, sagte Morgan gequält, dessen Gesicht die Anspannung eines inneren Kampfes trug. »Je weniger Licht herrscht, umso schwerer ist er unter Kontrolle zu halten.«

»Und warum beschwören Sie so etwas? Hier, unter Eisenschuppes Augen?« Grayson verstand gar nichts mehr.

»Richard, erkläre du ihm alles. Ich muss mich auf den Zauber konzentrieren, oder der Blutnebel greift uns an«, sagte Morgan stöhnend.

Der Custos nickte und packte Grayson fest, aber freundlich am Unterarm und zog ihn hinter dem Magus her, dessen Gesicht bereits erste Schweißperlen aufwies. »Wir wurden gerade von einem Erzdrachen angewiesen, eine Aufgabe zu erfüllen. Das unterdrückt sämtliche anderen Pflichten, die wir gegenüber dem Verhangenen Rat haben. Ein altes Abkommen aus der Zeit der Gründung der Nebula Convicto regelt das. Die Drachen kümmern sich um den Erhalt der Magie auf dieser Welt, der Rat um die Details wie das Regieren, Kriege und so weiter.«

Grayson runzelte unverständig die Stirn, und Richard fuhr seufzend fort. »Stellen Sie sich die Erzdrachen wie den Seuchenschutz vor. Jeder ignoriert ihn, bis etwas Schlimmes passiert. Dann hören alle zu und helfen, so gut sie können.«

Damit konnte Grayson etwas anfangen. »Also eine Art magischer Notstand«, folgerte er.

»So in etwa. Nur dass wir hergerufen wurden, um genau den zu verhindern«, erklärte Richard weiter. »Er drückt sich etwas archaisch aus, aber was Eisenschuppe eigentlich getan hat, war eine Art kollegialer Gefallen. Was auch immer die Diebin entwendet hat, es scheint derart gefährlich zu sein, dass der Erzdrache es unbedingt eindämmen muss. Daher auch die Frist. Wir dürfen versuchen, das schnell, leise und unauffällig zu klären, aber wenn wir das Diebesgut nicht rechtzeitig sichern, fliegt er los und kümmert sich selbst darum.«

Aus der Art, wie Eisenschuppe sich ausgedrückt hatte, folgerte Grayson, dass es zum Vorteil vieler unbeteiligter Menschen da draußen wäre, wenn der Drache genau dort blieb, wo er war.

»Ist es schon einmal vorgekommen, dass ein Erzdrache selbst eingreifen musste?«, fragte er mulmig.

»Nicht in der Neuzeit.« Richard strich sich über den Nacken. »Aber Sie haben sicherlich von Pompeji gehört? Erst kam Eisenschuppe, danach der Vulkan.«

»Sie waren schon immer sehr gründlich im Auslöschen ihrer Spuren«, knurrte Morgan angestrengt.

Grayson unterdrückte einen heftigen Fluch und rieb sich müde über die Augen. Plötzlich erschien ihm eine kleine Rangelei mit einem Basilisken gar nicht mal so übel. Dabei waren wenigstens keine bevölkerten Landstriche in Gefahr.

»Und warum ringt unser Magus gerade mit einem Dämon?«, kam Grayson entnervt auf seine ursprüngliche Frage zurück.

»Ein Blutnebel kann die Witterung eines magischen Gegenstands aufnehmen«, antwortete Richard. »Wir können ihm folgen, und er würde uns bis zum Ende der Welt führen, immer auf der Spur der Diebesbeute.«

»Aber warum ausgerechnet ein Dämon?« Der Ekel in Graysons Stimme war nicht zu überhören, und der Quaestor wusste, dass Morgan diese Wesen ebenfalls verabscheute.

»Weil ich gerade keine andere Wahl habe«, stieß Morgan schnaufend hervor. »Mir fehlt die Ausrüstung für einen anderen Zauber, und so kann ich der Spur zumindest folgen. Dass ich den Dämon überhaupt beschwören konnte, zeigt, dass der Erzdrache dies genauso sieht, oder er hätte meine Magie weiter unterdrückt.«

Der Ermittler in Grayson gewann nun die Oberhand, und so beschloss er, die Situation zu analysieren. »Also schön. Eisenschuppe hat uns herzlich wenig erzählt, aber innerhalb all dieser orakelhaften Sätze waren doch bestimmt unbeabsichtigte Hinweise versteckt.« Die Leute verrieten in einer Ermittlung immer mehr, als sie preisgeben wollten. Dies war eine der ältesten Lektionen, die er bei Scotland Yard gelernt hatte. »Zum Einen muss dieses Ding extrem alt sein. Er hat mehrfach angedeutet, dass es schon eine Weile in seinem Besitz war, und bei einem Wesen wie ihm gehe ich hier von Jahrtausenden statt von Jahrhunderten aus.«

Richard nickte zustimmend, und Grayson fuhr fort: »Außerdem hat es irgendetwas mit dem Mond zu tun. Die Frist bis zum nächsten Neumond war sicher nicht willkürlich gesetzt.«

»Das könnte alles Mögliche sein«, sinnierte Richard. »Gerade wenn es ein altes Artefakt ist, wurden diese gerne an bestimmte Mondphasen gekoppelt. Bei Vollmond und Neumond wird das magische Feld der Erde neu justiert, und da kann viel Energie umgeleitet werden, wenn man über ein passendes, mächtiges Werkzeug verfügt.«

»Klingt doch nach einem Ritual, oder nicht?«, versuchte Grayson sich an seinen rudimentären magischen Kenntnissen.

Morgan nickte, noch immer stark abgelenkt. Der Gang schien sich endlos in die Länge zu ziehen, und der lilaschwarze Nebel ruckte unruhig hin und her, ganz so, als versuche er auszubrechen. »Ein Ritual wäre denkbar. Ebenso eine Anrufung oder das Brechen eines Banns. Oder das Artefakt muss einfach wieder aufgeladen werden. Wenn es so lange in einer Siegelschatulle lag, könnten seine Kräfte stark beeinträchtigt worden sein.« Dabei deutete Morgan auf den armlangen, schmalen Holzkasten, den der Drache ihnen vorhin gezeigt hatte und den Richard in der anderen Hand trug. Anscheinend hatte der Custos das Behältnis vorhin mitgenommen, ohne dass Grayson weiter darauf geachtet hatte.

»Was genau ist das denn?«, fragte er nun, und der Ritter übernahm wieder die Erklärungen, um Morgans Aufmerksamkeit zu schonen.

»Diese Schatullen sind dazu gedacht, die Kräfte eines Artefakts in seinem Inneren zu versiegeln. Daher der Name. Sie sind eigentlich sehr weit verbreitet, die Magische Hanse nutzt sie zu Tausenden in den verschiedensten Größen, um darin Artefakte auf ihre Reise um den Globus zu schicken.«

Grayson stutzte. »Moment. Jeder magische Gegenstand wird in so einem Kasten verschifft?«

Richard nickte. »Zu viel gebundene Magie an einem Ort sorgt für eine Kettenreaktion, die eine gewaltige Explosion erzeugen würde. Um Dutzende oder gar Hunderte von Artefakten gleichzeitig zu transportieren, müssen sie alle voreinander abgeschirmt werden. Also eine Schatulle pro Gegenstand.«

Das klang für Grayson schon beinahe industriell. Diese Magische Hanse schien in wirklich großem Stil zu arbeiten, und wieder wurde dem Ermittler bewusst, wie groß die Nebula Convicto sein musste, um solche globalen Gebilde zu erschaffen. Der Verhangene Rat und London selbst waren für ihn überschaubar gewesen, aber nun fühlte er sich, als hätte er im letzten Jahr nur den Zeh in das kalte Wasser gesteckt, um plötzlich von hinten hineingestoßen zu werden.

»Bringt uns irgendetwas davon weiter?«, fragte Grayson in die Runde. »Die Beute ist alt, mächtig, hängt mit dem Mond zusammen«, resümierte er.

»Ein Erzdrache konnte das Artefakt offenkundig nicht zerstören, oder er hätte sich nicht die Mühe gemacht, es zu bewachen«, warf Richard ein, und Morgan nickte.

»Das bedeutet, wenn die Diebin es verkaufen will, gibt es dafür nur sehr wenige Interessenten«, sagte der Magus knapp.

Bei dieser Aussage klingelte etwas in Graysons Verstand. »Ich denke nicht, dass dies ein normaler Diebstahl war«, sagte er und spürte dem Gedanken nach, bis er die Gründe dafür erkannte. »Eisenschuppe sagte, die Täter wären unbemerkt an ihm vorbeigekommen, was auf eine sehr intensive Vorbereitung schließen lässt. Er sprach außerdem von einer extrem alten Magie, die zum Einsatz kam. Wer auch immer das Artefakt entwendet hat, ich denke, er hat mächtige Freunde.«

Morgan warf ihm einen beunruhigten Seitenblick zu, und Richard sprach aus, was sie alle dachten. »Glauben Sie, die Verschwörer stecken dahinter?«

Der Quaestor wollte schon nicken, aber hielt dann inne. Als es um Sophias Entführung im letzten Herbst gegangen war, hatten sie sich nur allzu schnell auf den Comte de la Toiboine als Täter festgelegt, obwohl der Vampir nur der Tatsache schuldig gewesen war, ein machtgieriges Arschloch zu sein. Also wollte Grayson diesmal nicht in dieselbe Falle tappen.

»Es spricht einiges dafür«, sagte er also vorsichtig. »Dazu habe ich eine Frage: Diese Zeit der Häutung, was genau ist das, und wie viele innerhalb der Nebula Convicto wissen davon?«

Richard rieb sich nachdenklich über den Nacken. »Jeder Drache, selbst ein Erzdrache, verliert in einem bestimmten Zeitraum seine alten Schuppen und neue wachsen nach. In dieser Zeit sind sie anfälliger gegen Verletzungen und ziehen sich häufig tief in die Wildnis zurück. Je älter und mächtiger ein Drache ist, umso seltener kommt dies vor. Bei Eisenschuppe würde ich sagen, alle fünfzig Jahre oder so. Das Wissen darum fällt unter den Bereich ›skurrile Fakten, die niemand braucht‹. Wer greift schon einen Erzdrachen an?«

Grayson nickte. »Also hat jemand genau gewusst, wann Eisenschuppe unaufmerksam sein würde und diesen Zeitrahmen ausgenutzt?«

Richard nickte. »Das ist sehr spezielles Wissen, das nicht leicht zu erlangen ist. Wie Sie gesehen haben, nutzt er seit jeher Metall, um seine Schuppen zu härten, und die Zeit der Häutung dauert bei ihm dadurch auch weniger lang, da er seine neue Haut direkt mit der jeweils neuesten Legierung durchtränkt.« Er warf Grayson einen belustigten Seitenblick zu. »Wissen Sie, dass er sich stets über die neuesten Entwicklungen im Bereich der mundanen Metallurgie auf dem Laufenden hält? Wann immer seine Häutung ansteht, kauft er einen Lkw voll des fortschrittlichsten Materials, das die heutige Technologie hergibt.«

»Wenn diese Informationen so selten sind, woher wissen Sie dann davon?«, fragte Grayson neugierig.

Richard zuckte mit den Achseln. »Die Unendliche Legion. Die Erzdrachen fordern sie manchmal zur Unterstützung an, wenn sie sich die Mühe machen wollen, den Schaden einzudämmen, den sie anrichten, wenn sie in die Welt eingreifen müssen. Also hat die Legion über jeden von ihnen ein Dossier.«

»Warum hat Eisenschuppe nicht die Legion gerufen und stattdessen uns aus dem Himmel pflücken lassen?« Grayson hätte nichts dagegen gehabt, diese Schnitzeljagd einem anderen zu überlassen.

»Die Unendliche Legion ist eine Armee. Hier sind Ihre Talente gefragt«, sagte Richard mit einem wissenden Lächeln.

Der Quaestor musste ihm unfreiwillig Recht geben und kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe. Je nachdem, wie weit die Diebin gekommen war, würde die Legion bei der Verfolgung wahrscheinlich mehr Schaden anrichten als eine einzelne Quadriga, die unauffällig agieren konnte.

»Außerdem denke ich, er hofft, Ihre Gabe kann das gestohlene Artefakt dämpfen, falls es zum Einsatz gebracht werden soll«, sagte Morgan angestrengt. Schwaches Tageslicht war am Ende des langen Ganges zu sehen, und der Magus beschleunigte seinen Schritt, während er den immer unruhiger werdenden Dämon vor sich hertrieb. Zu dritt verfielen sie in einen Laufschritt, als klar wurde, dass der Magier dringend die Unterstützung der Sonne benötigte, um den Blutnebel länger unter Kontrolle zu halten.

»Was passiert, wenn der Dämon ausbricht?«, fragte Grayson besorgt im Laufen.

Richard blickte grimmig drein, als er antwortete. »Wir töten ihn, bevor er sich auf Morgan stürzen kann. Blutnebel sind mindere Dämonen, sie haben noch keinen echten Verstand und keine feste Form, also sollten wir keine Probleme mit ihm haben. Aber der Rückschlag, wenn der Dämon sich losreißt, wäre für Morgan sehr schädlich, also sollten wir dafür sorgen, dass es erst gar nicht so weit kommt.«

Sie erreichten das Ende des Tunnels, und Grayson sah, dass dieser in einem ebenmäßigen Loch in der Bergwand endete. Die Sonne stand schon sehr tief und beleuchtete golden den kargen Hang, auf dem sie herauskamen. Keine zehn Meter unter ihnen führte eine kleine Bergstraße durch ein Tal, das von den umliegenden Bergen eingekesselt wurde. Morgan stand mit erleichtertem Gesicht im Sonnenschein, und der Dämon hing schlaff und träge in der Luft.

»Viel besser«, schnaufte Morgan erleichtert. »Ich bin, was Dämonen angeht, wirklich aus der Übung.«

»Das freut mich, zu hören«, sagte Grayson aufrichtig. »Was benötigen Sie, damit wir der Spur der Diebin anderweitig folgen können?«

»Der Spur des Artefakts«, korrigierte ihn Morgan. »Die Täterin ist sekundär, wir müssen ihre Beute wiederfinden, oder wir riskieren, dass sie das gestohlene Zepter weitergibt und wir ihr hinterherjagen und uns vom eigentlichen Ziel unserer Jagd entfernen.«

»Zepter?«, fragte Grayson irritiert. »Wissen Sie mehr als wir?«

Morgan deutete auf die Siegelschatulle, die Richard noch immer in der rechten Hand hielt. Der Deckel des langgezogenen Holzkastens ragte einen Spalt auf, und hier im Tageslicht konnte man im Inneren eine schwarze Polsterung erkennen, die in der Form eines altertümlichen Zepters mit einem schweren, klobigen Kopf eingedrückt war.

»Die Zeit hat wohl ihre Spuren hinterlassen, und die Sonne hat sie offenbart«, sagte der Magus hochtrabend.

Grayson stöhnte übertrieben. »Wir müssen unseren aristokratischen Freund von dem Drachen wegschaffen. Er fängt schon an, genauso orakelhaft zu sprechen.« Dabei grinste er, froh, dass sie ein weiteres Puzzleteil des Rätsels entdeckt hatten, mochte es auch noch so klein sein.

»Ich denke, unser werter Quaestor ist nur neidisch, dass du den Abdruck zuerst gesehen hast, Morgan«, verbündete der Custos sich mit dem Magus und grinste. Hier, in den letzten Strahlen der Abendsonne, erschien Grayson die bedrohliche Gestalt des Erzdrachen wie ein böser Traum, und die frische Luft half ihm dabei, den Kopf klar zu bekommen. Er sah sich um und deutete auf ein verbranntes Stück Holz, das in einem nahegelegenen Gebüsch lag.

»Ich denke, das hat unsere Diebin hier fallengelassen«, sagte Grayson, während er sich bückte und den verkohlten Gegenstand aufhob, der sich noch immer unangenehm warm anfühlte. Er drehte sich damit zu den anderen um, und die traten näher, um ebenfalls einen genauen Blick auf den Fund des Ermittlers werfen zu können.

Das verbrannte Holz war lang und dünn, spiralförmig gewunden und in einem fremdartigen Blauton bemalt, der magische Zeichen darstellte, die nichts ähnelten, das er schon einmal in der Nebula Convicto gesehen hatte. Es schien, als würden seltsame Wucherungen aus grotesken Piktogrammen hervorbrechen, und die Hieroglyphen länger anzusehen, verursachte ihm Kopfschmerzen und Übelkeit.

Morgan und Richard blickten ebenfalls mit angewiderten Gesichtern auf das verkohlte Holz hinab. »Die Machart ist altsumerisch, aber die Zeichen erkenne ich nicht. Sieht auf jeden Fall nicht menschlich aus«, sagte Morgan, während Richard nur ratlos den Kopf schüttelte.

Grayson deutete auf den Eingang im Berg, der geradewegs zum geheimen Standort eines Erzdrachen führte. »Könnte sie damit eingedrungen sein?«

Morgan kratzte sich am Hinterkopf. »Das wäre denkbar. Vielleicht ein Formzauber oder ein extrem mächtiger Erdelementar, der darin gebunden war? Dieser machtvolle Fokus ist vollkommen ausgebrannt und zerstört. Was auch immer seine Funktion war, ich werde sie nicht mehr nachvollziehen können.«

Grayson blickte zu dem Gebüsch und dann zu dem Eingang im Fels herüber. »Ich denke, dass sie den Zauberfokus nicht absichtlich hier hat liegen lassen. Wie heiß wird er wohl geworden sein?«

»Flammend heiß, im wahrsten Sinne des Wortes«, sagte Richard. »Wenn die Barrieren des Drachen stärker waren, als die Diebe erwartet hatten, wird der Fokus in einer Stichflamme seinen Geist aufgegeben haben und zwar noch während er in der Hand gehalten wurde.«

Grayson deutete mit dem erloschenen Holz auf die Wand des Berges, dann tat er so, als würde er sich verbrennen und schleuderte den Fokus unkontrolliert nach rechts davon. Der ehemals magische Gegenstand landete in etwa dort, wie der Quaestor ihn gefunden hatte.

»Bestimmt wollte sie ihn auf dem Rückweg wieder mitnehmen, wenn er aufgehört hat zu brennen«, sagte Richard. »Nur dass dann von den drei Dieben nur noch eine übrig war, die es bestimmt ziemlich eilig hatte, nachdem was Eisenschuppe mit den anderen zwei gemacht hat.«

Grayson hob das Holz wieder auf. »Kann uns das gefährlich werden?«

Morgan überlegte kurz. Dann nahm er Grayson den Fokus ab und verstaute ihn kurzerhand in der Siegelschatulle, die der Drache ihnen mitgegeben hatte. »Man hätte ihn eventuell noch aufspüren können, aber jetzt nicht mehr«, sagte der Magus selbstzufrieden.

»Das sind doch langsam schon mal ein paar Hinweise«, sagte Grayson. Er zückte sein Smartphone, das ihm selbstverständlich mitteilte, dass es hier keinen Empfang gab.

»Wäre auch zu schön gewesen«, brummte er und wedelte anschließend mit dem Gerät in den Fingern herum. »Ich denke, wenn wir wieder Empfang haben, sollten wir Mack informieren und ihm alles mitteilen, was wir herausgefunden haben. Dann kann er abgleichen, wer überhaupt Zugang zu den passenden Informationen rund um Eisenschuppe haben könnte und ob es Übereinstimmungen zu den Personen gibt, die damals Alexander Klesk bei seinem kleinen Putschversuch unterstützt haben könnten. Und wir sollten nicht ausschließen, dass jemand in der Legion die Verschwörer unterstützt oder zu ihnen gehört. Schließlich wussten die Diebe über die Zeit der Häutung Bescheid.« Morgan und Richard nickten beifällig, und der Magus öffnete nochmal die Siegelschatulle und machte einen Haufen Fotos von allen Seiten des zerstörten Fokus. »Das senden wir ihm auch, dann kann er danach ebenfalls recherchieren.« Er legte den verkohlten Stab zurück, und Richard schloss den Deckel des unscheinbaren Kastens, der eigentlich wie eine billige Weinkiste aussah, auf der jemand ein paar einfache, recht schnörkellose Linien angebracht hatte.

»Sieht nach nicht besonders viel aus«, sagte Grayson nachdenklich.

»Gerade das ist die Kunst, Sportsfreund«, erläuterte Morgan. »Es gehört schon großes Wissen und eine herausragende Fertigkeit dazu, einen umfassenden Bann mit so wenig Linien zu erzeugen.« Ehrliche Bewunderung lag in der Stimme des Magus. Grayson ging ein paar Schritte vom Höhleneingang weg, und was er nun sah, ließ ihm einen Stein vom Herzen fallen. Unter ihnen am Straßenrand standen zwei Geländemotorräder, zweifelsohne die Fluchtfahrzeuge der getöteten Diebe. »Glück im Unglück«, sagte er und deutete auf die zurückgelassenen Maschinen. Morgan nickte eifrig, aber Richard bedeutete dem Quaestor stehen zu bleiben und zog sein Breitschwert hervor, das er immer unter seinem langen Mantel verborgen trug. Ein kurzes Stoßgebet folgte und schon schimmerte die Erinnerung an Richards alten Schild an dessen Unterarm, die dank des Glaubens des Kreuzritters und seiner latenten magischen Fähigkeiten durchaus in der Lage war, noch immer Schutz zu bieten.

»Wenn ich ein derart abgebrühter und hochausgerüsteter Dieb wäre«, erklärte er sich, »dann würde ich hier definitiv eine Falle für eventuelle Verfolger zurücklassen.« Der Custos setzte sich an die Spitze der Gruppe, und Grayson zog ebenfalls seine Waffen.

Morgan bildete das Schlusslicht. »Mit dem Dämon im Schlepptau kann ich nicht viel zaubern, ohne dass er ausbricht, also rechnet nicht mit mir«, mahnte er an.

»Tun wir doch nie«, sagte Richard feixend, dann schob er sich näher an die verführerisch dastehenden Motorräder heran. Als die drei noch gute drei Meter von den Maschinen entfernt waren, flimmerte plötzlich die Luft auf der Straße auf, und eine vier Meter hohe Flammensäule entstand aus dem Nichts, deren loderndes Zentrum Reflektionen und Schatten aufwies, die mit viel Fantasie an ein menschliches Gesicht erinnerten.

»Feuerelementar!«, rief Richard warnend und riss seinen Schild hoch, als die Erscheinung auch schon einen Ball aus flüssigem Feuer in ihre Richtung schleuderte. Das Geschoss zerplatzte an Richards aufglühendem Schild und fiel in über einem Dutzend winziger Feuerherde zu Boden, die auf dem Asphalt weiterbrannten.

»Achtet darauf, dass er nicht die Fahrzeuge zerstört, oder wir sitzen hier fest!«, rief Morgan von hinten, und Richard gönnte ihm einen finsteren Schulterblick. »Sonst noch was?«, knurrte er laut. Der Magus schüttelte nach einer Sekunde den Kopf. »Nein, sonst fällt mir nichts ein«, sagte er gelassen.

Grayson war indes hinter Richards Schutz hervorgetreten und zirkelte um den Elementar herum, um diesen von der anderen Seite attackieren zu können. Der Quaestor hatte gelesen, dass es diesen beschworenen Dienern schwer fiel, ihre Aufmerksamkeit aufzuteilen. Er konzentrierte sich darauf, sein Lacunusfeld so weit wie möglich auszudehnen und schoss probeweise eine Kugel auf die tosende Flamme vor ihm ab. Die Kugel glitt natürlich ohne Widerstand hindurch, aber ihre antimagische Ladung, die sie von Graysons Fähigkeit absorbiert hatte, ließ das Elementarwesen zusammenzucken. Die Flamme krümmte sich in seine Richtung, und dann schossen zwei Feuerkugeln gleichzeitig aus dem Leib hervor. Grayson konnte unmöglich beiden auf einmal ausweichen. Also trat er einen Schritt nach rechts, und während der linke Feuerball einen Baum hinter ihm in Flammen setzte, flog der andere mitten auf seine Brust zu. Grayson biss die Zähne zusammen, und für einen Moment war er wieder im Verhangenen Rat von London und stellte sich der magischen Gemeinschaft als Lacunus vor. Damals hatte ihn der Comte de la Toiboine mit einem Feuerball sehr rigoros auf seine Gabe getestet, und das Déjà-vu packte ihn mit aller Macht. Die flammende Kugel brach eine gute Handspanne vor seinem Körper auf, und bis sie bei ihm war, blieb nichts weiter als eine angenehme, warme Brise übrig, die die Kälte des Tages vertrieb. Erleichtert atmete Grayson aus und stürmte vorwärts, während Richard es ihm gleichtat. Die magische Klinge des Ritters sauste durch die Flammensäule, und der Elementar wurde deutlich kleiner, als die magischen Bindungen teilweise durchtrennt wurden, die ihn in dieser Welt hielten.

Ich lerne also doch dazu, dachte sich Grayson, der viele der Mechanismen im Umgang mit magischen Wesen und Konstrukten besser verstand, seitdem er Morgans Bücher wälzte. Der Elementar reagierte mit einem wütenden Auflodern auf Richards Attacke und versuchte, den grauhaarigen Mann einzuhüllen, um so den Schild des Custos zu umgehen. Schnell glitt Grayson nach vorne, und als die Flammen gerade begannen, an Schultern und Haar des Kriegers zu lecken, ließ der Lacunus seinen Revolver fallen, warf den Dolch in die Luft und fing ihn mit der rechten Hand auf. Dann stieß er die antimagische Klinge zusammen mit dem Siegel an seinem rechten Ringfinger tief in das Zentrum der Flammen. Derart antimagisch verstärkt richtete die kurze Schneide verheerenden Schaden an. Mit einem leisen Knall löste sich der Elementar ebenso schnell auf, wie er erschienen war. Grayson zog zischend die Luft ein und blickte auf seine hummerrote Hand hinunter. Es waren zwar keine Brandblasen zu sehen, aber viel hatte nicht gefehlt. Ein kurzer Blick zu Richard und Morgan sagte ihm, dass beide ohne größere Blessuren davongekommen waren, und die zwei Motorräder schienen auch noch intakt. Zufrieden hob Grayson seinen Revolver auf und steckte die Waffen weg, während der Magus zu ihm herüberschlenderte. »Eine vortreffliche Abwehr des Feuerballs, mein Bester«, lobte er ihn, was Grayson mit einem dankbaren Nicken quittierte. Er nahm sich fest vor, die Kontrolle seiner Gabe in Zukunft weiter auszubauen und weniger unleidlich zu sein, wenn Morgan ihn zu einer Übungsstunde animierte.

Richard ging zu den Motorrädern hinüber und inspizierte sie. »Sehen so weit in Ordnung aus. Bremsschläuche und Reifen sind intakt, keine Manipulation am Tank.«

»Also gut, dann sollten wir aufbrechen«, sagte Morgan. »Ich wäre gerne in irgendeiner Unterkunft, bevor die Sonne komplett untergeht, damit ich unseren Dämon bis zum nächsten Morgen in einem Bannkreis ruhigstellen kann.« Er ließ den Blutnebel ein wenig treiben, der daraufhin die Straße nordwärts entlang schweben wollte. »Da geht es lang. Richard, du fährst, ich sitze hinten auf, da meine Reaktionen durch die Beschwörung beeinträchtigt sind.«

Der Magus wandte sich an Grayson und fragte: »Sie können doch Motorradfahren, oder, Sportsfreund?«

Der kratzte sich verlegen am Kopf. »Das ist Jahrzehnte her«, sagte er zögerlich. »Damals, nach der Kadettenschule, habe ich ein paar Monate in der Motorradstaffel Dienst getan.«

»Das werte ich mal als ein Ja«, erklärte Morgan entschieden. »Sobald Richard die guten Stücke kurzgeschlossen hat, brausen wir los.«

Einige Minuten später waren sie bereits unterwegs. Grayson versuchte, so gut es ging, den kalten Fahrtwind im Gesicht zu ignorieren. Er ließ seinen Tag Revue passieren, von der Begegnung mit dem Schutzgeist bis zu diesem Moment. Zumindest konnte er nicht behaupten, sein Job wäre langweilig.

Nebula Convicto. Grayson Steel und die Magische Hanse von Hamburg

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