Читать книгу Dämonenschlächter - Toya Bradly - Страница 3

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Prolog

Varkan stand zwischen seinen Kameraden auf den Stufen der Kampfarena, auf die die Wüstensonne im Zenitstand herunterbrannte.

Ihre zerschlissenen gelben Pluderhosen und gelben Hemden, die ihre Zugehörigkeit zur Anfängerklasse zeigten, klebten ihnen am Körper. Die ausgefransten gelben Tücher, die sie als Sonnenschutz um ihre Köpfe gewickelt hatten, spendeten den einzigen Schatten. Obwohl sie die Jüngsten der Kriegerklasse waren, hatten sie Dank der Stufen alle einen guten Blick in die Arena.

Dort trugen zwei der ältesten Schüler einen Ehrenkampf aus. Das Weiß ihrer Hosen stach im Mittagslicht in den Augen. Varkan wusste nicht wirklich, um was es den beiden sehnigen Kriegern der obersten Klasse ging, doch es war ein Kampf auf Gedeih und Verderb, dem die ganze Schule gespannt zusah. Nur Ehrenkämpfe durften mit dem Tod eines der Kontrahenten enden! Varkan gegenüber standen die ein Jahr älteren Blauhosen auf den ansteigenden Arenastufen und rechts von ihnen die Braunhosen und neben diesen das überwältigende Feld weißer Hosen, welche den fertig ausgebildeten Kriegern vorbehalten waren. Morgen schon würden die weißen Hosen in die Kasernen der Stadt übersiedeln und ihren Dienst als Krieger im Labyrinth aufnehmen. Der Ehrenkampf musste für die jungen Männer eine hohe Bedeutung haben, wenn er unbedingt noch vor dem Übertritt ins wahre Kriegerleben stattfinden musste, schloss Varkan.

Eine ganz spezielle Spannung lag über der Arena, in der sonst das alltägliche harte aber meist unblutige Training durchgeführt wurde.

Die beiden Krieger, die unten Kampfposition einnahmen, trugen strahlendes Weiß, es blendete beinah die Augen.

Varkan leckte sich den Schweiß von der Oberlippe und dachte an das Wasser, das sie bald bekommen würden, während er die Augen zusammenkniff, damit ihm keine Bewegung entging. In der Arena gab der Schiedsrichter indes das Zeichen zum Angriff:

„Auf Gedeih und Verderb, kämpft!“

Die Mittagsstunde war nicht dazu geeignet, langen Geplänkeln Vorschub zu leisten und so gingen die beiden Krieger sofort aufeinander los. Für Varkans ungeschultes Auge war ihr Kampf nur ein Wirbeln ihrer Füße und Fäuste, des Blitzen des Speeres und des Funkeln des Dämonenschlächtersäbels, welche die beiden als Waffen gewählt hatten.

Es war zu Varkans Erleichterung schnell vorüber. Der Säbelkämpfer war der Geschicklichkeit und Kampfgier seines Gegners deutlich unterlegen, das war gleich zu sehen. Bald würde Varkan sein Wasser bekommen!

Einer der beiden Ehrenkämpfer fiel auch schon, es war wie vermutet der Säbelfechter, dessen Waffe weit von ihm fort in den Sand plumpste. Er selbst ging vom Speerschaft seines Gegenübers an der Schläfe getroffen wie ein Mehlsack zu Boden und blieb bewusstlos liegen. Statt von dem Besiegten abzulassen, pfählte ihn der andere nun schreiend mit der Speerspitze seiner Waffe und wählte somit das Verderben für seinen Gegner, statt ihm das Gedeihen zu schenken. Der Schmerz des eindringenden Speeres brachte den Bewusstlosen zu sich. Unter seinem Brüllen und Kreischen wurden seine Innereien mit dem Speer einmal gut durchgerührt, wie es für Varkan aussah. Der Sieger verwüstete den Körper des anderen von innen wie ein Besessener und seine zerrissene weiße Hose färbte sich mit Blut und Dreck ein.

Als der Sieger keuchend innehielt, winkte der Schiedsrichter die Zuschauer mit den Worten fort: „Der Ehre wurde Genüge getan!“

Erleichtert sprangen die Gelbhosen die Arenastufen hoch und versuchten, vor den Blauhosen ihre Zisterne zu erreichen, während sich der Sieger unten wie betäubt über die Stirn strich, der Verlierer starb und der Schiedsrichter den Gewinner sanft fortführte, damit der Sterbende weggebracht werden konnte. Währenddessen beeilten sich Varkan und die anderen Gelbhosen umsonst, wie immer. Sie wurden von den Älteren beiseite geschubst, ihnen wurden ihre Kopftücher in die Augen gedrückt und am Ende landeten sie in der Ausgabeschlange doch wieder ganz hinten.

Varkan richtete seinen Schal, der im Getümmel verrückt war und wischte sich unwillig die Stirn.

„Wir werden schon wieder nur diese verbeulten alten Näpfe kriegen!“, beschwerte sich Sinan halblaut, der vor Varkan in der Schlange stand, gelbbehost wie er selbst.

Immerhin gibt es Wasser für alle, nicht wie beim Essen, dachte Varkan, aber das war es nicht, was ihn beschäftigte. Er schubste seinen Freund an, der vor ihm anstand.

„Sinan, weißt du, worum es denen ging?“ Sinan drehte sich halb um, witterte nach dem Versuch, seinen Platz in der Schlange zu ergattern und fand nichts Anrüchiges in Varkans ruhigem Dastehen.

„Irgendso eine Älterensache“, mutmaßte er.

„Weißt du mehr?“

„Ist doch egal.“ Sinan war zu sehr damit beschäftigt, sein Umfeld im Auge zu behalten.

Als sie an der Reihe waren, nahm er den verbeulten Napf entgegen und trat beiseite, um konzentriert zu trinken. Varkan stellte sich neben ihn, in einer Armeslänge Entfernung, wie es befohlen war.

Sie kosteten den Luxus aus, dass im Zisternenhof mit Stöcken bewaffnete Aufseher über die disziplinierte und ungestörte Wasseraufnahme wachten, während man sie mit ihrem Napf voll Essen alleine ließ, so dass die fähigsten Kampfschüler auch stets die Sattesten waren.

Beinah gleichzeitig leerten Varkan und Sinan den Napf und hielten ihn hoch, zum Zeichen, ausgetrunken zu haben. Der Zisternenwächter winkte sie weg und sie rannten los, um einen guten Platz in der Essensschlange zu ergattern. Heute sah es aus, als hätten sie einmal Glück.

Köstlich duftete der sämige Eintopf aus Hülsenfrüchten, Öl und Fleisch, der aus großen Kesseln ausgegeben wurde. Einige Blauhosen-Jungen drängten sich von hinten heran und Varkan versuchte schnell, sie in ein Gespräch zu verwickeln, um die drei davon abzulenken, dass sie eigentlich vorhatten, die zwei Gelbhosen hinter sich zu schieben.

„Rashnas Segen mit euch!“, grüßte er sie höflich. „Wisst Ihr, worum es bei dem Ehrenkampf ging?“ Ihr dreckiges Lachen verriet es ihm sofort. Sie wussten es.

„Um kleine Scheißer und große Helden!“, erwiderte der eine und packte Varkan am Kopftuch. Dieser drehte sich zwar aus dem Griff heraus und behauptete sich recht gut gegen den einen Blauhosen-Krieger, aber nicht gegen seine Kumpane, die zu zweit Sinan schlugen, bis er im Dreck liegenblieb und dann, im Verein mit ihrem Freund, Varkan dazuwarfen.

„Hinten anstellen, ihr Gesindel“, grinste der eine Erfolgreiche, bis ihn wie aus dem Nichts ein Fausthieb an den Hinterkopf traf. Er fiel ohne einen Mucks um. Der Krieger in weißer Hose und weißem Burnus, der sich angeschlichen hatte wie eine verspielte Katze, grinste die Gelbhosen an und blieb vor ihnen stehen, während die anderen Blauhosen respektvoll zurückwichen. Sinan und Varkan zogen die Köpfe ein. Dem Mutwillen der Weißhosen war man hilflos ausgeliefert.

„Hat euch der Kampf gefallen?“, fragte der junge Krieger. Er sah sie lauernd an.

„Ja, Zisha“, erwiderte Varkan schnell demütig, denn Sinan konnte noch nicht wieder sprechen.

„Rakan hat es dem Fuchsgesicht richtig besorgt“, lachte die Weißhose sie an, während sie sich aufrappelten. Varkan hatte wohl die richtige Antwort gegeben.

„Ja, Zisha“, erwiderte Sinan nun auch und massierte seinen dünnen Hals, der deutliche Fingerspuren aufwies.

„Worum ging es denn, Zisha?“, erkundigte sich Varkan vorsichtig. Das war wohl zu vorlaut, denn die Miene des Älteren verdüsterte sich und er kniff Varkan schmerzhaft in die Wange, der sich jedoch hütete, sich zu wehren.

„Davon hast du Hosenscheißer doch keine Ahnung“, knurrte er. Ein Blick auf Sinan, der sich ängstlich krümmte, brachte ihn jedoch wieder zum Grinsen. Es sah sehr verschlagen aus. „Na schön. Es ging um eine alte Sache…Fuchsgesicht hatte…bei Rakan noch was gut. Ahnt ihr, was?“ Die beiden Gelbhosen schüttelten die Köpfe und ließen das herablassende Gelächter des anderen wie etwas über sich ergehen, das nicht zu vermeiden war. „Fuchsgesicht hat…“, er sah sich um, aber es waren nur Blau- und Gelbhosen im Hof, „er hat Rakan gefickt. Irgendwann mal. Vor Jahren. Ich glaub, sie trugen grad mal blau.“ Er musterte die Jungs, die sich vorgedrängt hatten und ihren ohnmächtigen Kumpan abfällig. „Sieht aus, als hätte das Rakan damals nicht gefallen…“ Er lachte über seinen Witz, sah sich dabei aber weiter vorsichtig nach Alterskameraden um.

„Ficken kann man doch nur Frauen“, platzte Varkan heraus. Er ließ sich doch nicht für dumm verkaufen! Der Ältere lachte auf, so dass seine weißen Zähne sichtbar wurden. Bevor Varkan auch nur quieken konnte, hatte er ihn sich geschnappt, vorgebeugt, an sich eingeklemmt und presste seine Finger an eine sehr eindeutige Stelle zwischen Varkans Hinterbacken. Varkan wand sich. Vergeblich. „Du bist wirklich noch ein Gelbhöschen“, frotzelte er bei diesem ungeordneten Widerstand und stieß rhythmisch durch den Hosenstoff gegen Varkans Anus. „Da rein. Jetzt begriffen?“

„Ja!“, keuchte Varkan, nur um losgelassen zu werden. Begreifen tat er erst später, als der Ältere gegangen war, um sich ganz vorn in die Schlange zu reihen.

Dann begriff er aber viel mehr. Es war eine Beleidigung, eine Provokation, „da rein“ gefickt zu werden. Klar, man fickte ja eigentlich nur Frauen. Schwächere. Eine Geste der Abwertung für Feinde, wenn es nicht dem Kinderzeugen für Rashna, dem Gott des Krieges gegen die Dämonen diente. Es war völlig einleuchtend. Dennoch kreiselten seine Gedanken immer noch um diese Sache, als er schon aß.

Sinan sagte plötzlich in seine Gedanken hinein:

„Varkan, ich warne dich…“

„Meine Ration reicht mir heute, glaub mir…das Training war so hart, ich könnte gar nicht mehr essen…“ Sinans Schnauben zeigte ihm, dass er mit seinem Verständnis von Sinans Warnung falsch lag. Doch sein Freund wollte ihm nicht verraten, was er gemeint hatte.

Dämonenschlächter

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