Читать книгу Fast am Ziel - oder - Haarscharf vorbei! - Tuba Kacar - Страница 3

Der Schulentscheid

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„Sp-Spiee-Spieeglein, Spieglein, aan d-der W-Waaand“. Ungefähr so muss sich das angehört haben als ich im Alter von vier Jahren versuchte, Buchstaben aneinanderzureihen. Ich hatte mich irgendwie schon immer für Bücher interessiert. Immer wenn wir zu diesem Geschäft gingen, wo man angeblich einmal hin musste und man hatte alles drin, flitzte ich in die Lese-Ecke. Das war wie ein Schlaraffenland für mich. Ich suchte mir ein Buch aus und setzte mich immer auf denselben Stuhl. Manchmal war ich so vertieft, dass ich meine Umgebung gar nicht mehr mitbekam. Wenn wir wieder los mussten, kam meine große Schwester dann immer und stubste mich an. Meistens legten meine Eltern das Buch gleich mit in den Einkaufswagen, wenn sie sahen, dass ich schon sehr weit gekommen war. Ich freute mich dann immer riesig. Denn nichts war schlimmer beim Lesen, als mittendrin aufzuhören.

Als ich in der dritten Klasse war, hatte ich bereits grosses Interesse an den jährlichen Vorlesewettbewerben, sodass ich mich schließlich dazu entschied an meinem ersten Vorlesewettbewerb teilzunehmen. Ich war sehr aufgeregt und weiß noch genau, wie alles ablief. Alle Schüler, die am Wettbewerb teilnehmen wollten, mussten vor der Tür warten und einer nach dem anderen wurde in den Saal gerufen. Sogar Publikum hatten wir dabei. Darunter waren auch Freunde und Schüler aus den anderen Klassen. Eine Jury war selbstverständlich auch anwesend. Nachdem wir Vorleser, unseren vorbereiteten und den unbekannten Text vorgelesen hatten, zog sich die Jury zurück, um eine Entscheidung zu treffen. Die Jury musste es echt schwer haben, denn alle haben einfach super gelesen.

Es dauerte gefühlt eine Ewigkeit. Aber dann, endlich! Die Jury war da! Ich spürte wie mein Herz immer schneller klopfte und ich anfing unruhig auf meinem Platz hin und her zu wippen.

„Wir haben eine Entscheidung getroffen“, teilte eine Lehrerin aus der Jury uns mit. „Es ist uns wirklich nicht leichtgefallen“. Es war sehr ruhig im Saal, keiner sprach. Jeder saß angespannt auf seinen Stühlen und lauschte gebannt der Jury. “Ich teile nun den Sieger des dritten Jahrgangs mit.“Aus dem dritten Jahrgang...“ fuhr sie fort. „Keine Panik, bleib ruhig, bleib ruhig“ sagte ich mir selber immer wieder. Die Jury fuhr fort. „Hat gewonnen...“

„RIIINNNNNGGGGGGG...RINGGGGGGGGGG“ stöhnend und verschlafen rappelte ich mich auf und brachte den störenden Wecker zum Schweigen. „Mist!“ schrie ich. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich mal wieder viel zu spät aufgewacht war.

Ich hatte tatsächlich vom Wettbewerb in der dritten Klasse geträumt. Das war schon ein komisches Erlebnis, denn irgendwie half es mir mich auf den heutigen Tag vorzubereiten. Die ganze Aufregung, die Hektik. Naja, die Hektik durfte ich ja noch live durchmachen, da ich ja nun verschlafen hatte.

Während ich genervt meine Schultasche packte und die Treppen hinunter in das Wohnzimmer eilte, ärgerte ich mich immer noch darüber, dass ich ausgerechnet heute verschlafen hatte!

Der Tag fing ja schon gut an!

„Beeile dich, sonst verpasst du noch den Bus!“, rief mir meine Mutter zu, die gerade damit beschäftigt war, mein Pausenbrot vorzubereiten. Für das Frühstück hatte ich sowieso keine Zeit mehr. Oh Nein! Es war schon 7:15 Uhr. Mein Bus würde in zwei Minuten abfahren und zwar ohne mich! Also warf ich den Ranzen über meine Schulter, verabschiedete mich schnell von meiner Mutter und rannte so schnell ich konnte in Richtung Bushaltestelle.

Nachdem ich aus unserem Garten hinausrannte und in den verschneiten Weg einbog, fiel mir etwas ein. Nein, es war nicht nur „irgendetwas“. Es war mein Buch, das ich mir für den Vorlesewettbewerb, der heute stattfinden würde rausgelegt hatte! „Auch das noch!“, murmelte ich vor mir her, während ich wieder zurück rannte.

„DING DONG, DING DONG, DING...“ ich klingelte und klopfte stürmisch an der Tür. Als meine Mutter die Tür nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete, lief ich so schnell wie ich konnte in die Küche, nahm mein Buch vom Tisch und stopfte es in meine Tasche. Ein Glück, dass ich es gestern schon rausgelegt hatte! Meine Mutter, die keine Ahnung davon hatte, was gerade geschah, sah mich verdutzt an und fragte anschließend: „Wieso bist du denn zurück gekommen, es ist schon 7:17 Uhr! Dein Bus ist bestimmt schon abgefahren!“

„Ich habe mein Buch vergessen“, versuchte ich sie aufzuklären.

„Wie Bitte? Welches Buch denn?“ fragte Mom ratlos.

„Ich erzähle es dir nach der Schule, aber ich muss jetzt wirklich los! Ciao!“

Als ich losrannte, lächelte sie mir kopfschüttelnd hinterher und machte die Tür zu. Ich eilte zur Bushaltestelle und achtete überhaupt nicht auf den Weg. Ich hatte schon nasse Füße durch den Schnee. Es war ein unangenehmes Gefühl. Ich dachte aber nicht weiter daran und lief einfach weiter.

Als ich schließlich völlig außer Atem, um die Ecke bog und das Bushäuschen erblickte, war meine Klassenkameradin schon da. Wir fuhren immer gemeinsam zur Schule.

„Puh, geschafft. Der Bus war also noch nicht da“, murmelte ich leise.

Sie kam mir entgegen: „Hallo!“

„Morgen!“, keuchte ich.

„Du bist ja völlig aus der Puste! Was hat dich denn aufgehalten?“, fragte Hanna mich.

„Erzähl ich dir im Bus. Apropos Bus, wo bleibt der denn?“, fragte ich.

„Du Arme! Na, zum Glück hatte der Bus Verspätung, sonst hättest du es nicht mehr geschafft“, meinte Hanna, nachdem ich ihr alles erzählt hatte. Inzwischen hatten wir uns schon im Bus auf zwei freie Plätze gesetzt. Sie schaute mich an. Mein nachdenkliches Gesicht war ihr wohl aufgefallen: „Hey, woran denkst du denn?“ fragte Hanna also.

„Wer, I-Ich?“ fragte ich verwirrt. „Achso, ich denke bloß über den Vorlesewettbewerb nach. Ich bin so aufgeregt. Denkst du, ich habe eine Chance heute?“

„Natürlich hast du eine Chance! Du hast schon in der 3. und 4. Klasse gewonnen. Außerdem wurdest du bestimmt nicht umsonst von Frau Riese beim Klassenentscheid dafür empfohlen. Und selbst wenn du diesmal nicht gewinnst, einen Versuch ist es doch wert, oder?“, sagte sie aufmunternd.

„Du hast Recht! Ich darf nicht so an mir selbst zweifeln!“, antwortete ich ihr selbstbewusst.

Wir stiegen aus dem Bus und nahmen unseren Weg zur Schule auf. Während wir gingen, versuchte Hanna mir Mut zu machen und mir einzureden, wie gut ich doch sei. Ich selbst bezweifelte dies aber. Ich spürte, wie sehr ich mich immer mehr aufregte.

Vor der Aula hatten sich bereits fast alle Fünft- und Sechstklässler versammelt und warteten, dass die Türen aufgeschlossen werden. Ich saß mit einigen meiner Freundinnen zusammen in einer einigermaßen ruhigen Ecke. Während sie sich über ihre angefertigten Englischreferate unterhielten, übte ich meinen Abschnitt, besser gesagt versuchte ich es! Denn bei diesem Lärm war es unmöglich, sich auf etwas zu konzentrieren.

„Genug geübt.“ Ich klappte mein Buch zu, gesellte mich zu den anderen und versuchte an etwas anderes zu denken, als plötzlich die Aula aufgeschlossen wurde. Nacheinander betraten wir den grossen Raum. Das Erste, was mir auffiel, waren die zusammengestellten Tische und Stühle, auf der ansonsten leerstehenden Bühne. An das Publikum wurde auch gedacht. Jeder fand ein Platz auf einem der aneinandergereihten Stühle.

Nachdem sich die Gespräche unter den Schülern nach und nach einstellten, begann Herr Nümann damit, uns herzlich Willkommen zu heißen. Herr Nümann leitete den Vorlesewettbewerb.

„Liebe Schüler, Liebe Lehrer. Ich begrüsse sie ganz herzlich zu dem Vorlesewettbewerb des deutschen Buchhandels“, fuhr er fort.

„Ich gratuliere erst einmal denjenigen, die den Klassenentscheid gewonnen haben und heute hier und jetzt auf der Bühne an diesem Tisch vorlesen dürfen.“ Nach seiner kurzen Einleitung schaute Herr Nümann auf seiner Liste nach, ob auch alle Vorleser anwesend waren. „Wie es aussieht sind alle da“, teilte er uns erfreut mit. Er stellte uns kurz die vierköpfige Jury vor.

Endlich, es war soweit. Die Jury nahm Platz und mein Herz fing wieder an, schneller zu schlagen. Ich hielt mein Buch so dolle fest wie ich konnte, als würde gleich jemand kommen und es mir stehlen wollen. Ich drückte es an mich, sodass meine Fingerknöchel schon weisslich schimmerten bis ich hörte “So, dann fangen wir an mit Tugba Kacar aus der 6F. Tugba, kommst du bitte nach vorne?“

Ich nickte. Ich spürte regelrecht, wie sich plötzlich alle Augen auf mich richteten. Meine Klassenkameraden wünschten mir noch schnell viel Glück. Irgendwie ahnte ich das schon, dass ich gleich als erste drankommen würde. Es wäre besser gewesen, erst einige andere Schüler zu beobachten. „Andrerseits habe ich es schneller hinter mir“, dachte ich mir. Ich ging also geradewegs Richtung Bühne. Langsam durch die Stuhlreihen, ohne mich umzusehen. Einfach nur geradeaus. Mit einem Fuss auf der Bühne wurde mir bewusst, dass es nun ernst wurde. „Jetzt bloss keine Aufregung, du schaffst das schon“, murmelte ich vor mir her.

Herr Nümann wies mich kurz darauf hin, dass ich mich an den freien Tisch setzen sollte: „So Tugba, dann stelle uns mal bitte kurz dein Buch vor und danach kannst du auch schon vorlesen.“

Hä, WAS?! Wir sollten das Buch vorstellen? Natürlich, wie kann ich denn auch so blöd sein zu denken, das ich einfach darauf loslese?

„Okay, ganz ruhig Tugba, du kratzt dir jetzt einfach ein paar wichtige, allgemeine Informationen über das Buch zusammen und gibst dein bestes. Jetzt noch einmal tief durchatmen und los.“

„Ich lese heute aus dem Buch: Ostwind vor. In diesem Buch geht es um ein Mädchen namens Mika, die in den Ferien nach Kaltenbach zu ihrer Oma fährt“ Während ich mein Buch vorstellte hatte ich schon eine hörbar zittrige Stimme. Es hörte sich schon fast so an, als würde ich gleich anfangen loszuweinen. Aber dann, als ich anfing vorzulesen, überkam mich ein Gefühl der Zuversicht. Ich spürte regelrecht, dass es mir Spaß machte, hier vorne zu sitzen und etwas vorzulesen. Je mehr ich vorlas, desto sicherer fühlte ich mich dabei. Meine Stimme zitterte auch nicht mehr.

Leider hielt dieser Moment nicht lange an, denn drei Minuten können schneller um sein, als ihr denkt. Obwohl, das stimmt nicht immer. Einmal, da hatte mir ein Dorn in den Finger gepikst. Mein Papa wollte es ganz schnell rausziehen. Er sagte immerzu, dass es nicht mal zwei Minuten dauern würde. Tja, zum Glück ist er kein Chirurg geworden. Denn die zwei Minuten kamen mir vor wie eine Ewigkeit. Aber, kommen wir mal wieder zurück zum Thema.

Nachdem ich nun fertig gelesen hatte, kam wieder die Aufregung. „Hat es den anderen gefallen?“, fragte ich mich. „Naja, ich mache mir jetzt besser mal keine Gedanken darüber. Ich war fertig und für mein Gefühl eigentlich gar nicht so schlecht. Es wird sich schon zeigen, ob es gut genug war.“

Die Jury bedankte sich kurz bei mir und bat mich, mich wieder auf meinen Platz zu setzen. Auf dem Weg dorthin, wurde schon der nächste aufgerufen.

Ich hörte mir die drei Vorleser genau an und war erstaunt, wie toll alle gelesen hatten. Als wir mit den eingeübten Texten durch waren, teilte die Jury uns mit, dass wir nach einer kurzen Pause mit den unbekannten Texten weitermachen würden.

„Gute Idee!“ dachte ich. ach solch einer aufregenden Zeit, tut eine kleine Pause doch sicherlich gut. Ich ging zu meinen Freundinnen und versuchte auf andere Gedanken zu kommen. Doch das war wirklich nicht so leicht. Ich hörte sowohl die Kinder als auch die Lehrer untereinander reden, wer ihr Favorit war. Ich hielt es allerdings auch nicht aus, und bombardierte meine Freundinnen mit Fragen wie:

„Habe ich zu leise gelesen?“

„War ich zu schnell?“

„Habe ich zu undeutlich gesprochen?“

Ich schätze mal nach einer Weile waren sie alle genervt, denn sie antworteten die ganze Zeit nur noch mit „Nein“.

Nach einer kurzen Pause, welche mir mal wieder viel länger vorkam, war es dann endlich so weit. Herr Nümann, brachte wieder Ruhe in den Saal:

„So, Ich hoffe die Pause war lang genug, um wieder auf klare Gedanken zu kommen. Dann können wir nämlich gleich mit dem Vorlesen eines unbekannten Textes fortfahren“, sagte er den mittlerweile wieder ruhiger gewordenen Vorlesern und dem Publikum. „Den Anfang wird dann wieder Tugba machen. Tugba würdest du bitte mit deinem Buch auf die Bühne kommen?“

Auch wenn ich mit diesem Prozess schon vertraut war, überkam mich auch diesmal die Aufregung.

Bis auf den Vorlesewettbewerben, an denen ich schon seit der Grundschule teilnahm, hatte ich nicht wirklich an anderen Wettbewerben teilgenommen. Deshalb stand ich auch eigentlich nie auf einer Bühne.

Obwohl, doch! Wenn man unser Wohnzimmer mit meiner imaginären Bühne mitzählt, auf der ich meinem tollen Publikum, das sich aus meinem Vater, meiner Mutter und meinen zwei Geschwistern zusammensetzte, kleine Stücke vorsang oder vorlas.

Jedenfalls musste ich die Aufregung nun irgendwie verdrängen, auch wenn dieses Publikum aus viel mehr Personen bestand, als daheim. Die Frage war nun bloß, ob ich auch den unbekannten Text ohne große Probleme meistern würde. Also ging ich, ohne lange darüber nachzudenken geradewegs in Richtung Bühne. In der einen Hand das Buch fest umklammert und die andere Hand zu einer Faust geballt, wie es meistens der Fall ist, wenn ich aufgeregt bin. Mit ein paar Schritten war ich schon am Lesertisch und nahm Platz. Ich war total gespannt, aus welchem Buch ich den ungeübten Text vorlesen musste. Mein eigenes Buch legte ich also auf den Tisch vor mir.

„Aber Moment mal!“, ging es mir in dem Moment durch den Kopf. Warum hatte Herr Nümann mich gebeten, mein Buch mitzunehmen? Wir waren doch schon fertig mit den bekannten Texten?“

„So, für die unbekannten Texte werde ich euch nun einen Seitenzahl angeben und diese werdet ihr dann bitte in eurem eigenen Buch aufschlagen. Tugba wird nun wie gesagt den Anfang machen“, erklärte uns Herr Nümann.

„Achso, deshalb sollte ich mein Buch mitnehmen“, wurde mir dann klar.

„Tugba, schlägst du dann bitte die Seite 20 auf?“, sagte Herr Nümann.

„Puh, zum Glück hatte ich mir das ganze Buch schon einmal durchgelesen“, dachte ich mir leise. Das war schon ein kleiner Trost.

Hastig blätterte ich die Seiten im Buch um. Wenn man aufgeregt ist kann es auch mal passieren, dass man etwas länger braucht, um die Seite 20 zu finden.

Endlich! Da war sie. Wie ihr es euch wahrscheinlich denken könnt, war ich nun noch aufgeregter als bei meinem eigenen Text. Denn, auch wenn ich das ganze Buch schon kenne, hatte ich die Seite 20 ja nicht eingeübt. „Was also wenn auf der Seite schwere Wörter sind, bei denen ich mich verspreche? Was wenn ich stottere oder den Blickkontakt vergesse?“

Trotz meiner zunehmender Aufregung, fing ich an.

„...Dann schauen die mich an, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank. Und das zu Recht!“ las ich vor.

Nachdem ich fertig gelesen hatte, lachte ich über mich selbst. Oh man! All die Aufregung umsonst. Es war überhaupt nicht so schlimm wie ich dachte. Im Gegenteil es hat mir so einen Spaß gemacht den unbekannten Text vorzulesen. Vor allem weil ich eine besonders lustige Stelle vorlesen musste.

Tipp: Such dir Texte mit vielen Stimmungen aus (lustig, dramatisch, usw.) und versuche diese auch genauso wiederzugeben. Das kommt bei dem Publikum gut an. Denk aber immer daran, dass du nicht schauspielern, sondern vorlesen sollst!

In meinem Abschnitt saß die Hauptperson, Mika zusammen mit ihrer Oma und der Haushälterin in der Küche. Das, was den Text aber lustig machte war der lustige Akzent der Haushälterin. Als ich folgende Zeile vorlas, fing fast der ganze Saal an zu lachen: „Der isch aber auch net ganz koscher, der Willi“ kam es beleidigt vom Herd.“

Das Gelächter hat mir irgendwie Mut gemacht. Ich hatte verstanden, dass das Publikum zuhört, dass es mich versteht, an meinem Text interessiert ist und amüsiert wird.

Naja, jetzt war es wieder Zeit für mich, die Bühne zu verlassen und wieder Platz zu nehmen. Nun waren die anderen dran. Wie auch schon bei der vorherigen Runde, hörte ich mir jeden genau an.

Nachdem alle Vorleser vorgelesen hatten, zog die Jury sich wieder zurück um eine Entscheidung zu fällen. Ich nutzte die Zeit diesmal allerdings nicht um meine Klassenkameraden wieder auszufragen. Diesmal nutzte ich die Pause wirklich zum entspannen. Ich redete zusammen mit meinen Freundinnen über Sachen wie: Kinofilme, Urlaubspläne und all sowas.

Nach ungefähr 10 Minuten kam die Jury wieder, um den Sieger bekannt zu geben. Es wurde ganz ruhig im Saal, alle saßen auf ihren Plätzen und waren gespannt, wer für die Jury den Schulentscheid gewonnen hatte. Immerhin ging es für den Sieger hiernach zum Kreisentscheid.

Ja! Ihr habt richtig gehört. Dieser Wettbewerb ist nicht so wie in der Grundschule. In diesem Wettbewerb gibt es sogar einen Kreisentscheid, an dem alle Schulsieger aus Goslar teilnehmen dürfen. Aber das wars immer noch nicht! Für die Sieger der Kreisentscheide, geht es dann zum Bezirksentscheid, und für die wiederum zum Landesentscheid. Und dann geht es zum grossen Finale nach Berlin! Aus jedem Bundesland, wird bei dem Landesentscheid der Sieger zum Finale eingeladen. Übrigens wird das Finale sogar gefilmt und im Fernsehen ausgestrahlt.

„Naja, bis dahin habe ich aber noch einen langen Weg vor mir. Jetzt sind wir ja erst noch beim Schulentscheid“ dachte ich.

Ich hoffte bloß, dass mein Traum zu gewinnen, nicht jetzt schon platzte.

„So wir wären dann soweit“, unterbrach Herr Nümann die Stille.

„Es ist uns zwar nicht leicht gefallen, aber wir haben uns entschieden. Ich werde nun zuerst den vierten Platz bekannt geben. Auf dem vierten Platz ist Tobi! Einen Applaus bitte! Tobi kommst du bitte nach vorne?“

Während Tobi zur Bühne lief, applaudierten alle fleißig.

Puh, Ich war schon einmal nicht auf dem vierten Platz. Ich hatte immer noch eine Chance.

„Machen wir weiter mit dem dritten Platz. Auf dem dritten Platz ist Josephine! Kommst du bitte ebenfalls nach vorne?“, fuhr Herr Nümann fort.

„Jetzt kam es darauf an. Würde ich gewinnen oder Amelie? Ich oder Amelie? Ich oder...“ ging es mir durch den Kopf, bevor meine Beste Freundin mich unterbrach.

„Tugba, Ich weiß, dass du gewinnen wirst. Du hast einfach super gelesen.“

„Wirklich? Denkst du?“, fragte ich sie leise.

„Aber klar! Du...Psst, Herr Nümann spricht weiter“, unterbrach sie sich selbst.

Jetzt wurde es spannend. Die Siegerehrung begann. Im Saal war es mucksmäuschenstill, sodass es mir vorkam, als könnte jeder meinen lauten Herzschlag hören.

„Die Siegerin, die auch eine Einladung zum Kreisentscheid erhalten wird ist Tugba Kacar aus der Klasse 6F!“, rief Herr Nümann. „Einen Riesenapplaus für Tugba bitte, und natürlich auch für Amelie, die somit den zweiten Platz belegt hat.“

„Jaaaa, Tugba!“, fingen meine Klassenkameraden an laut zu jubeln.

Es wurde laut applaudiert während Amelie und ich zur Bühne gingen. Ich bekam Glückwünsche von der Jury und den anderen Teilnehmern. Herr Langlotz, ein netter Lehrer unserer Schule, kam sogar mit einer kleinen Kamera, um ein Foto von uns zu schießen.

Schließlich leerte sich die Aula nach und nach. Die Schüler kehrten unter Aufsicht ihrer Lehrer in ihre Klassen zurück. Auch die anderen Teilnehmer mischten sich unter ihre Klassen und gingen in ihre Klassenräume. Ich blieb also mit der Jury allein zurück.

Die Jury erklärte mir noch kurz, wie ich mit dem Kreisentscheid fortfahren würde. Ich würde wohl einen gesonderten Brief vom Landkreis Goslar bekommen, auf dem alles stünde, teilte mir die Jury mit.

Gerade als ich mich auf den Weg zu meinem Klassenraum machen wollte, spürte ich auf einmal etwas auf meiner Schulter. Ich wurde angetippt. Doch von wem? Langsam drehte ich mich um und erblickte eine Frau. Schnell erkannte ich die nette Lehrerin aus der Jury.

„Hallo Tugba, also Ich muss sagen du hast hervorragend gelesen. Und dann auch noch der Französische Part am Anfang deines eingeübten Textes. Das war echt mutig von dir eine Sprache vorzulesen mit der du dich noch gar nicht wirklich auseinander gesetzt hast.“

„Vielen Dank. Ich habe erst seit Anfang dieses Jahres Französischunterricht“, erklärte ich ihr.

„Du bekommst also schon dieses Jahr Französisch unterrichtet? Naja, nicht so schlimm. Es waren zwar einige Fehler in deinem französischen Abschnitt, den du uns vorgelesen hast, aber das lernst du alles bestimmt noch. Naja Ich muss jetzt aber los. Viel Glück beim Kreisentscheid.“

„Äh ja, danke. Tschüss“, rief ich ihr hinterher. Sie war schnell verschwunden. Im ersten Augenblick wusste ich nicht, was genau sie meinte. Als mir dann alles bewusst wurde, schlug ich mir mit der Hand auf den Kopf. „Natürlich, was für ein Missverständnis.“ Ihr kommt auch nicht mit? Na gut, dann klär ich alles auf.

Um es euch alles etwas klarer zu machen, schreibe ich mal den französischen Part, den ich vorgelesen hatte auf: „Sche swi malad. She swi blesse. Schä besoa dün medesin“, dröhnte es monoton vom Lehrerpult.

Und, habt ihr es schon gemerkt? Die Lehrerin hat gedacht, dass ich wirklich so viele Fehler in den Text eingebaut hatte, weil ich das Französische nicht aussprechen konnte, obwohl ich doch einfach nur vorgelesen hatte, was da stand. Oh man! Das war lustig. Naja, aber bald ging es für mich zum Kreisentscheid! Darüber war ich sehr froh. Ich hielt es kaum aus, das meinen Eltern zu verkünden.

Das Gefühl war einfach so unbeschreiblich. Ich freute mich schon total! Den ganzen Weg zu meinem Klassenraum malte ich mir aus, wie es im Kreisentscheid werden würde. Ob ich dort auch gewinnen würde? Ich wusste es nicht.

Fast am Ziel - oder - Haarscharf vorbei!

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