Читать книгу Klingen, um in sich zu wohnen 2 - Gabriele Frick-Baer, Udo Baer - Страница 11

12.3 Atem-Rhythmen

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Der Herzrhythmus und der Atemrhythmus sind zwei Rhythmen, die jedem Menschen körperlich eigen sind. Der Atemrhythmus ist jedem Menschen zugänglich, jede Atem-Achtsamkeit schenkt auch dem Atemrhythmus Aufmerksamkeit. Musikalisch kann der Atemrhythmus in zweierlei Weise betont werden:

„Achtet auf euren Atem, nehmt das Einatmen wahr und das Ausatmen …

Lauscht dem Rhythmus eures Atmens …

Achtet besonders auf den Wendepunkt zwischen dem Ausatmen und dem Wieder-Einatmen, macht dort vielleicht eine kleine Pause – vielleicht habt ihr das Bild, dass euer Atem in ein Tal fließt und von dort aus sich wieder erhebt – ganz gleich, welche Vorstellung ihr habt, ganz gleich, wie ihr diesen Wendepunkt wahrnehmt, schenkt ihm eure Aufmerksamkeit …

Macht nun jeweils am Wendepunkt zwischen dem Ausatmen und dem Wieder-Einatmen ein Geräusch, einen Klang, indem ihr z. B. mit euren Händen klatscht oder auf euren Körper oder auf den Boden trommelt oder ihn mit einem Instrument erzeugt …

Lauscht diesem Klang, dem Klang eures Atemrhythmus …“

Die andere Möglichkeit, diese Einheit anzuleiten, beginnt genauso und fährt dann fort:

„Lauscht nun den beiden Wendepunkten eures Atmens, dem zwischen dem Einatmen und dem Ausatmen und dem zwischen dem Ausatmen und dem Einatmen … Gebt diesen beiden Wendepunkten einen Ton, indem ihr mit den Händen klatscht oder trommelt oder mit einem Musikinstrument einen Ton erzeugt …

Lauscht dem Rhythmus eures Atems …“

Bei dieser Möglichkeit haben meistens die beiden Töne unterschiedliche Klangfarben und Dynamik. An dieser Stelle liegen die Fragen nahe:

„Wie erlebst du deinen Atemrhythmus? Welche Bilder, welche Assoziationen ruft er bei dir hervor?“

„Was hat dieser Rhythmus mit dem Rhythmus deines Lebens zu tun? Ist er Teil deines Lebens oder gehört er eher zur Wunschseite?“

In der Einzeltherapie führt die Arbeit mit dem Atemrhythmus zumeist zu einer Zentrierung, zu einer Achtsamkeit nach Innen. Rhythmen bestimmen unser Leben, werden zum Teil unseres Lebens. Auch der Atemrhythmus, der ja nicht statisch ist und sich je nach Lebensbedingungen verändert, ist Teil der Lebensrhythmen und regt an, über die verschiedenen Rhythmen nachzudenken, Probleme zu erkunden, Wünsche wahrzunehmen und dergleichen mehr.

Der eigene Atemrhythmus einer Klientin oder eines Klienten kann auch Auftakt für einen musikalischen Dialog zwischen Therapeut/Therapeutin und Klient/Klientin werden. In der beschriebenen Weise lässt die Klientin oder der Klient den eigenen Atemrhythmus ertönen. Der Therapeut bzw. die Therapeutin lässt dies auf sich wirken, spielt Töne dazu, „klingt sich ein“. Die Klientin oder der Klient kann das zum Anlass nehmen, ihre oder seine Töne zu variieren, die wiederum Resonanz bei der Therapeutin oder dem Therapeuten finden, so dass eine gemeinsame Improvisation entsteht.

In der Gruppe ist es für viele Menschen eine besondere Erfahrung, wenn der eigene Atemrhythmus Grundlage einer gemeinsamen Gruppenimprovisation wird, wenn andere Menschen sich (musikalisch) auf den eigenen Atemrhythmus einstellen, ihn ernst nehmen, ihn zum Ausgangspunkt ihrer eigenen Klänge machen:

„Eine oder einer von euch lässt den eigenen Atemrhythmus erklingen … Fahre damit fort, während die anderen diesen Atemrhythmus auf sich wirken lassen und darauf achten, welche Resonanzen er in ihnen hervorruft.

Lasst nun aus diesen Resonanzen und aus den Wirkungen des Atemrhythmus, den ihr hört, Impulse entstehen, musikalische Impulse, und lasst diese erklingen …

Nun lasst daraus eine gemeinsame Improvisation entstehen, diejenige oder derjenige von euch, die mit ihrem oder seinem Atemrhythmus den Anfang gemacht hat, kann seinen oder ihren Rhythmus beibehalten, kann aber auch freier spielen und dem folgen, was nun entstehen möchte, unabhängig davon, ob dies noch mit dem Rhythmus des Atems etwas zu tun hat. Der Atemrhythmus ist indirekt Grundlage des gesamten Spiels. Improvisiert …“

Klingen, um in sich zu wohnen 2

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