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Januar: Beim Tierarzt und Ärzte allgemein // Start ins Jahr:

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Nochmals möchte ich mich kurz bei Euch vorstellen: Mein Name ist Coon, mittlerweile 6 Jahre jung, bin ein umgänglicher, schwarzer Main Conn Kater, der kein Wässerchen trüben kann. Habe leicht schräg gestellte Augen die fantastisch golden-grün glänzen. Die Ohren sind groß, hoch angesetzt. Ein muskulöser Rücken, ein langer Schwanz und wehendes Deckhaar. Kurzum, wenn Ihr mich auf der Straße oder auf Eurem Grundstück seht, erkennt Ihr mich sofort. Laut letztem medizinischen Check soll ich mittlerweile 6.758 Gramm Kampfgewicht auf die Waage bringen – bestimmt war beim Tierarzt nur seine Waage kaputt, oder er kann einfach nicht richtig ablesen – ein typischer Vorzeigearzt halt – viel behaupten, und seinen Patienten einen schlechten Lebenswandel vorhalten, der allein Schuld an der jeweiligen Erkrankung ist, ein schlechtes Gewissen einreden und dann die Pharmaindustrie mit einer reichlichen Tablettenverschreibung in den Reichtum treiben – kurz gesagt ein Pfuscher. Zur Ehrenrettung sei gesagt, daß es auch gute Ärzte gibt, die erst einmal natürliche Mittel versuchen, oder auch einmal der Natur etwas Zeit lassen, bevor sie chemischen Keulen – mit ungewissen Nebenwirkungen – verschreiben. Auch der tolle Hinweis bei den Medikamentenwerbungen, man solle bei Fragen doch seinen Arzt oder Apotheker fragen, ist nur vorgeschoben, denn welcher Arzt oder Apotheker kann bei diesen vielen Medikamenten die Patienten verabreicht werden, schon verlässlich voraussagen, um welche Zeit, welche Wirkstoffe im Medikament, genau gerade bei diesem Patienten, optimal funktionieren? Wenn dann auch noch Berücksichtigung finden soll, daß die meisten Patienten mehrere Medikamente gleichzeitig verschrieben bekommen, wer will schon die Wechselwirkungen voraussagen. Ach ja und etwas essen muß der arme Patient dann auch noch, wie wirken sich dann Rhabarber, Kohl, Kaffee, vielleicht sogar Alkohol auf den Medikamenten- Cocktail aus?

Mein Tierarzt gehört leider zur Sorte: Verschreibe viel, verschreibe oft, stelle hohe Rechnungen und bestehe darauf daß Nachmedikation unbedingt erforderlich ist. Wollte mir doch tatsächlich bei meiner letzten Untersuchung wieder eine teuere Vitaminspritze verpassen – tja, zwischen Wollen und Tun liegen manchmal Welten. Noch gut konnte ich mich an seine letzte Spritze erinnern, wo ich ganz tapfer und ganz ruhig stillgestanden bin und der unheilige Schuft hat mir die Spritze so fest in meinen Oberschenkelmuskel gerammt, daß ich tagelang die Schmerzen gespürt hatte.

Als er jetzt wieder ankommt um sein unseeliges Werk zu beginnen, wehre ich mich wütend, denn weder brauche ich eine schmerzhafte Vitaminspritze, verabreicht von einem Pfuscher, noch sollen meine Hausmitbewohner unsinnige Arzneien bezahlen müssen.

Weder Manfred, noch Marina noch die Tierarzthelferin konnten mich festhalten, als ich wütend auf den Spritzenmann losgegangen bin. Eine schöne Bisswunde in die Hand, einige Kratzer auf den Arm, und dann noch eine Tatze in seinen allerwertesten, als er in der Praxis vor mir zu fliehen versucht hat. Ein Stuhl ist umgefallen, der Behandlungstisch kippte mitsamt dem Arzt auf die Praxisfliesen, ein Glasregal wurde durch meine Mitbewohner beschädigt, die versuchten mich einzufangen. Die Tierarzthelferin stand nur erstarrt und mit großen, staunenden Augen herum und wurde dann doch auf den Boden befördert, als ihr panischer Chef versuchte sich am Boden von mir wegzurollen. Ich glaube auch die Spritze ging genau bei diesen Aktionen zu Bruch – schade – denn eigentlich hätte ich sonst bestimmt versucht sie dem Tierarzt in seinen Hintern zu bohren. So aber hat sich der Spritzeninhalt auf die Praxisfliesen verteilt. Die Flüssigkeit in der Spritze scheint übrigens etwas klebrig und glatt zu sein, denn Manfred ist darauf ausgerutscht und hat sich ausgerechnet in einige Spritzensplitter hineingesetzt. Was ist der Mann auch manchmal ungeschickt denke ich mir noch, während der Tierarzt meine Ablenkung benutzt um aus dem Raum herauszuflüchten und schnell die Tür hinter sich zuzuknallen. Dann höre ich ihn noch wie er seiner Sprechstundenhilfe panisch zuruft sofort das Krankenhaus zu verständigen, weil ihn soeben eine tollwütige Bestie angefallen hätte. Ich überlege kurz – aber im Raum ist bestimmt keine Bestie, denn die hätte ich mit meinen guten Instinkten bestimmt bemerkt – aber vielleicht ist er auch psychisch gestört wie so viele Menschen und er sieht weiße Mäuse – bei diesem Gedanken muß ich innerlich doch lachen, denn wenn dem so wäre, bin ich das geeignete Gegenmittel. Die weißen Mäuse würde ich ihm schon Wegfangen. Fazit des Tierarztbesuches: Manfred wurde von Martina im Auto zum Krankenhaus gefahren. Er hat sich dabei auf die Rückbank gekniet und ständig gejammert wie weh die Spritzenteile im Hintern tun. Ich machte es mir auf dem Beifahrersitz, neben Martina gemütlich und habe ab und zu mit dem Kopf geschüttelt, wenn Manfred bei einer Bodenwelle oder Kurve wieder aufgestöhnt hat. Als wir im Krankenhaus ankommen steht zwar ein Rollstuhl zur Verfügung, aber Manfred schlurft lieber wie ein alter Mann und mit schmerzverzerrtem Gesicht, zur Behandlung als den Versuch zu unternehmen sich auf sein schmerzendes Hinterteil zu platzieren. Gestützt wird der - nach eigenem Empfinden - Schwerverletzte von einem Krankenpfleger und Martina. Ihm wird sogar geholfen sich seiner Hosen zu entledigen und sich bäuchlings auf eine Liege auszustrecken. Ein Arzt kommt dann mit einer beleuchteten Lupe, einem Skalpell und einer Pinzette, während eine Krankenschwester den betroffenen Teil des Hintern desinfiziert. Als Martina dem Arzt und der Krankenschwester erzählt hat wie es zu den Unfall gekommen ist, haben beide sich das Lachen nicht verkneifen können. Fast alle Spritzensplitter sind in den Hosen steckengeblieben und so kann der Arzt seine Arbeit gezielt verrichten. Nur ab und zu wird die Entfernung der Splitter erschwert, wenn der Mediziner sich den Unfallhergang bildlich vorstellt und dann die Hände in Takt der Bauchmuskeln außer Kontrolle geraten. Trotz dieser mehrfachen Unterbrechungen ist Manfred relativ rasch verarztet. Leider haben wir dann den Jammerlappen Manfred aber wieder mit nach Hause nehmen müssen, denn er ist nicht im Krankenhaus geblieben.

Übrigens: Der wehleidige sadistische Tierarzt hat sich tatsächlich im gleichen Krankenhaus behandeln lassen und blieb dort auch noch einige Tage zur Beobachtung. Ich hätte es mir so schön vorgestellt wenn beide vielleicht im gleichen Krankenzimmer zugebracht hätten und ich einen Krankenbesuch gemacht hätte. Man bringt bei den Menschen dann immer ein Geschenk mit. Dem Manfred hätte ich eine frisch erbeutete Maus oder Ratte hingelegt, der Pfuschertierarzt hätte von mir nur einen abgetrennten Rattenkopf auf sein Kopfkissen gelegt bekommen, auch um meine Missbilligung ihm gegenüber auszudrücken. Aber da wir den stöhnenden Manfred wieder im Auto abtransportieren, ist der Krankenhausbesuch beim Pfuschermediziner leider hinfällig.

Nachbetrachtung zum Tierarzt: Dann ist der nach seinem Krankenhausaufenthalt auch noch bei einem Psychiater in Behandlung gewesen. Wochenlang war seine Praxis geschlossen. Vor einigen Tagen ist ein Brief seines Anwalts, mit einer Verfügungen bei uns eingetroffen: Manfred und Martina dürfen die Tierarzt-Praxis nicht mehr betreten. Dann hat der Anwalt auch noch von einer Bestie geschrieben die untersucht werden sollte und laut seiner Meinung in einen Käfig gehört. Auf jeden Fall, seit Wochen ist der Vorgang Gesprächsthema im ganzen Ort und ich glaube die Sprechstundenhilfe hat dazu nicht unerheblich beigetragen. Sie hat mir vor wenigen Tagen ein Stück gut abgehangene Rinderlendenspitze von Metzger Josef kleinschneiden lassen und mir gegeben. Dazu meinte sie: „Hast Du gut gemacht Coon, dieses alte Ekel schikaniert uns von früh bis spät und wir dürfen unsere Meinung nicht äußern, sonst schmeißt er uns im hohen Bogen raus (Coon-Übersetzung: Der Tierarzt spricht die Kündigung aus, wenn man seine ehrliche Meinung kundtut)“. Dann streichelt sie mich und auch das lasse ich mir gefallen, denn sie macht das sehr behutsam und langsam, genau wie ich es nach einem guten Bissen mag. Dann lacht sie und ihr kullern dabei Tränen über die Backen: „Die Sylvia, unsere Tierarzthelferin, hat mir bis in alle Details erzählt was im Praxisraum vorgefallen ist. Wir lachen insgeheim wenn unser paranoider Pascha zusammenzuckt sobald eine Katze im Vorzimmer auch nur miaut. Ich hebe meine Pfote und lege diese langsam auf meine Brust, dann senke ich etwas den Kopf, was sagen soll: Gerne geschehen und gerne wieder wenn er euch nicht in Ruhe eure Arbeit tun lässt. Wieder lacht die Sprechstundenhilfe hell heraus, wischt sich einige Lachtränen aus den Augenwinkeln, während sie zum Abschied meint: „Ich rufe nachher gleich Sylvia an und berichte daß ich dich hier getroffen habe. Die wird vor Freude ebenfalls aus dem Häuschen sein“ (Coon: Aus dem Häuschen ist in der Pfalz jemand, der vor Freude nicht weiß wohin mit seiner Energie und seinen guten Gefühlen).

Doch zurück zum jetzigen Jahr:

Es ist der 1. Januar, bereits frühmorgens beginne ich meinen Rundgang durch mein Gebiet. Es ist regnerisch und kalt geworden. Ein trüber, Wolken verhangener Himmel, der Boden nass, mit leicht überfrierenden Stellen. Leere Sektflaschen liegen herum, angebrannte China-Böller, explodierte Papierhüllen, Holz und Kunststoffreste der Kracher und Leuchtraketen. Glasscherben und leere Plastiktüten, liegen neben Zigarettenkippen. Diese Unordnung gerade nach Tagen wenn ihr gefeiert habt ist bestimmt auf psychische Erkrankungen zurückzuführen, denn wer will schon daß ein Vogel versucht ob Zigarettenkippen essbar sind oder nicht – oder ein Tier untersuchen will was in der Plastiktüte ist, diese sich durch Wind in Bewegung setzt, sich dadurch verschließt und das arme Tier verängstigt und vielleicht in Panik grausam erstickt? Aber wer kann schon die Motivation von einigen von euch erahnen, noch dazu wenn Alkohol oder andere Drogen in entsprechenden Mengen im Spiel sind, oder man den eigenen Müll nicht mehr mitnehmen will?

Ihr Menschen sagt: Bei einem solchen Wetter jagt man noch nicht einmal einen Hund vor die Türe, doch an einigen Stellen sehe ich schwankende Fußgänger, die bei diesem Wetter offensichtlich ihr Heim suchen – vielleicht aber auch nur irgendeinen Platz um sich aufzuwärmen oder um nicht alleine mit sich selbst zu sein.

Von meinem Domizil in der 3.Querstraße laufe ich vorsichtig zum Haus meines Freundes Tiger um zu sehen wie er die vergangene, sehr laute Nacht verbracht hat. Die überall herumliegenden Glassplitter und Scherbenreste umrunde ich im weiten Bogen, damit ich nicht hineintrete und mich vielleicht verletze.

Obwohl Petra, die Kastration bei Tiger veranlasst hat, teilt er großzügig sein Haus mit ihr. Wirklich denke ich immer wieder, ein außerordentliches Kerlchen. Großzügig, nicht nachtragend, genügsam in seinen Ansprüchen, fast könnten wir echte Brüder sein. Die Türe ist leicht geöffnet und so kann er noch leicht verängstigt in den Garten kommen. Vorsichtig schaut er sich um und zuckt doch jedes mal zusammen wenn es in der Ferne immer noch kracht, weil einige Menschen in der Sylvesternacht nicht alle Sprengkörper zur Explosion gebracht hatten. Er seufzt und meint: „Sind sie jetzt endlich bald fertig mit ihrem Feuerwerk und Krach“? Zur Antwort knallt es direkt an der nächsten Ecke und selbst ich zucke kurz zusammen. „Irgendwann hat auch der letzte Narr sein Pulver verschossen“, tröste ich ihn und schon wieder kracht es. Schon nach kurzer Zeit will Tiger wieder zurück ins Haus, um wie er sagt den Schlaf nachzuholen der ihm durch die Knallerei entgangen ist. Wir verabschieden uns kurz voneinander, damit ich auch im meinem restlichen Refugium nachsehen kann wo vielleicht Probleme aufgetreten sind.

Mein Königreich befindet sich in einer kleinen Stadt in der Pfalz und wird auf einer Seite von Wald- und Feldgrundstücken begrenzt, die andere Grenze ist die Hauptstraße. Unterbrochen wird das Gebiet durch die parallel zur Hauptstraße liegenden Sonnengasse, die von der ersten Querstraße bis zum Marktplatz verläuft und die Mondgasse, die hinter dem Marktplatz beginnt und hinter der 5.Querstraße endet. Übrigens gibt es diese Durchnummerierung der Straßen in der Pfalz sehr oft. Vielleicht ist es einfacher, anhand der eigenen Finger nachzuzählen wie viele Straßen man bereits überquert hat um sein Haus zu finden. Zudem – nicht etwa daß in der Pfalz jetzt übermäßig viel getrunken würde – aber wenn die Zunge nach dem Genuss von 3 bis 4 Schoppen Wein – jeder davon übrigens 0,5 Liter groß, sich doch etwas ungelenk anhören sollte, ist ein zeigen mit den Fingern in welche Straße man will, doch viel einfacher als sich an einen Namen eines mehr – oder weniger bekannten Straßennamensgeber erinnern zu müssen. Diesen Namen dann auch noch einigermaßen verständlich über die Lippen bringen zu sollen wäre oft eine übermenschliche Erinnerungsleistung. Da der Pfälzer schon in der Vergangenheit praktisch veranlagt war, ist das Durchnummerieren der Straßen die einfachste Ortsbeschreibung. Auch Ortsunkundige können so übrigens mitten in der Nacht ein bestimmtes Haus finden, selbst wenn es kein Rotlicht davor gibt. Weitere Vorteile den Straßen keinen Namen zu geben bestehen darin nicht den Stadtplan ständig ändern zu müssen, wenn sich beim vermeintlich wichtigen Straßennamengeber dann nach einer gewissen Zeit herausstellt, daß er doch nicht so ohne Fehl- und Tadel war und deshalb die Straße wieder umbenannt werden muß. In der Pfalz sagt man dazu: „Der hott jo gaanz schäh Dreck am Stecke ghabbt“ (Übersetzung Coon: Bei genauerer Untersuchung der besonderen Verdienste des Straßennamensgebers, musste zu unserem tiefsten Bedauern festgestellt werden, daß einige Aspekte seiner Aktionen und Lebensdaten nicht mit den Ansprüchen die für die besondere Hervorhebung für öffentliche Straßen erforderlich wären, erfüllt wurden).

Selbst in größeren Gemeinden in der Nähe der Pfalz, funktioniert ein solches System, wenn man B 4 oder Q 7 sucht, so stellt diese Kombination aus Buchstaben und Ziffern keine Schachfelder oder Autotypen vor, sondern dient als Orientierungshilfe in der Quadratestadt Mannheim.

Bösartige Zungen die behaupten die Mannheimer hätten noch mehr Durst als die Pfälzer, und aus diesem Grunde wäre die Buchstaben-Ziffern-Einordnung, als logische Folge ständiger Desorientierung erfolgt, muß ich zurückweisen, denn das kann gar nicht sein. Die Mannheimer vertragen vermutlich weniger Alkohol – von Ausnahmen abgesehen. Auch die Behauptung im Jahr 1880 hätte Werner von Siemens nur deshalb den ersten elektrischen Personenaufzug in Mannheim installieren lassen weil viele Mannheimer nach dem Genuss von Wein nicht mehr in der Lage waren die Treppen allein hochzukommen, ist wohl eine bösartige Unterstellung. Auch die zweite Behauptung, in Mannheim wäre das erste Automobil der Fahrzeuggeschichte nur deshalb durch Berta Benz gefahren worden, weil so viele Fußkranke in Mannheim waren, zeigt eigentlich nur etwas vom Neidgefühl gegenüber der großen, ideenreichen Universitätsstadt im Bundesland Baden-Württemberg.

Doch weiter in meinem Revier in die 1. Querstraße, Nummer 17: Hier hatte letzten Jahr Frühjahr noch Beate gelebt (siehe Band 1: „Gestatten Coon“). Die Brandruine ist längst beseitigt und ein doppelstöckiger Rohbau ist hier erstellt worden. In den vorhandenen Räumlichkeiten sehe ich mich gerne um, denn Handwerker lassen immer mal Lebensmittel herumliegen, die Nahrungsgrundlage für allerlei Nagetiere, die ich mir dann wieder fange und einverleibe, oder als kleine Gastgeschenke für Katzendamen oder menschliche Geburtstagkinder mitbringe. Es ist kalt hier drin, der Wind pfeift durch die halbfertigen Räumlichkeiten. Keine Maus oder Ratte ist zu bemerken, denn die Bautätigkeit wurde vor den Feiertagen unterbrochen und noch nicht aufgenommen. Aus den Wandöffnungen im 2. Stock hat man eine gute Fernsicht, und von hier oben kann ich sogar in den Garten von Jürgen im Haus Nummer 9 sehen. Er steht mit verkniffenem Gesicht in seinem Garten, seine beiden ausgewachsenen Boxer-Hunde Jack und Shila sind ebenfalls zu sehen. Tief die Hände in seine Hosentaschen gerammt, bietet er ein beängstigendes Bild eines Mannes, der jederzeit explodieren kann und eine Gefahr für alle fliegenden und laufenden Tiere darstellt. Auf seine Zielübungen mit dem Gewehr scheint er keine große Lust zu haben, denn fast alle Tiere meiden mittlerweile seinen Garten. Nur ein Spatz ist in einiger Entfernung zu sehen. Der Name für diese Vogelart ist übrigens im althochdeutschen entstanden, wo er noch „Zappeln“ geheißen hat, weil die Vogelart sehr unruhig ist und rasch herumzappelt. Etwas stolz bin ich schon darauf, daß mein Freund Tiger und ich nicht ganz unschuldig an den fehlenden, lebenden Zielscheiben für Jürgen sind, denn im letzten Jahr haben wir den Garten immer wieder emsig markiert. Zudem haben wir uns immer wieder von Vögeln am Grundstück sehen lassen, sodaß diese einen weiten Bogen um das Anwesen gemacht haben. Auch in diesem Jahr werden wir wieder Tiere vor diesem Sadisten schützen müssen, denn er verwundet Tiere nur und lässt diese dann von seinen beiden Boxer-Hunden bestialisch zerfetzen.

Wenn er Vögel nicht einfach nur abknallen würde, sondern diese als Speise verwenden, hätte ich noch Verständnis dafür, denn dies haben auch schon die alten Römer getan, wenn sie Lerchenzungen in Honig und leichtem Essig mariniert und dann gegessen haben. Oder noch heute soll es Gegenden in Italien geben, wo Rotkelchen und andere kleine Singvögel in Netzen gefangen und dann verspeist werden. Eigentlich eine minimale Kost für Euch große Menschen denke ich mir. Zudem wenn Ihr bedenkt wie viele Insekten die Vögel fangen, müssten Euch die munteren Sänger eigentlich viel mehr wert sein.

Nachdem ich den Rohbau wieder verlassen habe, schreite ich in die 2. Querstraße um meine Freundin Gisela zu besuchen. Das alte Mädchen hat sich hoffentlich warm angezogen, damit sie sich nicht erkältet. Als ich leise mit einem Miauen meinen Besuch vermelde, öffnet sich fast augenblicklich die Türe im Garten um mich einzulassen. Gisela ist sichtlich erfreut mich zu sehen: „Hat unser großer Kater schon ausgeschlafen?“ erkundigt sie sich und ich nicke kurz zur Bestätigung. Jetzt schnuppere ich in der Luft und wittere etwas was nach gekochtem Essen riecht. Gisela lacht: „Sieh an, unser Feinschmecker, heute habe ich Konserven geöffnet die ich im letzten Jahr haltbar gemacht habe. Die Methode ist seit 1810 bekannt, als der französische Konditor und Zuckerbäcker Nikolas Appert 12.000 Goldfrancs von Napoleon dafür bekommen hat. Napoleon brauchte für das Versorgen seiner Truppen Lebensmittel die haltbar waren, deshalb hatte er diesen Preis ausgeschrieben“. Sieh mal an denke ich mir, der kleine Korse hat auch in diesem Punkt wieder Geschichte geschrieben.

Gisela werkelt weiter in der Küche und bereits wenige Minuten später haben der Malteserhund Maxl und ich jeweils ein Schüsselchen vor uns stehen, um die Qualität der Speise zu beurteilen. „Eisbein mit Soße und etwas frischem Naturreis“ meint mein Mädchen trocken. Der Essens-Test ergibt: Eisbein schön zart, nicht zu stark gewürzt, die Soße, dunkel und nicht zu dünn. Der Naturreis – na ja, gehört wohl bei diesem Gericht nach Meinung von Gisela dazu - hätte man sich aber sparen können, dafür vielleicht aber ein kleiner Nachschlag beim Fleisch und bei der Soße – aber ich will ja nicht unbescheiden sein, denn insgesamt hat sie ihre Sache wirklich sehr gut gemacht. Auch Gisela ist zufrieden als sie Maxl und mir beim Futtern zusieht. Nach dem Essen bedanke ich mich artig durch herumschleichen um Gisela und verlasse dann zufrieden ihr Refugium um weitere Freunde zu besuchen.

Was ist denn nur der 1. Januar nur für ein Tag? Elvira und meine Natasha weder zu sehen noch zu hören. Elke hat mit ihren Kindern Sven und Silke offensichtlich Besuch, der die Wohnräume belagert. Aus dem Haus von Horst dringen nur laute Schnarchgeräusche. Das Anwesen von Metzger Josef und auch das Obstgeschäft Friedrich wie ausgestorben. Wahrscheinlich waren die Menschen die letzte Nacht zu lange auf und müssen jetzt den Schlafentzug ausgleichen. Es ist mittlerweile Nachmittag geworden und nachdenklich gehe ich in meine Residenz, 3. Querstraße Nummer 12, um zu sehen ob meine Hausmitbewohner Martina und Manfred schon zu Hause sind. Gestern Abend sind die beiden aufgebrochen – um wie sie sagten – zu feiern. Kaum bin ich durch die Katzenklappe ins Haus geschlüpft und auf eine Fensterbank gesprungen, die Richtung Straße die Sicht freigibt, höre ich schon das Auto der beiden. Als sie nach einigen Mühen das Auto schief abgestellt haben, klettern die beiden aus dem Personenkraftwagen.

Ich sehe es sofort: Manfred und Martina scheinen Kreislaufprobleme zu haben, als sie aus dem Auto kichernd herauswanken. Dunkle Ringe unter den geröteten Augen, total übermüdet aber offensichtlich guter Laune und ohne größere Blessuren. Gegenseitig geben sie sich Schutz und Halt und ich wundere mich schon, daß Menschen in diesem Zustand eine so gefährliche Maschine wie ein Auto benutzen dürfen. Wahrscheinlich hat das Automobil fast allein den Weg zurück gefunden. Jetzt haben die beiden auch noch Probleme mit ihren Hausschlüsseln. Immer wieder wird ein neuer ausprobiert und keiner scheint die richtige Größe aufzuweisen. Ich wusste gar nicht daß am Schlüsselbund der beiden so viele verschiedene Schlüssel angebracht sind. Wenn die beiden überhaupt keinen Erfolg mit dem Aufschließen haben sollten, können sie ja versuchen durch die Katzenklappe zu kommen. Das wäre wirklich ein Bild für Götter, wenn die beiden in der Klappe steckenbleiben würden und ich die Presse für das Fotografieren herbeiholen würde. Die Nachbarschaft würde sich bestimmt auch nicht zweimal bitten lassen die Aufnahmen ins Internet zu stellen, damit die ganze Welt – einschließlich der Arbeitskollegen der beiden - etwas zum lachen hat. Und wieder ein vergeblicher Versuch die Türe aufzubekommen - doch schließlich scheint nach dutzenden von Versuchen endlich ein Schlüssel zu passen und sie kommen sich immer noch gegenseitig stützend hereinbewankt. Bestimmt hat die beiden wieder eine der menschlichen Krankheiten heimgesucht und nun kann nur noch die Zeit helfen bis sie wieder gesunden – oder ein Kater bringt sie wieder auf klare Gedanken. Ich gehe also auf die kindischen Lacher zu und miaue laut, danach schreite ich in die Küche, und lasse die leere Futterschüssel etwas durch den Raum driften. Beide schwanken herein und Manfred meint mit etwas eingeschränktem Sprachvermögen: „Jetzt muß ich mich erst einmal hinlegen, wenn ich ausgeschlafen habe, werde ich Coon Futter geben“. Augenblicklich scheint Martina zu ernüchtern: „Du weißt was uns der Kater im letzten Jahr alles für Streiche gespielt hat, als er seine Schüssel leer vorfand“. Jetzt erschaudert auch Manfred, geht etwas missgelaunt und brummig an den Vorratsschrank, holt eine Dose Thunfisch hervor, versucht diese zu öffnen, was nur unter einem Teilverlust eines Daumennagels zu bewerkstelligen ist. Fluchend holt er einen Löffel aus einer Schublade und füllt die ganze Dose in meine Schüssel. Ich sehe mir seine Handlungen an – na ja, etwas liebevoller kann man dem liebsten aller Kater schon seine Nahrungsmittel zubereiten denke ich mir - aber manchmal tut es ja auch einfach eine große Menge. Mit gutem Appetit mache ich mich über den Schüsselinhalt leer, während sich zwei, sich gegenseitig schiebende Menschen die Treppenstufen hoch in ihr Schlafzimmer begeben, um wie sie sagen „auszuratzen“. Noch eine Zeitlang höre ich einige ausgezogene Schuhe in eine Ecke fliegen, fröhliches, jedoch undeutliches Gezwitscher aus dem Raum dringen, das Knarren von Betten und schon kurze Zeit später nur noch rhythmische Schlaf- und Schnarchgeräusche. Zufrieden meine beiden kleinen Menschen unbeschadet zurückzuhaben, gönne ich mir nach meinem Essen und der Fellpflege, auch ein Nickerchen.

Nach einigen Tagen scheint wieder alles seinen gewohnten Gang zu nehmen: Meine beiden Menschen vergnügen sich bis Abends mit dem was sie ihre Arbeit nennen, während der gute Coon über sein Gebiet und die Lebewesen darin wacht. Es ist ungewöhnlich eisig kalt für die Pfalz und leichter Schneefall hat die vergangenen Tage Gärten und Bäume weiß gepudert. Nur einige Christrosensorten und Schneeglöckchen getrauen sich bislang ihre Blüten aus den Schneekristallen herauszustrecken. Diese Amaryllispflanze ist ganz schön zäh und gibt Hoffnung auf ein baldiges Frühjahr. Wenn ich mit meinen Pfoten in den Schnee trete, ist es ein unangenehmes Gefühl, denn das Geräusch ist zu laut um einen optimalen Jagderfolg zu ermöglichen. Viel besser ist es sich leise anzupirschen, die aktuelle Lage vorsichtig zu ermitteln und dann überraschend zu einem gezielten Sprung anzusetzen. Freude bereitet das Laufen im Schnee nur, wenn man zurücksieht und die Spuren seiner Pfötchen eindruckvoll im frisch gefallenen Schnee verewigt sieht – zumindest bis zum Tauwetter. Doch trotz der Temperaturen haben auch einige Gehölze bereits Blüten hervorgebracht, die mal nach Jasmin, andere nach Honig oder Vanille riechen. Tausende, duftende, kleine, weiß-rosa Blütenbüschel hat der blattlose Bodnant-Schneeball zu bieten. Der Einwanderer aus Nordchina, öffnet jedoch immer nur einen Teil seiner Knospen, damit bei plötzlich stark fallenden Temperaturen noch genügend Reserven vorhanden sind, um für die kommenden Monate auch noch Bestäubungen zu ermöglichen, denn eigentlich halten die Blüten keine starke Kälte aus. Die Pflanze hat so die Möglichkeit die letzten Insekten des alten Jahres und die ersten Insekten des neuen Jahres zu nutzen und gleichzeitig die Nahrung für die Spezies zur Verfügung zu stellen. Ihr Menschen würdet das als „Win-Win-Situation“ bezeichnen. Auch die Ansprüche an den Standort sind unproblematisch. Mit sonnigen, oder wenigstens halbschattigen Standorten kommt der fleißige Blüher gut zurecht.

Als ich in einem anderen Garten angelangt bin, beherrscht eine mutige Zaubernuss das Geschehen. und die gelben, leicht ins kupferrote gehenden, länglichen Blütenblätter strecken ihre duftende Pracht der Luft entgegen. Ein humoser, möglichst kalkarmer Boden, im schwach saueren Bereich, etwas schattig gelegen, ist der ideale Platz für ihn. Dann muß der Mensch nur noch Geduld aufbringen und einige Jahre abwarten, bevor der Blüten-Farbrausch als Belohnung winkt. Fast quadratisch ist der Kelch aus dem sich vier längliche Blütenblätter entfalten. Je nach Züchtersorte mit gelben, orangenen oder fast roten Farben ausgestattet. Büschelweise sitzen die Einzelblüten nebeneinander und bilden dichte Blütenquirle. Fallen die Temperaturen unter den Gefrierpunkt rollt die Pflanze die Blütenblätter ein. Werden die Temperaturen dann wieder moderater, entfaltet sich die duftende Pracht wieder. Erst wenn das Blütenwunder vorbei ist kommen die rundlichen grünen Blätter. Im Herbst wird dann die Zaubernuss vorm Blattfall nochmals mit einer bunten Farbenpalette auffällige Akzente im Garten setzen. Dann sind auch die Früchte ausgereift, hölzerne Fruchtschalen, die zwei schwarze Samen beinhalten. Die Fruchtschalen springen auf und schleudern meterweit die Samen heraus, damit an neuen Standorten eine weitere Verbreitung der Pflanze stattfinden kann.

Am 6. Januar komme ich bei Horst vorbei. Gisela ist ebenfalls anwesend und es duftet an diesem Spätnachmittag nach angebratenen Putenstreifen. Maxl sitzt unter dem Küchentisch, während Horst und Gisela ihr beträchtliches Wissen miteinander abgleichen: Horst meint: „Heute ist der 6. Januar, dieser Tag heißt „Heilige drei Könige“ und ist in einigen Bundesländern sogar gesetzlicher Feiertag, obwohl die Heiligen drei Könige in keiner biblischen Schrift vermerkt sind“. Gisela stimmt ihm zu: „Die Kölner waren schon immer sehr schlau. Während des Mittelalters hat jede bedeutende Kirche versucht Gläubige durch wundertätige Reliquien zum Aufenthalt zu bewegen. Als ein deutscher Kaiser während eines Krieges in Italien auch die Stadt Turin erobert hat, wurden Knochenfunde aus dem Turiner Dom erbeutet. Man wusste nicht wem die Knochen gehörten, doch die Kölner haben diese für treue Dienste bekommen. Dann haben die schlauen Kölner einen Schrein der drei heiligen Könige darum konzipiert und schon waren „Heilige Drei Könige“, die es nie gegeben hat, in der Stadt Köln zu bewundern. Viele Gläubige haben über die Jahrhunderte viel Geld in der Stadt gelassen um auch diesen Schrein zu bewundern“. Doch Horst und Gisela können nicht nur Ihr Wissen ausbreiten, sondern gleichzeitig auch Zwiebeln schälen und würfeln, In zerlassenem Fett rohen Schinken anbraten, Rosenkohl anschwitzen, Knödelteig kneten und danach zu runden Bällen formen. Kurzum, nach einer angemessenen Zeit ist das Gericht fertig, eine helle Schinkenwürfelsoße kommt über die mittlerweile garen Rosenkohlbällchen und die Knödel werden auf die Teller verteilt. Horst gibt mir nur ein winziges Stück davon zum testen und gleicht diese Minimalmenge mit einer gehörigen Portion Putenstreifen mehr als aus. „Nicht zu stark gewürzt“ meint Horst und lächelt dabei. „Ich hoffe unser Feinschmecker findet gefallen an unserem einfachen Essen“. Mit aller Vorsicht und Behutsamkeit teste ich die einzelnen Komponenten und muß gestehen, vor allen Dingen die Putenstreifen schmecken mir. Gisela Hund „Maxl“ schlingt sein Essen einfach hinunter. Ich denke in diesem Leben wird aus Maxl kein guter Restaurant-Tester mehr werden. Im Anschluß an das Essen säubere ich mich gewissenhaft und ruhe etwas aus, während sich Horst und Gisela um den Abwasch kümmern. Danach bleibe ich anstandshalber noch eine Stunde bei Horst und habe mich dann angemessen mit einem kräftigen „Mauz“ verabschiedet.

Es ist eine klare Frostnacht und als ich nach oben sehe leuchtet ein funkelnder Sternenhimmel. Ich strolche die ganze Nacht herum und weder Mensch noch Tier scheinen heute ebenfalls unterwegs zu sein. Die Menschen tief eingemummelt in ihren Häusern, die Tiere entweder im Winterschlaf oder in warmen Verstecken. Einzig ein schwarzer Kater schaut nach dem rechten und bestaunt am nächsten Morgen den Raureif der sich auf einigen Tannenzweigen, Blättern und Grashalmen gebildet hat. Weiße Bäume ohne Laub, die Äste und Zweige, filigrane Kunstwerke einer einfallsreichen Natur, die Stämme wie festlich hergerichtet. Feste Formen scheinen sich in dem besonderen Licht aufzulösen. Ein etwas undichter Wasserhahn in einem Garten hat jetzt eine große Eisstalaktite entstehen lassen. Wasserreste die in Pflanzgefäßen noch vorhanden waren sind gefroren und es wird in den nächsten Tagen für die noch anwesenden Vögel schwerer werden an freies Wasser zu kommen. Die Natur scheint den Atem etwas anzuhalten und ein leichter Wind scheint doch zu sagen: „Nur Geduld, in einigen Wochen werden die Säfte wieder nach oben gelangen und dann wird mit Macht ein neues Wunderwerk entstehen“. Nur in einem Garten steht ein blattloser Baum mit rot-orangem Farbenspiel der Blüten: Nochmals muß ich mir die Hamamelis, auch Zaubernuss genannt, ansehen: Leicht duftend der Kälte trotzend. Erst vor rund 150 Jahren kamen diese Pflanzen aus Asien zu uns. Damit die Blüten die Kälte überstehen können, haben sie sich eine Besonderheit ausgedacht: Bei Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes rollen sich die einzelnen Blütenfäden ein. Wird es während des Tages wärmer, entrollen sie sich wieder. Die Einzelblüten sitzen büschelweise zusammen und bilden dichte Horste. Erst nach der Blüte erscheinen dann die gerundeten Blätter, die an die Haselnuss erinnern. Im Oktober werden die Blätter dann besonders farbig und dann abgeworfen. Die holzigen, ausgereiften Früchte schleudern unter lautem Knacken große Samen meterweit heraus. Die leeren Hülsen bleiben aber oft noch solange am Strauch haften, bis neue Blüten ihre farbige Magie zeigen.

Mitte Januar: Es ist seit einigen Tagen wärmer geworden und die Menschen lassen länger die Fenster zum lüften offen, um frische Luft einzulassen. Die Gartenböden sind aufgetaut und seit gestern sehe ich auch wieder die grünen Spitzen meiner geliebten Hyazinthen. Bereits vor 2.500 Jahren wurden diese Blumen von den Persern kultiviert und mein heutiger Respekt gehört ihnen, denn das haben sie gut gemacht. Keck haben sie Ihre grünen Blattspitzen nach oben gereckt – wohlgemerkt die Hyazinthen und nicht die Perser - fast wie kleine Königskronen, als wollten sie sagen: Wir trotzen dem Winter, das Frühjahr kann beginnen. Ich hoffe daß die Nächte nicht mehr eisig kalt werden, denn sonst sind meine geliebten Blumen in Gefahr. Wenn es erforderlich sein sollte, werde ich in besonders kalten Nächten vorbeikommen und die grünen Blattspitzen etwas mit meinem warmen Atem erwärmen. Auch einige Haare werde ich mir aufheben um diese rings um die Blumen zu verteilen und etwas zum Schutz der Pflanzen beizutragen, die mich im vergangenen Jahr so erfreut haben.

Soeben gibt es stärkeren Regen und gehe ich wieder vom Garten zurück ins Haus um auch hier nach meinen anvertrauten Mitmenschen zu sehen. Martina und Manfred sitzen auf der Couch und haben eine Bedienungsanleitung in der Hand: „Sieh mal Martina, jetzt haben wir einen Staubsaugroboter hier, und Du brauchst nicht mehr selbst Staub zu saugen!“ Hoppla, denke ich, eigentlich hat doch Manfred die Aufgabe des Staubsaugens übernommen, wieso soll dieser Roboter dann ein Vorteil für Martina sein? Aber auch Martina scheint fasziniert von der Maschine zu sein. Die Station scheint bereits aufgeladen zu sein und so bewegt sich ein kreisförmiger Gegenstand mit einem Durchmesser von 35 cm, einer Höhe von 10 cm und einem Gewicht von 7 kg durch den Raum. Manfred klatscht begeistert in die Hände: „ Laser-Navigationssystem, mehrere Kameras, saugt auch auf Teppichboden, beutellose Technik, gegenseitig rotierende Borsten. Das Wunderding fährt selbständig und rechtzeitig in die Ladestation und selbst herumliegende Kabel sind kein Problem. Sogar die Absturzgefahr bei Treppen wird erkannt und die Maschine kehrt rechtzeitig von selbst um damit nichts passieren kann. Die Pinsel kann man herausdrehen und sorgen deshalb auch für die zuverlässige Reinigung der Ecken“. Auch Martina ist hin und weg von der Maschine: „Endlich mal ein vernünftiges technisches Gerät das Du gekauft hast. Wenn wir nachher auf Besuch zu meinen Eltern fahren, lassen wir den Staubsaugroboter im 1. Stock laufen, damit alles durchgesaugt wird“. Manfred trägt die Maschine nach oben, steckt den Stecker der Ladestation in eine Gangsteckdose und lässt den Roboter sein Werk beginnen. Alle Zimmertüren sind geöffnet und ich schaue interessiert der Maschine zu, die emsig herumfährt. Als sie an der obersten Treppenstufe arbeitet, wendet sie sich rechtzeitig um und sie stürzt nicht ab, sondern verrichtet an anderer Stelle ihre Arbeit weiter. „Martina, hör´ mal wie leise sie ist, nur 60 Dezibel und der automatische Neustart nach dem Ladevorgang, einfach der Hit“! Nur selten erlebe ich Manfred so begeistert bei einer Sache, aber schön, auch wenn es nur eine Maschine ist die ihm Spaß macht, ich gönne es ihm von Herzen ein neues Spielzeug zu haben. Während ich Manfred zuschaue, der sich wie ein kleines Kind an dem Gerät begeistert, hat Martina aus der Küche einige schmackhafte Thunfischstückchen für mich kleingeschnitten und bringt diese auf einem flachen Brettchen mit nach oben, wo ich immer noch dem Staubsauger und besonders Manfred zusehe, der wie ein Kind am Gabentisch, sich an dieser technischen Errungenschaft erfreut.

„Coon, hier auf diesem Brettchen stelle ich dir noch einige kleingeschnittene Häppchen hin, denn wir gehen jetzt fort zu meinen Eltern und werden erst spät am Abend zurückkommen. Bleib bitte brav und stelle nichts an“! – Was die Menschen immer nur haben denke ich mir. Wie ist denn die genaue Definition für brav? Brav im Sinne eines Menschen? Also still in eine Ecke legen und schlafen bis man wieder geweckt wird, oder brav im Sinne einer Katze, heißt aufmerksam die Umgebung beobachten, untersuchen ob alles in Ordnung ist und keine Gefahren bestehen? Nun ja, bestimmt denkt sie an die fortschrittlichste Variante, also die für Katzen. Am liebsten würde ich dazu salutieren und rufen: Ganz wie Madame befehlen - aber ich lasse es bei einem kurzen Nicken, was ausdrücken soll: Natürlich werde ich wie immer mein bestes geben. Dann schaue ich nach den kleingeschnittenen Fischstückchen und probiere auch die ersten. Mein fachkatersches Urteil: Schmackhaft, häppchenweise zerteilt, kann man wieder beim nächsten Einkauf mitnehmen und mir ab und zu präsentieren.

Kurze Zeit später höre ich Manfred und Martina mit dem Auto davonbrausen, während ich weiter nach dem neuen Spielzeug von Manfred, seinem Staubsaug-Roboter sehe. Ich stelle mich davor, der Apparat fährt mir direkt an meine Pfoten, hat ganz schön Kraft denke ich mir, dann drehe ich mich schnell und stemme mich mit meinem Hinterteil gegen die Maschine um zu sehen wie groß die vorhandene Kraft wirklich ist. Als die Maschine erkennt, daß ich nicht von meinem Platz weiche, erkennt die Technik offensichtlich ein Hindernis und umkurvt dieses nun endlich. Beim nächsten Versuch setzte ich wieder mein Hinterteil ein um ein Hindernis zu erzeugen. Dann beginne ich Gegenstände wie Kissen auszulegen. Bei leichten Gegenständen werden diese weggedrückt, schwerere wie ein stabiles Möbelstück werden angefahren, dann dreht die Maschine und versucht an anderer Stelle alles aufzusaugen. Einen Versuch habe ich dann noch gestartet, als ich aufgesprungen bin und mich auf dem Sauger festgehalten habe. Ich kann Euch nur sagen, versucht das nicht, es hat etwas von einem Kreisel an sich, der sich an größeren Hindernissen mal hierhin, mal dahin bewegt und dazwischen anstößt, kurz abbremst und dann seine Reise, in anderer Richtung fortsetzt. Noch einige weitere Thunfischbröckchen nehme ich zu mir, dann lege ich mich etwas hin, denn die Erforschung von Gegenständen wie zum Beispiel bei diesem Staubsaug-Roboter macht müde. Im Unterbewusstsein höre ich die Maschine weiter saugen und ab und zu wache ich durch die Anstoßgeräusche auch wieder auf. Ein unruhiger Schlaf denke ich mir. Eigentlich müsste die Maschine abgeschaltet werden wenn ich ruhen möchte denke ich noch, dann nicke ich wieder ein.

Nach einiger Zeit erwache ich gestärkt und will nach meinen restlichen Fischstückchen sehen um mir diese zu Gemüte zu führen – doch zu meinem Schreck, sie sind weg. Einfach verschwunden. Wenn ein Eindringling im Haus gewesen wäre, hätten mich meine Instinkte rechtzeitig wach werden lassen, also nachforschen wo die Leckerli geblieben sind. Hier schnuppern, dort nachsehen, nur das leere Brettchen wo die Stückchen gelegen hatten, ist verschoben, an anderer Stelle wieder auffindbar, eindeutig leer. Jetzt kommt der Staubsauger, fährt über mein Essensbrettchen und verschiebt das leere Holzblättchen erneut. Aha – der Täter ist eindeutig überführt. Dieses laut Manfred „technische Wunderwerk“ stiehlt meine Nahrung. Ich springe zur Maschine und versuche sie anzuhalten und mit Zähnen und Krallen zu öffnen – ohne Erfolg. „Na warte mein Freund“ knurre ich, „mich zu bestehlen soll dir gedenken! Mit mir laufen solche Scherze bestimmt nicht. Das kannst du vielleicht mit Menschen machen aber doch nicht mit einem Kater! Gefährlich ist´s den Coon zu verärgern“! Ich postiere mich hinter den Staubsauger und drücke nun mit meinem ganzen Gewicht, die Maschine herunter. Vielleicht kann ich so mein Essen aus dem Roboterbauch herausdrücken denke ich mir. Nach einigen weiteren Versuchen erkenne ich jedoch daß die Maschine nicht bereit ist auf die Fischbeute zu verzichten. Ich knurre wieder: „Du selten dämliche Maschine, weißt Du denn nicht, daß man seine Herrschaften nicht bestiehlt? Na warte, wenn es nicht mit verbaler Überzeugung funktioniert, muß ich andere Seiten aufziehen“! Etwas resolut dränge ich mit meinem Körper den Roboter immer mehr in Richtung Treppe. Seine Elektronik versucht immer wieder die Richtung abzuändern, aber ich bin schließlich Winkelzüge bei Beutetieren gewöhnt und verhindere so daß mir der Sauger entwischt. Vor der obersten Treppenstufe versucht die Maschine ein rasches Umdrehmanöver, aber ich bin als erfahrener Jäger auf der Hut. Mit einem kräftigen Schubs meines Hinterteils schleudere ich das Gerät fest über die oberste Stufe. Der Schwung reicht sogar aus daß sich die Maschine mehrfach in der Luft überschlägt, krachend und scheppernd auf einige Treppenstufen knallt und unten im Gang, vor dem Treppenaufstieg, teilweise auseinandergeklappt liegenbleibt. Selbst der Inhalt im Sauger ist nun offen. Eine große Staubwolke fliegt herum und zerkleinerte Fischstückchen liegen dazwischen, eingestaubt auf dem Boden herum. Als ich nachsehe stelle ich fest, daß die eingestaubten Fischreste für mich nicht mehr brauchbar sind. Ich lasse sie mitsamt der räuberischen, nun defekten Maschine einfach liegen. Jetzt liegt das zerstörte, diebische Ding einfach so da und es lohnt sich nicht mehr sich darum zu kümmern. Brummelnd gehe ich Richtung Katzenklappe um im Außenbereich etwas meinen Zorn abzureagieren: Das hast du jetzt davon mich zu bestehlen du dummes Spielzeug. Es soll dir eine Lehre sein. Dann bin ich auch schon im Garten und atme die frische Luft dort ein. Wenn Marina und Manfred nach Hause kommen, können sie ihre diebische Maschine begraben und dann den freigesetzten Staub zusammenkehren, damit mein Heim wieder wohnlich und sauber ist bis ich zurückkomme.

Nachdem ich wieder meine gesunde Mitte gefunden habe, laufe ich in die 5. Querstraße zu Elvira, die mit meiner „Scottish Fold“-Katze Natasha zusammenlebt. Am geschlossenen Fenster erwartet mich mein Schatz auch schon: Mein Herzschlag erhöht sich sofort: Weiße Faltöhrchen mit gerundeten Spitzen, ein großer Kopf mit kurzer, breiter Nase, ein kurzes, breites Schnäuzlein, muskulöser Körper mit dichtem, kurzen Fell. Breite Brust, kräftige Beine, runde Pfoten, mittellanger, dicker Schwanz, die großen, runden Augen – ach ich bekomme schon wieder „Gänsehaut“ bei diesem Anblick. Auch ihr Herz scheint schneller zu schlagen bei meinem Anblick. Neben ihr sitzt ein schwarzes Katerchen mit weißen Pfötchen, bei dem auch die Mundpartie und die Ohren weiß sind. Es ist Charles, das Junge von Natasha und mir. Ich springe außen auf die Fensterbank und nur durch Glas sind meine Liebste mit ihrem Sohn und ich voneinander getrennt. Wir zwinkern uns gegenseitig an und unterhalten uns etwas miauend miteinander. Eben springt Charles innen vom Fensterbereich herunter, vielleicht hat er etwas gehört. Einige Augenblicke später höre ich die Außentür aufgehen und während sich noch Natasha und ich uns gegenseitig in den Augen des anderen verlieren, höre ich einen erschreckten Frauenschrei: „Charles nicht hinausgehen, komm´ zurück“, doch Charles scheint die günstige Gelegenheit der kurzfristig offenstehenden Türe genutzt zu haben um aus dem Haus zu entkommen. Elvira versucht den jungen Kater noch einzufangen, doch der ist trotz seiner Jugend schon erstaunlich gewitzt und entkommt ihr indem er in ein Gebüsch und von dort weiter in eine weitere Gebüschgruppe sprintet. So schnell ist Elvira – vor allem in ihren Filzpantöffelchen natürlich nicht. Sie ruft mehrfach nach Charles, doch der ist weg. Es wird Zeit für mich nun ebenfalls zu gehen und mich Charles etwas anzunehmen, denn bislang konnte ich ihm nur einige, wenige, kleine Kniffe beibringen die ein Kater unbedingt können sollte. Ich verabschiede mich von meiner Natasha und bedeute ihr sich keine Sorgen zu machen, denn schließlich werde ich mich selbst um Charles kümmern. Schon nach wenigen Minuten habe ich den „Flüchtling“ eingeholt und nachdem wir uns kurz begrüßt haben, nehme ich ihn für einige Lerneinheiten auf meinen Rundgang mit.

Der Junge friert und doch ist seine Neugierde geweckt. Fremde Lichter, Gebäude, Gerüche und Geräusche erstaunen ihn sichtlich, auch wenn er natürlich versucht mit seinen wenigen Monaten weltmännisch aufzutreten und einen auf „cool“ zu machen. Ein Auto nähert sich mit eingeschaltetem Licht und ich erkläre Charles, daß er rechts am Licht vorbeisehen soll, damit er nicht zu sehr geblendet wird. Als er nicht schnell genug hinter einen kleinen Baum springen will, helfe ich mit einem herzhaften Schubser nach. „Junge ermahne ich ihn nochmals, bei Autos nicht direkt ins Licht sehen, denn sonst bleibst Du zu lange am Boden kleben und die Autos fahren Dich tot“! Während wir den Weg Richtung Wald einschlagen, teste ich seine Reaktionen noch mehrmals bei entgegenkommenden Fahrzeugen. Schon nach kurzer Zeit, manchmal zu seinem eigenen Schutz durch einen kleinen Hieb von mir unterstützt, scheint er die überlebenswichtige Lektion richtig begriffen zu haben und er hastet stets rechtzeitig in Sicherheit, bevor ihm ein Fahrzeug zu Nahe kommen kann. Auch an die Temperaturen gewöhnt er sich allmählich, während ihm die vielen neuen Gegenstände und Gerüche noch Probleme bereiten. Vögel die auf Bäumen sitzen miaut er an und erwartet daß diese herunterkommen und mit ihm spielen. Natürlich wartet er darauf vergebens, denn welcher Vogel mag es schon wenn ihm während eines rauen Spiels die Schwanzfedern ausgerupft werden?

Wir marschieren an freiliegenden Wiesen vorbei, auf denen durch die Windverhältnisse noch ein kalter Schauer liegt. Raureif hat aus einigen kleineren, vertrockneten Büschen Miniaturbäume entstehen lassen und mancher unserer Schritte auf dem Gras erzeugt ein sanftes knirschen. Charles ist an allem interessiert. Hält sein Näschen in ein Wegerichgewächs und ist überrascht wie kalt und nass dieses weiße Pulver darauf ist. Es hört sich fast wie niesen an, als er die kalte Feuchtigkeit von seinem Näslein zu bekommen versucht. Innerlich muß ich lachen, wenn er seine nassen Füsslein emporhebt und das feuchte Nass abzuschütteln versucht. Allmählich nähern wir uns der Weide meiner Shetlandpony-Freunde, doch weder Kasper noch seine Stuten sind derzeit hier. Vielleicht wurden sie über die strengen Frosttage in einen geschützten Stall gebracht überlege ich mir. Charles besieht sich die leere Koppel und marschiert dann tapfer weiter mit mir an den Waldrand. Hier ist nochmals eine andere Welt die er kennenlernen muß. Moos unter vielen Nadelbäumen, während vertrocknete Blätter unter Buchen liegen. Welch ein Geruch, die Lunge reicht fast nicht aus die frische Waldluft einzuatmen. Irgend etwas raschelt im Gebüsch und im weiten Bogen nähern wir uns der betreffenden Stelle. Dabei zeige ich Charles, daß er immer auch auf die Windrichtung achten muß damit er nicht zu bemerkt wird. Als wir im Sichtfeld einige Wildschweine sehen und auch riechen können, entschließe ich mich im noch weiteren Bogen von dieser Stelle wegzukommen. Charles muß ich fast wegzerren vom Anblick dieser großen Wildtiere. Im Falle eines Angriffs durch die Wildschweine wäre er noch nicht erfahren genug diesen wehrhaften Tieren zu entkommen. Zudem wäre es ein großes Problem meiner geliebten Natasha zu erklären warum ich nicht besser auf ihren Sohn aufgepasst habe, wenn er verwundet nach Hause kommt.

Auf dem Rückweg zu ihr zeige ich Charles noch einige Vorgärten und erkläre ihm auch wer schlimme Hunde hat und auch sonst ein schlimmer Mensch ist. Immer langsamer trippelt der junge Kater jetzt hinter mir her und zeigt sichtlich Ermüdungserscheinungen. „Ja mein Kleiner“ meine ich nur „auch Lernen erfordert Energie und kann erschöpfen“.

Als wir uns der 5. Querstraße nähern wo Natasha wohnt, sehe ich ihre Mitbewohnerin Elvira, die an einige Laternenpfähle bedruckte Blätter aufhängt. Als wir uns einen der Aushänge ansehen, erkenne ich darauf ein Bild von Charles auf einem kurzen Text, mit Telefonnummer steht, wo Charles abgegeben werden kann. Nicht aufgeführt ist natürlich wie amateurhaft Elvira die Wohnungstüre gesichert hatte, denn Menschen geben nicht gerne Fehler zu die sie begangen haben.

Damit uns Elvira auch weiterhin nicht sieht, schleichen wir uns in einige, kleinere Zwischenverstecke, bis wir jetzt im Garten meiner Natasha stehen. Dort bedeute ich dem kleinen Charles jetzt ein lautes, klägliches miauen anzustimmen, damit ihn Elvira bemerkt und dann wieder ins Haus lässt, denn der Junge muß schließlich sein Futter bekommen, er ist schließlich noch im Wachstum. Schon nach kurzer Zeit wird er bemerkt und Elvira lässt ihn unter Tränen ins Haus hinein. „Du Ausreißer, ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht“ höre ich sie rufen, während ihr Charles mit seinem Miauen klarzumachen versucht, daß ihm nichts passieren konnte, da er mit mir unterwegs war. Doch sie versteht seine Sprache nicht. Ich hoffe er wird auch die schönen Grüße von mir an meine kleine Natasha ausrichten die ich ihm aufgetragen habe. Zudem, ganz ehrlich, etwas stolz bin ich schon auf den Kleinen, daß er bei unserem ersten gemeinsamen Ausflug sich doch ganz tapfer gehalten hat. Bei Gelegenheit werde ich ab und zu eine lebende Maus ins Heim von Natasha und Charles einschmuggeln, damit der Junge auch das Jagen richtig erlernt, denn das wird er auf alle Fälle gut gebrauchen können. Elvira stellt manchmal ein Fenster schräg auf, was eine hervorragende Ausganglage für den Mäuseschmuggel darstellen würde.

Da ich mich schon in der 5. Querstraße befinde, gehe ich einige Häuser weiter zu Elke und ihren beiden Kindern: Sven und Silke. Als ich an der Gartentüre miaue, öffnet Sven fast sofort die Türe. „Da bist Du ja endlich wieder einmal“ und er ist sichtlich erfreut. „Mama, Silke, ratet mal wer uns besuchen kommt? Hat ein schwarzes Fell und ist der beste Kater der Welt“. Diese Jubelarien machen mich doch etwas verlegen, denn da ich nicht alle anderen Kater der Welt kenne, kann ich natürlich kein objektives Urteil abgeben, doch in der Spitzengruppe bin ich bestimmt. Zudem ist es immer besser wenn andere dich loben, als wenn du dich selbst lobst. Gemütlich trete ich ein und sehe mich um, alles ist aufgeräumt, Elke und die Kinder wirken zufrieden. „Coon komme doch bitte mit in mein Zimmer ruft Silke, dann kann ich Dir zeigen was mir Mama zu Weihnachten geschenkt hat“. Natürlich folge ich einer so galanten Bitte einer jungen Lady und schreite hinter ihr her. „Fällt Dir etwas auf“? fragt sie und als mich umschauen, zeige ich mit der Pfote auf eine schöne Halskette, die um eine Porzellanbüste hängt. „Silber“, meint Silke, „aber sieh mal, wie die tollen Steine hier eingearbeitet sind, es sind alles Tigeraugen die da glänzen“. Ich sehe mir die Kette an und muß gestehen, sie gefällt mir, besonders als sie Silke jetzt umlegt. Wird eine richtige kleine Dame denke ich mir. Sven steht hinter uns und meint nur: „Frauen und Schmuck, wie langweilig“. Daran erkenne ich daß er noch nicht in der Pubertät ist, weil dann eher die Überlegung wäre ob er Mädchen noch verhauen sollte oder schon küssen will. Doch wenn der Junge so weitermacht wird auch diese Übergangszeit nicht mehr zu lange auf sich warten lassen. Sven gibt keine Ruhe, bis ich ihm auch in sein Zimmer folge. Jetzt zeigt er mir seine Geschenke, es handelt sich um einige bemalte Reiterfiguren aus Zinn. „Das ist ein Lanzenreiter, aus Napoleons „Junger Garde“ aus dem Jahr 1813. Die weiß rote Fahne unterhalb der Lanzenspitze und die tolle rote Uniformhose machen schon etwas her. Das Oberteil der Uniform ist am Wams rot, außen schwarz. Die rot-gelbe, quadratische Abdeckung der Schirmmütze sieht einfach prima aus. Sven erklärt sichtlich stolz: „Sieh mal, an einer Seite hat er ein Gewehr im Halfter und an der anderen Seite hängt sein Säbel herab. Hinten am Pferdesattel ist eine Deckenrolle für die Nacht befestigt und er wirkt so kraftstrotzend und unnahbar. Warte mal, jetzt stelle ich ihm gegenüber einen Preußischen Leutzoy Uhlan aus dem Jahr 1815 auf, unterhalb seiner Lanzenspitze ist eine schwarz-weiße Fahne angebracht. Fast alles an seiner Uniform ist in schwarz gehalten. Nur der Hut der Uniform hat einige gelbe Borde herabhängen. Auch er hat ein Gewehr dabei und einen Säbel an der Seite. In der Schlacht bei Waterloo, in heutigen Belgien, waren sich die beiden wohl feindlich gegenübergestanden“. Allein an diesen Äußerungen sehe ich daß Elke offensichtlich auch für Sven am Weihnachtstag das richtige herausgesucht hatte, denn er beschäftigt sich nicht nur direkt mit den Zinnfiguren, sondern will sich jetzt auch etwas mehr mit der damaligen Zeit beschäftigen. „Mama will mir in den nächsten Jahren noch einige Figuren kaufen, wenn ich Interesse an Geschichte habe“, meint Sven, während ich einen verführerischen Geruch durch Haus wittere. Ich nähere mich den Figuren und drücke ganz leicht mit der Pfote gegen die Berittenen, dann bewege ich die Figuren ganz vorsichtig über den Tisch, damit sie nicht herabfallen und beschaue mir alle Einzelheiten der kleinen historischen Erinnerungen. „Mama, Mama, ruft Sven, Coon ist ganz begeistert von den Figuren und sieht sie sich ganz genau an“! Was er natürlich nicht weiß: Ich will das pädagogische Vorhaben seiner Mutter damit natürlich unterstützen, denn sie will daß er sich mit mehr als nur Fernsehen und elektronischen Ablenkungen beschäftigt.

„Kommt bitte alle herunter“, ruft jetzt Elke, „das Essen ist fertig. Bringt bitte Coon mit“.

Als ob ich allein in den Zimmer geblieben wäre, denke ich bei mir, denn auf mein fachliches, geschmackliches Urteil, die Speisen betreffend, kann Elke mit Sicherheit nicht verzichten. Die Teller klappern noch etwas als der gebackene Fisch auf sie gelegt wird. Meine Portion ist dabei etwas größer, da ich so gut wie keinen Kartoffeln-Karotten-Stampf habe. Ich teste kurz auf meinem Teller den Fisch an und zeige mit der Pfote auf den Pfeffer und auf Muskat. Nachdem Elke leicht nachgewürzt hat, setzen wir uns zum Essen nieder. Die Kinder sind begeistert von der Essenszubereitung, und mit gutem Appetit schlagen sie zu. Auch bei Elke glänzen die Augen, vor allen Dingen, wenn sie zu mir hersieht. Nach dem Essen kümmere ich mich etwas mehr um sie und umschleiche und drücke mich an ihre Beine, bis sie schließlich lachend sagt: „Genug geschmeichelt, Du alter Charmeur, war ja nur ein einfaches Essen“, doch meine fachmännische Meinung fällt dafür wesentlich besser aus. Noch einige Zeit bleibe ich bei der kleinen Familie und Elke zeigt mir noch was die Kinder für sie gebastelt haben: „Eine gläserne Blumenvase, auf die außen, farbige Motive aus Papier, aufgeklebt wurden. Danach wurde das Papier besonders imprägniert, damit es sich nicht auflöst. „Die Glasvase haben meine tollen beiden auf einem Flohmarkt gefunden und dann selbst hergerichtet, ist das nicht ein tolles Geschenk“? Ich sehe mir das Werk an und muß gestehen, ich hätte es nicht so gut hinbekommen, aber dafür habt ihr ja auch vom Herrgott extra Finger bekommen. Noch einige Zeit bleibe ich in der Runde, bevor ich mich verabschiede, denn sie Kinder müssen morgen wieder in die Schule und auch Elke wird morgen wieder einen anstrengenden Tag vor sich haben.

Einige Tage später bin ich bei Metzger Josef und er freut sich sichtlich, auch wenn ich heute kein Sonntagsgeschenk für ihn in Form einer erbeuteten Maus oder Ratte aufweisen kann. Daran könnt ihr wahre Freunde erkennen, wenn ihr nur Euch selbst mitbringt und sie sich trotzdem über Eure Anwesenheit freuen. „Gerda, mein Schätzchen“, ruft er laut nach oben, „unser schwarzer Freund ist gekommen um uns zu besuchen“. „Hat er denn schon wieder eine grässliche Ratte oder eine Maus mitgebracht“? höre ich Gerda´s Stimme. Ich denke bei mir: Bestimmt hat sie sich versprochen und wollte eigentlich statt grässlicher Ratte das Wort prächtige Ratte gebrauchen. Schön wenn meine Geschenke so gut ankommen denke ich mir und nehme mir selbst das Versprechen ab, bei nächster Gelegenheit eine besonders prächtige, eindrucksvolle Beute mitzubringen. Josef lacht nur, geht in sein Kühlhaus und kommt in unsere Gemeinschaftsküche zurück, wo er ein kleines Mahl für uns bereitet. Seiner Frau ruft er zu: „Gerdalein, ich mache einige Fleischstreifen in der Pfanne zurecht. Wenn sie fertig sind, werde ich Dich informieren. In der Zwischenzeit werde ich auch Kaffee durchlassen und Brötchen aufbacken“. Von oben die Antwort: „Ich werde kommen, aber wirklich nur wenn Du mir hoch und heilig versprichst, daß kein Untier bei uns im Hof, oder in der Küche herumliegt“. Josef verspricht dies gerne lachend und wuselt gezielt in der Küche herum, während ich seinem Treiben zusehe. Aha, dort im großen Kühlschrank die Eier und Butterschmalz, in der Mühle ist Pfeffer, in einer auf einem Nebentisch stehenden Flasche ist offensichtlich Olivenöl in einer dunklen Flasche gelagert. Rötliche Zwiebeln und einige gefrorene Kräuter die mit in die Pfanne kommen, lassen schon bald einen verführerischen Geruch durch die Räumlichkeiten strömen. Gerda ist auch ohne herbeirufen bereits angekommen und hat sich in einen flauschigen Morgenmantel gehüllt. Die Haare rasch gekämmt, etwas Duft aufgelegt und die Zähne geputzt. Braves Mädchen denke ich mir und auch Josef freut sich sie so gut gelaunt zu sehen. Gemeinsam nehmen wir dann das Essen ein und habe ich schon gesagt daß es nicht verkehrt sein kann einen guten Metzger als Freund zu haben? Gerda und Josef sehen sich während des Frühstücks strahlend an und auch hier scheint ein harmonischer Sonntag vorprogrammiert zu sein. Ich lasse mich zwischendurch von beiden streicheln, weil dies oft beruhigend und harmonisierend auf Menschenkinder wirkt – und wenn ich dann wie jetzt auch noch ein wenig schnurre, weil auch mir das Streicheln gefällt, so ist jeder glücklich. Nach einiger Zeit lasse ich das erblühende Sonntagsglück wieder allein und gehe die nächsten Häuser und Grundstücke kontrollieren, während Josef und Gerda sich zärtlich in den Armen liegen.

Im Obstgeschäft bei Familie Friedrich, am Marktplatz 9, scheint ebenfalls ein geruhsamer Sonntag vorhanden zu sein. Daisy, eine asiatisch, dunkel gestromte Katze und Lilly, die den Perser-Anteil in ihrem Erbgut nicht verleugnen kann, antworten mir durch die geschlossenen Fenster als ich sie miauend rufe. Auch einige weitere Rufe kann ich hören, die vom Katzennachwuchs aus dem letzten Jahr kommen. Beide Katzen teilen mir mit, daß sie vor wenigen Tagen sterilisiert wurden und daß in ihrem Empfinden alles durcheinandergeht. Übrigens wurden sie vom gleichen groben Tierarzt sterilisiert, der mir vor wenigen Tagen die unnötige Vitaminspritze verpassen wollte und den ich deshalb ordentlich aufgemischt hatte. Als ich meinen Damen die Geschichte zurufe, sind sie sichtlich erfreut und meinen unisono, daß dieser Bursche genau auch dies verdient hat, weil er immer uns Katzen solche Schmerzen zufügt. Die Jungkatzen trösten ihre Mütter, da ich dies durch die geschlossenen Fenstern und Türen natürlich nicht tun kann. Wenn ich hinein könnte überlege ich mir, wäre ich bestimmt ein guter Trost für die beiden, doch die Menschen im Haus machen keine Anstalten uns heute zusammenkommen zu lassen. So singe ich zum Abschied den beiden sterilisierten Damen noch ein trostreiches Ständchen und kann sehen, daß Karl und Irma Friedrich oben am geschlossenen Fenster stehen und sich die Ohren zuzuhalten scheinen. Wie toll dabei Karl mit seinen Augen rollen kann, ist von hier unten beeindruckend zu sehen. Da mein Liedchen offensichtlich auch den Menschen gefällt, denn sonst wären sie ja nicht an Fenster gekommen, gebe ich nochmals eine größere Zugabe und jetzt kann ich soeben sogar erkennen, wie sich Karl, vor lauter Begeisterung über meine sängerischen Leistungen, die Haare rauft. Diese Geste sehe ich als besondere Wertschätzung an und gebe dafür noch eine weitere, besonders lange und laute Zugabe, bevor ich weitermarschiere.

Einen Tag später besuche ich zunächst das Anwesen von Jürgen, der heute in der Metzgerei Josef arbeitet. Großzügig frische ich im Garten alle Duftmarken auf, während sich im Hausinnern zwei Boxer-Hunde fast die Kehle herausbellen, weil sie mich im Garten bemerken und ich auch überhaupt keine Anstalten mache Geräusche oder Gerüche zu unterdrücken. Nur von der Nachbarschaft lasse ich mich nicht sehen, denn die sollen lieber auf Jürgen und seine Hunde sauer sein als auf mich.

Wenige Minuten später bin ich im Garten von Angelika, in der 1.Querstraße 5 und ihrer Tochter Rebecca. Die kleine, weiß-schwarz gefleckte Katze Mischka, die den beiden im Garten Gesellschaft leistet, begrüßt mich mit ihren bernsteinfarbenen Augen sofort. Rebecca zeigt auf mich und ruft begeistert: „Mein großer, schöner, schwarzer Held ist da“, während ihre Mutter nur nickt, doch ihr Lächeln zeigt mir, daß auch sie sich freut. Sie erklärt: „Sieh mal die Spuren im Gartenboden. Wir fragen uns welches Tier im Untergrund bei der Arbeit ist“. Ich sehe mir die Spuren an: Auf der Erdoberfläche ein Hügel, der Zugang befindet sich seitlich. An manchen Stellen kurz unterhalb der Oberfläche sind sanfte Erhebungen zu sehen. Angelika schaut mich lächelnd an und fragt: „Maulwurfshügel“? Ich schüttele mit dem Kopf und zeige mit der Pfote an die Spitze des Erdhügels, wo bei einem Maulwurf dann auch der Zugang wäre. Jetzt zeige ich mit der Pfote nochmals auf den seitlichen Zugang und zeige auf einige Pflanzen in den fast abgeernteten Beeten. Mit einem mauzen zeige ich an, daß ich die Spuren als Wühlmausnachweise ansehe. Angelika überlegt, geht dann kurz ins Haus und kommt mit einem Tierbestimmungsbuch zurück, aus dem sie Rebecca und mir jetzt vorliest: „Laut diesem Buch kommen die Spuren tatsächlich von einer Wühlmaus. Die Wühlmaus gehört zu den Nagetieren und ernährt sich rein pflanzlich, also von Wurzeln und dem Rest unserer Gemüseknollen im Boden. Jährlich bis zu 4 mal bekommen die Tiere Nachwuchs, jeweils mit 3 – 5 Jungen. Es findet kein Winterschlaf statt und somit sind die Biester auch aktuell ganz scharf auf unseren Sellerie und die letzten Karotten. Ich dachte die Spuren im Gartenboden wären von Maulwürfen gekommen, doch Coon hat recht, dann wäre der Eingang oben auf dem Hügel. Zudem sind Maulwürfe Insektenfresser und ernähren sich von Regenwürmern und Insektenlarven. Sie legen sich für den Winter Vorratskammern an. Rebecca, wir werden später noch einige Fallen einkaufen und dann versuchen diese mit Pflanzenstücken als Köder in den Gängen einzugraben“. Rebecca nicht freudig. „Aber zuerst kommt jetzt alle mit in die warme Küche, es steht eine Kleinigkeit auf dem Herd. Rebecca wird auch noch einige Vitamine von mir bekommen, damit eine Erkältung vermieden wird“. Drinnen holt Angelika einige Flaschen aus dem Kühlschrank und mischt einen Teil der Flascheninhalte in zwei Gläser: „In beide Gläser kommt dasselbe“ klärt sie Rebecca auf. „Einen Teil Sanddornsaft, einige zerkleinerte Ebereschenbeeren hinein, etwas abgekühlten Tee aus Salbeiblättern und jetzt das ganze noch mit Akazienhonig etwas gesüßt“. Als beide Gläser fertig sind, gibt sie eines Rebecca, das andere nimmt sie selbst. Auf einem kleinen Tellerchen hat sie mir auch etwas Saftmischung gegossen. Natürlich ist wieder einmal meine Meinung als Feinschmecker gefragt und als ich die Flüssigkeit probiere kann ich nur feststellen, daß sie trotz der Honigzugabe noch etwas bitter schmeckt, aber wenn es doch hilft – und außerdem: Es schmeckt gesund und schaden kann es auch mir nicht. Angelika meint: „Sieh mal Rebecca, selbst Coon nimmt die Mischung gegen eine Erkältung zu sich und Du zierst Dich immer so“. Diesmal trinkt auch Rebecca ihr Glas schnell leer und als jetzt noch auch die kleine Mischka etwas von der gesunden Saftmischung haben will, rührt Angelika nochmals eine gesunde Mischung an. Natürlich wird die Flüssigkeit, mit den zerkleinerten Ebereschenbeeren, wieder auf alle anwesenden Lebewesen verteilt. Schmeckt ganz schön gesund denke ich mir, doch wenn ich will, daß auch Rebecca gesund bleibt und Naturmittel statt Chemie zu sich nimmt, muß ich mit gutem Beispiel vorangehen. Was man als verantwortungsvoller Kater doch alles tut um die Zweibeiner gesund zu erhalten ist doch beachtlich – findet Ihr nicht auch? – Als Belohnung für meine Tapferkeit holt jetzt Angelika noch einige weitere Stücke Zander aus dem Tiefkühlfach und bereitet diese Mischka und mir zu. Mutter und Tochter haben ebenfalls etwas Fisch auf den Tellern, vorwiegend ist aber ein Kartoffel-Möhren-Brei und eine Soße die darüber gegeben wurde die Hauptmahlzeit der beiden. Als ich – aus Gerechtigkeitsgründen - versuche einen Teil meines Fisches an Angelika abzugeben, lacht diese nur und meint grinsend: „Wir essen wirklich nicht mehr Fisch oder Fleisch zu unseren Mahlzeiten, aber vielen Dank, daß Du mir ein weiteres Stück geben wolltest“. Während des Essens unterbricht Angelika immer wieder und meint lachend: „Jetzt will mich schon ein Kater füttern, damit ich groß und stark werde“, und erneut muß sie lachen, bis auch Rebecca vom Lachen angesteckt wird. Ich äußere meinen Redebeitrag mit einem mautz: Soll heißen: „Seid froh, daß ich ein Kater bin, wenn ich ein Vogel wäre, hätte ich Euch jetzt Regenwürmer oder Käfer gefangen und auf den Teller getan – bei diesem Gedanken und der Vorstellung daß dann die Frauen entweder in Ohnmacht gefallen wären, oder auf den Tischen Zuflucht gesucht hätten, muß ich auch grinsen. Noch einige Zeit bleibe ich bei den Frauen und die kleine Mischka weicht kaum von meiner Seite. Ich höre Rebecca in Angelika´s Ohr wispern: „Ist Mischka in Coon verliebt“? Angelika nickt und antwortet: „Ist ja auch kein Wunder, rettet im letzten Jahr unser kleines Kätzchen vor den Hunde-Bestien von Jürgen und ist so tapfer – dazu ist er auch noch ein prächtiger, starker Kater. Wer weiß was er unserem kleinen Kätzchen noch alles beibringt“? Noch einige Zeit dauert unser gemeinsames Essen an, dann räumen die Frauen den Tisch ab. Danach ziehen sie sich wintergerecht an, und ich gehe mit ihnen aus dem Haus. An der Haustüre verabschieden sie sich von mir, weil sie jetzt noch die Wühlmausfallen einkaufen wollen. Die kleine Mischka wird im Haus eingeschlossen und beschwert sich heftig darüber, denn viel lieber wäre sie jetzt im Garten noch etwas mit mir herumgestrolcht.

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