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Einführung

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Seit den letzten Veröffentlichungen „Tagespflege planen“ 2015 und „Tagespflege betreiben“ 2017 hat sich die Struktur des Pflegemarktes sehr verändert. Schon mit Einführung des Pflegestärkungsgesetzes I wurde die finanzielle Situation Pflegebedürftiger in der häuslichen Umgebung erheblich verbessert. Mit dem Pflegestärkungsgesetz II sind die finanziellen Mittel für die ambulante und teilstationäre Pflege nochmals erhöht worden.

Noch gravierender war die Einführung neuer Pflegebedürftigkeitsrichtlinien, indem u. a. die drei Pflegestufen durch fünf Pflegegrade abgelöst wurden. Die Einführung des Pflegestärkungsgesetzes II und die damit verbundenen maßgeblichen gesetzlichen Veränderungen führten zu der zu erwartenden Investitionssteigerung in der ambulanten Versorgung. Davon profitierte insbesondere das Angebot der Tagespflege. Von Mai 2016 bis Oktober 2019 ist die Zahl der Tagespflegeeinrichtungen von 4.259 auf ca. 5.400 Einrichtungen[1] gestiegen und die Nachfrage nach Tagespflegeeinrichtungen wird weiterhin steigen.

Seit der Corona-Pandemie sind auch die Anforderungen an den Betrieb einer Tagespflege gestiegen. Das betrifft besonders die Hygieneanforderungen. Allgemein ist in den letzten Jahren der Aufwand der Planung, Realisierung und des Betriebes einer Tagespflege anspruchsvoller geworden.

In dieser neuen Veröffentlichung geht es um eine Aktualisierung des bisher erschienenen Bandes „Tagespflege planen“ und um die konzeptionelle Weiterentwicklung der Tagespflege. Tagespflege kann man heute und besonders in der Zukunft nur im Verbund mit anderen Angeboten betrachten und planen. Grundsätzlich stellt sich die Frage, wie sich die Tagespflege als Bestandteil z. B. eines Quartierskonzeptes weiterentwickeln kann und muss. Die meisten Konzepte der Tagespflegeeinrichtungen basieren noch immer auf der Grundlage erster Konzepte des Kuratoriums Deutscher Altershilfe (KDA). Lassen sich diese Ursprungskonzepte auf die neue Generation bestehender Einrichtungen noch so einfach übertragen? Benötigen wir nicht mehr individuelle Angebotsformen? Müssen bzw. sollten Tagespflegeeinrichtungen über mehr als 20 Plätze verfügen?

Was wir zukünftig vermehrt benötigen sind tragfähige Versorgungskonzepte. Konkret werden Konzepte benötigt, die die unterschiedlichen Bedarfe und Lebenslagen der Bevölkerung des jeweiligen Standortes berücksichtigen und eine umfassende, wohnortnahe Versorgung und Pflege zugänglich machen. Entsprechende Konzepte sollten zudem generell der Prämisse ‚ambulant vor stationär‘ folgen und auf den Erhalt von Autonomie und Teilhabe zielen. Das bedeutet, dass ein breites Spektrum an Dienstleistungen angeboten werden muss, angefangen bei niedrigschwelliger Unterstützung bis hin zu einer umfassenden sozialen und pflegerischen Versorgung.

Der Aufbau von Angeboten in der gesundheitlichen, pflegerischen und sozialen Versorgung ist in den letzten Jahren in vielen Regionen in Deutschland deutlich vorangeschritten. Zu nennen sind u. a. die Einrichtung von Pflegestützpunkten, der Ausbau von Seniorenwohnungen und ambulanten Wohnpflegegruppen, die Erweiterung niederschwelliger Angebote und auch die Stärkung der Kurzzeit- und Tagespflege. Nicht zu unterschätzen ist auch das bürgerschaftliche Engagement, wie u. a. die Nachbarschaftshilfe und die ehrenamtliche Unterstützung hilfe- und pflegebedürftiger Menschen. Bei all diesen Angeboten spielt die Tagespflege eine entscheidende Rolle. Damit das Angebot der Tagespflege auch weiterhin attraktiv bleibt, benötigen wir vermehrt eine Weiterentwicklung im ambulanten Bereich und besonders bei den Tagespflegeeinrichtungen selbst. Wir müssen noch vermehrt individuelle, bedürfnisorientierte kleine pflegerische und soziale Angebote entwickeln. Das gilt besonders für den ländlichen Raum.

Es gibt schon einige interessante Weiterentwicklungen im Bereich der Tagespflege. U. a. Tagespflegeeinrichtungen mit erweiterten Öffnungszeiten und Dienstleistungsangeboten, Tagespflegeeinrichtungen in Verbindung mit Nachtpflege und Tagespflege als Bestandteil eines Quartierszentrums. Diese Angebote tragen dazu bei, die ambulante Versorgung Pflegebedürftiger zu verbessern. Wie kein anderes Angebot unterscheiden sich Tagespflegeeinrichtungen in ihren Angeboten und unterschiedlichen Strukturen in den Regionen der Bundesrepublik. Jede Tagespflege ist hinsichtlich ihrer Räumlichkeiten und Ausstattung sehr individuell. Das macht das Besondere der Tagespflege aus.

Auf der Grundlage meiner Erfahrungen soll dieses Buch einen Überblick über die grundlegende Konzeption bzw. Weiterentwicklung der Tagespflege (Kapitel I) geben. Auch werden noch einmal die aktuellen gesetzlichen sowie bauplanerischen Grundlagen (Kapitel II) und wichtige Faktoren für den erfolgreichen Betrieb einer Tagespflege (Kapitel III) mit all ihren Möglichkeiten dargestellt.

Hinweis:

Ausschließlich aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in den folgenden Ausführungen auf die Unterscheidung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet.

[1]Eigene Recherche (Pflegelotse) und AOK Landesverbände

Tagespflege planen und entwickeln

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