Читать книгу Susan - ulrich ralf basler - Страница 3
Kapitel 1 Unfall mit Folgen
ОглавлениеUlrich Basler
Susan
Sterben um zu leben
Band 1
Copyright © 2017 Ulrich Basler
Alle Rechte vorbehalten
Seid dankbar für das Leben denn egal wie viele Milliarden Jahre das Universum noch existieren wird, ihr lebt nur einmal.
. . .
Hinweis: Die Geschichte ist frei erfunden und jede Ähnlichkeit mit Personen wäre Zufall.
Inhaltsverzeichnis
Ulrich Basler
Susan
In der Wohnung war endlich Ruhe eingekehrt. Sue lag wach auf ihrem Bett und starrte an die Zimmerdecke. Ängstlich dachte sie darüber nach was neuerdings mit ihr geschah. Alles hatte nach einem Unfall vor einigen Wochen begonnen. Es war kein besonderer Unfall gewesen, sie war schnell ins Badezimmer gelaufen weil sie dringend auf die Toilette musste. In ihrer Hast war sie auf dem feuchten Fliesenboden ausgerutscht. Die Mitbewohnerin, Svenja, hatte beim Duschen eine ´Sintflut´ im Badezimmer angerichtet und den Fußboden wie üblich nicht trocken gewischt. Susan wurde ein Opfer der Anziehungskraft die schnell und unmittelbar zuschlug. Sie knallte mit ihrem Kopf auf den Steinboden und verlor sofort das Bewusstsein. Alles passierte so blitzartig, Sue konnte sich nicht mehr an den Aufprall erinnern.
Als sie wieder zu sich kam hatte sie schreckliche Kopfschmerzen, ein pochendes Hämmern im Kopf. Mühsam hatte sie sich aufgerichtet wobei sie ein Schwindelanfall überkam so dass sie sich mit beiden Händen an der Handtuchstange festklammern musste. Ihre Knie waren butterweich, sie zitterte und es dauerte einige Momente bis es mit dem Schwindelgefühl wieder besser wurde und sie sich zum Waschbecken drehen konnte. Sue erschrak als sie in den Spiegel sah, Angst überkam sie. Sie hatte aus ihrem rechten Ohr geblutet, ihre blonden Haare waren auf der rechten Seite vom Blut dunkelrot gefärbt und verklebt. Bevor sie die Tragweite erfassen konnte kam der Schwindel zurück und mit ihm die Übelkeit.
Etwas musste mit ihr passiert sein, der Unfall hatte nicht nur eine Kopfblutung, Kopfschmerzen und ein zwei Wochen anhaltendes Schwindelgefühl erzeugt, mit ihrem Gehirn war etwas geschehen. Erst merkte sie es nicht doch je weniger die Schwindelanfälle kamen umso mehr spürte sie die Veränderungen. Anfangs dachte sie dass sie verrückt werden würde doch nach und nach erkannte sie eine neue und unglaubliche Fähigkeit bei sich.
Svenja hatte an jenem Abend ihren Freund zu Besuch, ein gutaussehender aber arroganter und dummer Junge von gerade mal 21 Jahren. Ihre Freundin und Mitbewohnerin Svenja war selbst eine schöne junge Frau für die das Aussehen eines Jungen wichtiger war als sein Verstand oder Charakter. Svenja war vom Aussehen her das Gegenteil von Sue. Svenja hatte seidiges dunkles Haar, braune Augen und eine absolut perfekte Figur. Sue war blass, rotblond und hatte zu breite Hüften. Ihre Schenkel waren unansehnlich dick. Eine dicke Brille verunzierte ihr Gesicht. Svenja verdrehte mit ihrer Schönheit und Charme den Jungs die Augen, Sue hingegen fiel keinem als Frau auf.
Nach dem gemeinsamen Abend, sie hatten sich zusammen eine Kultserie angesehen die jede Woche einmal fast das ganze Volk an die Bildschirme lockte, waren Svenja und Andreas, ihr großmäuliger und aufgeblasener Freund in Svenjas Zimmer gegangen um wie meist üblich dort den gemeinsamen Abend ausklingen zu lassen. Sue war in ihrem Zimmer als es zum ersten Mal passierte. In ihrem Gehirn waren Gedanken die sie nicht selbst dachte.
„Hoffentlich hat er ein Kondom dabei“ und „wenn er mich wieder zu diesen ekelhaften Dingen zwingt mache ich Schluss mit ihm.“
Zu diesen fremden Gedanken kamen gleichzeitig die Geräusche aus dem Zimmer ihrer Mitbewohnerin die ihr ein anderes Bild vermittelten. Svenja lachte laut und ihr Freund stellte den Lauten nach einen Affen dar. Selbst das Trommeln auf seiner Brust konnte Sue gut hören. Das Haus war alt, die Wände dünn doch dafür war die Miete bezahlbar. Wo gab es in Lörrach schon eine Wohnung für 550 € im Monat Warmmiete?
Wer Lörrach kannte, die Stadt liegt direkt an der Schweizer Grenze, der kannte auch die Mietpreise. Wegen der Nähe zu Basel, die Städte waren fast aneinander gebaut, war das Leben erheblich teurer als anderswo im Inland. Der gehobene und teure Schweizer Lebensstil hatte sich überall im Grenzgebiet ausgebreitet.
Die Gedanken in ihrem Kopf waren als würde jemand flüstern. Zuerst erkannte sie nicht dass es Svenjas Gedanken waren weil sie ´diese Gedanken´ nicht mit den Geräuschen aus dem Nachbarzimmer in Übereinstimmung bringen konnte. Nur langsam ergab sich ein Bild für Sue. Die Gedanken und die Geräusche von nebenan glichen sich mehr und mehr an. Sie hörte ihre Freundin stöhnen und in ihrem Kopf hörte sie „nein noch nicht, noch nicht, noch nicht, noch nicht“. Als Sue Andreas keuchen hörte und Svenja laut „noch nicht“ schrie wurde Sue sich bewusst, dass sie Svenjas Gedanken in ihrem Kopf gehört hatte.
In jener Nacht schlief Sue sehr spät ein, besser gesagt sehr früh denn morgens um drei Uhr drehte sie sich noch wach in ihrem Bett hin und her. Sie grübelte darüber nach was das Geschehene bedeutete und ob das wirklich passiert war oder ob sie sich diese Gedanken nur eingebildet hatte.
Andreas war längst nach Hause gegangen und Svenja schnarchte leise als Sue endlich in einen tiefen aber unruhigen Schlaf fiel.
Gegen Mittag trafen sich die beiden jungen Frauen zum Frühstück in der kleinen Küche. Sue hatte Kaffee gekocht und wortlos aßen beide ein Stück Linzerkuchen dazu. Die Sonne schien durch das Fenster und versprach einen wunderschönen Tag.
Sue achtete darauf ob sie einen Gedanken von Svenja ´hören´ könnte doch da war nichts, absolut nicht. Hatte sie in der vergangenen Nacht alles nur geträumt? Oder wurde sie verrückt? Susan musste Gewissheit bekommen, sie war nach jenem Unfall nicht zum Arzt gegangen aus Angst dass er etwas fand. Sue lebte nach dem Motto ´wenn man krank ist sollte man es nicht unbedingt wissen´. Sollte sie verrückt werden dann durfte sie das nicht verdrängen und wenn das kein Traum war dann war sie vielleicht der einzige Mensch der diese Gabe hatte. Hätte sie diese Gabe, diesen zusätzlichen Sinn, dann könnte sie damit viel Gutes tun. Sue konnte sich auf nichts konzentrieren, was passiert war wühlte sie auf. Sie beschloss das an Ort und Stelle zu prüfen.
Sex war selten ein Thema zwischen den beiden denn Sex gab es nur für Svenja. Bei ihr standen die jungen Männer Schlange. Susan war nicht reizend genug um einen Jungen ins Bett zu bekommen. Beim vergangenen Frühlingsfest hatte sie ihr Glück aus Verzweiflung bei einigen Betrunkenen versucht doch außer einem Busengrabscher und Hohn hatte sie nichts bekommen.
„Bist du glücklich?“ eröffnete Sue das Gespräch so plump wie es ihre Art war. Sie war zwar plump doch dafür war Susan intelligent und im Herzen ein guter Mensch.
Svenja schaute sie an und kaute ihren Bissen Kuchen gemütlich weiter. Dann nickte sie. Das sollte dann wohl ´ja´ bedeuten.
Es war offensichtlich das Svenja nicht zum quatschen aufgelegt war. Svenja war ein Morgenmuffel und der Morgen dauerte bei ihr an den Wochenenden manchmal bis spät Nachmittags. Sue wollte nicht aufgeben, viel zu wichtig war es für sie die Wahrheit über das Erlebte in der vergangenen Nacht heraus zu finden.
„Wie ist der Sex mit Andreas?“ platzte Sue heraus.
Svenja schaute sie an und grinste. Dann, nach einer kurzen Pause, antwortete sie „das geht dich zwar nichts an aber er ist ein Hengst.“
„Ich dachte er ist ein Affe“, konterte Sue schnell. Svenja wollte schon protestieren weshalb Sue eine Erklärung hinzu fügte. „Er machte letzte Nacht Affenlaute.“
Ihre Mitbewohnerin fing an zu lachen. „Ja er hat einen Orang Utan nach gemacht. Er meinte er sei so stark wie ein Menschenaffe.“
„Zumindest genauso dumm“, dachte sich Sue. Sie würde sowas niemals laut aussprechen denn sie wusste wie wichtig Svenja die öffentliche Meinung über ihren Freund war. Laut sagte sie „zumindest riecht er nicht wie ein Affe.“
Svenja lachte laut, dann sagte sie etwas leiser: „Manchmal schon ein bisschen.“
„Was meinst du?“, fragte Sue scheinheilig.
„Ich weiß nicht ob ich dir das sagen soll“, sagte Svenja. „Ich meine, es ist kein Thema für andere.“
„Also ist da was?“ lachte Sue mit gespielter Heiterkeit. Dann trommelte sie sich auf ihre Brust und rief „Ich bin ein Affe, ich stinke aus dem Mund und an meinem Schwanz.“
Svenja schaute Sue entgeistert an denn solche Worte war sie aus deren Mund nicht gewohnt. Nach ein paar Sekunden grinste sie, dann wurde sie ernst. „Ich will nicht mit dir darüber reden.“
Sue ergriff die Chance und fragte scheinheilig „Er riecht natürlich nicht aus dem Mund!“
„Tut er nicht“ verteidigte Svenja ihren Freund ärgerlich und wischte sich ihre Haare aus dem Gesicht. Manchmal, wenn sie den Kopf senkte, fielen ihre Haare nach vorne wie ein Vorhang.
Schweigend tranken sie ihren Kaffee. Sue sah das etwas ihre Freundin beschäftigte. Um Svenja abzulenken wiederholte sie ihre Frage. „Sag schon, wie ist der Sex mit ihm?“
Svenja schaute sie böse an doch dann brach es aus ihr heraus. „Er nimmt oft keine Rücksicht auf mich. Es ist ihm egal wenn er zu früh kommt. Er meint ich könnte mir selber helfen.“
Das war nicht genau das was sich Sue erhofft hatte doch es passte ins Bild. „Hast du deswegen letzte Nacht ´noch nicht´ gerufen?“
„Das hast du gehört? Sorry, ich wollte dich sicher nicht stören. Ich dachte du schläfst längst wenn wir in meinem Zimmer am feiern sind. Hörst du uns etwa öfters?“
„Du störst mich nicht, es ist nur natürlich das ihr zusammen Sex habt. Manchmal spiele ich an mir selbst herum wenn ich im Schlafzimmer bin.“ Das letzte war Sue unbedacht rausgerutscht. Diese Info wollte sie gar nicht erzählen. Schnell fügte sie „wie jeder Mensch“ hinterher. Sue senkte ihren Blick, das war nur allzu peinlich.
„Sex ist immer gut“ antwortete Svenja. „Aber in einer Beziehung nicht immer leicht. Ich meine, einen Freund zu haben ist schön doch ein Freund kann auch mal stressig sein.“
„Was meinst du denn damit?“ hatte Sue sich selbst dumm stellend gefragt.
„Naja“, Svenja bastelte sich eine Antwort zurecht. Was sollte sie Sue erzählen und was nicht? „Naja, Jungs wollen oft, dass man ihnen einen Blowjob gibt und dabei nehmen sie auf die Gefühle der Mädchen keine Rücksicht“, lautete ihre Erklärung.
„In meiner Firma erzählen die anderen Mädchen oft wie aufregend es ist einen Kerl zu lutschen und wie ekelhaft es sein kann wenn er davor auf der Toilette war und sich danach nicht gewaschen hatte“ sagte Sue. Jetzt hatte sie den Köder gelegt. Entweder war das von letzter Nacht nur ein Traum oder Svenja würde den Köder schlucken und ihr Gewissheit geben, dass es kein Traum war.
Svenja schluckte den Köder. „Oder er hat es sich selbst gemacht und sich danach nicht gewaschen“ sagte sie leise. Sie betrachtete ihre Kaffeetasse als gäbe es da was Besonderes zu sehen. Ihre Haare fielen wieder vor ihr Gesicht. Die Sonne ließ ihr Haar glänzen. Svenja stand auf und stellte sich vor das Fenster. Sue folgte ihr und umarmte sie mitfühlend von hinten. Als sie Svenja berührte geschah es wieder. Sie hörte Gedanken in ihrem Kopf die sie nicht selbst dachte, Svenjas Gedanken.
„Was glaubt die Ziege eigentlich? Die sollte sich selbst einen Kerl suchen aber die will ja keiner so hässlich wie sie ist. Wieso umarmt sie mich schon wieder? Ich hasse ihre Berührungen.“
Sue zuckte zusammen und lies ihre Mitbewohnerin los, das Svenja so von ihr dachte hätte sie nie für möglich gehalten. Bisher war sie fest der Meinung, dass sie mehr als nur Mitbewohnerin war, ja das sie Freundinnen waren. Doch würde eine Freundin so denken wie Svenja dachte? Sie ließ Svenja los und trat zum Esstisch zurück. Sue wusste jetzt dass sie tatsächlich die Gedanken von Svenja ´hören´ konnte. Es war kein Traum gewesen, es war die Realität. Sue wollte alleine sein und ging ohne ein weiteres Wort in ihr Schlafzimmer. Sie legte sich auf das Bett und rekapitulierte was geschehen war. Beim Frühstück konnte sie nichts ´hören´ und am Fenster waren Svenjas Gedanken deutlich in ihrem Kopf gewesen. Lag es am hellen Licht dass sie plötzlich Svenjas Gedanken vernahm? Oder am Sonnenschein? Am Vorabend war weder helles Licht noch Sonnenschein gewesen, sie hatte nach dem Film einfach nur eine ´Gute Nacht´ gewünscht und war in ihr Zimmer gegangen. Svenja hatte ihren Freund an der Hand hinter sich her gezogen und ihr auf den breiten Po geklatscht. War es die Berührung gewesen die eine Verbindung hergestellt hatte? In der Küche hatte sie Svenja umarmt und sofort konnte sie ihre Gedanken hören.
Auch jetzt konnte sie Svenjas Gedanken hören. Ein keines bisschen Konzentration reichte offenbar aus um sie hören zu können?
„Wenn ich eine andere günstige Bleibe finde bin ich hier weg. Ich kann die Fresse von dieser Missgeburt nicht mehr sehen.“
Susan war schockiert. Was Svenja dachte verletzte und schmerzte sie auf das äußerste. Mit einem Schlag war ihre friedliche Welt zusammen gebrochen. Svenja hasste sie zutiefst.
„Ich gehe zu Andreas“ rief Svenja laut, öffnete die Wohnungstüre und war weg. Ihre Gedanken in Susans Kopf wurden leiser. Je mehr sie sich entfernte umso schwächer wurden ihre Gedanken in Sues Kopf.
„Bei Andreas will ich nicht wohnen, ich will mit einer Frau zusammen wohnen.“
Nach einigen Sekunden hörte Sue nichts mehr von Svenjas Gedanken, sie war vermutlich zu weit weg. Dafür hörte Sue die Haustüre zuknallen. Wie weit war das von ihrer Wohnung in der zweiten Etage bis zur Haustüre? Sue rechnete die Raumhöhen zusammen kam auf maximal zehn Meter wenn man die Luftlinie maß. Svenja musste sich als in einem Radius von nicht mehr als zehn Metern aufhalten damit sie ihre Gedanken lesen konnte.
Dachte Svenja über alle Menschen so schlecht? War das ihr Charakter andere so nieder zu machen? Wieso hatte sie das bisher nicht gemerkt das Svenja sie gar nicht mochte? Sie waren sich nie besonders nahe gekommen doch war Svenja meist freundlich zu ihr gewesen. War alles nur gespielt weil sie hier günstig wohnen konnte? Oder hatte Svenja vielleicht nur einen schlechten Tag weil ihr irgendetwas Schlimmes geschehen war? Sue fühlte sich plötzlich sehr unwohl. Das sie von ihrer Mitbewohnerin einfach „Missgeburt“ nannte wurde brannte tief in ihrer Seele.
„OK“, dachte sich Sue, „das waren genug Informationen, das sollte für Monate reichen. Meine Mitbewohnerin hasst mich, ihr Freund scheint sie beim Sex zu irgendwelchen perversen Praktiken zu zwingen und ich kann Gedanken lesen.“ Sue setzte sich auf und sah gegen ihre Zimmerwand. „Ich kann Gedanken lesen, ich kann Gedanken lesen …. Aber es scheint so zu sein das ich Svenja erst berühren muss um ihre Gedanken zu verstehen.“
Sue war aufgeregt, schlagartig fühlte sie sich wieder besser. Dass Svenja sie nicht mochte war auf einmal gar nicht mehr so wichtig. Interessant war ihr neuer Sinn. Sie konnte Gedanken lesen. Sie legte sich wieder hin und dachte darüber nach was sie damit anfangen konnte. Es ging ihr so vieles durch den Kopf, eine Idee jagte die andere. Irgendwann schlief sie ein.