Читать книгу Winterzeit in der Amselstraße - Ursula Häbich - Страница 6
ОглавлениеDer Neue in der Amselstrasse
Die Autobahn hatten sie verlassen. Langsam rollte das vollgepackte Auto über die Landstraße. Dani drückte seine Nase an der Autoscheibe platt. Wie gebannt schaute er aus dem Fenster, die herbstlichen Felder und der bunt gefärbte Wald sah er trotzdem nicht richtig. Mit seinen Gedanken war er nämlich weit weg. Eigentlich wollte er gar nicht im Auto sitzen und in eine Stadt fahren, die er nicht kannte.
In der Ferne tauchten Häuser auf. „Dani, das ist Grafenfeld, gleich sind wir am Ziel“, informierte ihn seine Mutter. Der Junge seufzte. „Es wird dir dort gefallen. Die Stadt ist klein, aber schön. Unsere Nachbarn sind auch nett, du wirst sie mögen“, tröstete die Mutter ihren Sohn. Dani‘s Traurigkeit ließ sich aber nicht so einfach verscheuchen.
„Wenn wir nur in den Urlaub hierher kommen würden, dann wäre alles gut. Aber hierher ziehen finde ich doof“, brummte er und hatte einen Kloß im Hals. Er dachte an seine Freunde. Ingo, Steffen und Felix waren echte Kumpel.
Dani war anders als andere Kinder, aber die Drei störte das nicht. Ingo, Steffen und Felix wohnten aber leider weit weg von Grafenfeld. Inzwischen hatten sie die Stadt erreicht. Die Mutter lenkte das Auto durch die schmalen Straßen. Dani sah links und rechts Fachwerkhäuser. Eine Bäckerei fiel ihm auf und ein Spielwarengeschäft.
Sie fuhren durch die kleine Innenstadt auf die andere Seite des Ortes. Ein kleiner See mit ein paar Schwänen gefiel dem Jungen ganz gut. Kurz nach dem See bog die Mutter rechts ab. Dann entdeckte er das Straßenschild. „Amselstraße!“, rief er. Die Mutter nickte. In dieser Straße würden sie wohnen.
Langsam fuhren sie durch die Amselstraße. „Da sind Pferde!“, rief Dani und fand Grafenfeld gar nicht mehr so doof.
„Die gehören zu dem Bauernhof, dem letzten Haus in der Amselstraße“, erklärte seine Mutter. Dann rollten sie an einigen kleinen Häusern vorbei. Dani entdeckte ein paar Kinder, die in einem Garten herum tobten. Wieder sehnte er sich nach seinen Freunden und fragte sich, ob diese Kinder in der Amselstraße mit ihm spielen würden.
Die Mutter parkte das Auto vor einem großen Haus.
„Amselstraße 1, unser neues Zuhause“, erklärte sie und stieg aus. Dani drückte wieder die Nase an der Fensterscheibe platt und entdeckte, dass die Kinder aus dem Garten nun zum Auto gerannt kamen. Das gefiel ihm gar nicht. Er wollte nicht, dass sie ihn sehen. Doch da öffnete seine Mutter schon die Autotür. Sein Rollstuhl stand bereits neben dem Auto. Die Mutter hob ihn heraus und setzte ihren Sohn in seinen fahrbaren Stuhl. Die Kinder standen nur wenige Schritte entfernt und schauten zu. Dani hätte sie am liebsten weggeschickt. Weil er sich das nicht traute, lenkte er den Rollstuhl zum Hauseingang. Die Haustür war offen und er verschwand so schnell wie es ging.
Mit dem Aufzug fuhren sie in den ersten Stock. Die Wohnung war schön und sein Zimmer war groß. Aber viel mehr als ein schönes Zimmer wünschte er sich Freunde. Als er mit dem Rollstuhl an das Fenster fuhr, schaute er hinunter auf die Straße und sah die Kinder, sie tobten schon wieder fröhlich herum. Ob er jemals auch zu den Freunden in der Amselstraße gehören würde? Dani wünschte es sich, wusste aber nicht, wie das gehen sollte.