Читать книгу Hallo Änne, hier is Lisbeth ... - Usch Hollmann - Страница 14
Plattdeutsche Schimpfwörter
ОглавлениеHallo Änne, hier is Lisbeth. Ich wollt dir bloß sagen, dat du gestern wat verpaßt hast – wir waren mit unser Tant’ Thea in Münster. Die wollte unbedingt kucken, ob se im Ausverkauf ’n Paar schwarze Schuhe kricht für Best oder wenn se mal nache Beerdigung muß, aber dat stand von Anfang an unter kein’m guten Stern.
Kannst dir ja wohl vorstellen, auf ein’m Freitag in Münster und denn im Schlußverkauf! Bei uns sind de Straßen ja schon voll, aber so inne Großstadt, wenn’s grade Geld gegeben hat …
Natürlich kein Parkplatz, wat sind wir rumgegurkt! Kathrina am Steuer und unser Tant’ Thea als Steuerberater daneben. Schließlich hatten wir denn doch einen, also ab in den nächsten Schuhladen, aber natürlich gab dat nich den schwarzen Schuh für Best, den unser Tant’ Thea sich vorgestellt hatte. Und denn möglichst für 30 Euro.
Wurde se schon knötterig, ham wer se ins Café geschleppt, da paßte ihr der Platz nich anne Heizung und der Kaffee war zu schlapp und der Kuchen nich mit gute Butter, wie sich dat für Butterkuchen gehört … Tant’ Thea sagt: „Bloß nach Hause, geh mir doch weg mitte Großstadt …“
Wir also unverrichteter Dinge zum Auto, satt Parkgebühren bezahlt und denn Richtung Heimat.
Tant’ Thea müde und gräsig, mischt sich in Kathrina ihre Fahrkünste und macht se nervös, die wurde auch brastig und fuhr se irgendwann bei Dunkelgelb, sprich bei Rot über ne Ampel. Und kurz drauf werden wir doch tatsächlich von ein’m Polizeiauto gestoppt: „Kann ich mal Ihren Führerschein sehen? Ist Ihnen aufgefallen, daß Sie bei Rot über die Ampel gefahren sind?“
Ein ganz blutjunger Polizist kramt sein Apparätken raus und will eben anfangen zu tippen, da legt unser Tant’ Thea los: Es wär noch Gelb gewesen, dat wüßte sie genau, und wenn er Rot gesehen hätte, dann läg dat daran, dat er Tomaten auffe Augen hätte …
Sagt der Polizist, sein Kollege wär Zeuge und Tant’ Thea sollt sich in ihre Wortwahl mäßigen …
Änne, da war der ja bei unser Tant’ Thea inne falsche Bucht gelandet – seit meine Kinderzeit hab ich die nich mehr so schimpfen gehört und alles auf platt:
„Du Schnösel, du Quickelpinn, du Riäkel, du halbgebakkenen Piesepampel, du Buschkenbengel, Himphamp, dat du büs, du Sissemännken, du Unducht, du Tortkopp, du Ülk, du …“
Ich sag: „Tant’ Thea, halt den Mund, dat gibt ne Klage wegen Beleidigung“, aber die war ja nich zu bremsen …
„Du unwiesen Schmachtlapp, du verdreihte Üessel, du niegenkloge Pogge, laot Di nich bi us to Huuse blicken, ik smiet die inne Meßfall …“
Da hab ich ihr den Mund zugehalten. Und der Polizist? Der kuckt unser Tant’ Thea ganz entzückt an:
„Nä, wat schön! Wat häb ik dat lange nich hört! Genauso hew usse Oma immer met mi schaffuttert.“
Änne, wat soll ich dir sagen, der hat uns fahrenlassen, ohne Strafmandat! Die Sonne hätte schräg gestanden, könnte wohl sein, dat noch so eben Gelb war …, und seine Oma hätte immer noch gesagt: „Du minn’n Möppel und du Ossenkopp!“ Keine Beleidigungsklage, nix! Wat ham wir gelacht! Tant’ Thea sagt, jetzt hätte se sich den ganzen frustigen Nachmittag mit Hilfe vonne plattdeutschen Schimpfwörter vonne Seele geschimpft, jetzt ging’s ihr wieder gut. Und wir ham auffe Heimfahrt laut gesungen: „Und de junge Dorfpolizist kricht ne Karre voll Rindermist von usse Herrn Pastor siene Kauh, jau! Sing man tau, sing man tau …“