Читать книгу Grundkurs methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit - Uta M. Walter - Страница 7

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1 (K)eine Gebrauchsanleitung

Methodisches Handeln. „Endlich ein konkretes Wie-es-gemachtwird“, denken Sie vielleicht. Um es gleich zu sagen: Dieses Buch bietet nur bedingt „How-to“ Anleitungen für die Praxis. Warum? Weil methodisches Handeln in Sozialer Arbeit kein rein technischrationales Unterfangen und keine manualisierbare Praxis ist. Soziale Arbeit lässt sich nicht auf instrumentelle Anwendung von Techniken reduzieren, so verlockend das auch sein mag. Natürlich sind rational begründbare, ggf. empirisch geprüfte und in schrittweises Vorgehen gegossene Methoden wichtige Elemente auch in der Sozialen Arbeit. Aufnahmebögen, Hilfepläne, Netzwerkkarten, aktives Zuhören und was sonst noch ins methodische Repertoire gezählt wird, weist eine instrumentelle Seite auf. Gelebte Praxis aber ist komplexer und dynamischer als es jede noch so gute Gebrauchsanleitung suggeriert.

Aber nicht nur aufgrund der Unberechenbarkeit gelebter Praxis kann methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit nicht auf das brave, systematische Folgen vorgegebener Schritte reduziert werden, sondern vor allem weil Handeln in der Sozialen Arbeit stets auch ein politischer Akt ist. Eingebettet in staatlich-institutionelle Strukturen und beeinflusst von kulturell-gesellschaftlichen Zusammenhängen ist das, was Fachkräfte tun, tun sollen, tun müssen oder auch nicht tun, niemals neutral. Es gibt, wie Amy Rossiter (2001) schrieb, für Soziale Arbeit keinen Ort der Unschuld, von dem aus gehandelt werden könnte. Methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit, ganz gleich ob es etablierten Konzepten folgt oder neue Wege geht, heißt, sich die Zusammenhänge des Tuns und Denkens deshalb immer neu erschließen und begründen zu können, warum es gerechtfertigt ist, so und nicht anders vorzugehen. Anders gesagt: Fachkräfte der Sozialen Arbeit müssen kritisch-reflexive PraktikerInnen sein. Das zumindest ist der idealtypische Anspruch. Um sich diesem Anspruch zu nähern braucht Kritische Reflexion daher im Studium und auch in der späteren Praxis Räume und Strukturen, innerhalb derer sich kritisch-reflexive Denk- und Handlungsweisen einüben bzw . ausüben lassen.

Für den Lernprozess will dieses Buch daher erstens eine Einführung in Grundbegriffe methodischen Handelns in der Sozialen Arbeit bieten und verbindet dies zweitens mit Anregungen zum Nachdenken über methodisches Handeln orientiert am Konzept „Kritischer Reflexion“. Kritische Reflexion ist daher der rote Faden, der sich durch alle Kapitel dieses Buches zieht und nach den Zusammenhängen zwischen individuellen und gesellschaftlichen Annahmen fragt, die sich in Handlungsweisen verbergen. Unter dem Vorzeichen kritischer Reflexion werden daher sowohl allgemeine Komponenten methodischen Handelns als auch ausgewählte spezifische Konzepte erläutert.

Als besondere Anregung und für das Einüben kritisch-reflexiver Fragen sind jedem Kapitel, in Kästen abgesetzt, kritische Reflexionsfragen zugeordnet, die sich zu den jeweiligen Inhalten anbieten. Diese Fragen sind nicht die einzig denkbaren, sondern können und sollen von Studierenden und Lehrenden ergänzt und erweitert werden.

Das Buch beginnt zunächst mit Ausführungen zum Konzept kritisch-reflexiver Praxis (Kap. 2), bevor Kapitel 3 einen ersten Überblick zu Grundbegriffen des Methodenverständnisses bietet. Die dann folgenden Kapitel beschäftigen sich eingehender mit wiederkehrenden Komponenten methodischen Handelns, wie der Konstruktion und Deutung von Problemen (Kap. 4), Prozessen von Analyse und Planung (Kap. 5), der Umsetzung geplanter Ideen und der Rolle der Improvisation (Kap. 6) sowie Praxen von Dokumentation und Evaluation (Kap. 7). Innerhalb von Kapiteln sowie an deren Ende werden ausgewählte methodische Konzepte beispielhaft verarbeitet und durch Übungen vertieft. So finden sich Darstellungen und Erläuterungen zu Empowerment, Case Management, lösungsfokussierten und narrativen Ansätzen, biografischer Einzelfallarbeit, Kollegialer Beratung u. a . In Kapitel 8 finden Sie zusätzlich Anregungen und Anleitungen für längere Übungen, über die Sie allein oder auch in Gruppen methodisches Handeln ausprobieren, analysieren und reflektieren können. Die didaktischen Vorschläge in diesem Buch sind typischerweise auf begleitete Einzel- und Kleingruppenarbeit ausgelegt, d.h. sie entfalten erst im Prozess gemeinschaftlicher Bearbeitung und Diskussion ihre eigentliche Wirkung. Im Sinne eines solchen dialogischen Lernens sind alle Fragen, Fälle und Übungen als Vorschläge und Inspiration gedacht und – wie das methodische Handeln der Sozialen Arbeit – eben nicht wirklich eine Gebrauchsanleitung.

Grundkurs methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit

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