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Horizont

Eins meiner Lieblingslieder von Udo Lindenberg ist der Song „Hinter‘ m Horizont geht‘s weiter, ein neuer Tag!“

Der Horizont ist eine gedachte Linie. Sie ist dort, wo der Himmel und die Erde sich scheinbar berühren. Nur scheinbar, denn es geht hinter dieser Linie immer und immer weiter. Das merkt man, wenn man sich dieser Linie immer mehr nähert, sie weicht und siedelt sich immer wieder neu an. Für mich ist dieser Horizont ein Symbol für Begrenzung, bewirkt durch das menschliche Denken. Denn dieses neigt dazu, alles zu begrenzen. Es begrenzt die Liebe, den Fortschritt, das Wissen, den Wohlstand, den Frieden, alles: „Ich finde keine Liebe, es gibt keinen Fortschritt in meiner Gesundheit, ich werde nicht das wissen, was der Prüfer in meinem Examen verlangt, Frieden auf der ganzen Welt wird es nie geben, mein Geld wird für meinen Lebensabend nicht reichen… usw.

Man sagt ja auch, ein bestimmter Mensch habe einen begrenzten Horizont. Oder so: Er kann nicht über den Tellerrand hinausschauen, nicht seine Ansichten verändern, erweitern. Die Linie, die der Horizont zu sein scheint, bleibt in seinem Denken bestehen. Derselbe Tag.

Ein junger Mann, den ich kenne, gütig, hochintelligent und im guten Sinne ehrgeizig, war jahrelang in seinem Denken vor dem Horizont gefangen. Alle sagten von ihm: „Er kann alles, er hilft allen.“ Von sich selbst aber sagte er: „Ich interessiere mich nicht fürs Lesen und schreibe nicht.“ Dann passierte etwas Entscheidendes, das alles veränderte. Er lernte eine Hobby-Schriftstellerin kennen, die für ihr erstes Buch technische Hilfe brauchte. Durch seinen kompetenten Einsatz kam er dazu, ihr Buch zu lesen. Und plötzlich begeisterte er sich für ihre Gedanken und stellte Fragen, und schließlich las er auch ihr zweites Buch. Ein neuer Tag hatte begonnen. Sein Horizont wurde weiter, er sah die Linie nicht mehr, sondern nur noch den Himmel.

Auch das Mädchen auf dem Foto hatte ihr Denken weit gemacht. Es breitet seine Arme so aus, wie der Vogel seine Schwingen entfaltet, um hinter dem Horizont dem Himmel entgegen zu fliegen – voller Freude über den neuen Ausblick.

Über dieses Mädchen war in der ZDF-Sendung „Ein Herz für Kinder“ berichtet worden. Es war schwer krank gewesen, und sein Leben war in Gefahr. Nur eine kostspielige Operation in den USA hätte es retten können, aber das Geld fehlte. Nun halfen die Spenden, die diese Sendung einbrachte. Die Operation fand statt, und heute ist das Kind gesund.

Das bunte Kleid symbolisiert das neue Leben mit aller möglichen Fülle. Der scheinbare Horizont ist nicht mehr wahr zu nehmen, das heißt nicht mehr wichtig. Das Begrenzende, die Gefahr, die Angst sind verschwunden, hier ist nur noch Sonne, Leben, und dem öffnet sich das Kind.

Ein neuer Tag – ein Tag voller Hoffnung!

In der Tat: „Hinter‘m Horizont geht‘s weiter. Ein neuer Tag!“

Meeting mit mir selbst

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