Читать книгу Tabu Liebe in Gefahr - Ute Dombrowski - Страница 10

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Katja war am Morgen losgefahren und kam ohne große Verkehrsprobleme in Potsdam an. Michel erwartete sie mit frischem Kaffee und selbstgebackenem Kuchen. Er hatte ihr das Gästezimmer bereitgestellt, wo er jetzt ihre Tasche hineintrug. Vorher hatte er sie umarmt und zärtlich geküsst.

„Du bist wirklich da“, flüsterte er in Katjas Ohr.

Katja sagte nichts, sondern ließ sich in seine Arme fallen und küssen. Sie dachte einen Moment an Daniel, aber diesen Gedanken wischte sie schnell beiseite und fragte Michel beim Kaffeetrinken nach seinen Weihnachtserlebnissen. Er erzählte von seiner Familie, bei der er gewesen war und Katja von den Tagen bei Bea.

„Es ist nicht leicht, wenn man keine Familie mehr hat. Wenn du magst, kann ich deine Familie sein. Denk nur mal!“, rief Michel lachend. „Wenn wir uns damals nicht aus den Augen verloren hätten, könnten wir jetzt verheiratet sein und hätten drei zauberhafte Kinder.“

„Oh weh, das stelle ich mir lieber nicht vor.“

Sie lachten gemeinsam über die alten Zeiten und Katja zeigte ihm ihr altes Tagebuch, das sie mitgebracht hatte. Am späten Nachmittag liefen sie durch die Stadt und Michel kaufte ihr einen rotleuchtenden kandierten Apfel. Katja knabberte daran und lachte, als Michel ihr die roten Spuren der Zuckerglasur wegküsste.

Wieder im Haus gingen sie duschen und machten sich für den Abend zurecht. Michel hatte gesagt, sie würden sich mit Cora und ihrem Freund treffen, schön essen gehen und später zusammen das Feuerwerk vor dem Schloss Sanssouci ansehen. Als Katja in einem schwarzen Samtkleid vor ihm stand, die Haare hochgesteckt, die Füße in hohen Schuhen, küsste er sie bewundernd auf die leicht geschminkten Lippen.

„Du bist die schönste Frau heute Abend.“

„Ich muss sagen, so im Anzug gefällst du mir noch viel besser. Ich freue mich auf den Abend.“

„Und auf die Nacht, was immer auch passiert.“

Katja nickte, spürte eine seltsame Erregung bei Michel, und wusste, dass sie heute alles von ihm bekommen würde. Freundlich gestimmt machten sie sich auf den Weg. Das Taxi brachte sie in ein Restaurant, wo Katja schon ganz aufgeregt war, denn Cora hatte vor kurzen nur erzählt, dass sie einen alten Bekannten wiedergetroffen hatte.

Die Freundinnen umarmten sich herzlich und Katja sah den Mann an, der schweigend neben ihr stand, als sie sich vor der Tür begrüßten. Dann fiel ihr ein, an wen sie seine Augen erinnerten.

„Tim! Der Tim aus der Parallelklasse in der Oberstufe!“

„Guten Abend“, sagte er und verstummte sofort wieder.

„Ja, ich habe ihn letztens getroffen und es hat sofort gefunkt. Wie damals und wie bei dir und Michel.“

Cora sah Katja nicken, aber irgendetwas stimmte nicht. Als Michel Tim zum Rauchen hinausbegleitete, fragte sie nach.

„Sag mal, meine Liebe, für die Tatsache, dass du jetzt endlich deinen Traummann haben kannst, finde ich euch ziemlich unterkühlt. Was ist los?“

„Ach Cora, du kennst mich schon sehr gut. Ich will mit Michel versuchen, von Daniel loszukommen. Aber du hast recht, es hat nicht so richtig gefunkt. Ich liebe nun mal einen anderen.“

„Wie ist er denn im Bett?“

„Keine Ahnung. Wir sind noch nicht über das Küssen hinausgekommen.“

„Na, hör mal, jetzt glaube ich echt, dass mit dir etwas nicht stimmt. Nun mach mal einen Punkt, schlaf mit ihm und dann wirst du ja sehen, ob er den anderen ersetzen kann.“

„Ich schlafe im Gästezimmer.“

Cora begann schallend zu lachen und kümmerte sich nicht um die anderen Gäste, die sich umgedreht hatten.

„Du bist doof“, sagte sie nun leiser. „Dann muss er eben mit dir im Gästezimmer schlafen. Wenn es nicht gut ist, ist er sowieso nicht der Richtige für dich.“

Das ist er nicht, dachte Katja resigniert, aber den Richtigen kann ich nicht haben. Sie seufzte und fragte Cora, ob Tim schon früher so schweigsam war. Er hatte die ganze Zeit über kaum geredet.

„Er ist süß, er ist eine gute Partie, er lässt mich tun und lassen, was ich will, und er ist eine Granate im Bett. Wer muss da noch viel reden?“

„Cora, du bist immer noch ein Miststück. Aber ein liebenswertes.“

Sie küssten sich auf die Wange und jetzt kamen auch die Männer an den Tisch zurück.

„So“, sagte Michel kurz vor Mitternacht feierlich, „jetzt habe ich noch eine Überraschung für dich.“

Cora grinste, denn sie wusste Bescheid. Michel bezahlte und half Katja in den Mantel, Tim tat dasselbe bei Cora. Gemeinsam traten sie vor die Tür, wo es kalt geworden war. Dort stand eine Kutsche, bespannt mit zwei schwarzen Pferden, aus deren Nüstern der Dampf aufstieg.

„Ist die für mich, für uns?“, fragte Katja begeistert.

Michel legte einen Arm um ihre Schultern und nickte. Cora hatte ihm erzählt, dass Katja Pferde liebte und dass sie früher oft mit einer Kutsche gefahren sind. Voller Freude stieg sie ein, Michel breitete eine dicke Decke über ihren Knien aus und legte eine weitere über ihre Schultern. Ihnen gegenüber waren auch Cora und Tim zugedeckt und so machten sie sich auf den Weg zum Schloss, wo sie in der Kutsche bei klassischer Musik gemeinsam das Feuerwerk genossen, das pünktlich um Mitternacht startete. Cora und Tim küssten sich lange und nun gab sich auch Katja Michels Küssen hin. Sie fand, das war sie ihm schuldig. Die Wärme, die er unter der Decke ausstrahlte, erregte sie und Katja wusste, dass sie in dieser Nacht nicht im Gästezimmer schlafen würde. Cora, die ihnen kurz zugesehen hatte, wünschte ihnen einen guten Start in das neue Jahr und zwinkerte.

Bei der Verabschiedung am Taxi, das sie wieder heimbringen würde, flüsterte sie: „Jetzt lass es krachen, damit du den Kerl aus dem Kopf bekommst, der so bekloppt ist, eine andere zu heiraten.“

Cora hat recht, dachte Katja, und presste ihren Körper an den von Michel. Die beiden hatten es eilig, ins Haus zu kommen. Dort zogen sie sich gegenseitig aus und fielen ins Bett, wo Michel Katja leidenschaftlich liebte. Sie schlief in seinen Armen ein und fühlte sich gut. Für einen Augenblick hatte sie Daniel vergessen können.

Am nächsten Morgen blieben sie im Bett, frühstückten dort, küssten und liebten sich.

„Was hätte ich früher dafür gegeben, auch nur eine Nacht mit dir zu verbringen. Ich bin froh, dass wir das nun nachholen können.“

„Ja, meine Liebe, du kannst jetzt alles haben, was du willst. Wenn du bereit bist, lege ich dir die Welt zu Füßen. Was sagt dein Herz?“

Katja schlug die Augen nieder, denn sie schämte sich, dass sie Michel dafür benutzte, nicht an Daniel zu denken. Er war ein guter Mensch und hatte das nicht verdient, aber konnte sie jetzt zurückrudern? Sollte sie nicht wenigstens ehrlich sein?

Als sie seinen Blick sah, der sie zu durchschauen schien, begann sie zu reden. Am Ende küsste Michel sie.

„Es ist gut, dass du mir alles gesagt hast. Ich möchte gerne eine Beziehung mit dir eingehen und bin bereit, zu warten, bis du mir dein Herz schenken kannst. Mach dir keine Sorgen, ich verstehe dich und verurteile dich nicht. Es ist ja schon gut, dass du hier bei mir bist. Alles Gute, mein Engel, für das neue Jahr. Jetzt muss ich mal meine Familie anrufen und ihnen alles Gute wünschen. Sie werden schon denken, ich sei verschollen. Musst du auch jemanden anrufen?“

Katja dachte an Karim und Bea, stand auf, zog sich an und nahm ihr Handy aus der Tasche, um es einzuschalten. Sie zuckte vor Schreck zusammen, als sie sah, dass Karim vergeblich versucht hatte, sie zu erreichen. „16 Anrufe in Abwesenheit“ stand auf dem Display. Katja begann zu zittern. Sie hatte eine furchtbare Vorahnung, als sie sich setzte und Karims Nummer wählte. Michel hatte ihr Gesicht gesehen und setzte sich voller Sorge neben sie.

„Karim! Ist etwas mit Daniel?“

Karim war ganz aufgeregt und froh, endlich mit Katja reden zu können.

„Süße, setz dich hin, ich muss dir etwas sagen. Ich habe schon den ganzen Tag versucht, dich zu erreichen. Linette und Daniel hatten einen Unfall. Sie waren auf dem Weg zur Silvesterfeier und auf der glatten Straße ist Linette viel zu schnell gefahren. Sie sind von der Straße abgekommen und einen Abhang hinuntergestürzt. Du musst jetzt ganz stark sein. Daniel liegt im tiefen Koma und Linette ist vor einer Stunde gestorben. Du musst bei ihm sein, wenn du kannst.“

Katja war erstarrt und Tränen liefen über ihr Gesicht. Michel hatte mitgehört und legte nun einen Arm um ihre Schultern. Sie lehnte sich an und weinte hemmungslos.

„Ich werde sofort heimfahren. Kommst du auch? Bitte, Karim, ich kann das nicht allein durchstehen.“

„Ja, ich bin schon auf dem Weg zum Flughafen und komme direkt ins Krankenhaus. Wir treffen uns dort. Bea wird auch da sein, ich habe sie angerufen. Denkst du, du kannst alleine fahren? Kann er dich fahren?“

Katja schaute Michel an.

„Ich weiß nicht … nein, ich schaffe das. Ich fahre sofort los. Bis später.“

Katja saß verzweifelt neben Michel und weinte.

Er strich ihr sanft über den Arm und sagte: „Du kannst in dem Zustand nicht fahren. Ich bringe dich hin und fahre morgen mit einem Leihwagen zurück. Keine Widerrede.“

Katja war erleichtert und ging ins Bad. Dann begann sie zu packen. Michel fragte nichts und sagte nichts, er war einfach nur für sie da. Er ließ Katja in Ruhe und sie war ihm unendlich dankbar dafür. Sie liebte ihn kein bisschen, aber er war ein toller Mann. Irgendwann würde sie ihm danken, aber heute war nichts mehr wichtig, nur Daniel.


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