Читать книгу Ein Koffer geht auf Reise - Ute Heinrichs - Страница 4
ОглавлениеGeschichte 1 - Koffer macht eine Kreuzfahrt
Kapitel 1 - Koffer findet ein Zuhause
„Eigentlich habe ich doch schon eine Menge erlebt“, dachte sich Koffer.
Zwischendurch sah nicht alles so rosig aus, aber es hatte sich doch alles
noch zum Guten gewendet. Wenn er zum Beispiel an die Kreuzfahrt mit
der alten Dame dachte, wurde ihm ganz warm ums Herz.
Aber es fing alles ja ganz anders an. Erst einmal stand er Monate in einem
verstaubtem Geschäft. Kaum einer warf nur einen Blick auf ihn. Doch dann
kam eines Tages eine alte Dame, Frau Schuster, in den Laden und sagte:
„Ich brauche einen großen Koffer. Ich gehe auf eine Kreuzfahrt. Aber er
soll natürlich gut aussehen. Auf so einem Schiff wird sehr viel Wert auf
Äußerlichkeiten gelegt“. Herr Finster – der hieß leider nicht nur so - nickte,
schaute sich um und sein Blick fiel auf Koffer. Wahrscheinlich dachte er in
diesem Moment, eine gute Möglichkeit, Koffer los zu werden. So
antwortete er schließlich: „ Dieser Koffer eignet sich bestimmt
ausgezeichnet.“ Dabei grinste er verstohlen, so dass die alte Dame es
nicht sehen konnte.
Zunächst schüttelte sie den Kopf, schien nicht ganz zufrieden, doch fragte
dann nach dem Preis. Herr Finster überlegte kurz und sprach: „120 Euro,
das ist ein Freundschaftspreis.“ Koffer hätte beinahe los gelacht, aber dann
hätte er sich verraten. Niemand wusste bis dahin, dass er kein
gewöhnlicher Koffer war. Aber Frau Schuster schüttelte den Kopf: „Nein so
viel Geld habe ich nicht. Sie denken vielleicht, wer auf eine Kreuzfahrt
geht, kann sich auch so einen Koffer leisten. Aber ich habe diese Reise in
einem Kreuzworträtsel gewonnen. Niemals hätte ich mir so etwas leisten
können. Mein Mann ist schon vor 15 Jahren gestorben und mit der kleinen
Rente kann ich mir gerade einmal im Jahr eine Woche im Schwarzwald
leisten. Aber ich will mich nicht beklagen. Es gibt Leute, denen geht es viel
schlechter als mir. Ich bin doch sehr glücklich und dann muss eben mein
alter Koffer ausreichen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“
Damit drehte sie sich auf dem Absatz um und wollte den Laden verlassen.
Koffer konnte sich ein Stöhnen nicht verkneifen. Gerne wäre er mit dieser
netten alten Dame auf eine Reise gegangen. Er stellte sich vor, wie sie all
ihre guten Kleider in ihn packen würde. Herr Finster schien wohl doch noch
so etwas wie ein Gewissen zu haben. Er lief Frau Schuster hinter her und
rief: „Werte Dame. Es tut mir leid. Aber Sie wissen ja, hier kommen
Menschen herein, die wollen für wenig Geld das Beste und haben dabei
Geld wie Heu. Unsereiner muss ja auch eine Familie ernähren.“
Was konnte dieser Mann lügen. Er lebte alleine und erst letztens hatte er
eine Erbschaft gemacht, so dass er sich eigentlich gar nicht mehr mit dem
Geschäft herumärgern müsste. Das hatte er gerade vor einer Woche noch
einem Kunden erzählt. Doch bevor Koffer seinen Gedanken weiter nach
hängen konnte, sprach Herr Finster schon weiter: „ Dies ist ein
Vorjahresmodell, gnädige Frau. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich
Ihnen den Koffer für 40 Euro überlassen. Wären Sie damit einverstanden?“
Das schlug dem Fass den Boden aus. Koffer sollte ein Vorjahresmodell
sein. Das gab es doch gar nicht. Aber er wollte schweigen, wenn es eine
Möglichkeit gab, von diesem Lügenbold weg zu kommen.
Die Dame schien zu überlegen und nickte dann. „Gut, für 40 Euro nehme
ich ihn. Das kann ich mir noch leisten. Einpacken brauchen Sie ihn nicht.
Ich nehme ihn gleich so mit.“ Dabei zwinkerte sie Koffer zu. Ja, hatte sie
etwa gemerkt, dass Koffer nicht irgendein Koffer war?
Nachdem Frau Schuster bezahlt hatte, griff sie nach Koffer und verließ
lächelnd den Laden.
Bei der alten Dame zu Hause fühlte sich Koffer auf Anhieb wohl. Sie
verstanden sich sofort. Frau Schuster war auch nicht im Mindesten
überrascht, dass Koffer sprechen konnte. Sie nahm es hin, als wäre es das
Normalste der Welt und alle Koffer würden sprechen. Sie sprach auch
immer von Schicksal. Das wollte Koffer nun dann doch nicht glauben. Aber
nach den Erfahrungen, die er gemacht hatte, ließ sich das wohl nicht mehr
ganz abstreiten. Doch wir wollen nicht vorgreifen. Entscheidet selbst.
Kapitel 2 - Reisevorbereitungen
Frau Schuster und Koffer hatten herrliche Stunden zusammen. Sie
erzählte Geschichten von ihrem verstorbenen Mann, wie sehr sie sich
beide immer so eine Reise gewünscht hätten und dass sie schon seit
Jahren jede Woche die Lösung des Kreuzworträtsels einschicken würde.
Noch nie hätte sie etwas gewonnen. Und dann plötzlich wäre ein Brief
gekommen, mit Einschreiben sogar. Sie hatte tatsächlich eine Reise mit
der Astor, einem riesigen Kreuzfahrtschiff gewonnen. Koffer war ein guter
Zuhörer. Ab und zu nickte er, warf ein „oh“ oder „ja“ ein. Abends schauten
sie zusammen erst die Nachrichten und dann noch einen Krimi im
Fernsehen. Frau Schuster hatte Koffer direkt nach dem Kauf auf ihrem
Sofa deponiert und seither hatte Koffer dort seinen Platz.
Endlich war es so weit, die Reise sollte morgen los gehen. Koffer merkte
es schon, bevor Frau Schuster auch nur anfing zu packen. Nervös lief sie
den ganzen Tag von Zimmer zu Zimmer – dabei war die Wohnung nun
wirklich mit ihren 2 Räumen nicht sehr groß-und murmelte vor sich hin.
Am Abend dann packte Frau Schuster dann mit viel Sorgfalt ihren Koffer.
Koffer war selber sehr aufgeregt. Es war das erste Mal, dass er auf Reisen
ging. Und er hatte eine ganz schöne Verantwortung zu tragen, dachte er
bei sich. Am frühen Morgen sagte Frau Schuster: „Koffer, nun geht es los.
Benimm dich ja ordentlich und blamier mich nicht. Du weißt ja, die anderen
Leute werden sicherlich nicht verstehen, dass ein Koffer sprechen kann.“
Koffer nickte, sofern man sein Wackeln so bezeichnen kann, aber Frau
Schuster verstand ihn schon. Dann flüsterte sie kaum hörbar: „Aber ich bin
verdammt froh, dass du mit kommst. So alleine, so eine weite Reise, man
kennt niemanden dort und ist eine Woche auf einem Schiff wie eingesperrt,
da ist mir doch schon mulmig. Gut, dass du da bist, Koffer!“ Eine Träne lief
ihr über die rechte Wange. Dann schellte es an der Tür, das Taxi war da
und die traurige Stimmung vorbei. Ein junger Mann stand vor der Tür und
wollte Frau Schuster den Koffer zum Auto tragen. „Lassen Sie mal, junger
Mann. Das schaffe ich gerade noch“, erwiderte Frau Schuster. Die Tür
wurde abgeschlossen und los ging es. Koffer ging wirklich auf Reisen, das
erste Mal in seinem Leben. Und er war mächtig aufgeregt, schließlich war
so eine Kreuzfahrt nicht irgendeine Reise.
Kapitel 3 - Die Kreuzfahrt
Das Taxi brachte Frau Schuster und Koffer zum Hafen. Da stand auch
schon die Astor. Ein wirklich riesiges Schiff stand dort. Viele Leute liefen
geschäftig herum, dort wurde noch etwas eingeladen, hier fuhren Autos vor
und da brachten Taxis andere Leute zum Schiff. Frau Schuster bedankte
sich bei dem Taxifahrer und stolz schritt sie auf die Gangway (das ist die
Treppe auf das Schiff) zu. Dort wurde sie von einer jungen Frau mit
schwarzen Haaren empfangen. „Ich bin Charlotte. Darf ich Ihren Namen
wissen und Sie dann zu ihrer Kabine begleiten. Den Koffer können Sie hier
stehen lassen, das Personal wird sich darum kümmern.“, sagte Charlotte.
Frau Schuster antwortete: „Nein, das möchte ich nicht!“
„Aber ich muss doch Ihren Namen wissen, damit ich Ihnen Ihre Kabine
zeigen kann“, protestierte die Schwarzhaarige.
„Mein liebes Kind, ich bin Frau Schuster. Helene Schuster. Ich meine, den
Koffer trage ich selber. Darum braucht sich keiner kümmern.“
Man konnte der jungen Frau ansehen, dass sie Frau Schuster wohl für
etwas verwirrt hielt.
In der Kabine angekommen - es war eine Innenkabine, so viel war Frau
Schuster der Zeitung doch nicht wert, dass es zu einer schönen Aussicht
gereicht hätte - packte Frau Schuster Koffer erst einmal aus.
Koffer lebte in der Woche von den Erzählungen. Jeden Abend, wenn sich
Frau Schuster für das Abendessen umzog – das ist so üblich auf einen
Schiff -, erzählte sie Koffer, was sie alles den Tag über erlebt hatte.
An einem Tag hatte sie ein Ehepaar kennen gelernt, die sich den ganzen
Tag nur mit „Schätzelchen“ und „Mäusebärchen“ riefen, damit es auch
wirklich jeder hören konnte, wie glücklich sie doch waren. Doch Frau
Schuster hatte auch mitbekommen, wie sie immer da stritten, wenn
niemand in der Nähe zu sein schien. Nicht alles ist echt, was nach außen
hin so glänzt, dachte Koffer.
Das Schwimmbad war Frau Schuster zu kalt, Golf spielen konnte sie nicht
und wollte sie auch nicht mehr lernen. So verbrachte sie viele Stunden
lesend auf dem Deck. Ab und zu drehte sie eine Runde über das Schiff,
was aber nie lang dauerte. Schließlich war es auch immer derselbe Weg,
so dass sie sich entschloss, dass 3 Uhr nachmittags spät genug sei, um
einen Drink an der Bar zu bestellen. Genau das tat Frau Schuster von da
ab jeden Tag. Dort lernte sie auch den Rentner Herrn Schuster kennen.
Es war sehr lustig, als die beiden feststellten, sie hatten den gleichen
Namen, aber waren sich noch nie im Leben begegnet und waren auch
nicht miteinander verwandt. Sie erzählten sich ihre Lebensgeschichten.
Und von diesem Zeitpunkt an, glänzten Frau Schusters Augen wieder wie
an dem Tag, als sie Koffer so günstig bekommen hatte.
Natürlich verlief sich Frau Schuster am Anfang auch regelmäßig auf dem
Schiff und musste Charlotte immer wieder zurück in die Kabine gebracht
werden. Spätestens von da ab, hielt die junge Dame Frau Schuster wohl
für verwirrt und war froh, sie später in Begleitung des doch so seriös
aussehenden Herrn zu entdecken. Koffer konnte sich bei der Geschichte
ein Lachen nicht verkneifen.
Der Landausflug war Frau Schuster zu anstrengend, weswegen sie schon
nach 2 Stunden wieder zurück an Bord kam. Die Woche verging wie im
Flug. Koffer fühlte sich sehr wohl, er meinte sogar, all die erzählten Dinge
selbst erlebt zu haben. Nie hätte er gedacht, dass Reisen so schön war.
Doch irgendwann war die Reise zu Ende und sie standen wieder am
Hafen. Natürlich versprach Frau Schuster sich bei Herrn Schuster zu
melden und umgekehrt. Doch leider sollte es anders kommen.
Kapitel 4 - Im Krankenhaus
Koffer macht sich ganz leicht, denn er merkte wie schwer es Frau Schuster
fiel, ihn die Treppe hoch zu tragen. Leider konnte er nicht selber gehen.
Nicht nur hätte es viel zu viel Aufsehen erregt, es war einfach ohne Beine
nicht möglich. Und welcher Koffer hat schon Beine? Es geschah ganz
plötzlich. Es gab ein Rumpeln und Frau Schuster lag drei Treppenstufen
tiefer. Eine Nachbarin wurde von dem Gerumpel aufgeschreckt und kam
aus ihrer Wohnung gelaufen. „FRAU SCHUSTER! Was machen sie denn
da unten?“ schrie die Nachbarin. Sie war wohl nur erschrocken, denn es
sah nun wahrlich nicht so, als würde sich Frau Schuster dort auf der
Treppe vergnügen. Das eine Bein lag ganz schief abgeknickt und bewegen
konnte sie sich anscheinend auch nicht.
„Arzt“, konnte Frau Schuster noch hauchen, bevor sie ohnmächtig wurde.
Schnell war ein Krankenwagen gerufen. Frau Schuster wachte erst wieder
auf, als sie in einem Bett im Krankenhaus lag. Inzwischen war sie schon an
ihrem gebrochenen Bein operiert worden. Ihre erste Sorge galt jedoch
Koffer. „Schwester, haben Sie meinen Koffer gesehen?“ fragte sie eine
Krankenschwester, die ihr etwas zum Trinken brachte. „Sie dürfen sich
nicht aufregen. Bleiben Sie ganz ruhig liegen“, antwortete die Schwester.
Aber Frau Schuster ließ sich nicht beruhigen. Schließlich wusste nur sie,
dass Koffer nicht irgendein Koffer war. Und gerade jetzt brauchte sie doch
eine vertraute Stimme. Energisch sprach sie: „Ich möchte meinen Koffer
haben. Bitte kümmern Sie sich darum.“ Die Schwester stutzte und
verschwand dann aus dem Zimmer. Nach 10 Minuten erschien sie mit
Koffer im Zimmer. Nach Anweisungen legte sie Koffer auf Frau Schusters
Bett. Koffer hatte Tränen in den Augen, als er Frau Schuster so blass in
ihrem Bett liegen sah. Aber sie beruhigte ihn, es wäre doch nur ein
Beinbruch. Drei Wochen blieben Frau Schuster und Koffer im
Krankenhaus. Zum Glück hatte Frau Schuster ein Einzelzimmer, so dass
sie sich den ganzen Tag immer Geschichten, Rätsel und Witze erzählen
konnten. Zweimal kam Frau Schusters Tochter zu Besuch. Sie faselte
etwas von „Nun ist Schluss, ich werde mich darum kümmern“ und
verschwand. Am Tag der Entlassung tauchte Tochter Irene wieder auf. Sie
stellte Koffer auf den Rücksitz ihres Autos und half Frau Schuster in den
Wagen. Doch sie fuhr Frau Schuster nicht nach Hause, sondern zu einer
großen Villa, wo viele alten Menschen auf Parkbänken saßen, sich
unterhielten oder Karten spielten. Frau Schuster und Koffer waren entsetzt.
Was sollte das denn werden? Irene hatte die letzte Woche Frau Schusters
Sachen hierher bringen lassen und die Wohnung aufgelöst. Frau Schuster
würde nun hier wohnen müssen. Zunächst protestierte Frau Schuster
vehement, aber schon bald merkte sie, es war nicht mehr zu ändern. Irene
packte Koffer aus und sagte: „Den brauchst du auch nicht mehr. Ich nehme
ihn mit. Ich muss sowieso unseren Speicher entrümpeln.“ Daraufhin
schnappte sie sich Koffer, stieg in ihr Auto und fuhr davon.
Kapitel 5 - Und was nun?
Koffer war absolut entsetzt. Wie konnte das nur angehen? Er wollte zurück
zu Frau Schuster. Aber wie? Erst einmal wurde er vom Rücksitz in einen
dunklen Schrank verfrachtet. Wie lange er dort war, konnte Koffer später
gar nicht mehr sagen. Irgendwann wurde er dann wieder herausgeholt und
auf den Dachboden getragen. Zwei Kinder von vielleicht 8 und 11 Jahren
wuselten über die Treppe. Frau Schuster hatte Koffer nie von ihrer Tochter
und ihren Enkelkindern erzählt. Das Verhältnis schien nicht das Beste zu
sein. Doch plötzlich spitzte Koffer die Ohren. Sprachen die da nicht über
Frau Schuster?
„Beeilt euch ein bisschen, Kinder. Wir müssen noch die Sachen packen
und auf die Straße stellen. Der Müll kommt morgen. Dann wollten wir doch
noch Oma besuchen. Dass sie diesen Mann mit dem gleichen Namen von
ihrer Reise wieder getroffen hat, ist schon komisch. Fast schon Schicksal.
Ich bin sehr froh, dass sie mir verziehen hat, ihre Wohnung leer geräumt
zu haben und dass sie sich nun so wohl fühlt. Richtige nette Menschen
sind dort. Viele Freunde hat sie gefunden.“, hörte Koffer Irene sagen. Ein
Kind antwortete: „Ja, und die Oma lacht jetzt auch wieder viel mehr!“
Koffer wurde es ganz warm ums Herz. Frau Schuster hatte sich mit ihrer
Familie wieder vertragen. Und das Allerbeste, so schien es, sie hatte den
netten Herrn Schuster von der Kreuzfahrt wieder getroffen. Wenn die
Erzählungen stimmten, und warum sollten sie nicht, schien Frau Schuster
sehr glücklich zu sein. Sie hatte neue Freunde gefunden und brauchte
Koffer nicht mehr. Doch was sollte nun mit Koffer geschehen? Da war doch
das Wort Müll gefallen. Er sollte doch nicht etwa, nein das durfte nicht sein.
Kapitel 6 - Ende gut, alles gut
Tatsächlich fand sich Koffer ein paar Minuten später vollgepackt auf der
Straße wieder. Zum Glück regnete es nicht. Die Sonne schien sogar. Aber
zum Lachen war Koffer nun wirklich nicht zu Mute. Als er noch nach
dachte, was nun wohl so aus ihm würde, hielt ein alter Wagen neben ihm.
Heraus sprang eine Frau in einem alten Kleid. Sie sah armselig aus. Aber
in ihren Augen verbarg sich ein Strahlen, das konnte Koffer sehen. Sie
rief: „Hallo. Haben Sie den Koffer zum Müll heraus gestellt? Dürfte ich den
wohl haben?“
Koffer hätte einen Luftsprung machen können. Würde nun doch noch alles
gut? Irene, die gerade dabei war noch andere Sachen für den Sperrmüll
auf die Straße zu stellen, antwortete unhöflich: „Sicher. Machen Sie mir nur
nicht so ein Durcheinander! Dann muss ich das nachher wieder
aufräumen.“ Koffer dachte, das war mal wieder typisch. Sie würde ihm
aber auch nichts gönnen.
Die junge Frau griff sich Koffer, stellte ihn vorsichtig auf die Rückbank und
fuhr los.
Das fing doch vielversprechend an, dachte Koffer.
Nach einer Weile hielt die Frau vor einem alten Bauernhaus. Kühe muhten,
Hühner stolzierten herum und hinter einem Zaun standen sogar Pferde auf
einer Wiese. Die Frau griff Koffer und trug ihn in die Küche. Sie zwinkerte
ihm zu, so wie Frau Schuster es damals bei ihrem Kauf gemacht hatte.
„Wir zwei werden uns schon verstehen“, sagte die Frau.
War es vielleicht doch Schicksal? Und welche Abenteuer warteten nun auf
Koffer?