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Rotlichtbezirke

... sind Schmelztiegel. Das halbseidene Geschäft lockt Menschen aller Couleur. Die einen, Gewinnler und Spekulanten, wittern das große Geld und bieten dafür alles mögliche und scheinbar unmögliche, grenzenlos. Die anderen, Touristen vor allem, gieren nach der Sensation und zahlen dafür ein Vermögen.

Viele kommen, und mancher kommt unter die Räder. Aus beiden Lagern: der durch horrend hohe Mietforderungen verschuldete Peep-Show-Betreiber und die alkoholabhängige Prostituierte auf der einen, der untreue Familienvater, der Ehe und Gesundheit aufs Spiel setzt, auf der anderen Seite.

Viele kommen erst, wenn sie bereits am Ende sind: Obdachlose und Drogenabhängige sitzen in Hauseingängen und betteln.

Der Hamburger Stadtteil St. Pauli, dessen berühmte Reeperbahn als „sündigste Meile der Welt“ gilt, ist ein solcher Schmelztiegel. Fünf Jahre war ich dort, für die Heilsarmee: als Zivildienstleistender, als Seelsorger, als Aids-Berater; getreu dem Motto, dass „Gott die Menschen auch dort noch erreicht, wo sie nicht mehr damit rechnen“.

Fünf Jahre: eine kurze Zeit, eigentlich. Doch an einem Ort, wohin Abend für Abend dreißigtausend Touristen strömen, wo die Heilsarmee im Laufe eines Jahres Suppe, Kleider, Gottesdienste, offene Türen und offene Herzen für nahezu zwanzigtausend Bedürftige anbietet, an einem Ort, wo binnen weniger Monate dutzende Läden geschlossen und neu eröffnet werden, an solch einem Ort sind fünf Jahre eine lange Zeit.

Lange genug, um hinter die Fassaden zu schauen, in der Masse den Einzelnen zu erkennen.

Von solchen Einzelnen, von Begegnungen mit ihnen, handelt dieses Buch. Es will den Blick weglenken vom St. Pauli der Medien, weg vom gleißenden Licht der Leuchtfassaden, vom schummerigen Halbdunkel der Hinterzimmer, hin zu einzelnen Menschen. Zu unscheinbar besonderen Menschen: Bruno und Regina, Heinrich und Kuddel.

Ihre Namen musste ich – zu ihrem Schutz – ändern, auch ihre Charaktere sind gestaltet: Ich habe verfremdet, indem ich manchmal mehrere wirkliche Personen zu einer hier beschriebenen zusammenzog. Weiterhin habe ich frei nacherzählt. Und doch ist keine Person oder Situation rein fiktiv – alle sind wahr.

Gewidmet ist dieses Buch Bruno und den Menschen am Rand der Gesellschaft.

Uwe Heimowski Gera, im Frühjahr 2005

Brunos Dankeschön

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