Читать книгу Auf dem Rücken von Riesen - Uwe Rosenfeld - Страница 7

3 Ist alles nur irdisch zu erklären?

Оглавление

Eine starke Denkfigur des 19. und 20.Jahrhunderts ist der Glaube, dass alles was ist und lebt, rein aus materiellen Zusammenhängen existiert und zu erklären ist. Zudem meist auch noch aus Zufall (aus Zufällen) entstanden sei. Das ist auch eine denkbare Möglichkeit, wenn auch mit fraglichem Wahrscheinlichkeitsgrad. Aber es gilt als Ergebnis heutiger Wissenschaft.

Welche andere Möglichkeiten sind denkbar, möglich? Der Mensch ist das Ergebnis eines langen Entwicklungsprozesses; darauf weisen jedenfalls alle überkommenen Nachrichten, Funde und erschlossenen Befunde hin. Wir spüren auch, wie jeder von uns Entwicklungspotentiale mitbekommen und im Ansatz auch bis zu seinem Tode (mindestens) hat. Darauf setzen alle bestehenden Religionen. Der Mensch gilt in ihnen als geschaffen - aus einer Setzung eines als göttlich empfundenen und aus sich heraus tätigem Geiste (oder einer (möglicherweise unpersönlichen) geistigen Welt) - und der sich in Verantwortung seines (sinnvollen) Erschaffenseins sich zu einem (ethisch) Guten hin entwickeln soll.

Es gibt auch die religiöse Vorstellung, dass nicht nur die Menschheit, sondern auch der einzelne Mensch eine anhaltende, über den Tod hinausweisende Entwicklung habe (nicht unbedingt mit Erhalt seiner Ich-Struktur), die auf einer vorausgesetzten Sinngebung beruht: der Mensch als Mitvollzieher einer Geschichte, die einem sinnvoll und beabsichtigten fortlaufendem Geschehen entspringt. Das ist auch ohne das "Konstrukt" eines Schöpfer-Gottes denkbar, sozusagen als ewige, zumindest ewig weiterführende Anlage des gesamten Kosmos. In jedem Falle mit dem Menschen als mithandelndem Subjekt.

Alle diese (unvollkommen aufgezählten) Denkmodelle sind unbewiesen, aber als möglich zu betrachten. In diesem Buch, in dem hier dargestellten Nachdenken soll auch keine Möglichkeit davon ausgeschlossen werden; vielleicht treffen sie sogar alle zu, im Sinne quantenphysikalischen Denkens, dass ein realer Weg gleich der Summe aller möglichen Wege ist und erst in einem Bewusstwerdungsakt eines wahrnehmenden Subjekts wirklich wird.

Ich bekenne hier für mich, dass ich daran glaube, dass alles Erdachte und Getane als Impuls weiterwirken wird und insofern erhalten bleibt, zum Bestehen unserer Welt beiträgt. Nichts geht spurlos verloren. Und: wir sind, wie es mir scheint, keineswegs sehr autonome Personen, sondern Geschöpfe, die getragen werden, getragen von guten Mächten und die eingebunden sind in eine Umwelt, einen Menschenkreis, für den sie auch ihre Mit-Verantwortung haben. Wir sind gegründet in diese Welt, in sie eingebunden, mit konkreter (wenn auch oft noch unbewusst gehaltener) Aufgabe, Leben, unser Leben zu meistern.

Auf dem Rücken von Riesen

Подняться наверх