Читать книгу Zurück ins Glück - Veit Bloom - Страница 2
1. 1. Grundstein
ОглавлениеPaul und Britta hatten sich gegen Ende der Ausbildung zum Versicherungskaufmann bzw. zur Versicherungskauffrau kennengelernt, hatten gemeinsam mit anderen ihren Abschluss gefeiert und sich dann bei ein und derselben Firma beworben. Beide hatten damals den Zuschlag erhalten und waren zudem derselben Abteilung zugeteilt.
Betreut hatten sie zwar verschiedene Kunden, sich aber mit den Kollegen und dem Leiter der Abteilung einmal pro Woche besprochen, ihre Erfahrungen miteinander ausgetauscht und die Anweisungen der Geschäftsleitung entgegengenommen. Man hatte sich gekannt, privat aber nicht groß miteinander zu tun.
Paul hatte seinen Freizeitsport: Tennis! Britta hatte den ihren und sich einmal pro Woche mit Freundinnen zum Tanzen getroffen. Paul spielte im Team, überwiegend gebildet aus Kollegen der Firma, und hatte häufig Turniere zu bestreiten. Er war ein guter Spieler, lieber vorne am Netz als hinten an der Linie. Der Sprint war seine Sache nicht, dafür konnte er die Bälle aus der Luft holen und knapp vor den Füßen des Gegners platzieren.
Mit dieser Technik hatte Paul guten Erfolg im Sport gehabt und später dann auch in seiner Firma. Für die gemeinsamen Besprechungen mit den Kollegen und dem Abteilungsleiter hatte er sich jeweils kniffelige Fragen überlegt, die er unvermittelt in der Runde stellte, aber eben nicht so ganz allgemein, sondern konkret an einen Kollegen, von dem er erklärtermaßen meinte, dass dieser ein solches Problem doch wohl erst kürzlich mal gehabt hätte und daher sicher Bescheid wisse.
Paul hatte so die Probezeit überstanden gehabt und wollte daher mit anderen in der Abteilung seinen Einstand geben. Man hatte sich für den Abend in einer Bar mit Tanzfläche verabredet, weil mehrere der Kolleginnen gerne tanzten und sich die Kollegen das gerne anschauen wollten.
Paul war beileibe kein Tänzer und so hatte er sich einfach an den Tisch seiner Kollegen gesetzt, das eine oder andere Bier getrunken, sich über Belanglosigkeiten unterhalten und seinen Blick mit der Zeit fest an den Tisch mit den Kolleginnen geheftet.
Hin und wieder wurde eine der Kolleginnen zum Tanz aufgefordert und war die eine oder andere Kollegin alleine vom Tisch aufgestanden und erst nach einer ganzen Weile dorthin zurückgekehrt. Paul hatte das Treiben am Tisch gegenüber aufmerksam beobachtet, war den Kolleginnen mit seinem Blick auf die Tanzfläche gefolgt und hatte ihre Bewegungen studiert, ohne sich darüber nähere Gedanken zu machen.
Auch am eigenen Tisch hatte es hin und wieder Bewegung gegeben, wenn einer plötzlich aufstand und nach einer ganzen Weile mit breitem Grinsen von der Toilette zurückkam, als hätte er Cowboy-Stiefel mit Goldbeschlägen an. Auch Paul hatte damals aufs Klo gemusst und als er nach kurzer Zeit wieder an seinen Tisch zurückkam, hatte einer der Kollegen eine Runde für alle bestellt und dafür erwartet, dass man seinen Lobreden auf die eigene Arbeit zuhört und ihn für seine Erfolge bewundert.
Wahrscheinlich „Mitarbeiter des Monats“ hatte Paul da gedacht und sich schnell gelangweilt. Reden solcher Art hatte man ja schon zur Genüge gehört und nach bestandener Probezeit hatten die Erfolge anderer eher bitter als süß geschmeckt. Paul hatte daher schon bald nicht mehr zugehört und seinen Blick wieder erst zur Tanzfläche und dann zum Tisch der Kolleginnen gelenkt.
Einige der Kolleginnen waren in ein lebhaftes Gespräch vertieft, andere waren beim Tanz. Irgendwann waren die Plätze rechts und links von Britta frei. Deshalb war ihm die Britta damals aufgefallen und deshalb hatte er sie damals besonders intensiv beäugt. Im Halbdunkel des Lokals waren ihre Kleidung und ihre Frisur jedoch nicht gut zu sehen und also hatte Paul eindringlicher hinübergesehen als sonst.
In diesem Moment hatten sich die Blicke der beiden getroffen, hatte ihm der Blick von Britta heiß auf der Iris gebrannt und sich Paul, nachdem er sich etwas erholt hatte, zu Britta hinübergesetzt.
Nach gut einer Stunde gespannter Stille hatte Paul den Mut gehabt, Britta zum Tanz aufzufordern und hatte Britta, die Gute, Paul nicht merken lassen, wie schlecht er doch tanzt. Britta hatte gesagt, es sei normal, wenn man sich beim Tanzen hin und wieder auf die Füße tritt und es habe ihr Spaß gemacht, den Abend mit Paul gemeinsam zu verbringen.
Nach der Einstandsfeier hatten sich Paul und Britta dann öfters im nämlichen Lokal getroffen. Britta hatte mal solo und mal mit anderen getanzt und Paul hatte ihr dabei zufrieden zugesehen und sein Bier geschlürft. Auf dem Heimweg hatten sie sich zunächst getrennt und irgendwann dann eben nicht mehr.
Als man sich dann auch noch mittags in der Kantine traf, gemeinsam gegessen hatte und von den Kollegen gefragt wurde, „Na, wann wird geheiratet?“, hatte Paul wohl gemerkt, dass es seine Freundin vor den Augen ihrer Kolleginnen sehr verletzen würde, wenn er antwortete: „Heiraten, wieso das denn?“ und also hatte er nur gesagt: „Warum eigentlich nicht?“ Schließlich war man ja verliebt und sollte alles so bleiben, wie es ist. Paul hatte sich und Britta daher gleich am darauffolgenden Wochenende zu seinen Eltern nach Hause eingeladen und seine Mutter gebeten, sich auf etwas Besonderes einzustellen.
Ein Schweinekrustenbraten mit Majoran, Kartoffelklößen und viel hellbrauner Sauce wurde gereicht. Eine gute Flasche Rotwein aus dem Remstal wurde geöffnet und Paul hatte seiner Britta mit fragendem Blick zugeprostet.
Britta hatte darauf nicht weiter reagiert und also hatte Paul verkündet, dass man sich kürzlich entschlossen habe zu heiraten, weil alles so gut klappt und man sich gut versteht. Natürlich würde man nach der Hochzeit zusammenziehen und sich deshalb ein kleines Reihenhaus im Norden von Frankfurt kaufen. Schließlich wolle man Familie und für die Zukunft Sicherheit.
Pauls Eltern waren zwar von der Nachricht überrascht, hatten aber nichts einzuwenden und so wurde gleich noch eine Flasche von dem guten Roten aufgemacht, man war sich nähergekommen und am späten Nachmittag auch gleich per Du.
Kurz vor der Abreise hatte Pauls Vater ihn zur Seite genommen und ihm erklärt, er habe durchaus den Eindruck, dass es sich bei Britta um eine sehr selbstbewusste und selbständige Frau handele und er deshalb darauf bedacht sein müsse, immer das Heft in der Hand zu halten, nicht dass ihm Britta nach ein paar Jahren auf dem Kopf herumtanze.
Paul hatte die Rede seines Vaters damals einfach so unwidersprochen stehen lassen, um jede Konfrontation so kurz vor der Hochzeit zu vermeiden, sich aber insgeheim gedacht, er werde seine Ehe sicher nicht so führen, wie seine Eltern die ihre. Immer wieder hatte es lauten Streit gegeben, weil es bei seiner Mutter, ungeachtet aus Anlass welchen Fehlers auch immer, allein um die Wiederherstellung von Harmonie gegangen war, hingegen bei seinem Vater stets darum, mit welchem Argument auch immer klarzustellen, wer hier die Schuld für das Ganze zu tragen hat und wer nicht.
Die lautstarken Streitigkeiten der Eltern hatte man häufig bis hinüber zu den Nachbarn gehört. Pauls Mutter hatte ihren Mann in solchen Fällen mit zunehmender Intensität ermahnt, doch nicht so zu schreien, was Pauls Vater nur noch mehr angestachelt und am Ende jedesmal zum Ausruf gebracht hatte: „Ich schreie hier so laut, wie es mir gefällt. Du kannst ja gehen, wenn es Dir nicht passt.“
Paul hatte sich daher schon in seiner Jugend dafür entschieden gehabt, sich, gleichviel worum es gehen und wer auch immer daran schuld sein sollte, stets bei seiner Freundin oder Frau zu entschuldigen und dann nach einer gewissen Zeit des Zusammenseins zum vorsorglichen Erhalt eines friedlichen Miteinanders vorab gemeinsam festzulegen, wer von beiden sich die kommenden zehn Jahre stereotyp beim anderen entschuldigt und wer die danach kommende Dekade übernimmt.
Britta hatte von früheren Streitigkeiten hingegen nichts geahnt, weder von den eigenen Eltern noch von denjenigen von Paul, hatten die doch wie ein Herz und eine Seele gemeinsam am Mittagstisch gesessen, hatte Pauls Vater das gute Essen seiner Frau überschwänglich gelobt und von Paul zugleich erwartet, dass sich dieser um seine Frau und später auch um die Kinder in gleicher Weise fürsorglich kümmert, wie er es von zuhause gewohnt sei.
Paul hatte seinem Vater damals auch hierzu nicht widersprochen sich dann aber doch insgeheim gefragt, wie es sein konnte, dass seine Eltern nach heftigem Streit tagelang nicht mehr miteinander gesprochen und mit Eiseskälte quasi aneinander vorbeigelebt, sich dann aber urplötzlich wieder bestens verstanden hatten und überherzlich füreinander da waren.
Paul hatte seine Eltern aber ohnehin nicht recht verstanden und sich daher sehr früh von ihnen innerlich distanziert. Allein das Gekreische an so manchem Wochenende hatte ihm in diesem Moment der Hochzeitsplanung jedoch noch lebhaft in den Ohren geklungen und also hatte er sich entgegen dem Rat seines Vaters dafür entschieden, seiner Frau in jedem Fall recht zu geben, falls es einmal zum Streit kommen sollte. Auch hatte er schon der Kinder wegen bei Unstimmigkeiten immer ruhig und nicht aufbrausend sein wollen.
Und also hatte er damals gleich damit angefangen und seine künftige Frau vor seinen Eltern gefragt, ob sie nun eine große oder lieber eine kleine Hochzeit im engsten Familienkreis wünsche. Britta war auf die Frage jedoch nicht vorbereitet gewesen und Paul hatte daher für beides seine eigenen Vorstellungen auch gleich parat.
Eine Hochzeit mit vielen Gästen entspreche zwar sicherlich dem Anlass eines schönsten Tages im Leben und sei sicher auch sehr feierlich. Wenn er an die Familienfeste seiner Eltern denke, falle ihm dann aber doch nur die Schwierigkeit ein, von den vielen Nichten und Neffen, Onkels und Tanten diejenigen herauszufinden, die aus Platzgründen dann leider doch nicht mehr eingeladen werden konnten und dafür über Jahre enttäuscht und sauer waren, und dann auch noch, dass diejenigen, die zwar eingeladen waren und mehr gegessen und getrunken hatten, als auf den eigenen Teller und in das eigene Glas passte, gleichfalls enttäuscht und sauer waren, weil die Qualität nicht gestimmt oder ihren Ansprüchen eben nicht genügt habe.
Eine Hochzeit im engsten Familienkreis hingegen hatte den Vorteil, dass die Teilnehmerzahl von der Natur der Sache her bereits objektiv begrenzt ist, zugleich aber auch den Nachteil, dass es eben kein rauschendes Fest wird und man sich am Tisch hautnah gegenübersitzt, was den Boden für so mache Kränkung bieten kann, sei dies berechtigt oder unberechtigt. Paul hatte daher zu Britta gesagt: „Entscheide Du, mir ist beides recht.“
Britta hatte hingegen ihrerseits nichts entscheiden wollen, hatte sie von Paul doch auch gehört, dass es nicht wenige Ehen im weiteren Bekanntenkreis gab, die erst pompös gefeiert und dann doch sehr schnell beerdigt wurden, hingegen von solchen, die lange gehalten hatten, nur bekannt gewesen war, dass sich das Ganze relativ geräuschlos vollzog, und also hatte man schlicht im Hause ihrer Eltern gefeiert, hatte jeden eingeladen zu kommen, der mochte, und die Tür solange geöffnet gehalten, wie Platz im Garten und auf dem Grill gewesen war. Danach wurde die Musik einfach voll aufgedreht, ausgiebig gegessen und getrunken, getanzt und gesungen und die Gäste schließlich nur über die Gartentür hinausbegleitet.
Als sich am Folgetag gegen Mittag die Haustür von Brittas Eltern auftat, hatte man mühelos auch noch all diejenigen Geschenke einsammeln können, die von den nicht mehr gebetenen Gästen dort niedergelegt worden waren und bei denen man sich mit der herzlichen Bitte um Entschuldigung schlicht dahin zu erklären hatte, dass man die Klingel einfach nicht mehr gehört hat.
Keiner der Freunde und Bekannten hatte es Paul und Britta damals verübelt, nicht mehr eingelassen worden zu sein, und also hatten die beiden ihre Art zu feiern auch in den darauffolgenden Jahren so beibehalten und einmal im Sommer und einmal im Winter eine Rund-Mail „an alle“ geschickt, wonach es am kommenden Wochenende nun wieder ein Fest gäbe und kommen könne, wer wolle: „Bringt Euch bitte mit, was Ihr dafür so alles braucht!“
Mit den Jahren wurden die Gäste zwar immer weniger, doch Paul und Britta hatten diese Entwicklung nicht grundlegend in Frage gestellt, waren sie doch nach gut fünf Jahren Ehe mit Lisa zu einer Familie geworden, der die ganze Aufmerksamkeit gehört hatte.
Nach der gelungenen Hochzeit hatten sich Paul und Britta sehr schnell für ein Eigenheim entschieden, hatte Paul bei der Versicherung Karriere gemacht und sich dazu sehr häufig auch am Wochenende ins Büro aufgemacht. Für Britta nur wegen der Arbeit, für Paul hingegen irgendwann nicht mehr nur. Freilich, Britta hatte gewusst, dass über die Woche wegen der vielen Besprechungen mit den Kollegen und Kunden immer Arbeit liegen geblieben war. Freilich hatte sie auch gewusst, dass Paul nicht der Einzige war, der Karriere machen wollte.
Sie hatte daher erst gar nicht nachgefragt, warum Paul immer häufiger an den Samstagen ins Büro musste, zumal zu der Zeit, als Lisa auf die Welt gekommen war und auch als Britta wegen der Tochter nurmehr halbtags zu arbeiten hatte. Paul hatte in keiner Weise unzufrieden gewirkt und Britta schien ihrerseits froh darüber gewesen zu sein, an dem einen oder anderen Samstag auch mal was mit dem gemeinsamen Freund Stephan zu unternehmen, der sich, wie sie, sehr für Rosen interessierte und mit ihr regelmäßig nach Steinfurth fuhr.
Oder war Britta doch nur dem Beispiel ihrer Eltern gefolgt, die der Meinung waren, dass es in der Ehe besser eine klare Verteilung der Zuständigkeiten gibt: Der Mann hat alles daran zu setzen, um das nötige Geld zu verdienen, und die Frau kümmert sich um den Rest: Familie, Haus und Garten.
In jedem Fall war Britta Paul zu keiner Zeit mit irgendwelchem Misstrauen oder gar mit Eifersucht begegnet und hatte nie hinterfragt, warum Paul immer häufiger sagte, „Macht doch nichts, Du kannst Dich ja am Wochenende zum Beispiel mit Deinen Freundinnen treffen und, wenn es bei mir spät wird, zum Tanzen gehen. Ich nehme Lisa mit und bringe sie zu Deinen Eltern. Die freuen sich schon.“
Britta hatte also die ganze Zeit über keinerlei Ahnung gehabt, dass sie in Wahrheit nicht Pauls einzige Liebe im Leben gewesen war, und Paul hatte seinerseits nie gefragt, was Britta in ihrer freien Zeit tatsächlich so alles macht. Es war ihm noch nicht einmal merkwürdig erschienen, dass Britta irgendwann zu ihm gesagt hatte, dass sie sich über die Rosen, die Paul an jedem Freitag nach Büroschluss für Britta gekauft und ihr mitgebracht hatte, zwar freuen würde, eine solche Ausgabe angesichts der sonstigen Kosten für Lisas Klamotten und Spielsachen aber unnötig und unvernünftig sei, da man ja zur Genüge Rosen im Garten habe, die man vom Wohnzimmer aus ebenso gut sehen kann.
Paul hatte sich damals an die Bitte seiner Frau gehalten und ebenso daran, ihr auch sonst nicht ins Handwerk des Haushalts hineinzureden. Er hatte eben nicht derjenige sein wollen, der bestimmt, wie es läuft. Der Haushalt war allein Brittas Reich, ganz wie bei deren Eltern zuhause.
Brittas Mutter hatte ihre Tochter damals vor der Hochzeit zur Seite genommen und gesagt: „Das Wichtigste ist, dass Du Deinem Mann keine Vorschriften machst, der läuft Dir sonst weg. Genau so wichtig ist es aber, dass Du Dir in Bezug auf den Haushalt von Deinem Mann nichts sagen lässt. Der Haushalt ist allein Dein Reich, selbst wenn Du auch noch nach der Hochzeit Vollzeit arbeiten solltest. Der Haushalt bleibt in jedem Fall an Dir hängen. Den Mann kannst Du zwar hin und wieder in die Kneipe schicken, wenn er beim Kochen oder beim Abwasch stört. Aber gegessen werden sollte immer daheim und zwar genau das, was er gerne hat und was Du für ihn gekocht hast. Behalte diese Domäne also stets für Dich.“
Paul hatte sich bei dieser glasklaren Einstellung von Brittas Eltern zwar immer gewundert, dass Brittas Vater ungeachtet des Blumenmeers vor dem Elternhaus nicht nur an den Geburtstagen seiner Frau aus heiterem Himmel mit einem Strauß roter Rosen vor der Türe gestanden oder hin und wieder ohne Auftrag seiner Frau aus der Stadt Wein und Tapas mitgebracht und dann von seiner Frau stets den Satz gehört hatte: „Schatz, das brauchst Du doch nicht.“
Gewundert hatte sich Paul hingegen nicht, als Stephan eines Abends in der Türe stand und seiner Frau einen Strauß Blumen überreichte und mit den Worten begrüßt wurde: „Danke Stephan, Du weißt offenbar, was sich gehört, wenn man zu jemandem nach Hause auf ein Glas Wein eingeladen wird.“ Es hatte sich eben einfach gehört, dass sich seine Frau über das übliche Mitbringsel mehr als überschwänglich gefreut und Stephan zur Begrüßung mit beiden Armen umschlungen hatte. Schließlich war man seit Jahren gut befreundet und hatte so manches feucht-fröhliche Fest miteinander gefeiert.
Die Weichen für ein langes und freudvolles gemeinsames Leben waren für Paul damit hinreichend gestellt, man war verheiratet, hatte im eigenen Haus gelebt, hatte beiden Partnern hinreichend Spielraum für die Selbstentfaltung gelassen und mit der gemeinsamen Tochter ein festes Bindeglied, um selbst stürmische Zeiten gemeinsam zu überdauern. Brittas Mutter hatte zwar schon häufig gesagt, ohne Britta hätten sie und ihr Mann sich längst scheiden lassen, doch musste das ja nicht so gemeint gewesen sein. Dennoch war Britta trotz Lisa nun aber weg.