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1Februar dieses Jahres:Erbschaft

Die Sommerjacke, die er im Frühling gekauft, den handgestrickten Pullover und das Portemonnaie haben wir Naef gegeben. Das Portemonnaie roch noch nach neuem Leder.

Die fünf Flaschen Wein und die zwei Flaschen Schnaps gaben wir Naef und Schertenleib. Auch die Hemden und Socken und Taschentücher liessen wir dort; sollen die Leute im Altersheim damit machen, was sie wollen. Die übrige Wäsche, die übrigen Kleider haben wir in Plastiksäcke gestopft; das meiste davon war schmutzig, abgetragen.

Der Rest hat Platz in zwei Kartonschachteln. Die Schachteln stehen im Keller: rechts hinten im Lattenverschlag auf dem Taburett. Die Fotos und Ansichtskarten riechen stark nach Zigarettenrauch.

Als wir ins Breitmoos hinausfuhren, um den Schrank in seinem Zimmer zu räumen, schneite es. Samstagnachmittag. Der Schnee war nass, fiel in grossen Flocken. Schon die ganze Woche hatten Schnee und Regen einander abgelöst.

Naef sagte uns, wo der Vater seine Sachen verstaut gehabt. Vom Korbsessel aus neben der Tür schaute er uns zu, wie wir die Tablare räumten. Unterhosen, Leibchen, ausgelatschte Schuhe, ein fleckiger Regenmantel, Kittel, Mützen; viele Socken, Hemden, Taschentücher.

Im Zimmer brannte das Licht. Schertenleib sass, den Rücken uns zugekehrt, auf seinem Bett. Draussen die weissliche Dämmerung. Der leere Stuhl beim Fenster.

Wir beeilten uns. Ich wusste nicht, was mit der Wäsche und den Kleidern anzufangen war. Ich genierte mich, alles im Heim zu lassen; ich genierte mich, alles mitzunehmen. Sophie sortierte. Die gebügelten Hemden und Taschentücher, die Socken stapelte sie auf den Tisch. Das Unterzeug tat sie in einen der mitgebrachten Säcke.

Naef freute sich über den Pullover. «Haller hat ihn noch nie getragen», sagte er. «Eine Frau aus Riederen hat ihn gebracht. Zur Nikolausfeier.» Er probierte sich den Pullover an, einen dunkelgrünen Pullover, vorne mit einem roten Dreiecksmuster darin. Das Portemonnaie legte Naef neben sich auf die Bettdecke. «Schade, dass Haller selber es nicht mehr hat benützen können.»

Das alte Portemonnaie liegt in einer der Schachteln, bei den Fotos und Ansichtskarten. Bereits im letzten Frühling hatte der Vater gesagt, er werde sich nächstens ein neues Portemonnaie kaufen müssen, das alte habe an zwei Stellen ein Loch. Das Geld klimpere ihm immer im Hosensack rum – und falls auch im Hosensack einmal ein Loch sei, verliere er alles.

Der Verwalter war nicht im Haus. Eine junge Angestellte zeigte uns, wo wir die vollen Abfallsäcke hinstellen konnten. Sie dankte für das Aufräumen.

Sophie hatte von Frau Köppel das Auto erhalten. Ein Koffer hätte gereicht, das Auto wäre nicht nötig gewesen.

Bevor wir in die Stadt zurückfuhren, gingen wir im «Löwen» drüben einen Kaffee trinken. Die Wirtin reichte uns über den Tisch hinweg die Hand. Sie habe leider nicht an die Kremation kommen können.

Der kleine Drache Feuerspeitikus

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