Читать книгу Fettnäpfchenführer Russland - Veronika Wengert - Страница 7
PROLOG
ОглавлениеINTERVIEW
Nachfolgend ein Interview mit Paul Müller aus Karlsruhe, der künftig die Repräsentanz eines deutschen Gaskonzerns in Moskau leiten wird. Das Gespräch ist im Wirtschaftsteil einer badischen Regionalzeitung erschienen.
Zeitung | Herr Müller, Sie werden bald für knapp zwei Jahre in Moskau arbeiten. Wie kommt es dazu?
Paul Müller | Ich bin für einen renommierten deutschen Gaskonzern tätig. Mein Unternehmen schickt mich als neuen Leiter unserer Repräsentanz nach Moskau. Wir möchten unser Engagement in Russland verstärken und gemeinsam mit unserem russischen Partner, der RosInGaz, in Westsibirien nach Gas bohren. Wir gehen davon aus, dass dort mehrere Milliarden Kubikmeter Gasvorkommen lagern!
Russische Firmennamen leiten sich oft aus Abkürzungen her: So heißt die RosInGaz ausgeschrieben Rossijskaja Internazionalnaja Gazowaja korporazija. Im Deutschen wäre Gas korrekt, im Englischen wird der russische Buchstabe mit einem »z« transkribiert. Vor allem bei Firmennamen hat sich die englische Variante durchgesetzt.
Z | Was erwarten Sie persönlich in Russland?
PM | Vermutlich wird es in Moskau ein wenig hektischer als bei uns in Karlsruhe zugehen. Wie in Berlin womöglich. Ansonsten ist das doch eine europäische Großstadt, wie jede andere auch. Auf alle Fälle ist es eine große Herausforderung für mich, denn in Osteuropa war ich noch nie zuvor!
Z | Haben Sie denn gar keine Angst, einfach so nach Moskau zu ziehen? Man liest ja immer wieder Schauermärchen ...
PM | Das stimmt. Also, um ehrlich zu sein: Ein wenig mulmig ist mir schon zumute, vor allem wegen der Mafia, den Oligarchen und der Kälte, ich bin da sehr empfindlich. Andererseits sollen ja die Russen so gastfreundlich und herzlich sein. Das wird sicher eine ziemlich spannende Zeit!
Z | Hatten Sie denn schon mal Kontakt mit Russen?
PM | Ja, ich hatte hier in Karlsruhe mal sehr nette Nachbarn. Ein russisches Ehepaar: Konstantin, genannt Kostja, und seine Frau Anja. Anja ist im Russischen die Verniedlichungsform von Anna. Die beiden haben zwei Jahre nebenan gewohnt und mich auch mal zu sich eingeladen. Anja konnte so unglaublich gut kochen! Sie wissen schon, Borschtsch und so. Das war aber eigentlich mein einziger Kontakt zu Russen, zumindest bis jetzt. Ich hoffe mal, dass alle so gastfreundlich und herzlich sind?!
Z | Können Sie denn überhaupt Russisch? Immerhin schreiben die Russen ja auch ganz anders als wir!
PM | Ich hatte hier ein paar Wochen Russischunterricht, werde aber in Moskau noch weiter lernen. Die kyrillische Schrift ist wirklich nicht so einfach, aber einzelne Wörter kann ich schon entziffern. Zudem bekomme ich vor Ort eine Dolmetscherin und Assistentin, sie heißt Natascha. Vor allem bei Verhandlungen wird sie mich begleiten. Das wird also schon irgendwie klappen mit der Verständigung. Außerdem spreche ich ja Englisch und natürlich Deutsch.
Z | Und was sagen Ihre Bekannten zu Ihrem beruflichen Abenteuer?
PM | Meine Freunde haben wirklich fast ein wenig Angst um mich. Sie haben mich schon gewarnt, dass ich mich vor Bären und Wodka hüten soll, also mir die ganze Klischeepalette aufgezählt. Aber meine Entsendung ist ja nur für zwei Jahre, dann komme ich wieder in unser schönes Karlsruhe zurück!
Z | Wie werden Sie wohnen?
PM | In Moskau muss ich mir noch eine passende Wohnung suchen. Das habe ich nicht meinen Angestellten oder meinem Vorgänger Jakob Lehmann überlassen, der ja nun in Rente geht. Da will ich mich selbst umsehen. Zunächst bin ich im Hotel untergebracht.
Z | Werden Sie auch reisen?
PM | Gelegentlich werde ich auch Dienstreisen nach Sibirien und anderswohin unternehmen müssen. Wir stehen erst am Anfang unserer Aktivitäten in Russland und müssen mit vielen Kooperationspartnern und möglichen Zulieferern verhandeln. Für Sibirien habe ich mir die dicksten Ski-Unterhosen gekauft, die es in Karlsruhe gab, denn eigentlich bin ich schon eher ein verfrorener Typ.
Z | Herr Müller, dann wünschen wir Ihnen eine gute Reise und bedanken uns für das Interview!