Читать книгу Maxillia - Veronique Larsen - Страница 8
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Оглавление„Hallo Max“, riss Seraphinas Stimme sie aus ihren Gedanken, als sie um die Mittagszeit auf den Baum geklettert kam und Max schon im Versteck vorfand. Max hatte gerade über das Geschehen auf ihrem gestrigen Rückweg mit den Wurzeln nachgedacht, die sich vorhin ganz unauffällig und normal verhalten hatten. Es war schon ziemlich seltsam gewesen und hatte ihr sehr zu denken gegeben. Aber nun verdrängte sie die Gedanken erstmal wieder, da sie die Zeit mit ihrer Freundin nutzen wollte und nicht über etwas nachdenken wollte, was sie sich so einfach nicht erklären konnte. „Na?“, entgegnete Max lächelnd und beobachtete, wie die Nymphe es sich bequem machte. „Heute wieder früher dran?“, fragte sie, als sie endlich saß und die Baumkrone sich nicht mehr von ihren Bewegungen schüttelte. „Ja. Ich habe heute Vormittag auch nicht viel gemacht und diesmal auch nicht die Zeit vergessen“, lachte Maxillia und spielte mit dem Ende ihres Zopfes herum. „So, so. Und was hast du gemacht?“, wollte Phina wissen. „Ich habe eigentlich nur etwas gelesen. Um genau zu sein, eine Legende, die ich schon kannte“, erzählte Max, die sich am Vormittag doch sehr gelangweilt hatte und kaum hatte abwarten können endlich in den Wald zu gehen. „Klingt ja nicht so interessant“, stellte Seraphina richtigerweise fest. „Bei mir war es aber auch mal wieder langweilig. Wir haben die Geschichte unseres Volkes zum gefühlten hundertsten Mal gehört“, verdrehte sie die Augen und wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Oh, das glaube ich, dass das nicht spannend war“ lachte Max, die sich ganz in Seraphinas Lage hatte versetzen können. Nachdenklich schaute diese über Max hinweg, durch das dichte Blattwerk hindurch. „Meinst du die drei von gestern kommen wieder her?“, fragte sie und spielte mit ihren Zähnen an der Unterlippe herum. „Ich weiß nicht. Gestern hatten sie zumindest gesagt, dass sie beim nächsten Mal Handtücher mitbringen wollten“, entgegnete Max und drehte sich ebenso in die Richtung, in der der Pfad lag. „Was hältst du eigentlich überhaupt davon, dass die nun auch ihre Zeit hier verbringen?“, wollte Max wissen, die sich über ihre eigene Meinung selbst nicht ganz sicher war. „Naja. Auf der einen Seite ist es blöd, dass wir uns so still verhalten müssen, wenn sie da sind. Aber auf der anderen Seite, sehen sie ziemlich gut aus und es macht Spaß ihnen zuzusehen“, antwortete Phina nachdenklich und legte ihre Hand an ihr Kinn. „Was ist denn deine Meinung dazu?“, fragte sie nun Maxillia, die nur mit den Schultern zuckte. „Am interessantesten finde ich eigentlich dein Verhalten. Du siehst sie dir ja ziemlich genau an“, stellte Max nach einer kurzen Überlegung amüsiert fest und stieß mit dem Handrücken gegen Seraphinas Knie. „Wenn so gutaussehende Männer sich hier herumtreiben? Du findest sie doch auch süß. Oder?“, stupste sie mit ihrer Schulter gegen die Schulter von Maxillia. „Nun, zumindest passiert mal etwas, was nicht alle Tage passiert. Von daher fände ich es eigentlich nicht schlecht, wenn sie wiederkämen“, errötete Max ein wenig. Kaum hatte sie dies ausgesprochen, schreckte Seraphina wieder hoch und legte ihren Zeigefinger auf ihre Lippen. Max drehte sich gleich in Richtung des Waldweges, da die Reaktion ihrer Freundin nur eins hatte bedeuten können. Und tatsächlich tauchten die drei jungen Männer zwischen den Bäumen auf und überquerten die Wiese in Richtung Steg. Sie waren völlig ins Gespräch vertieft und ahnten scheinbar auch diesmal nicht, dass die beiden Mädchen sich in dem Baum befanden, der direkt neben ihnen über den Tümpel ragte. Mit einem breiten Grinsen stupste Seraphina Max an, als die drei sich bis auf die Unterwäsche auszogen und in das trübe Wasser sprangen. Sie holten auch diesmal wieder die Wassernuss hervor, die sie am Vortag am Ufer in einem Gebüsch versteckt hatten, und begannen sich diese wieder einander zuzuwerfen. Eine ganze Weile schauten Seraphina und Max den dreien vergnügt zu, wie sie im Wasser herumtollten und ihre Zeit genossen. Doch plötzlich raschelte es vom Waldweg her und weitere Schritte schienen sich zu nähern. Erschrocken schauten sich die Mädchen an, in dessen Mägen sich die Angst ballte. Wer kam dort? Wer wusste noch von der Lichtung? Auch die drei jungen Männer schienen dies bemerkt zu haben und stürmten hektisch aus dem Wasser. Eilig schnappten sie sich ihre Sachen und stürzten sich hinter einen hoch gewachsenen Strauch, der links neben dem Steg am Waldrand wuchs. Gerade noch so hatten sie es geschafft dahinter zu verschwinden, dass auch die Blätter sich nicht mehr bewegten, als jemand auf die Lichtung trat. Maxillias Herz blieb fast stehen, als sie bemerkte, dass es ihre Mutter war, die nun durch das hohe Gras stolzierte und sich umsah. „Oh nein“, hauchte Max erstickend, als ihre Mutter auch noch ihren Namen rief. „Ich weiß das du hier irgendwo bist, Max“, rief sie und ging langsam auf das Versteck der drei jungen Männer zu. „Oh nein“, hauchte Max erneut mit panisch rasendem Herzen. Aufgeregt überlegte sie hin und her, was sie nur tun sollte. Denn, wenn sie sich nicht zu erkennen gäbe, würde Isabella die Rekruten entdecken und ihnen eine Strafe verpassen, die sich gewaschen hatte. Aber wenn Max sich zu erkennen gäbe, würde sie einen riesigen Ärger bekommen. Aber woher wusste Isabella überhaupt, dass sie dort war und nicht in ihrem Bett in ihren Gemächern? „Mist“, zischte Max und kniete sich hin, als ihre Mutter den hohen Strauch inspizierte und begann ein Paar Äste zur Seite zu schieben. Seraphina saß wie gelähmt da und sah panisch zu, was gerade geschah. Isabella packte gerade wieder ein paar Äste und wollte sie zur Seite schieben, als Max sich einen Ruck gab und aus ihrem Versteck herauskam. Am Ende war es ihr dann doch lieber selbst eine Strafe zu kassieren, als verantworten zu müssen, dass die drei eine viel Schlimmere erhalten würden. „Ich bin hier Mutter“, sagte Max laut, als sie den Stamm des Baumes mit zittrigen Knien herunterkletterte. Schuldbewusst senkte sie den Kopf, als sie am Boden angekommen war und ein paar Schritte auf ihre Mutter zu kam. „Wusste ich es doch. Ich kenne doch meine Tochter“, sagte Isabella und trat von den Gebüschen weg. „Verzeih mir, dass ich mich aus der Burg geschlichen habe Mutter“, stammelte Max kleinlaut, in der die Angst wuchs nicht mehr an diesen Ort zu dürfen und Seraphina nie wieder zu sehen. „Was machst du hier eigentlich?“, fragte Isabella und ließ den Blick über die Lichtung und den zugewucherten Tümpel schweifen. „Ich wollte mich hier nur entspannen und ein wenig Abstand von der Burg bekommen. Ich wollte mal einfach etwas anderes sehen als immer nur die gleichen Wände“, erklärte Max und zupfte sich nervös am Ärmel herum. Sie konnte nur hoffen, dass ihre Mutter ihr diese Erklärung abkaufen und nicht weiter nachfragen würde. Doch eigentlich war es ihr fast schon klar, dass dies nicht eintreffen würde. „Soso“, erwiderte Isabella und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Ich komme mit dir zurück in die Burg und bleib wie immer zur Strafe die beiden nächsten Wochen auf meinen Gemächern und bereite einen Vortrag über ein Thema der Politik vor“, versuchte sich Max ergeben und gehorsam zu zeigen, um die Strafe zu mildern. „Wenn du mir die volle Wahrheit sagst, habe ich dich hier nicht gesehen. Und um dir nochmal die Entscheidung zu erleichtern: Du weißt, dass es keinen Sinn macht mich anzulügen“, grinste Isabella breit mit hochgezogenen Augenbrauen. Verwirrt schaute Max zu ihr hoch und fragte: „Inwiefern, hast du mich hier dann nicht gesehen?“. „Na so wie ich es sage. Sag mir die Wahrheit und ich vergesse, dass ich dich hier gesehen habe. Ich vergesse am besten einfach, dass ich hier gewesen bin“, antwortete Isabella mit einem überaus freundlichen Gesichtsausdruck. Es war keinerlei Ärger darin zu sehen und das Lächeln sah auch nicht aufgesetzt aus. Maxillia verstand nicht ganz und fühlte sich, als wäre sie in einem seltsamen Traum. Sie hatte lautes Geschimpfe und heftige Vorwürfe erwartet, sowie Tränen der Enttäuschung. Doch von keinem dieser Dinge war etwas im Gesicht ihrer Mutter zu erahnen. Gerade, als Maxillia ihren Mund öffnete und eine Erklärung geben wollte, sprang Seraphina auch aus dem Versteck und verbeugte sich tief vor Isabella. „Sie trifft sich hier immer mit mir. Eure Hoheit“, gestand die junge Nymphe und richtete sich wieder auf. „Ich hätte jetzt, aufgrund des politischen Vorschlags, Rekruten erwartet, aber das ist natürlich auch sehr schön“, lachte Isabella freudig und beäugte Seraphina mit strahlenden Augen. Irritiert schauten sich die beiden Mädchen an, die alles andere als freudiges Lachen erwartet hatten. Schließlich hatte Maxillia gleich mehrere Regeln gebrochen. „Jetzt schaut doch nicht so. Ich freue mich darüber. Don und ich hatten schon Angst, dass du gar keine Freunde hast. Stell sie mir doch mal vor“, amüsierte Isabella sich weiter über die beiden, die sie immer noch anstarrten, als sähen sie einen Geist. „Ähm. Also das ist Seraphina“, stotterte Max verunsichert und deutete auf ihre Freundin, die einen schüchternen Knicks machte. „Wie hast du mich eigentlich gefunden?“, fragte Max und schaute kurz zu dem Gebüsch rüber, wo die drei jungen Männer sich immer noch versteckten. „Naja. Deine Wache hat es schon mitbekommen, dass du die Burg verlassen hast und ist dir bis zu dem Weg gefolgt. Du warst gestern ein wenig unvorsichtig, so dass er bemerkte, wie du hinausgestürmt bist. Und da der Weg nur hierherführt, war es eigentlich klar, dass du hier bist“, erklärte Isabella, die sichtlich Spaß an der Sache hatte. „Es tut mir leid Mama“, entschuldigte sich Max noch einmal, da sie befürchtete es könnte doch noch negative Folgen für sie haben. „Ach, hör auf dich zu entschuldigen. Freundschaften sind mit das Wichtigste, weswegen ich froh darüber bin, dass du dich wegschleichst, um dich mit deiner Freundin zu treffen. Ich hätte mich genauso wenig an diese dämlichen Vorschriften gehalten. Aber jetzt will ich noch die Wahrheit darüber wissen, wie du auf die Idee mit den Rekruten gekommen bist. Deine Geschichte war ja ganz nett, aber ich glaube nicht, dass das der wahre Grund ist. Zumal wir mit der Wache über das Buch gesprochen haben, die sich seltsamerweise nicht daran erinnern kann. Und wehe du lügst. Dann bekommst du doch noch eine Strafe“, sagte Isabella mit einem mahnenden Blick. Beschämt senkte Max den Kopf und überlegte, wie sie wohl darauf antworten sollte. Sollte sie sich wirklich trauen die Wahrheit zu erzählen oder sich doch eine andere Lüge ausdenken? „Ich habe vormittags immer die Rekruten trainieren hören“, begann sie eine neue Lüge und zupfte sich verlegen an ihrem Ärmel. „Max, die Wahrheit“, ermahnte Isabella ihre Tochter, als sie Luft holte, um ihrer Geschichte Glaubwürdigkeit zu verleihen. „Na schön. Was ist, wenn ich in der Stadt war?“, wich Max von den Lügen ab und versuchte sich vorsichtig mit der Wahrheit vorzutasten. „Was soll dann sein?“, fragte Isabella mit hoch gezogenen Augenbrauen und einem leichten Unverständnis im Gesicht. „Mir ist es doch eigentlich verboten die Burg ohne Wachen zu verlassen. Und angenommen ich wäre in der Stadt gewesen, hätte ich ja gegen Regeln verstoßen“, entgegnete Max vorsichtig. „Das stimmt. Aber was ich nicht genau weiß, kann ich auch nicht bestrafen. Abgesehen davon hast du da scheinbar nicht das erste Mal und auch nicht das letzte Mal gegen die Regeln verstoßen“, entgegnete Isabella. „Ich glaube zum Beispiel auch zu wissen, dass du dich mal in die Welt der Menschen geschlichen hast“, ergänzte sie schmunzelnd und wippte dabei mit dem Fuß. „Woher weißt du denn das?!“, entsetzte sich Max mit aufgerissenen Augen, während ihr Puls wieder in die Höhe schoss. „Ich bekomme es mit, wenn eins der Portale benutzt wird, besonders, wenn es in die Welt der Menschen führt. Schließlich muss dort eine gewisse Kontrolle sein, damit nicht jeder dort hindurch spaziert. Gewisse Dinge, die ich bei dir gefunden habe, sind hier zudem auch nicht zu bekommen. Wie zum Beispiel Gummibälle, die man Flummis nennt. Aber, wie gesagt, was ich nicht genau weiß…“, antwortete sie mit einem selbstgefälligen Lächeln auf den Lippen. Offenbar hatten Maxillias Eltern doch weit mehr mitbekommen, als sie es je gewagt hatte zu befürchten. Und scheinbar war sie doch eindeutig zu unvorsichtig gewesen. „Aber um nochmal auf das Entstehen deiner Idee zurückzukommen: Was ist denn in der Stadt passiert, so dass du darauf gekommen bist?“, führte Isabella das Gespräch auf die ursprüngliche Frage zurück. Eigentlich hatte Maxillia gehofft, dass sie doch nicht weiter nachfragen und sie damit in Ruhe lassen würde. Aber scheinbar wollte ihre Mutter es dafür dann doch zu gerne wissen. „Ich habe mit der Mutter eines Rekruten gesprochen“, antwortet Max wahrheitsgemäß. „Aha. Und warum hast du dich so energisch dahintergeklemmt und dich sogar mit deinem Vater angelegt?“, hakte Isabella lachend weiter nach. „Die Frau hat sichtlich gelitten ihren Sohn nicht mehr zu sehen. Es hat mir einfach das Herz zerrissen. Deswegen habe ich mit ihr eine Vereinbarung getroffen. Ich organisiere, dass sie und ihre Familie den Rekruten wiedersehen können und sie verkauft mir im Gegenzug den Dolch, der ihr ziemlich viel bedeutet. Dieser Dolch wurde nämlich von ihrem Sohn gefertigt und ist das Einzige, was seine Familie noch von ihm hatte“, gab Max nun endgültig alles zu. „Das ergibt endlich Sinn. Aber ist dieser Dolch dir denn wirklich so viel wert?“, wollte Isabella wissen. „Es ging mir doch nicht um den Dolch. Ja, ich habe mich auch für den Dolch sehr interessiert. Aber es war vor allem das Leid der Frau, das ich in ihren Augen gesehen habe. Es tat mir so leid, dass wir die sind, die daran schuld sind. Ich meine, wir waren es doch, die bisher diese dummen Regeln nicht geändert haben, obwohl wir die Macht dafür besitzen“ erwiderte Max und machte den Dolch von ihrem Gürtel ab. Zögernd zeigte sie ihn ihrer Mutter, die staunend das feine Handwerk betrachtete. „Der ist wirklich sehr schön. Wie ist denn der Name des Rekruten?“ fragte Isabella neugierig, die das Geschick offenbar ebenso bewunderte, wie es Maxillia tat. Unsicher warf Max einen unauffälligen Blick zu den Gebüschen, da es ihr schon ein wenig unangenehm war, dass womöglich dieser eine Rekrut zuhörte. Etwas nervös holte sie Luft und versuchte sich das blöde Gefühl aus dem Bauch zu atmen. „Ian. Ian Amell“, antwortete Max und nahm ihren Dolch wieder zurück. Vorsichtig befestigte sie ihn wieder an ihrem Gürtel und warf unwillkürlichen nochmal einen Blick zum Gebüsch hinter ihrer Mutter. „Nun gut. Das scheint diesmal wirklich die Wahrheit zu sein. Zumindest klingt das alles plausibler als das, was du vorher erzählt hast“, stellte Isabella zufrieden fest und legte lächelnd eine Hand auf die Schulter ihrer Tochter. „Und ich bekomme wirklich keine Strafe?“ wollte Max nochmal sichergehen, da sie immer noch nicht ganz glauben konnte, dass das Ganze wirklich kein Nachspiel für sie haben sollte. „Nein. Wieso sollte ich jemanden bestrafen, den ich gar nicht hier gesehen habe“, zwinkerte Isabella lächelnd und schaute in das noch immer ungläubige Gesicht ihrer Tochter. „Sag mal, deinem Kopf scheint es ja auch wieder ganz gut zu gehen. Oder?“, fragte sie mit zusammengekniffenen Augen und inspizierte den kleinen Verband, den Max nur noch als Tarnung trug. „Naja, würde meine freie Woche schon beendet sein, wenn es so wäre?“, fragte Max lieber nochmal nach, bevor sie sich selbst reinritt. „Nein, sie wäre nicht beendet. Mich würde es nur interessieren, ob wir dann Verbandsmittel sparen können“, entgegnete Isabella zu Maxillias Freude. „In Ordnung. Seraphina hat mich geheilt, weswegen es meinem Kopf wieder gut geht“, antwortete sie und nahm den Verband ab. „Gut. Dann würde mich nur noch interessieren, wie und wann ihr euch kennen gelernt habt. Aber das kannst du mir ein anderes Mal erzählen. Ich muss langsam wieder zurück. Schließlich ist mein Terminplan wie immer voll“, seufzte Isabella, die sichtlich gerne noch länger der Burg ferngeblieben wäre. Doch die Pflicht rief mal wieder und forderte die Königin. Maxillia hatte sowieso nichts dagegen. Schließlich versteckten sich auch noch die drei Rekruten hinter dem Gebüsch, die sicher auch gern wieder hervorkommen würden. „Nagut. Dann bin ich mal wieder weg. Wir sehen uns beim Abendessen?“, fragte Isabella noch und ging schon ein paar Schritte dem Waldweg entgegen. „Ja. Ich bin zum Abendessen wieder da“, antwortete Max und sah ihrer Mutter nach, wie sie durch das hohe Gras stapfte und mit ihrem Kleid einige Grashalme umknickte. „In Ordnung“, flötete diese, bevor sie mit einem kurzen Winken wieder zwischen den Bäumen verschwand. „Das war jetzt ein wenig seltsam“, bemerkte Phina und zuckte mit den Schultern. „Oh ja. Ich bin mir auch nicht ganz sicher, was ich davon zu halten habe“, entgegnete Max, die immer noch an die Stelle starrte, an der der Waldweg auf die Lichtung traf. Einen Moment standen sie beide schweigend da und starrten an jene Stelle, während hinter ihnen die drei jungen Männer immer noch verkrampft hinter dem Gebüsch hockten. Erst als sich einer von ihnen bewegte und einen Ast zum Knacken brachte, regten sich die beiden Mädchen wieder und wandten sich dem Gebüsch zu. „Ihr drei könnt jetzt auch wieder herauskommen. Sie ist weg“, rief Max, etwas verlegen und wartete gespannt, ob sich die drei trauen würden ihr gegenüber zu treten. Tatsächlich begann es gleich zu rascheln und zu knacken, während sich hinter dem Gebüsch etwas tat. Unsicher traten die Rekruten zurück auf die Lichtung, in deren nassen Haaren Blätter und Äste steckten. Mit vorgehaltener Hand kicherte Seraphina, während die drei sich tief vor Maxillia verbeugten und das ganze Ausmaß des ungewollten Kopfschmuckes sichtbar wurde. „Steht auf. Hier bin ich nicht Prinzessin Maxillia. Hier bin ich einfach nur Max“, lachte diese, die den Anblick auch recht amüsant fand. Zurückhaltend erhoben sich die drei und schauten etwas beschämt auf den Boden, während sie ihre Rüstungen vor ihre fast nackten Körper hielten. „Danke, dass ihr uns nicht verraten habt“, bedankte sich Ian kleinlaut und wagte es Maxillia ins Gesicht zu sehen. „Schon gut“, lächelte Max ihn an und ein leichtes Kribbeln zog durch ihren Bauch. „In Ordnung. Ich kann mich nicht zurückhalten. Ich muss das jetzt einfach wissen. Bist du Ian Amell?“, platzte es aus Seraphina heraus und deutete mit dem Finger auf den Blonden, den die anderen beiden immer Ian genannt hatten. Scheinbar hatte sie es nicht abwarten können, eh die jungen Männer sich von selbst vorgestellt hätten und wollte es gleich wissen. „Ja, der bin ich“, räusperte er sich schüchtern, woraufhin ein noch stärkeres Kribbeln durch Maxillias Bauch zog. „Und das ist David und das Ryan“, ergänzte er und deutete auf die beiden anderen. David hob darauf hin kurz seine Hand, während Ryan völlig regungslos dastand, als wäre er zu Stein erstarrt. „Wart ihr eigentlich die gesamte Zeit da in dem Baum?“, wollte David wissen, während er sich beschämt die Kleidung vor seinen Körper hielt. „Ja“, antwortet Max mit geröteten Wangen, woraufhin Phina vergnügt kicherte. „Genauso wie gestern“, fügte sie noch hinzu und stieß Max in die Seite. „Oh“, entgegnete Ian, der sich wohl an die spottenden Worte erinnerte, die sie über Maxillia geäußert hatten. „Bist du nicht eine Nymphe?“, fragte Ryan plötzlich, der den Rest gar nicht mitbekommen zu haben schien, da er unentwegt Serphina angestarrt und scheinbar völlig die Fassung verloren hatte. „Ja, wieso?“, entgegnete Phina verunsichert und wandte ihren Blick zu ihm. Als wäre sie von einem Blitz getroffen worden, erstarrte nun auch sie und schaute ihm mit großen Augen ins Gesicht. „Ich habe nur noch nie eine gesehen“, antwortete Ryan mit errötenden Wangen. „Wir sind ja auch nicht oft außerhalb der Sümpfe“, hauchte Phina, die sich offenbar geschmeichelt fühlte und in eine Schüchternheit verfiel, die Max bei ihrer Freundin noch nie zuvor erlebt hatte. „Wir sollten dann auch mal wieder los“, räusperte sich David und riss Phina und Ryan aus ihrem tranceartigen Zustand. „Äh, ja“, schüttelte sich Ryan und begann gleich seine Rüstung anzulegen. Auch Ian und David zogen sich schnell wieder an und entfernten die Blätter und Äste aus ihren Haaren. Es war eine seltsame Situation, in der sich wohl keiner der fünf so richtig wohlfühlte. Aber zu ändern war sie nicht, daher drehten sich die beiden Mädchen ein kleines bisschen weg, um sie beim Ankleiden nicht direkt anzustarren. „Nagut. Dann werden wir mal wieder zur Kaserne zurückgehen“, erhob Ian das Wort, als sie alle drei wieder ihre volle Montur angelegt hatten. „Warte mal kurz, Ryan“, hielt Seraphina diesen nochmal auf und trat näher an ihn heran. Irritiert blieb er stehen und schaute sie mit großen Augen an. „Du hast da noch ein Blatt“, lächelte sie und streckte sich nach seinem dichten Haar. Vorsichtig zog sie es heraus und stützte sich dabei auf seiner Schulter ab. Sie brachte ihn sichtlich in Verlegenheit, während die anderen das Schauspiel mit einem Schmunzeln beobachteten. „Gut. Dann auf Wiedersehen“, lächelte Ian und hob zum Abschied kurz die Hand. „Bis dann“, taten Ryan und David es ihm nacheinander gleich, bevor sie sich auf den Weg zum Waldpfad machten. „Bis dann“, riefen Max und Seraphina fast im Chor und sahen den jungen Männern nach. Die drei waren schon fast weg, als Max noch schnell mit lauter Stimme, hinter ihnen her fragte: „Seid ihr morgen auch wieder hier?“. „Mal sehen“, antwortete Ian und drehte sich nochmal kurz zu ihnen um, bevor sie endgültig im Wald verschwanden. „Meinst du, die kommen wieder?“, fragte Phina ganz hoffnungsvoll und hielt das kleine Blatt, das sie aus Ryans Haaren gezogen hatte, vor ihre Brust. „Das werden wir wohl morgen sehen“, antwortet Max und wandte sich in Richtung Baum um. „Ich hoffe es. Sie sind nett“, seufzte Phina und wandte sich ebenso um. „Vor allem scheint es dir ja Ryan angetan zu haben“, grinste Max ihre Freundin an, während sie den Stamm des Baumes nach oben zurück in das Versteck kletterte „Irgendwie schon. Er ist ziemlich süß“, gestand Phina und kletterte ihr hinterher. „Du wirst dich doch wohl nicht schon in den verliebt haben“, lachte Max, während die beiden es sich wieder auf den alten Brettern gemütlich machten. „Nun, ich finde ihn schon ziemlich interessant“, entgegnete Phina schüchtern und drehte das Blatt aus Ryans Haaren zwischen ihren Fingern. „Aber du scheinst die drei ja auch nicht schlecht zu finden. Schließlich hast du gefragt, ob sie morgen wieder da sind“, stellte Seraphina fest und schaute zu Maxillia auf. „Nur weil ich das gefragt habe, heißt es nicht, dass ich mich gleich in einen von denen verliebe“, winkte Max ab und schaute ihre Freundin mit hoch gezogenen Augenbrauen an. „Tu nicht so. Ich habe doch gesehen, wie du Ian angesehen hast", kicherte Seraphina. „Ach hör auf. Nur weil du gleich dein Herz verlierst, heißt es doch nicht, dass mir das auch passiert. Und davon abgesehen, dass ich eh nur einen Prinzen wählen darf, sehne ich mich einfach danach, dass mich mal mehr als nur eine Person so akzeptiert, wie ich bin“. „Jaja, das hätte ich jetzt auch gesagt“, lachte Phina laut auf.