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VIII. Tod eines Pferdes
Оглавление»Bei Bombarda ist es hübscher als bei Edon«, behauptete Sephine.
»Bewahre!« entgegnete Blachevelle. »Edon ist luxuriöser eingerichtet. Fast asiatisch. Bei Bombarda sind die Messerhefte aus Silber, bei Edon aus Horn.«
»Dort«, sagte Tholomyès und zeigte auf den Invalidendom, »sind Welche, die nicht für das Silber schwärmen. Diejenigen, denen man silberne Kinnbacken eingesetzt hat.«
Nach einer Pause fragte Fameuil:
»Wen ziehst Du vor, Descartes oder Spinosa?«
»Desaugiers!« entschied Tholomyès, trank sein Glas aus und fuhr fort:
»Ich habe nichts gegen das Leben einzuwenden. Es ist nicht alles zu Ende auf der Welt, so lange man noch Unsinn reden kann. Den unsterblichen Göttern danke ich dafür. Man lügt, aber man lacht. Man behauptet, aber man zweifelt. Aus dem Syllogismus entwickelt sich Unerwartetes, und das ist schön. Noch giebt es hienieden Menschen, die mit der Vexirschachtel des Paradoxes umzugehen wissen. Was Sie jetzt so gleichgültig trinken, meine Damen, ist Madeira, Coural das Freiras, das 317 Klafter über dem Meeresspiegel liegt, und diese 317 Klafter verkauft ihnen der splendide Restaurateur Bombarda für vier und einen halben Franken. Gepriesen sei Bombarda. Er könnte sich messen mit Munophis von Elephanta, wenn er mir eine Bajadere zulegen und Thygelion von Chäronea, wenn er mir eine Hetäre nachweisen könnte, denn, o meine Damen, es gab Bombardas in Griechenland und Aegypten. Dies theilt uns Apulejus mit. Immer dasselbe und nie etwas Neues! Das ist der Lauf der Welt. Nil sub sole novum, sagt Salomo. In der Liebe sind alle gleich! sagt Virgil.«
So hätte Tholomyès noch lange schwabbeln können, wenn nicht draußen auf dem Pflaster plötzlich ein Pferd gestürzt wäre, was einen Auflauf verursachte. Bei dem Lärm liefen Alle auf die Fenster zu und Tholomyès verstummte.
»Armes Thier!« seufzte Fantine.
Worauf Dahlia spöttelte:
»Jetzt jammert Fantine gar um ein Pferd! Wie kann man so dämlich sein!«
In dem Augenblick trat Favourite mit verschränkten Armen und zurückgeworfenem Kopfe vor Tholomyès hin und fragte mit energischem Ton:
»Wo bleibt denn die versprochene Ueberraschung?«
»Ja richtig. Der Augenblick ist gekommen. Meine Herren, die Stunde der Ueberraschung hat geschlagen. Meine Damen, warten Sie einige Minuten auf uns.«
»Zuerst ein Kuß!« erklärte Blachevelle.
»Auf die Stirn«, ergänzte Tholomyès.
Jeder drückte feierlich seiner Geliebten einen Kuß auf die Stirn; dann gingen sie im Gänsemarsch der Thür zu, indem sie den Zeigefinger auf den Mund hielten.
Favourite klatschte in die Hände.
»Das fängt ja spaßhaft an«, sagte sie.
»Bleibt nicht zu lange!« mahnte Fantine. »Wir warten auf Euch.«