Читать книгу Die beste Nutte der Stadt - Victoria Trenton - Страница 4

Geburtstag

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Nachdem Bernd und Nina überraschend geheiratet hatten, knüpfte das Eheleben der beiden an die frühen Tage ihrer Freundschaft an, nur dass sie jetzt offen ein Paar waren. Bernd ging arbeiten, um Geld zu verdienen und Nina wartete auf ihn, vertrieb sich die Zeit mit Spaziergängen, Einkaufsbummeln und Kochen. Und damit einen Film für den Abend auszuwählen. Abends wurde gegessen und dann der Film geschaut. Vorwiegend Pornos aus Bernds inzwischen mehr als 200 Titel umfassender DVD Sammlung. Es war einfach zum Ritual geworden, dass sie beinahe jedes Mal, wenn sie fickten, einen Porno laufen ließen. Und sie hatten – anfangs – jeden Abend Sex, ganz wie frisch Verliebte.

Bis zur Hochzeit hatten die beiden es vermieden, Nina den drei Kindern aus Bernds erster Ehe vorzustellen. Aber am ersten Wochenende nach den Flitterwochen holten sie das nach. Nina war sehr unsicher, wie das laufen würde, aber sie dachte auch, wenn sie mit den dreien sich nicht versteht, hält sie sich eben ganz heraus. Sie hatte ohnehin keine Ambitionen, zur Stiefmutter von Bernds Kindern aus erster Ehe zu werden. Sie könnte den Kontakt auf das Notwendigste beschränken. Aber es alle drei mochten die neue Frau ihres Vaters und waren sehr gespannt darauf gewesen, ihr neues Halb-Geschwisterchen kennenzulernen. Statt Stress bedeuteten die Besuche der drei eher Abwechslung.

Bernd sah das natürlich mit Genugtuung. Es lies auch nicht lange auf sich warten, da kam seine Ex-Frau Anne persönlich um die Kinder abzuholen – was sie all die Jahre nur äußerst selten gemacht hatte. Immer musste Bernd die Kinder holen und bringen. Aber jetzt trieb sie die Neugier auf diese neue, viel jüngere Frau. Bernd freute sich diebisch, als er bemerkte, wie Anne seine neue Gattin argwöhnisch und neidisch musterte. Ihre Schwangerschaft war schon zu erkennen, und Anne konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen: „Nach der Schwangerschaft wird der Busen auch wieder kleiner.“ Nina antwortete nur trocken: „Ganz bestimmt nicht. Er war schon vorher so groß. Außerdem werde ich stillen.“

Davon abgesehen kamen die Frauen in der Folge erstaunlich gut miteinander aus. Anne erzählte sogar ein paar Details aus ihrer Zeit mit Bernd, und sie gab die Rezepte von Bernd Lieblingsgerichten an sie weiter.

Wenige Monate später war es so weit: Nina wurde Mutter eines gesunden und strammen Jungen. Noch kurz vor ihrer Niederkunft war Nina in einen Sexshop gegangen, um für ihren Mann einen Masturbator zu kaufen. In der Zeit, in der sie im Wochenbett liegen würde, sollte er nicht auf Sex verzichten. Zunächst hatte sie vorgeschlagen, er könne auch durchaus einen Puff besuchen, was er jedoch empört abgelehnt hatte.

Nina war sich vorher in keiner Weise darüber klar, wie sehr so ein Baby das Leben verändert, aber von nun an drehte sich alles um das Kind. Das Baby bestimmte den Rhythmus, geregelter Schlaf war erst einmal nicht mehr möglich, und der Beischlaf mit Bernd fand – auch noch lange nach dem Wochenbett – ebenfalls nicht mehr jeden Abend sondern nur noch sporadisch statt.

Oft wichste Bernd daher abends am Computer, statt mit seiner Nina zu schlafen, die regelmäßig am Abend beim Stillen des Kindes gleich mit eingeschlafen war. Er wollte sie und das Kind möglichst nicht stören. Nina wiederum war keineswegs böse, wenn sie ihn bei der Selbstbefriedigung erwischte, sondern unterstützte ihn und beteuerte, sie würde „später“ wieder mehr Lust bekommen. Aber ihre Libido war deutlich schwächer geworden. Die Nähe des Kindes, das an ihrer Brust saugte, empfand sie als sehr angenehm. Es war natürlich etwas ganz anderes als ein ordentlicher Fick, aber das Stillen löste in ihr ein tiefes Wohlbefinden aus und war auf seine eigene Weise befriedigend.

Nina war oft hin und her gerissen. Es war etwas ganz Wunderbares, ein Kind zur Welt gebracht zu haben und mitzuerleben, wie es wächst und sich entwickelt, aber es war auch ein unerwarteter Stress, der sie aus allen ihren Gewohnheiten brachte. Es hatte sich daher ganz gut getroffen, das sie mit ihrer Eheschließung wenige Monate vor der Geburt und der Aufgabe ihres Jobs im „Erotikbereich“ ohnehin alle ihre Gewohnheiten hatte umstellen müssen.

Manchmal vergaß sie, jemals als Nutte gearbeitet zu haben. Dann war sie ganz Mutter. Aber immer wieder geschah doch irgendetwas, das sie wieder an ihr „Vorleben“ erinnerte. Dabei waren ihre Erinnerungen keineswegs nur negativ. Die rund zwei Jahre im Puff waren in vielerlei Hinsicht prägend gewesen.

Irgendwann begann sie damit, in ihren Gedanken die Vor- und Nachteile abzuwägen, die sowohl ihr neues Mutter-Dasein als auch ihr ehemaliges Nutten-Dasein so mit sich brachten. Beides hatte große Vorteile, aber auch große Nachteile, dachte sie. Die Freude Mutter eines munteren kleinen Söhnchens zu sein, war immer wieder groß; sie war auch wirklich darauf stolz, einen neuen Menschen zur Welt gebracht zu haben. Das blieb für sie ein ganz besonderes Ereignis. Aber die damit einhergehenden Pflichten waren ebenfalls groß und nicht immer so einfach zu erfüllen. Zum Glück unterstützte sie Bernd bei allem. Er wusste so viel und konnte ihr etliche Ratschläge geben. Sonst gab es nur andere Mütter, die sie auf dem Spielplatz oder in der Krabbelgruppe kennenlernte, die ihr mit Ratschlägen zur Seite standen. Zu ihrer eigenen Mutter hatte sie weiterhin keinen Kontakt.

Andererseits forderte das Kind ihre gesamte Kraft. Manchmal sehnte sie sich daher nach der Freiheit, nach diesem ungezwungenen, oder besser gesagt zügellosen Leben zurück, dass sie als Nutte geführt hatte.

Die Erinnerung an ihren früheren Job im FKK Klub kam manchmal aus heiterem Himmel. So war sie einmal zusammen mit ihrem Mann zum Gartenfest der Firma eingeladen, wo Bernd arbeitete. Für ihren Sohn Vincent hatten sie ein Mädchen aus der Nachbarschaft gefunden, um für diesen Abend (und manche anderen Abende) aufzupassen. Auch der Trauzeuge Wolfgang war dort. Er hatte sich zwar abgewöhnt, bei jeder Gelegenheit auf Ninas Vorgeschichte hinzuweisen, aber nach reichlich Alkohol verlor er seine Zurückhaltung und lallte vor versammelter Mannschaft: „Nina, Du warst die beste Nutte im Puff. Immer wenn ich hingehe, denke ich sehnsüchtig daran, wie schön es war, mit Deinen Titten zu spielen...“ Nach der Einrede einer Tischnachbarin, die ihn mäßigen wollte, meinte er dann: „Du hast doch keine Ahnung! Nina war die Beste. Ich habe alle anderen danach ausprobiert, aber mit keiner ist es so, wie mit Nina!“

Der Frau vom Chef, Renate, war es unendlich peinlich. Wiedereinmal war Nina bloßgestellt worden. Schließlich lud das Chef-Ehepaar, Helmut und Renate Wagner, dann die beiden zum Kaffee-Trinken ein, das eine Woche darauf stattfinden sollte. Das war nicht nur als kleine Wiedergutmachung gedacht, vielmehr war Renate Wagner aufs Äußerste neugierig geworden und wollte nun mehr von Ninas Vorleben erfahren.

Als Bernd und Nina dann bei den Wagners zum Kaffee-Plausch saßen, konnte Renate sich nicht bremsen: „Sagen Sie mal, wie ist das eigentlich in so einem Laden? Ich meine, man hat ja so seine Vorstellungen und die sind ja geprägt von dem, was man in der Zeitung liest, oder in Filmen sieht. Also ich kann mir das gar nicht so richtig vorstellen. Aber wenn man das alles freiwillig macht – und das tun wohl die wenigsten Frauen – dann stelle ich mir das ein wenig so vor, wie bei dem Film Belle de Jour. Kennen Sie den? Mit der unvergleichbaren Catherine Deneuve.“

Nina kannte den Film tatsächlich nicht.

„Also den müssen Sie unbedingt anschauen,“ bekräftigte die Frau vom Chef. „Der ist von Luis Buñuel, ein echtes Kunstwerk. Es ist einer meiner Lieblingsfilme, da er so schön mit den Träumen der Frauen spielt und man nicht immer weiß: ist das jetzt Real oder Fantasie? Die Deneuve spielt eine Arztgattin, die sich ihrem Ehemann verweigert aber heimlich in den Puff geht. Dort muss sie sich hingeben und findet gerade darin ihre sexuelle Erfüllung, denn sie hat immer solche Vergewaltigungsfantasien. Und das wird alles ganz toll umgesetzt, in dem Film.“

Ihr Ehemann Helmut intervenierte: „Das ist doch eine uralte Kamelle aus den 60er Jahren. Die jungen Leute sehen heute doch ganz andere Filme.“

Nina fühlte sich jedoch nicht bedrängt: „Ich kenne den Film nicht, wie gesagt, aber es klingt doch interessant. Vielleicht kann man ihn im Internet gucken?“

„Ich habe ihn auf DVD,“ sagte Renate Wagner: „Wir könnten doch einen DVD-Abend machen, denn ich würde ihn auch noch einmal ansehen, obwohl ich ihn vielleicht schon an die zwanzig Mal gesehen habe. Aber ich entdecke jedes Mal etwas Neues in dem Film.“

Die beste Nutte der Stadt

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