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Sophie und Thronerbe

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Kapitel 1. Blausee

In der Nähe vom Städchen Blaubeuren lebte einmal ein Mädchen mit dem schönen Namen Sophie. Ihre Eltern hatten einen kleinen Bauernhof und ein großes Grundstück, wo sie Gemüse anpflanzten. Sophie war nur zwölf Jahre alt, hochgewachsen nicht an Lebensjahren, hellblond mit grün-grauen Augen. Sie hatte eine ungehemmte Phantasie, Eltern begeisterten sich ihre Tochter und hielten sie für begabt. Gewiss, wie alle Eltern in ihren Kindern, sahen sie das Beste in ihrem Kind, glaubend daran, dass ihr Kind besonders ist. Sophie war das einzige Kind in der Familie und, weil es ihr allein langweilig war, brachte ihr der Vater aus der Stadt Kinderbücher mit den malerischen Bildern. Tags und nachts konnte Sophie lesen und mehrmals Bilder betrachten, sich vorstellend, dass sie eine Prinzessin ist, die in der Burg lebt, oder eine Fee, die fliegen und mit dem Zauberstäbchen Wunder schaffen kann. Wenn Sophie von Büchern genug hatte, setzte sie ihre Puppen am Haus an der Bank, dann machte Theater, einbildend, dass Puppen und Tiere, die im Bauernhof lebten, ihre Zuschauer sind und sie verstehen. Manchmal schauten der Vati und die Mutti sie von der Seite zu, und um sie nicht betroffen zu machen, standen sie schweigend und schauten das Geschehene zu. Die Eltern lachten, wenn sie Sophies Gesichtsausdrücke sahen, wenn sie Märchengestalten darstellte. Und das Lächerlichste war, wenn Sophie mit Puppen und Tieren sprach, bedankte sich bei ihnen, dass sie ihre Vorstellung besuchten und wegen des Applauses und der Blumen, die sie selbst für sich auf der Wiese am Haus pflückte. Sophie war nicht erlaubt allein außer dem Bauernhof zu treten. Die Eltern hatten Angst, dass Sophie verschwinden konnte, indem sie weit vom Hause geht, oder sie zum See Blautopf gehen, darin fallen und sich ertränken konnte. Blautopf ist ein kleiner blauer See, er zeichnete sich dadurch aus, dass er im Winter nie vereiste, wenn doch draußen ein starker Frost war. Einwohner konnten nicht begreifen, warum der See so blau war. Im Dorf erzählte man Mythen, dass der See ein Tor in eine Märchenwelt war, und niemand näherte sich an den See. Es schwirrten Gerüchte durch das Dorf, dass man die in die Seewellen eingehenden Menschen nie mehr sah, sie verschwanden spurlos.

Jeden Abend brachten die Eltern Sophie vor Schlaf ins Bettchen, deckten sie mit dem Deckchen, sagten, wie sehr sie sie lieben und wünschten ihr Gute Nacht. Und wenn sie Licht ausmachten und die Tür schlossen, sprang Sophie vom Bett auf und nahm ihre Lieblingspuppe und das Stäbchen der Fee, legte an den Arm ein lichtendes Armband an, das ihr der Vater vor kurzem von der Stadt aus mitgebracht hatte, anschließend stieg sie in den Schrank, setzte sich bequemer und erzählte der Puppe Katrin verschiedene Geschichten.

– Nun was, Katrin, bist du schon bereit dir eine neue Geschichte anzuhören? – fragte Sophie die Puppe. – Nun setz dich bequemer und hör aufmerksam zu.

Das ist eine Geschichte über das Mäuschen Patrick, das in einem kleinen Bauernhof am Dorfrand lebte. Es war ein sehr kleines, aber flinkes und schnelles Mäuschen. Einmal in der Nacht kam das Mäuschen am Haus vorbei und roch nach dem Geruch der frischen Semmeln. Das Licht leuchtete im Hause nicht, also alle schliefen schon, meinte es. Das Mäuschen kroch kaum durch einen engen Spalt zwischen dem Fußboden und der Tür, sah sich nach allen Seiten um, um sich zu vergewissern, dass genau niemand in der Küche war. In der Mitte der Küche stand ein großer Tisch, darauf lag ein transparenter Brotkasten, daneben stand ein Körbchen und darin lagen Semmeln, mit dem Tuch bedeckt. «Wie kann ich auf den Tisch klettern?» – das Mäuschen stand und überlegte. Nachdem es die Küche umgeschaut hatte, begriff es, dass man einen Ast des Bäumchens als eine Schleuder ausnutzen konnte, das am Fußboden in der Nähe vom Tisch stand.

– «Wie kann man ja den Ast des Bäumchens anspannen?» – fragte es sich halblaut.

Das Mäuschen bemerkte an der Tür riesige Halbstiefel mit sehr langen Schnürbändern und begab sich dazu. Nachdem es Schnürbänder von den Halbstiefeln abgenommen hatte, machte es eine kleine Schleife, rotierte sie als ein Cowboy-Lasso über seinen Kopf und warf es auf den größten Ast aus. Indem es auf den ersten Hieb getroffen hatte, sah das Mäuschen um, wo es das Schnürband anbinden konnte. Indem es in der Nähe einen Buffetschrank mit Geschirr gesehen hatte, ging das Mäuschen zurück, das Schnürband spannend, um es an den Schrankfuß anzubinden. Nachdem es das Schnürband mit knapper Not an den Schrankfuß angebunden hatte, kroch das Mäuschen an die Astspitze und band den Schleifenknoten los. Mit voller Wucht schleuderte es der Ast direkt auf den Brotkasten, das auf dem Tisch stand. Das Mäuschen rollte sich von dem Brotkasten aus auf den Tisch, umarmte das Korb mit beiden Armen und stellte sich den Mund leckend vor, wie es jetzt die Semmel naschen wird. Nachdem es nicht geschaffen hatte, die Semmel mit der Hand zu erreichen, hörte es das Getrappel, herausgedrungen von dem Gastzimmer aus. Die Küche betraten Hauswirte, die wegen des Lärms vom Schlaf aufgewacht waren. Die Wirtin sah das Mäuschen, jammerte auf und sprang auf den Stuhl, ihr Mann fasste nach dem Besen und begann damit auf den Tisch zu schlagen.

– Bring diese scheußliche Maus um!!! – rief die Wirtin.

Als der Vati auf den Tisch schlug, fasste das Mäuschen nach den Besenreisen und überflog zum Zeitpunkt des Schwungs die Mutti. Im Gastzimmer fiel es auf den Fußboden, sah es sich um und bemerkte die Treppe hinauf, ohne langes Überlegen kletterte es hinauf. Sich hinter dem Blumentopf versteckend, der in der Ecke des Treppenauges zwischen den Trittbrettern stand, und sich ans Herz greifend hörte es, wie die Wirtin unten aus voller Lunge rief:

– Wohin ist diese Maus gesteckt? Finde sie!!!

Worauf sagte der Hauswirt:

– Sei ruhig, meine Liebe!!! Sie lief weg. Morgen stelle ich Mausefallen auf und jetzt gehen wir schlafen, sonst erwecken wir Sophie.

Das Mäuschen wartete, bis die Mutti und der Vati schlafen gingen, schaute sich nach allen Seiten um, und sah eine kaum geöffnete Tür im Zimmer. Und dem Mäuschen wurde es neugierig, was steckt sich hinter dieser Tür, auf den Zehenspitzen näherte es sich der Tür und guckte hinein. Das Zimmer war sehr schön, darin gab es viel Spielzeuge, überall hingen lustige Fotos des lächelnden Mädchens und auf allen Bildern war es so glücklich. Es leuchtete ein leichtes Licht, es strahlte von der Nachtleuchte aus, die am Bett stand, sie leuchtete an die Decke und widerspiegelte Sterne im Himmel. Im Bett lag ein kleines hellhaariges Mädchen, es umarmte die Puppe und schlief so süß. Das Mäuschen beschloss sich näher zu kommen und das Mädchen einzusehen. Es kletterte über den Bettfuß, kaum atmend, kroch langsam durch die Decke. Nachdem es sehr nah ankam, berührte es die in Sophies Händen liegende Puppe, nachdem glitt die Puppe von ihren Händen aus und fiel donnernd auf den Fußboden. Vom starken Lärm der auf den Fußboden gefallenen Puppe sprang Sophie auf und sah auf ihrem Bauch eine weiße Maus mit dem schwarzen Fleckchen am Ohr und, als sie schreien wollte, hielt das Mäuschen sie.

– Stiller bitte! – sagte es.

– Du kannst sprechen? – fragte Sophie.

– Du kannst mich verstehen? – fragte das Mäuschen sie zurück.

– Wohl, ja, – antwortete sie nachdenklich. – Aber wie kann es so sein? – fragte Sophie das Mäuschen, – ich habe nie mit den Mäusen gesprochen.

– Ich selbst weiß es nicht, und ich habe nie mit den Leuten gesprochen.

– Wie heißt du? – fragte Sophie das Mäuschen.

– Patrick, – antwortete es.

– Und wie heißt du?

– Ich bin Sophie. Wie bist du in mein Zimmer geraten? – fragte sie Patrick.

– Draußen roch ich nach dem Geruch der frisch gebackenen Semmeln, dieses Geruch kam von eurem Haus aus, so beschloss ich eine Semmel zu holen.

– Weißt du, stehlen ist sehr schlecht?

– Ja, weiß Bescheid, entschuldige, – sagte Patrick den Kopf sinken gelassen, – ich war einfach sehr hungrig.

– Warte mal auf mich hier im Bett und ich steige hinunter in die Küche und hole dir eine Semmel.

Sophie stieg still auf den Zehenspitzen hinunter, um die Mutter nicht aufzuwecken, betrat die Küche, näherte sich dem Tisch, nahm das Tuch vom Korb aus ab, wo die Semmeln lagen. Sie nahm eine Serviette, wickelte ein paar Stück darin und stieg so still die Treppe in ihr Zimmer hinauf. Im Bett saß das Mäuschen still erwartend auf die schmackhafteste Semmel.

– Hier, nimm, – sagte Sophie, – iß.

– Vielen Dank! Du bist ein sehr gutes Mädchen, – sagte Patrick.

– Wo wohnst du? – fragte Sophie.

– Ich hab kein Haus, ich wohne in der Scheune und schlafe im Stroh, – antwortete das Mäuschen.

– Und wo ist deine Familie? – stellte Sophie die Frage wieder.

– Ich kenne meine echten Eltern nicht, – ließ das Mäuschen den Kopf sinken und eine Träne rann über seine Wange. – Ich wurde von anderen Mäusen erzogen – Tante Mary und Onkel Timo. Sie erzählten mich, dass sie mich sehr klein gefunden hatten, in der Nähe der Eiche, die an einer anderen Seite des blauen Sees steht. – Möchtest du, ich erzähle die eine Geschichte? – fragte Patrick Sophie.

– Gewiss, erzähle, ich mag Geschichten, – antwortete sie.

An einem frühen warmen Morgen, wenn nur die Sonne aufzugehen beginnt, und Tautropfen an den Blumen und Baumblättern von Sonnenstrahlen glänzen und in den Nestern junge Vögel zwitschern, bei ihren Eltern um Essen fordernd, machten sich Tante Mary und Onkel Timo auf Bummeln zu gehen und zwischendurch Beeren zu sammeln, um sie vertrocknen zu lassen, und dann den ganzen Winter aromatischen Beerentee zu trinken. Die Vorräte sind schon zu Ende und es war die Zeit sie für Winter wieder zu ergänzen. Durch den Pfad gehend, der den tiefen See entlang führte, stiegen sie ein kleines Boot und durchschwammen auf die andere Seite. An der Eiche vorbeigehend hörten sie etwas dem Weinen des Kleinstkindes gleich. Indem sie sich der alten Eiche genähert hatten, sahen sie einen kleinen Wickel, der auf der Erde lag. Es stellte sich heraus, dass das Weinen davon aus heraus drang. Im auf der Erde liegenden Winkel bewegte sich etwas, Onkel Timo nahm ihn in die Hände und sah ein winzig kleines Mäuschen, es war weiß mit dem schwarzen Fleckchen an der Ohrspitze.

– Was für ein schönes Baby! Wo sind seine Eltern? Und wie haben sie hier ein solches Engelchen lassen können?! – sagte Onkel Timo. – Was werden wir mit ihm tun? – fragte es Tante Mary.

– Lass es bei uns bleiben, – antwortete sie, – bis sich seine Eltern nicht finden.

An der Decke, womit das Mäuschen gewickelt worden war, waren Worte «Macht Sorge um es» mit blauen Fäden ausgestickt. Onkel Timo und Tante Mary hatten keine Kinder. Sie waren schon erhebliches Alter und hatten sich ihre Kinder nicht anschaffen können. Tante Mary legten ihr Tuch ab, wickelte damit das Baby und sie gingen nach Hause. Patrick schoss wie die Pilze aus dem Boden. Er wuchs sehr beweglich manchmal unbeherrschbar. Er war so energisch, dass sowohl Tante Mary als auch Onkel Timo wegen ihres Alters ihn nicht hinterherkommen konnten. Besonders schwer war es, wenn Onkel Timo ihn Schreiben, Lesen und Zählen lehrte. Patrick hatte kein rechtes Sitzfleisch und kein Interesse an Lernen. Er wollte springen, laufen und etwas basteln oder erfinden.

Es liefen Jahre, Patrick war erwachsen, wurde Helfer und Stütze für Tante Mary und Onkel Timo. Einmal sah das Mäuschen, wie es Onkel Timo schwer war, in die Lochtiefe Wintervorräte von Getreide und Beeren hinunterzubringen und dann sie nach oben zu holen. Patrick beschloss etwas zu erfinden, um diese Vorräte spielend holen und hinunterbringen zu können. Patrick fand in der Scheune eine lange Leine, ein paar kleine Metallkästchen und ein altes Kinderfahrrad. Nach dem Abbau des Fahrrades nahm er davon Trethebel und ein Hülse ab, band an der Hülse die Leine fest, hängte an die Leine Metallkästchen, befestigte das alles mit Draht am Baum, der dem Loch gegenüber stand. Das andere Ende brachte er in das Loch und befestigte alles an den Baumwurzeln, die gerade im Loch wuchsen. Als er verstanden hatte, dass das Loch gefüllt wird und der Boden es früher oder später zuschütten kann und alle Vorräte unter dem Einbruch verloren gehen, beschloss er einige kleine Rundbäume für den Fußboden und die Decke miteinander zusammen zu verbinden. Er fand vier feste Bretter praktisch einer Größe, unterstützte damit verbundene Rundbäume gegen die Decke und den Fußboden, dadurch befestigte er das Loch gegen die Zerstörung. Als Tante Mary und Onkel Timo nach dem morgendlichen Spaziergang zurück kehrten und sahen, was Patrick erdacht hatte, weinten sie vor Freude und umarmten das Mäuschen.

– Patrick, wie clever bist du bei uns! Und so hast du uns geholfen, eine Weise erdacht, wie man Wintervorräte in das Loch spielend hinunterbringen kann. Wir bedanken uns so bei dir! – sagte Onkel Timo.

– So erwarb ich meine neue Familie, aber mein Glück dauerte nicht lange. Einmal in der Nacht erwachte ich von einem großen Lärm. Nachdem ich vom Bett aufgestanden war, lief ich nach draußen aus. Dort war ein starker Regen und Wind, ich lief Türen in das Loch schließen, wo Wintervorräte lagen, damit das Wasser dorthin nicht eingießen konnte. Nachdem ich Türen zugemacht hatte, ging ich zum Loch zurück, wo wir lebten. Kaum war ich zum Eingang gegangen, sah ich, dass das Damm eingebrochen wurde, das Onkel Timo gebaut hatte, und die große Welle direkt auf mich rollte. Die Welle schleuderte mich weit von dem Loch gegen den großen Stein. Als ich mich zu sich gekommen war, verschwamm mir alles vor den Augen, sah ich in die Richtung des Loches und bemerkte, wie Onkel Timo und Tante Mary versuchten, aus dem Loch herauszuklettern, aber es gelang ihnen nicht, der Wassertrichter saugte sie ein und Rundbäume hielten nicht, das Dach und Wände stürzten herunter. Ich war kraftlos, um aufzustehen und ihnen zu helfen, und wurde bewusstlos. Als ich am Morgen zu sich gekommen war, am Stein liegend und sich nach allen Seiten umschauend, verstand ich, dass es kein Traum war, dass ich im Nu das Haus und die Familie verloren hatte, dass ich Tante Mary und Onkel Timo nicht mehr hatte. So zog ich in die Scheune, um dort zu leben. Und als ich nichts zum Essen gefunden hatte, dachte ich, dass ich bei euch im Hause etwas zu essen finden kann. Doch ich hatte Pech, nichts holte ich vom Tisch, deine Mutti und Vati hörten den Lärm in der Küche und jagten mich weg, ich versuchte zu fliehen, so bin ich in dein Zimmer geraten.

– Du tust mir so leid, – sagte Sophie, sie umarmte Patrick. Wegen der Geschichte, wie er sein Haus und seine Familie verloren hatte, rannen die Tränen Sophie herunter.

– Ich meine, wir müssen zu Bett gehen. Heute kannst du mit mir schlafen und morgen erfinden wir was zu machen, – sagte Sophie.

Patrick legte sich auf das Kissen neben dem Sophies Kopf, deckte sich mit der Deckenwinkel, sein Blick war an die Sternendecke gerichtet, er konnte kaum glauben, dass er in Wärme im weichen Bett schläft.

Am Morgen erwachte Sophie von einem hellen Sonnenstrahl, der direkt gegen ihr Gesicht leuchtete. Nach dem Zurückdrehen sah Sophie das schlafende Mäuschen und dachte im Stillen: «Hurra! Es ist kein Traum, das sprechende Mäuschen lebt wirklich.» Nachdem sie still vom Bett aufgestanden war, um Patrick nicht zu wecken, begab sie sich zur Küche die Treppe herunter, rief sie nach Mutter und Vater, doch niemand antwortete sie. «Also, sie sind im Bauernhof», – dachte Sophie vor sich hin. Sie machte die Tür des Kühlschrankes auf, schob den Stuhl und holte Milch. Sie nahm zwei Glas, goss darin Milch, steckte eine Semmel und ein paar Pfefferkuchen in die Taschen ihres Nachtkleides. Nachdem sie den Stuhl an seine Stelle gestellt und Gläser mit Milch mitgenommen hatte, begab sie sich zur Treppe hinauf in ihr Zimmer. Sophie kehrte sich in ihr Zimmer zurück. Das Mäuschen schlief genauso am Kissen. «Es scheint, dass es schon längst so gut nicht geschlafen hat», dachte Sophie vor sich hin.

– Patrick, – sagte Sophie halblaut, steh auf, es ist Morgen schon! Ich habe dir Milch, Semmeln und Pfefferkuchen geholt. – Gähnend streckte Patrick Ärmchen und Beinchen allerseits, warf die Decke weg und setzte sich neben Sophie.

– Früher hat mich immer Tante Mary das Frühstück ins Bett gebracht, auch Milch nur mit Käsekräkern, ehrlich gesagt mochte ich sie nicht, doch wollte Tante Mary nicht kränken. Was werden wir weiter tun? – fragte Patrick Sophie. – Ich kann immer mit dir in einem Bett nicht schlafen. Sehen mich deine Eltern, so bringen sie mich eisern um! Vielleicht ist es besser für mich zurück in Scheune zu kehren, – sagte Patrick traurig, den Kopf sinken gelassen.

– Ich habe eine Idee! – sagte Sophie fröhlich. – Ich habe doch ein großes Puppenhäuschen, das mir die Mutti zu Weihnachten geschenkt hat. Das Häuschen ist sehr groß und dort gibt es viel Platz für dich. Dazu sind dort Türen und Rollos. Niemand bemerkt, dass du drin bist. Den ganzen Tag verbringen wir draußen und schlafen wirst du im Puppenhäuschen. Wie ist dir solche Idee? – fragte Sophie.

– Die Idee ist ganz super, – freute sich Patrick und rief, – Hurra!! Vielen Dank dir! – Patrick fiel Sophie um den Hals, umarmte sie und in den Augen des Mäuschens liefen Glückstränen auf. – Werde ich wirklich wieder eine Familie haben? – sprach das Mäuschen laut.

– Ja, gewiss, – erwiderte Sophie. – Lass uns spazieren gehen? – fragte Sophie bei Patrick.

– Warum doch nicht, – antwortete er.

– Dann ziehe ich schnell das Kleid an und wir gehen weg.

Als sich Sophie in das Kleid gekleidet hatte, schlug sie Patrick vor, in die Tasche ihres Kleides zu kriechen, damit niemand ihn sehen konnte. Patrick kroch sehr schnell in die Tasche des Kleides, sie stiegen herunter und gingen nach draußen. Patrick steckte ein bisschen den Kopf aus der Tasche und sah sich nach allen Seiten um, um zu sehen, ob jemand in der Nähe ist.

– Was machen wir? – fragte Patrick.

– Vielleicht fangen wir Schmetterlinge oder ich lese dir ein Buch vor, erwiderte Sophie.

– Nein, es ist langweilig.

– Wollen wir spazieren gehen? – schlug er vor. – Ich zeige dir jene Eiche, wo mich Tante Mary und Onkel Timo gefunden haben.

– Die Mutti und der Vati erlauben mir nicht außer dem Bauernhof zu gehen, wenn sie es sehen, dass ich weggegangen bin und sie missachtet habe, werde ich bestraft, – erwiderte Sophie.

– Wir machen es schnell, hin und zurück, – sagte Patrick.

– Ja, gut, antwortete Sophie.

Einmal missachtete schon Sophie ihre Eltern. Holly und Leon, die Mutti und der Vati Sophies, besuchen jeden Jahr die Stadt zum Herbstfest, das ist der größte Jahrmarkt, dorthin ziehen alle Landwirte des Gebietes zusammen. Wie die Mutti zum Spaß sagt, oder den Vati zu hänseln, diesen Jahrmarkt besuchen alle Prahler und sie brauchen nur die Klingen zu kreuzen, wessen Ernte die beste sei.

– Haben dich die Eltern gelernt, prahlen ist nicht gut? – fragte Holly Leon. – Doch kann es sein, dass deine Ernte zugrunde geht, zum Beispiel wegen der Dürre oder des Angriffes von Heuschrecken. Du zeigst Sophie ein schlechtes Beispiel.

– Ja. Ja. Ja. Ich weiß, meine Liebe, – antwortete Leon, – du hast mir schon vielmals gesagt, prahlen ist nicht gut und ungehörig. – Leon stand vom Tisch auf, ging zu Holly, umarmte und küsste sie und sagte, – Was könnte ich ohne dich machen, meine Liebe! – Leon näherte sich dem Tisch, wo Sophie saß, sie aß Omelett und trank Milch. Leon ging in die Hocke, nahm in seine Hände Sophies Händchen und sagte, – Prinzessin (so nannte er immer Sophie), die Mutti hat recht, du sollst im Köpf behalten, prahlen ist sehr schlecht.

– Warum? – fragte Sophie.

– Jetzt erkläre ich dir, – sagte Leon. – Stell dir vor, du hast viele Bonbons oder Gebäck oder zum Beispiel du hast viel deine Lieblingsbücher über die Zauberwelt, und das andere Mädchen hat solche Bücher nicht, vielleicht hat sie wie du Märchen gern, aber ihre Eltern können ihr Bücher nicht kaufen, weil es für sie zu teuer ist. Wenn du vor diesem Mädchen damit prahlen wirst, so kommt sie aus der Form und wird weinen.

– Und kann ich diesem Mädchen ein Buch schenken, das keine Bücher hat? – fragte Sophie so kläglich, indem sie ihre großen und blauen Augen aufgeschlagen und an den Vati gesehen hatte.

– Prinzessin, du bist das klügste Mädchen in der Welt! – sagte der Vati lächelnd. – Jetzt hast du zwei Sachen gelernt: die erste, prahlen ist sehr schlecht, und die zweite, man muss großzügig gegenüber den Leuten sein, die etwas nicht haben, dass du hast. Nun gut, wir müssen los, – sagte Leon, nahm Sophie in die Hände und ging zur Tür, die nach drau0en führte. Die Tür schließend sagte Leon, – Holly, Schätzchen, wir warten auf dich im Auto, beeile dich, ich will den Jahrmarkt nicht verpassen.

Leon und Holly lernten einander in der Universität kennen, sie studierten in einer Gruppe. Von Anfang an gefiel Leon Holly nicht, weil er grob, eitel und hochmütig war. Doch vom Aussehen her lockte er sie an: ein hochgewachsener, schlanker, dunkeläugiger Brünette. Und dem Leon gefiel Holly sofort, sie trug immer schöne Kleider und war sehr clever und wahnsinnig schön. Es verlief knapp über ein Monat und Leon machte Holly einen Antrag und sie war natürlich damit einverstanden.

– Ich renne schon, Liebling, – antwortete Holly.

Die Arbeiter, die im Bauernhof arbeiteten, luden alle Kästen mit Gemüse in den Kofferaufbau. Holly stieg in das Auto ein, legte zuerst Sophie den Gurt an, dann gurtete sie sich an.

– Leon, – wandte sie sich an den Mann, – denke an Angurten.

– Ich gurte mich schon an, meine Liebe, – erwiderte er.

Sophie mag mit dem Vati und der Mutti in die Stadt fahren, in den warmen Jahreszeiten ist die Natur in dieser Gegend sehr malerisch: grüne Wiesen, viele Blumen und prächtige, mit grünem Laub Bäume. Und die Herbstzeit ist oft nebelig. Wenn sie fuhren, mochte Sophie Gebirge besichtigen, es war schlecht zu sehen, aber es gefiel ihr, leichter Nebel und Wolken verdeckten die Gipfeln, sie sahen sehr märchenhaft aus, sie wollte immer in dieses Gebirge geraten und sehen, was es unter den Wolken verbirgt. Leon schaltete Radion ein und an diesem Moment spielte ihre Lieblingsband Modern Talking, Leon und Holly sangen aus vollem Halse mit. Modern Talking anhörend erinnerten sie sich immer an ihre bewegte Jugend und daran, wie sie in der Jugend unter Musik dieser Band getanzt hatten, obwohl wusste Sophie nicht, wer ihre Lieblingslieder sang, aber sie dachte, dass sie während der Jugend von der Mutti und dem Vati sehr beliebt waren.

Nach drei Stunden erreichten sie endlich die Stadt Stuttgart. Es war ein große schöne und sehr moderne Stadt. Sophie besuchte Stuttgart oft mit den Eltern zu großen Festen, die beliebteste Feier von ihr waren Weihnachten. Der Vati und die Mutti brachten in der letzten Weihnachtswoche Gemüse zum Jahrmarkt, das während des Winters in den Treibhäusern angepflanzt wird. Solang sie Gemüse, Milch, Ei und Fleisch entluden, beschloss Sophie durch den Platz zu bummeln, aber der Vati verbot aufs Allerstrengste weit zu gehen, weil er Angst hatte, dass sie sich verlieren konnte. Nachdem Sophie ihren Rucksack mitgenommen hatte, ging sie Zelten der anderen Landwirte entlang, um zu sehen, was sie mitgebracht hatten. Der Platz, wo sich der Jahrmarkt befand, war sehr schön. Daran standen kleine drei-vierstöckige Häuser. Im ersten Geschoss dieser Häuser lagen Läden, deren Schaufenster sehr malerisch gestaltet worden waren. Es gab viel Cafés mit den Tischen, alle waren besetzt, hauptsächlich von älteren Leuten, jemand saß und erzählte Scherze, und so, dass alle totlachten, und jemand saß voll allein und trank Kaffee, an etwas überlegend. Bummelnd und sich nach allen Seiten umschauend verstand Sophie nicht, wie sie den Jahrmarkt verlassen hatte und neben dem Park geraten war. Als sie stehen blieb und einen Rückblick warf, so begriff sie, dass hinter ihr kein Jahrmarkt war und dass sie sich an einem unbekannten Ort befand, begann alles innerlich vor Angst zu zittern, Tränen fingen an aus sich heraus zu rinnen, sie verstand, dass sie sich verloren hatte. Sophie brach in Weinen aus. Die weinende Sophie bemerkte ein an ihr vorbeigehender Greis. Er kam zu ihr. Auf dem Greis war ein seltsamer Hut und ein langer Regenmantel.

– Mädchen, warum weinst du? – fragte er.

– Ich ging durch den Jahrmarkt spazieren und verstand nicht, wie ich mich verloren hatte, – erwiderte Sophie.

– Und wie heißt du? – fragte der Greis.

– Sophie, – antwortete sie.

– Und ich heiße Merly, – stellte sich der Greis vor. – Und wo sind deine Eltern, weißt du es? – fragte Merly.

– Ja, sie sind am Stadtmarkt, – antwortete sie.

– Ok, lass mich dich zu ihnen bringen, – schlug Merly vor.

– Die Mutti und der Vati lehrten mich mit den unbekannten Menschen nicht weggehen, – sagte Sophie.

– Deine Eltern sind brav, wenn sie dich richtige Sachen lehren, und du bist brav, dass du es im Kopf behältst. Aber haben sie dir nicht gesagt, dass du weit von ihnen nicht gehen darfst? – fragte Merly.

– Ja, sie haben es gesagt, – begann Sophie zu weinen den Kopf sinken gelassen.

– Nun gut, weine nicht, – sagte Merly. – Du bist nicht weit vom Markt gegangen, wir erreichen ihn schnell und es kann sein, dass deine Eltern noch nicht verstanden haben, dass du mit ihnen nicht bist, – Merly nahm Sophie bei der Hand und sie begaben sich zur Seite des Marktes. Sophie fiel eine Frage ein und sie beschloss doch sie Merly zu stellen.

– Warum sind Sie so komisch gekleidet? Als ob jetzt ein Narrenfest stattfindet? Und Ihr Name ist dem Namen des Zauberers aus den Büchern gleich, die ich lese.

– Wirklich? – fragte Merly lächelnd.

– Und noch haben Sie gute und blaue Augen, sie gefallen mir.

– Danke dir für deine guten Worte, – sagte Merly lächelnd. – Kannst du über dich erzählen, solange wir gehen?

– Wie ich schon gesagt habe, ist mein Name Sophie und ich bin zwölf Jahre alt, nächstes Jahr gehe ich in die siebente Klasse, mein Vati heißt Leon, und die Mutti – Holly. Meine Eltern sind Landwirte, ich mag noch Bücher lesen, der Vati bringt mir sie oft aus der Stadt mit.

– Was magst du lesen? – fragte Merly.

– Ich mag Kinderbücher über Magie und Abenteuer lesen.

– Ich meine, in deinem Leben wird es viel Abenteuer und Magie geben, – sagte Merly. – Und da sind wir schon zum Markt gekommen. Erinnerst du dich, wo der Laden deiner Eltern ist? – fragte Merly.

– Ja, da ist er, direkt hinter der Bude mit Eis, – erwiderte Sophie.

– Deine Eltern entladen in Eile Kästen, ich glaube, sie haben deine Abwesenheit noch nicht bemerkt. Doch musst du ihnen darüber nicht sagen, dass du sich verloren hast. Noch habe ich für dich ein Geschenk, nimm dieses Medaillon, nimmt es nicht ab und zeige es niemandem.

– Danke! – sagte Sophie und begab sich zur Seite des Ladens der Eltern und hörte hinterher die Stimme von Merly.

– Auf baldiges Wiedersehen, Prinzessin!

Als sie sich umkehrte, war Merly nicht mehr da, wohin er verduftet hat, verstand sie nur so nicht, es war auch komisch, als Merly sie Prinzessin nannte, so nennt sie doch der Vati.

Als Sophie und ihre Eltern heim kehrten, saß sie still im Auto, über den heutigen Tag überlegend: wie sie sich schlecht verhalten hatte, so weit von dem Markt gegangen, und nach der Rückkehr erzählte sie den Eltern nichts, sie schämte sich dafür sehr, sie begegnete noch den Greis, er war seltsam bekleidet, wie gewöhnliche Zauberer aus den Büchern, er half ihr den Weg zum Markt finden und schenkte ihr das sehr schöne Medaillon.

Sophie und Patrick gingen aus dem Tor und begaben sich zur Seite des Sees. Das Wetter draußen war sonnig und warm, es sangen die Vögel und flogen Schmetterlinge.

– Wo müssen wir hingehen? – fragte Sophie bei Patrick.

– Durch den Pfad dem See entlang, – erwiderte er. Sophie und Patrick näherten sich dem See.

– Ich habe mich an diesen See erinnert, wir mit dem Vati fahren oft hierher, – sagte Sophie Patrick. – Solch schönen See habe ich nie noch gesehen. Und wo ist der Baum, bei dem du gefunden worden bist? – fragte Sophie.

– Jene Eiche befindet sich an der anderen Seeseite, wir müssen ihn mit dem Boot da drüben überschwimmen.

– Aber wie können wir das machen? – fragte Sophie. – Ich bin doch klein und kann nicht rudern.

Patrick stieg aus der Tasche des Kleides Sophies, sprang auf den Boden, schaute sich nach allen Seiten um und bemerkte zwei flache kleine Brettchen, die im Gras lagen.

– Guck mal, was ich gefunden habe! – rief Patrick zu. – Du kannst mit diesen Brettchen rudern und ich werde dir helfen mit Händen zu rudern.

Sophie nahm in die Hände zwei flache Brettchen, setzte das Mäuschen auf die Schulter und stieg zum See hinunter, setzte sich in das kleine Boot, das am Seeufer lag. Äußerlich war das Boot ganz unsicher, nach dessen Äußeren ist es ersichtlich, dass es schon längst am Ufer lag. Doch setzten sich Patrick und Sophie in dieses Boot. Nachdem sie mit den Brettern vom Ufer abgestoßen hatten, schwammen Sophie und Patrick langsam ans andere Ufer. Sie beschlossen stärker zu rudern, um das Boot zu beschleunigen. Als sie die Seemitte erreichten, verschwand die Sonne rapid, erschienen hergelaufene dichte schwarze Gewitterwolken, es wehte ein scheußlicher Wind. Das Boot begann sich gegenseitig zu schaukeln, Sophie erschrak sich und Patrick sprang in ihre Tasche sich die Ohren zugehalten. Im Nu blies der Wind mit solcher Kraft, dass er das Boot umgekippt hatte, Sophie und Patrick gerieten ins Wasser.

Sophie und Thronerbe

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