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Kapitel 2

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Die Sonne Kaliforniens strahlt durch das Fenster in sein Büro. Jonathan sitzt am Computer und telefoniert mit seinem Manager.

„Matt, ich weiß, wie wichtig der Fernsehauftritt am 4. Juli ist. Mir brauchst du auch die Bedeutung unseres Unabhängigkeitstages nicht zu erklären. Ich weiß auch, dass sich viele Menschen die Show ansehen werden. Hast du denn jemals erlebt, dass ich irgendwo unvorbereitet aufgetreten bin?“, raunzt er frustriert in den Hörer.

Er lehnt sich in seinem Stuhl zurück und geht mit der Hand durch seine braunen gewellten Haare. Der Druck wird ihm einfach zu viel. Die vor kurzem beendete Welttournee, die über 10 Monate andauerte, die vielen Interviews und Fernsehauftritte haben ihm viel Kraft gekostet. Und die Anzahl der Termine werden einfach nicht weniger.

Aber er ist am Ende seiner Kräfte. Er kann auf diesem Niveau, in dieser Frequenz, nicht weitermachen. Die Qualität wird darunter leiden. Tief im Inneren weiß Jonathan das auch, doch will oder kann er es sich nicht eingestehen.

Er beendet das Gespräch, indem er Matt bittet, einen Termin für den nächsten Tag mit der Band zu vereinbaren, um für den bevorstehenden Auftritt zu proben. Eigentlich müsste er noch etliche E-Mails beantworten und weitere Telefonate führen, aber er schaltet den Computer aus und ruft nach seinem Hund Beaner, der sofort angeschossen kommt. Gefolgt von seinem grau-braunen Schnauzer, läuft er durch den Flur seiner Wohnung in die Küche, schnappt sich den Schlüssel, der auf der Theke liegt, und geht zusammen mit Beaner nach draußen. Er lässt den Sandstrand von Malibu und den rauschenden Pazifik hinter sich, der direkt vor dem 4-Parteien-Haus liegt, indem Jonathan sich vor 8 Jahren seine Wohnung gekauft hat. Bekleidet mit Chucks, Jeans und rotem T-Shirt läuft er ein paar Meter zu dem nahe gelegenen Park. Hier hat Beaner Auslauf auf einer grünen Rasenfläche und genügend Bäume, an denen er sein Beinchen heben kann. Sobald sie dort angekommen sind, wirft Jonathan einen zerfetzten Tennisball, dessen gelbe Farbe man nur noch erahnen kann, weit von sich. Beaner spurtet dem Ball hinterher und bringt ihn hechelnd seinem Herrchen wieder. Dieses Spiel kann unendlich wiederholt werden, ohne das einem von beiden langweilig werden würde. Während er ausgiebig mit seinem besten Freund spielt, der ihn sogar auf Welttournee begleitet hat, gehen ihm viele Gedanken durch den Kopf. Es ist nicht das erste Mal, dass er nach einer Tournee in ein mentales Loch fällt. Es ist schwer in den Alltag zurückzufinden, wenn man erst monatelang im Tonstudio an einer CD gearbeitet hat, die sämtliche Kreativität, Konzentration und Inspiration gekostet hat, um danach für weitere Monate die Welt zu bereisen und fast jeden zweiten Abend ein erfolgreiches Konzert aufzuführen. Die Anspannung und Nervosität, sowie der Gedanke: Wird es eine gute Show? Werden die Fans zufrieden sein? Und dann dieses Gefühl, wenn man die Bühne betritt - Adrenalin rast durch die Adern.

Jonathan bräuchte nach diesen anstrengenden Monaten Zeit zur Entspannung und Erholung, um all das zu verarbeiten. Doch dafür ist keine Zeit. Der Alltag hat ihn bereits wieder eingeholt, und er weiß nicht, wie er damit umgehen soll.

Während er so lang trottet in der warmen Sonne, auf dem saftigen Grün und Eltern mit ihren Kindern beobachtet, die miteinander Fußball oder Baseball spielen, beschließt er seine Eltern zu besuchen.

Zwanzig Minuten benötigt Jonathan, um zu seinem Elternhaus zu fahren. Es steht in Woodland Hills, einem Stadtteil von Los Angeles, im Südwesten des San Fernando Valley. In der hügeligen Landschaft stehen einladende Einfamilienhäuser, mit prachtvollen Gärten. Es blühen Azaleen und Zitrusbäume. Hohe Tannen und Palmen ragen über die Dächer empor. Er parkt seinen grauen Porsche vor der Garage der Eltern und geht einen gepflasterten Weg durch den Garten zur Eingangstür. Er fühlt sich immer geborgen, wenn er nach Hause kommt. Hier sind seine Wurzeln. In diesem zweistöckigen, weißen Haus ist er zusammen mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder aufgewachsen. In dieser Umgebung kann er ein ganz normaler Mensch sein. Einfach nur Jon. Es gibt keinen Erfolgsdruck oder Stress. Er muss nicht genau überlegen was er sagt oder wie er sich verhält. Hier interessiert man sich für ihn und nicht wie hoch die Verkaufszahlen der aktuellen CD sind, oder wann die nächste Tournee geplant wird. Die einzige Frage, die er hier beantworten muss, ist die, was er gerne essen möchte. Seine Familie ist der wichtigste Bestandteil in seinem Leben. Seine Eltern und auch sein Bruder helfen ihm immer wieder auf den Boden der Tatsachen, in die Realität zurück. Das war seit dem Beginn seiner Karriere so gewesen. Mit 16 Jahren wurde er von einem Talentsucher entdeckt, als er eine Nebenrolle im Schulmusical gespielte. Er war von Jonathan so begeistert, dass er ihm ein Vorsingen bei Daniel Lewinsky organisierte. Dass er damals überhaupt einen Ton vor Aufregung hervorbrachte, wundert Jonathan noch heute. Sein Körper zitterte damals als wäre er aus Eiswasser entstiegen. Daniel Lewinsky hat einen beachtlichen Namen in der Musikbranche und hat in den letzten Jahrzehnten etliche Musikpreise einheimsen können.

Trotz ungeheurer Nervosität schaffte Jonathan es, ihn zu überzeugen. Von da an ging es voran wie auf einer Überholspur. Es begann mit Live-Auftritten bei Footballspielen, gefolgt von Einladungen zu Fernseh- und Radioshows, bis hin zu seiner ersten CD. Zu dem Zeitpunkt der Veröffentlichung seines Debüt-Albums war er gerade 19 Jahre alt.

Trotz des hohen Zuspruchs ermahnten ihn seine Eltern immer wieder, einen Plan B im Hinterkopf zu haben, falls der Erfolg abreißt. Sie haben ihn stets unterstützt und natürlich an ihn und seine Leistungen geglaubt, aber trotzdem dafür gesorgt, dass er nicht übermütig wurde.

Er öffnet die Tür und ruft ins Haus hinein. Aber er bekommt keine Antwort. Er geht in die Küche an den Kühlschrank und nimmt sich eine Flasche stilles Wasser heraus. Danach streift er durch das Wohnzimmer und betrachtet sich die Bilder auf dem Kamin. Er schaut sich die Kinderbilder von ihm und seinem Bruder an. Auf einen Foto sitzen sie Arm in Arm am Strand und strahlen fröhlich in die Kamera. Jonathan lacht besonders kess in die Linse, mit einer großen Zahnlücke zwischen den oberen Schneidezähnen. Er muss lachen, als er an den Moment, beziehungsweise an den Abend denkt, bevor das Bild gemacht wurde. Er war acht Jahre alt und mit seiner Familie auf Hawaii. Mit einem Faden um seinen lockeren Zahn gewickelt, forderte er seinen kleinen Bruder auf, die Tür mit der der Faden verbunden war, zu zuknallen. Er hatte nicht geglaubt, dass sein Bruder sich das trauen würde, aber dieser fackelte nicht lange und schlug die Tür zu. Den Schmerz spürt Jonathan jetzt noch, wenn er daran denkt. Er betrachtet die anderen Bilder, unter anderem das, was nach seinem ersten Live-Auftritt mit seinen Eltern geschossen wurde. Wie stolz sie alle waren. Auch dieses Gefühl wird er nie vergessen. Stolz ist er immer noch auf sich und seine Band, wenn sie die Bühne verlassen und noch bis zum Tourbus die Leute applaudieren und jubeln hören. Nur kann er es heute nicht mehr so unbeschwert genießen, weil der Erfolgsdruck mit jedem Mal wächst. Was kommt als nächstes? Wirst du es wieder so gut hinbekommen? Bist du den Erwartungen gerecht geworden? Einmal ist er in einem Interview nach seiner Schwäche gefragt worden. Nach einiger Überlegung gab er zu, immer Unsicherheit und Selbstzweifel zu haben. Bei der Frage, was wiederum seine größte Stärke sei, antwortete er: Der Kampf und der Sieg gegen diese Unsicherheit. Damit hat er genau das ausgedrückt, was ihn so sehr zermürbt. Ein Außenstehender kann das wahrscheinlich gar nicht verstehen. Denn wer mit 32 Jahren bereits fünf Alben veröffentlicht und damit 50 Millionen CDs verkauft hat, sollte nur so vor Selbstbewusstsein strotzen.

Genau aus diesem Grund ist es ihm so wichtig, den engen Kontakt mit seiner Familie und seinen Freunden aus der Jugend zu halten. Sie kennen ihn von klein auf und behandeln ihn wie einen normalen Menschen. Er geht mit ihnen zu Football- oder Basketballspielen. Sie gehen zusammen in Bars oder an den Strand, und haben einfach nur Spaß. Ihnen kann er vertrauen und sich geben wie er ist, ohne Angst davor zu haben, etwas über sich in den Boulevardblättern zu lesen. Anders ergeht es ihm bei Leuten, die er erst nach seinem Erfolg kennen gelernt hat.

Er wird aus seinen Gedanken gerissen, als sein Vater das Wohnzimmer betritt. „Na Jon, schwelgst du in der Vergangenheit?“

„Hi Dad, ich habe mich schon gefragt, wo ihr seid. Ist Mom nicht bei dir?“

„Sie kommt gleich. Sie unterhält sich mit Betty von nebenan. Es kann also etwas länger dauern“, gibt er grinsend von sich.

Jonathan setzt sich auf die weiße, bequeme Stoffcouch und sein Vater nimmt auf dem Sessel gegenüber Platz. „Na mein Junge, was treibt dich her?“

„Nichts besonders, ich wollte nur mal nach euch sehen. Es ist schon wieder so viel Zeit vergangen, seitdem ich das letzte Mal hier war“, antwort Jonathan. Er merkt wie die Anspannung, die er noch heute Vormittag extrem gespürt hat, langsam von ihm weicht. „Habt ihr was von Patrick gehört?“, fragt Jonathan, der schon länger nicht mehr mit seinem Bruder gesprochen hat.

„Nein, leider nicht. Er muss seiner neuen Freundin völlig verfallen sein“, erwidert sein Vater mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht.

Jonathan muss lachen. „Ja, das muss ein gutes Gefühl sein. Bei mir ist das schon so lange her, ich kann mich kaum noch daran erinnern.“

„Man sollte meinen dir liegen die Frauen zu Füßen“, neckt sein Vater.

„Ja genau, das nächste Mal suche ich mir einen Fan als Freundin. Ich nehme dann eine von denen, die sich mein Gesicht auf den Oberarm tätowiert haben. Dann kann sie jeden zeigen wie ihr Freund aussieht, ohne dass ich dabei sein muss“, frotzelt Jonathan.

Sein Vater lacht nur und schüttelt den Kopf.

„Hey Sweetheart“, ertönt es aus dem Eingangsbereich. „Was für eine schöne Überraschung dich zu sehen“, begrüßt ihn seine Mutter, während sie mit offenen Armen auf ihn zu geht.

Er steht von der Couch auf und umarmt seine Mutter.

„Lass mich nur schnell die Einkäufe in den Kühlschrank stellen“, sagt sie und verschwindet in die Küche.

Jonathan folgt ihr, setzt sich an den Küchentresen und beobachtet wie seine Mutter die Lebensmittel verstaut. „Erwartet ihr die ganze Nachbarschaft zum Essen, oder wieso stehen hier zehn große Einkaufstüten?“, fragt er in einem neckischen Ton.

„Ach Unsinn, das ist doch nur das Nötigste, das weißt du doch“, erwidert sie lächelnd. „Hast du Hunger? Soll ich uns etwas Schönes zum Abendessen kochen? Was willst du essen?“

Ach ja, manche Dinge ändern sich einfach nie. Das ist auch gut so, denkt sich Jonathan, der die Einladung gerne annimmt.

Um 10.00 Uhr früh am nächsten morgen klingelt Jonathans Wecker. Mit geschlossenen Augen versucht er den schrillen Ton auszuschalten. Nach drei Schlägen ins Leere, gelingt ihm das endlich. Er dreht sich auf den Rücken und öffnet die Augen. Beaner, der im Körbchen neben seinem Bett liegt, wedelt mit seinem Schwanz. Da es ihm aber zu lange dauert, bis Jonathan aufsteht, fängt er an zu bellen. „Beruhig dich alter Freund. Ich komm ja schon.“ Mühsam schält er sich aus dem Bett und geht direkt ins Bad. Mit Jogginghose und T-Shirt bekleidet kommt er zurück ins Schlafzimmer, zieht seine Turnschuhe an und geht mit dem aufgeregten, durch die Gegend springenden, Beaner raus auf die Straße.

Nachdem sie eine Runde um den Block gelaufen sind, kommt er zurück, geht in die Küche und füllt sich eine Schüssel mit Müsli und Milch. Immer noch müde, setzt er sich auf den Barhocker an seinem Küchentresen und schaltet den Fernseher, der in seiner Kühlschranktür integriert ist, ein.

Anderthalb Stunden später trifft er geduscht und umgezogen im Tonstudio ein. Seine sechs Bandmitglieder sind bereits dort und warten auf ihn. „Hey Jon, was ist los?“, fragt Spiro, sein Schlagzeuger, und klopft ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Du bist doch immer als erstes hier und übst schon bevor wir kommen.“

„Tja, ich bin halt auch mal für eine Überraschung gut“, flachst Jonathan zurück.

Sie üben den Song für den Fernsehauftritt am 4. Juli. Jonathans Baritonstimme ragt durch seine Klarheit und Kraft über die Töne der Instrumente, wie zum Beispiel Trompete, Violine oder Cello hinaus.

Die Probe verläuft reibungslos. Zu reibungslos findet Spiro, der nicht nur als Schlagzeuger in der Band spielt, sondern auch über die Jahre ein guter Freund von Jonathan geworden ist. Spiro und die anderen sind es von Jonathan gewöhnt hier und da noch mal etwas anderes auszuprobieren. Oder den einen oder anderen Part noch mal zu wiederholen, weil er für Jonathans Perfektionismus noch nicht gut genug ist. Doch dieses Mal wurde das Lied nur wiederholt, weil einer der Musiker den Einsatz verpasst, oder die Note nicht getroffen hat. „Hey Buddy“, spricht Spiro Jonathan nach der Probe an, während die anderen ihre Sachen zusammen packen, „alles ok bei dir?“

„Ja, natürlich“, antwortet Jonathan knapp.

Spiro betrachtet seinen Freund mit sorgenvollen Blicken. „Ich habe heute nichts mehr vor und da die Probe so frühzeitig beendet ist, könnten wir doch eine Runde Tennis spielen. Was meinst du?“

„Klar, warum nicht.“

„Gut, ich hole dich dann in einer Stunde ab.“

Als Spiro im weißen Tennisoutfit, das im starken Kontrast zu seinem dunklen Typ steht, durch die offene Wohnungstür von Jonathan kommt, traut er seinen Augen nicht. Im Eingangsbereich liegen mehrere Paar Schuhe und Sportutensilien auf dem Marmorboden herum. In der Küche, wo Jonathan gerade den Napf mit Hundefutter füllt, stehen überall offene Lebensmittelpackungen verteilt. Leere Flaschen befinden sich auf dem Tresen, dreckiges Geschirr stapelt sich in der Spüle und der Mülleimer quillt über. Spiro blickt kurz ins Wohnzimmer, indem es ebenfalls unordentlich aussieht und schüttelt den Kopf. „Sag mal, kannst du dir kein Hausmädchen leisten? Man sollte meinen bei deinem Honorar wäre das möglich“, frotzelt er - ganz geschockt von diesem Zustand. Sonst kennt er Jonathan als äußerst penibel.

„Ich bin nicht der Typ, der Fremde im Haus haben will.“

„Aber auch nicht der Typ, der Ordnung halten will. Sag mal, hast du keine Angst vor ungewollten Mitbewohnern?“, er weiß überhaupt nicht, wohin er zu erst sehen soll, so fassungslos ist er. „Ich dachte immer bei mir sieht es chaotisch aus, aber das übertrifft es bei weitem!“

Jonathan, der endlich damit fertig ist seinen Hund mit Wasser und Futter zu versorgen, schnappt sich seine Sporttasche und geht kommentarlos mit Spiro nach draußen.

Auf dem Tennisplatz hat Spiro dieses Mal ein leichtes Spiel. Obwohl er, im Gegensatz zu Jonathan, erst seit ein paar Jahren Tennis spielt, gewinnt er 6:2, 6:3 und 6:1. So ein Ergebnis hat Spiro gegen Jonathan bisher noch nie erzielt. Mit schweißgetränkten Klamotten sitzen sie auf der Bank an der Seite des roten Sandplatzes und versuchen ihren Atem unter Kontrolle zu bekommen. Jonathan gelingt es schneller. Er trinkt aus seiner 2 Liter Plastikflasche stilles Wasser. Spiro, der immer noch schwer atmet, betrachtet Jonathan, der starr vor sich auf den Boden stiert. „Sag mal, was ist eigentlich mit dir los? Du hast Bälle nicht gekriegt, die du mir sonst um die Ohren schlägst. Manchmal bist du gar nicht erst los gerannt. Wo ist denn dein enormer Ehrgeiz geblieben? Irgendwas ist doch los? Erst dein komisches Verhalten im Studio, dann die Müllhalde in der du lebst und jetzt das“, fragend sieht er seinen Freund an.

„Ich weiß auch nicht. Ich glaube im Moment stehe ich einfach neben mir“, gibt Jonathan zu. „Die Luft ist raus und ich finde keinen Weg, mich zu motivieren. Egal was, sei es die Musik, Sport oder die Wohnung, wie du unschwer gesehen hast.“

„Du bist ja auch nicht Superman. Irgendwann gehen auch deine Kräfte zur Neige. Überleg dir mal, was du für ein Programm die letzten Monate durchgezogen hast. Ach was sag ich – die letzten Jahre! Das kann auf Dauer nicht so weiter gehen.“

Jonathan hört Spiro zu, doch sein Blick ist immer noch zu Boden gerichtet und er antwortet nichts. Er weiß, dass er Recht hat. Er weiß nur nicht was er ändern soll oder kann. Es geht immerhin nicht nur um ihn. Seine Band, sein Manager, seine Fans. Die kann er doch nicht hängen lassen.

Ahnend was in Jonathans Kopf vor geht, hakt er weiter nach: „Hast du, bis auf den 4. Juli, noch weitere Termine?“

„Fest zugesagte Termine habe ich erst wieder im September. Allerdings warten noch einige auf eine Bestätigung.“

„Und denen sagst du ab!“ bestimmt sein Freund. „Ich fliege Ende Juli zu meiner Familie nach Griechenland. Und du kommst mit.“

Jonathan sieht ihn mit großen Augen an. Total begeistert von seiner Idee, spricht er euphorisch weiter: „Meine Familie will die ganze Zeit wissen, mit was für einem Kerl ich Musik mache. Da kann ich ihnen dieses Mysterium ja mal zeigen. Die wären ganz aus dem Häuschen. Und du würdest Griechenland lieben. Das Meer, das Essen, die griechische Mentalität, das würde dir gefallen. Und der Ouzo, die Frauen...“, Spiro gerät ins Schwärmen und ist gar nicht mehr zu bremsen.

Jonathan überlegt und stammelt: „Ich weiß nicht.“

„Was hindert dich denn daran? Frau und Kinder etwa?“, fragt er ironisch. „Deine Termine kannst du ruhig absagen. In ein paar Wochen wissen die Fans auch noch wer du bist. Keine Sorge.“

Jonathan guckt in Spiros Augen und sieht wie aufrichtig er es meint. „Du hast Recht“, überzeugt er sich selbst. „Ein wenig Abstand würde mir gut tun. Vielleicht komme ich dort auf andere Gedanken.“

„Buddy, du wirst zum Nachdenken überhaupt gar keine Zeit haben, so viel Spaß werden wir haben. Du wirst sehen.“

Melodie

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