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Kapitel 1: Eine märchenhafte Geburt oder eine heldenhafte Befreiungsodyssee

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Hundert Jahre lang gab es kein Mädchen im Hause Schirmbeck. Dann kam Lily. Sie wurde so sehnsüchtig und lange erwartet und war so märchenhaft schön, dass alle sie wie eine wahre Prinzessin behandelten – Prinzessin Lily von Ascheloh des vereinten Königreichs Halle. Und natürlich gab es zu Ehren der Neugeborenen eine große Feier. Zahlreiche Gäste von nah und fern machten der kleinen Prinzessin ihre Aufwartungen und umschmeichelten sie mit reichen Gaben und Geschenken. Gerüchten zufolge soll sogar ein Kaiser zugegen gewesen sein und mit seinem berühmten Messer einen Schnitt zur Eröffnung des Festes gemacht haben.

„Wohl an dem schon so oft erwähnten Mutterkuchen, über dessen mysteriöses Verschwinden Lilys Mama sehr lange gerätselt hatte“, dachte Lily. „Bestimmt haben ihn des Kaisers Höflinge gegessen, so lecker wie er war, denn Mamas Kuchen ist der allerbeste!“

Es war ein wunderschöner Maitag, die Sonne schien und alle freuten sich riesig über die kleine Prinzessin. Am allerglücklichsten war aber Lilys Papa, der unbedingt bei ihrer Geburt dabei sein wollte und sie beinahe verpasst hatte.

Denn es war nämlich so: Kurz vor diesem besonderen Ereignis erkrankte Lilys Papa an Krebs. Rasch musste er am Hals operiert werden.

„Ich verstehe einfach nicht“, lamentierte Lily, „wo der Krebs denn nur herkam und wie es ihm gelang, in Papas Hals hineinzukriechen? Wahrscheinlich hat Papa während des Sommerurlaubes am Meer mal wieder mit offenem Mund am Strand geschlafen.“

Da die Ärzte den Krebs aus dem Hals von Lilys Papa nicht ganz rausholen konnten, musste der Bösewicht anschließend mit gefährlichen Strahlen getötet werden. Darum verbrachte Lilys Papa einige Tage eingekerkert in einem abgelegenen Turm eines Bielefelder Krankenhauses. Am Tag von Lilys Geburt sollte er entlassen werden, doch es war ein Feiertag und das Krankenhauspersonal hatte frei. Auch die diensthabenden Ärzte waren nicht auffindbar. Lilys Papa versuchte zuerst, Hilfe aus dem Nachbarturm zu holen. Doch auf der anderen Seite der Glasscheibe, die die beiden Türme trennte, befand sich nur eine Putzfrau, die kein Deutsch verstand.

Lilys Papa gab nicht auf: „Nur keine Panik, ich werde das Kind schon schaukeln!“


Mit Hilfe seines Laptops, den er glücklicherweise dabei hatte, suchte er nach der Telefonnummer der für ihn zuständigen Ärztin und fand heraus, dass dummerweise siebzehn Frauen in Bielefeld den gleichen Namen trugen. Beim siebten Anruf war er erfolgreich. Die Ärztin hatte nicht nur Lilys Papa heldenhaft befreit, sondern brachte ihn höchstpersönlich mit ihrem Auto gerade noch pünktlich direkt in den Kreissaal des Haller Krankenhauses zu Lilys Mama. Noch nie in seinem Leben war Lilys Papa so aufgeregt. Kurz darauf hielt er seine kleine Prinzessin in den Armen und wollte sie am liebsten nie mehr loslassen.


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