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Kapitel 2: Zurück ins Altertum oder die Besserwisser

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Wenn man nicht weiß, wie man seine Kinder großziehen soll, soll man bekanntlich die Menschen fragen, die keine Kinder haben, oder die, die welche gehabt haben, zum Beispiel Lilys Omas.

„Puckt das Kind doch einfach, dann schläft es auch viel ruhiger“, sagte sehr selbstbewusst Oma Nummer eins zu Lilys Mama und Papa.

„Pucken?! Was soll das denn bitte? Sind wir hier im Altertum? Soll Lily etwa wie eine ägyptische Mumie eingewickelt liegen? Das Kind braucht freien Platz, um strampeln zu können! Es braucht ein Schlafsacksystem!“, protestierte empört Oma Nummer zwei.

„Ein Schlafsacksystem? Das Ding hat mehr Reißverschlüsse als meine Damentasche!“ Oma Nummer eins ließ nicht locker und zog resolut ihre Lippen mit einem knallroten Lippenstift nach.

„Ich nehm‘ dann lieber eine Decke“, dachte Lily.

„Versuchen wir doch einfach, ihr einen Schnuller zu geben“, riet Oma Nummer eins.

„Soll aus Lily jetzt ein Versuchskaninchen werden? Hört nicht auf sie!“, kommandierte Oma Nummer zwei Lilys Eltern. „Legt das Kind auf den Bauch, so haben unsere Kinder immer am besten geschlafen.“

„Ihr habt es doch nicht anders gewollt, ich werde jetzt gar nicht schlafen“, dachte Lily und fing wieder an, laut zu schreien.

„Das Kind hat Hunger, lasst uns Lily einen leckeren Brei zubereiten“, schlug Oma Nummer eins erneut vor.

„Einen Brei isst man, wenn einem das Gebiss aus dem Mund rausfällt“, zischte Oma Nummer zwei. „Geben wir Lily ein frisches Brötchen und ein Stückchen Banane.“

„Ich glaube“, dachte Lily, „ich bekomme langsam Bauchschmerzen.“

Wenn Lilys Mama sich nicht entscheiden konnte, berief sie kurzerhand eine Telefonkonferenz ein oder mit den Worten von Lilys Papa „den Rat der Weisen“. Im Klartext bedeutete dies, dass sie sich auf der Suche nach einer passenden Lösung der aktuellen Probleme parallel mit ihren beiden besten Freundinnen beriet.

„Puckt das Kind doch einfach“, sprach unbesorgt die Freundin Nummer eins, die selbst Kinder hatte.

„Pucken?! Sind wir hier im Altertum?“, widersprach die kinderlose Freundin Nummer zwei.

So beschlossen Lilys Eltern, ihrem Kinderarzt einen Besuch abzustatten bzw. ihren Kinderärzten, da Lily zwei hatte, so, wie es sich für eine Prinzessin gehörte. „Bestimmt ist es psychosomatisch“, konstatierte Doktor Sonne.

„Da bin ich mit dem Kollegen ganz einer Meinung“, pflichtete ihm Doktor Stern bei. „Außerdem müsste das Kind schon längst angefangen haben zu sprechen!“

„Da stimme ich dem Kollegen völlig zu“, bekräftigte Doktor Sonne.

„Ich muss gar nichts, ihr großen Leuchten“, ärgerte sich Lily, „denn ich bin eine Prinzessin!“

So nahmen sich Lilys Eltern vor, von jetzt an die Entscheidungen in Bezug auf Lily selber zu treffen. Und die kleine Prinzessin wuchs und entwickelte sich prächtig am Hofe eines ehemaligen Bauernanwesens zu einem stattlichen kleinen Mädchen.


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