Читать книгу Das Geheimnis der Schatten II - Viktoria Vulpini - Страница 6

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Prolog

Hinter ihm wurde die Tür geschlossen. Er wusste nun alles, was er wissen musste. Er sollte eine junge Frau aufspüren, die scheinbar nicht besonders interessant war, zumindest in seinen Augen nicht. Wenn er sie gefunden hatte, sollte er sie nur im Auge behalten, bis die Verstärkung eintraf. Das war ein etwas ungewöhnliches Vorgehen. Weder die Frau noch ihre Begleiter waren eine ernstzunehmende Bedrohung, nicht zumindest, wenn er seine Stärken hätte ausspielen können. Doch offenbar wollten sie absolut kein Risiko eingehen. Er wusste, dass die Wahl nur auf ihn gefallen war, weil kein anderer derzeit so nah dran, oder so einsatzfähig gewesen wäre. Zwei bewaffnete Männer brachten ihn währenddessen in einen kleinen, gut gesicherten Raum voller Waffen und forderten ihn auf, sich auszurüsten. Dabei entgingen ihm die kleinen, verräterischen Signale nicht, die ihm sagten, dass die beiden Männer Angst vor ihm hatten und sich überaus unwohl in ihrer Haut fühlten, gerade jetzt, wo er Zugang zu einem gut ausgestatteten Waffenarsenal hatte. Als ob es das brauchen würde, um mit den beiden fertig zu werden. Sein Blick glitt über die verschiedensten Schusswaffen, deren Funktion und Aufbau ihm sehr gut bekannt waren, die er aber nur äußerst ungern nutzte. Schließlich griff er nach einem Kampfmesser, klein, handlich und in den richtigen Händen genauso tödlich, wie eine Schusswaffe. Ein leises, kaum vernehmbares Klicken sagte ihm, dass einer der beiden seine Waffe entsichert hatte. Er ließ sich davon nicht weiter stören und ging zu einem Ständer, auf dem verschiedenste Klingenwaffen lagen. Kurze Klingen, lange Klingen, gebogene Klingen; alles aus gutem Stahl. Sein Favorit war eine leicht gebogene, etwa einen Meter lange Waffe, mit einer breiten Klinge. Sie lag gut in der Hand und sie war noch schnell und wendig genug, gleichzeitig aber sehr stabil. Er nahm sie, suchte sich einen passenden Gurt mit Halterung und schnallte sich diesen um, dann verstaute er die Waffe in dem Gehänge. Der Atem der beiden Männer, die im Türrahmen standen und ihn beobachteten, verriet ihm ihre Anspannung.

Nachdem er den korrekten Sitz und Halt der beiden Waffen geprüft hatte, wandte er sich den beiden Männern zu. Den nervösen Wachen standen bereits die Schweißtropfen auf der Stirn und sie schienen sich noch weiter anzuspannen. Ohne ein Wort zu sagen, führten sie ihn aus dem Raum und einige Gänge entlang, an Türen vorbei, die allesamt geschlossen waren. Nur einmal sah er eine Frau mit schulterlangem braunem Haar, die aus einer Tür kam. Einen Aktenordner unter dem Arm und eine Tasse in der Hand. Vor Schreck hätte sie beides beinahe fallen gelassen und verschwand so schnell wie möglich in den Raum, aus dem sie eben herausgekommen war. Als sie die Tür passierten, fiel ihm der braune, nasse Fleck auf dem Boden auf. Dann ging es hinaus zu einem Ladeplatz, auf dem schon ein schwarzer Hubschrauber mit laufendem Motor wartete.

Einige Meter vor der Maschine stand ein Mann mit kurzem, blondem Haar, der ihn dort erwartete. Er trug einen schwarzen Designeranzug und wirkte schon beinahe ein wenig gelangweilt. Herablassend musterte er ihn. Die bewaffnete Eskorte blieb ein paar Meter entfernt stehen, während er auf diesen Mann zuging und die Dinge entgegennahm, die er ihm reichte. Das Dröhnen des Motors nahm zu. Das eine war ein schwarzes Haargummi, mit dem er seine langen, weißen, im Wind gepeitschten Haare zu einem lockeren Zopf im Nacken zusammenfasste, das andere war das Bild einer jungen, blonden Frau. „Lebend und so unversehrt wie möglich”, schnarrte der Mann, der ihn bei diesen Worten skeptisch musterte und unzufrieden wirkte. „Keine Alleingänge!” Das war ein klarer Befehl.

Er bestätigte dies nur mit einem knappen Nicken und ging dann auf den Hubschrauber zu. Der Wind, den die Rotorblätter auslösten, zog und riss an seinen Haaren, seiner Kleidung und an ihm selbst. Er zog ein wenig den Kopf ein und bewegte sich schnell die letzten Meter hinüber und stieg schließlich ein. Als die Maschine wenige Sekunden später vom Erdboden abhob, war nur ein leises Zucken auf seinem Gesicht zu sehen, das verriet, wie ungern er in diesen Dingern saß. Er warf einen letzten Blick auf das Bild und prägte sich das Gesicht der Frau ein, dann faltete er es zusammen und reichte es an den Mann, der ebenfalls im Hubschrauber saß und ihn nicht aus den Augen ließ, weiter.

Er blickte aus dem Fenster, sah den Platz unter sich kleiner werden. Dann schoss der Hubschrauber nach Norden davon.

Das Geheimnis der Schatten II

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