Читать книгу FCKNG New Year - Vivian Valentine - Страница 7

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Kaum dass wir den Club verlassen haben, fährt tatsächlich ein Porsche Cayenne vor. Meine blonde Retterin übernimmt den Schlüssel von dem Angestellten und läuft um das Auto herum, um einzusteigen. Ich hatte mich nicht geirrt, das hier ist ein Bonzen-Club, wenn es sogar einen Parkservice gibt.

Frierend steige ich in den Wagen. »Warum hast du keinen Fahrer?«, frage ich mit kratziger Stimme, während ich mich umständlich in meine Jacke quäle. Mir ist kalt. Zu allem Überfluss fängt es schon wieder an zu schneien. Bevor sie antworten kann, muss ich kräftig niesen. Mein Schädel dröhnt und ich fühle mich endgültig wie ausgekotzt. Stöhnend lehne ich meinen Kopf gegen die Beifahrerlehne und schließe für einen Moment die Augen.

»Weil ich durchaus in der Lage bin, selbst ein Auto zu fahren.« Sie klingt verärgert.

Interessiert öffne ich meine Lider wieder und sehe zu ihr. »Trinken und fahren ist allerdings nicht besonders cool«, reize ich sie weiter.

Ihre Reaktion ist genau wie erwartet. »Du siehst nicht aus wie ein Kerl, der sich besonders für Gesetze interessiert.« Wieder ruckt eine ihrer perfekten Augenbrauen in die Höhe.

»Keine Ahnung, wie du darauf kommst«, necke ich sie und richte mich unter Anstrengung auf.

»Haha«, erwidert sie ironisch. Konzentriert lenkt sie den Wagen durch die letzte Nacht dieses Jahres. Die Uhr im Armaturenbrett zeigt kurz nach 23:00 Uhr an. Dass es noch so verdammt früh ist, war mir gar nicht bewusst. Ich räuspere mich. »Wo fahren wir eigentlich hin?«

»Zu mir. Du siehst aus, als könntest du ein Bett vertragen.« Das fiese Grinsen in ihrem Gesicht gefällt mir nicht.

»Ach was. Ich komme schon zurecht«, sage ich, begleitet von einer Hustenattacke.

»Aha«, antwortet sie einsilbig. Dann schaut sie zu mir rüber. »Willst du nicht mit mir kommen?«

Misstrauisch starre ich zurück. »Ich denke, das wäre keine gute Idee.« Reiche Mädchen zu ficken bedeutet immer nur Ärger. Die meisten finden es so geil, sich von einem Bad Guy ficken zu lassen, dass sie einen erpressen, es noch mal zu tun und einem für eine Weile das Leben zur Hölle machen, wenn man es nicht will. Und ja – ich spreche aus Erfahrung. Tätowierte Biker scheinen heiß begehrt zu sein, gerade in der High Society. Und das weiß ich deshalb, weil sich des Öfteren welche in unser Clubhaus verirren, welches ja nicht geheim ist.

»Wo soll ich dich absetzen?« Dieses Mal klingt sie schnippisch, wenn auch ein bisschen unsicher. Genau das, was ich nicht brauchen kann.

»Ich muss nach Downtown Eastside.« Mein Ton lässt keinen Widerspruch zu, als ich ihr den Weg erkläre.

Ihr Blick huscht über den, mit dem Clubsymbol des Vancouver Venom MCs versehenen, Ärmel meiner Jacke. »Du gehörst also wirklich zu den Bikern?«

»Jep.« Wieder muss ich niesen. Als ob ihr das nicht aufgefallen wäre!

»Und warum warst du dann ausgerechnet in dieser Nacht in m... äh, in dem Club statt bei deinen Kameraden?«

»Ich hatte mächtig Ärger«, bleibe ich vage und wische meine Nase an meinem Ärmel ab.

»Ah.«

Eine Weile fahren wir schweigend durch die Nacht. Der beschissene Schnee peitscht unerbittlich gegen die Frontscheibe, sodass die Scheibenwischer alle Hände voll zu tun haben. »Du siehst scheiße aus. Ich kann dir wirklich helfen«, versichert sie ein weiteres Mal. Scheinbar hat sie ein Helfersyndrom, sonst würde sie mir wohl kaum ihre Hilfe anbieten. Vielleicht bin ich ja auch ihr soziales Projekt für diesen Abend. Reiche stehen doch auf diesen Charity-Scheiß.

»Bullshit. Lass mich einfach an den Docks raus, ich bin nicht länger dein Problem.« Mir wird dieses Gespräch und überhaupt alles zu viel, die Müdigkeit übermannt mich. Natürlich ist mir klar, dass ich mich heute nicht mehr im Clubhaus blicken lassen kann, aber dort liegt mein Schlüssel. Aber meine Mutter wohnt auch in der Nähe und ich werde die Nacht einfach bei ihr verbringen. Seufzend richte ich mich erneut auf. Oder ich schlafe in der nächsten Bushaltestelle, was wahrscheinlich die bessere Option als meine Mom wäre. Ich bin einfach verdammt müde ...

»Hey du!« Irgendwas rüttelt an mir und ich schrecke hoch. Die Beifahrertür steht offen und vor mir steht die Blonde aus dem Club.

»Was?« Verdutzt sehe ich sie an. Scheiße, ich muss eingeschlafen sein. Verfluchter Alkohol!

»Du bist offenbar total im Eimer, daher sind wir doch zu mir gefahren. Los!«, drängt sie und versucht erfolglos, mich aus dem Auto zu zerren.

»Ich komm ja«, krächze ich widerwillig und klopfe schnell meine Jackentaschen ab. Mein Handy ist da, das ist das Wichtigste. Alles andere habe ich ohnehin im Clubhaus vergessen, weil Carly und ich schnell einen Abflug gemacht haben.

Ich steige aus dem Auto und sehe mich um. Wir befinden uns vor einem schicken Appartementblock, in einem Viertel, wo ich noch nie zuvor gewesen bin. Obwohl mein Kopf noch immer schmerzt, hat mir der kurze Powernap gutgetan. Mein Kopf funktioniert wieder – und er sagt mir deutlich, dass ich hier nichts verloren habe. Dennoch folge ich ihr und gebe meinen Widerstand auf. Wir scheinen am anderen Ende der Stadt zu sein, ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten und habe ohnehin keinen Schlafplatz in dieser Nacht.

»Wie heißt du eigentlich?«, frage ich neugierig.

»Jasmine«, sagt sie mit stolzer Stimme und hält eine dieser modernen Schlüsselkarten vor einen Summer, als wir das Haus erreichen. Dasselbe tut sie noch mal direkt am Aufzug. Dieses Haus glänzt und wirkt komplett steril. Kein Vergleich zu der winzigen Wohnung, in der ich lebe, seit ich von meiner Mutter weg bin.

Der Aufzug kommt und wir steigen beide ein. Unschlüssig vergrabe ich die Hände in den Hosentaschen. Ich wüsste gern, warum die reiche kleine Lady unbedingt darauf besteht, mich mit zu sich nach Hause zu nehmen und ob ich richtig liege, dass es mit Schmierlappen von der Empore des Clubs zu tun hat.

»Warum hast du keine Angst vor mir?«, frage ich unvermittelt.

Ihre lindgrünen Iriden mustern mich nachdenklich. »Das wüsste ich auch gern.«

Ich lache leise und schüttle ungläubig den Kopf. Verrückte Nacht. »Ich bin übrigens Paul.« Vermutlich ist es angebracht, dass ich mich ebenso vorstelle, auch wenn sie nicht nach meinem Namen gefragt hat. Mehr als ein stummes Nicken erhalte ich nicht und ehe peinliches Schweigen entsteht, stoppt der Aufzug in der ersten Etage. Wir sind da. Erneut stöckelt sie voraus und ich folge ihr schweigend. Viele Türen gibt es nicht auf dem Flur und sie öffnet die, welche am Ende des Ganges liegt. Alles hier ist so verflucht klinisch rein, wie ich es noch nie in meinem Leben gesehen habe. Während ich mich noch frage, ob ich die Schuhe ausziehen sollte, bittet sie mich herein.

»Na komm. Dahinten ist das Gästezimmer samt Bad. Dort kannst du duschen und schlafen. Ich mache dir noch alles fertig und stelle dir Wasser und ein paar Schmerzmittel hin.« Herausfordernd sieht sie mich an und kommt dann ein Stück auf mich zu. Ich wage es nicht, mich zu bewegen, als sie dicht an mich herantritt und sich an mir festhält. »Und Paul?«

»Ja?«, raune ich.

»Behalt deine Pfoten bei dir und bleib in deinem Bett!« Sie schenkt mir ein schnippisches Lächeln, stellt sich auf die Zehenspitzen und ... küsst mich!

Verfluchte Scheiße. Der Kuss schmeckt süß und verwirrt mich ehrlich gesagt komplett. »Happy New Year, Paul«, flüsterte sie plötzlich an meine Lippen und lässt mich verdutzt zurück.

Ja. Happy fucking New Year.

Draußen knallt und dröhnt es plötzlich und erinnert mich daran, dass ja Silvester ist. Raketen steigen in die Luft und der Himmel färbt sich bunt. Doch ich hatte noch nie etwas dafür übrig, daher zieht es mich weder ans Fenster noch raus. Unschlüssig streiche ich mir über mein raspelkurzes schwarzes Haar und sehe mich neugierig um.

Die Wohnung ist ebenso weiß und clean, wie dieses ganze verdammte Haus. Aber nun, da ich schon mal hier bin, begebe ich mich zu der Tür, auf die Jasmine eben gezeigt hat. Eine heiße Dusche, ein weiches Bett und ein paar Aspirin werden mich schon wiederherstellen. Das wäre gut, denn morgen erwartet mich eine harte Abreibung im Club, weil ich einfach abgehauen bin. Außerdem habe ich keinen Schimmer, wo Carly ist. Große Sorgen mache ich mir allerdings nicht, denn wenn eine klarkommt, dann sie.

Das Gästezimmer wirkt wie ein Hotelroom. Es riecht frisch und zum ersten Mal überhaupt in meinem Leben werde ich in einem Boxspringbett schlafen.

Die ganze Situation ist schon fucking gruselig. Aber was nützt es jetzt?

Als das heiße Wasser wohlig meinen Rücken herunterläuft, frage ich mich, ob diese Jasmine vielleicht eine Serienkillerin ist. Warum sonst sollte sie mich mit in ihre Wohnung nehmen, obwohl sie keinen Sex will?

Ich seife mich mit dem gut riechenden Duschgel ein, welches offenbar für Gäste bereitgestellt wurde. Die heiße Dusche entspannt mich und das Nachdenken fällt mir leichter. Der Typ auf der Empore im Club, muss ihr Freund sein. Und mein Zweck ist vermutlich schlicht und einfach, ihn wütend zu machen. Wer weiß, was er Jasmine angetan hat, aber sie wirkt wie eine Frau auf mich, die weiß, was sie will – und was nicht. Morgen werden dem Yuppie wahrscheinlich ein paar Leute berichten, dass der große böse Biker mit Jasmine in deren Wohnung verschwunden ist. Da sie kein Interesse an Sex mit mir hat, habe ich durch meine Anwesenheit wohl meinen Zweck erfüllt. Falls meine Theorie stimmt, scheint sie immerhin treu zu sein. Ein Miststück – aber ein loyales.

Ich stelle die Dusche ab und hülle mich in eins der Handtücher. Sogar Zahnbürsten gibt es hier und ich bin froh, endlich den widerwärtigen Geschmack in meinem Mund loszuwerden. Eigentlich verabscheue ich Alkohol, aber leider fällt mir momentan keine andere Lösung ein, als diesen zu trinken, um mit meinen Problemen fertig zu werden.

Nachdem ich mich endlich frisch und sauber fühle, trete ich aus dem Bad in das angrenzende Schlafzimmer. Weiß. Alles hier ist einfach nur weiß. Wie versprochen stehen jedoch zwei Wasserflaschen und zwei orangefarbene Dosen mit Tabletten für mich bereit. Ist sie doch eine Serienkillerin?

Fuck. Mein Schädel hämmert wieder zu sehr, um mir weiter darüber Gedanken zu machen. Entweder bringen mich diese Pillen um oder Ice übernimmt morgen diesen Job. Mir egal. Ich werfe mich aufs Bett, schlucke von jeder Pillensorte eine und will jetzt nur noch schlafen.

Am nächsten Morgen erwache ich und fühle mich noch immer wie von einem Truck überfahren. Die Tabletten haben zwar geholfen, dass ich ein paar Stunden durchgeschlafen habe, aber mein höllischer Kater gepaart mit der Erkältung machen den Tag heute sicherlich zur Todesqual. Als Erstes checke ich mein Handy. Carly hat mir geschrieben, dass es ihr gutgeht und dass sie einen Schlafplatz für die Nacht gefunden hatte. Ich soll mir keine Sorgen machen. Von Ice habe ich ebenfalls eine Sprachnachricht, die charmanter nicht sein könnte.

»Prospect! Wo steckst du kleiner Wichser? Schwing deinen Arsch gefälligst zum Clubhaus und bring Kaffee mit! Wir haben noch ein Hühnchen zu rupfen. Also: SOFORT!« Er brüllt mehr, als dass er spricht, daher steige ich hastig aus dem Bett und schlüpfe in meine Klamotten. Innerlich fuckt es mich total ab, immer den Affen machen zu müssen, und ich hätte nicht übel Lust, Ice mal eine zu verpassen, die sich gewaschen hat. Doch bedauerlicherweise habe ich nichts anderes als den Club. Keinen Job, keine richtige Familie und nicht mal einen verdammten Schulabschluss. Alles, was ich habe, ist mein altes Bike und die Aussicht, bald ein festes Member des Vancouver Venom MC zu sein. Immerhin verdient sich die Miete nicht von allein. Und da ich leider einen beschissenen Start ins Leben hatte, bleibt mir nur ein schlecht bezahlter Hiwi-Job an den Docks oder aber das schnelle Geld und reichlich Ansehen im MC. Daher gibt es nur den einen Weg für mich.

Da ich keine Ahnung habe, wo ich bin, ziehe ich mich zügig zu Ende an und sehe mich ein letztes Mal um. Die Tabletten, die mich immerhin nicht umgebracht haben, nehme ich mit, ebenso wie eine der Wasserflaschen. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es gerade mal sieben Uhr morgens ist. Dass Ice schon wach ist, kann nur bedeuten, dass er noch gar nicht geschlafen hat. Fuck, das bedeutet nichts Gutes.

Ohne mich von Jasmine zu verabschieden, schleiche ich leise aus der Wohnung. Unten vor dem Haus angekommen, blicke ich ein letztes Mal wehmütig nach oben. So etwas Nettes, egal mit welchem Hintergedanken, hat noch nie jemand für mich getan. Doch ich schüttle den Gedanken schnell ab.

Suchend sehe ich mich um, um einen Anhaltspunkt zu erhalten, wo ich mich befinde. Nachdem ich ein Straßenschild und eine Hausnummer gefunden habe, angle ich mir mein Handy aus der Hosentasche und wähle Joshs Nummer. Er ist wie ich Prospect beim MC und wir halten zusammen, wo es geht. Zum Glück nimmt er ab. »Josh. Ich sitze in der Scheiße. Ich bin in Oakridge am anderen Ende der Stadt und das ohne mein Bike. Ice will das ich komme und er klingt ziemlich angepisst.«

»Mann, Alter«, gibt er gepresst von sich. »Hast du mal auf die verfickte Uhr geschaut?«

»Jep«, erwidere ich wahrheitsgemäß. »Also?«

Wieder stöhnt er. »Schreib mir die Adresse, ich beeile mich.«

»Dafür hast du was gut.«

Ohne zu antworten, legt er auf. Ich nutze die Wartezeit, um Carly zu antworten, und sehe mich ein wenig in der Gegend um. Die Straßen sind menschenleer bis auf vereinzelte Verrückte, die am Neujahrsmorgen noch vor dem Frühstück joggen gehen. Die Kälte kriecht mir erneut in die Knochen und friere. Mann, bin ich froh, wenn ich erst wieder im Clubhaus bin. Zuhause.

Ich bin froh, dass ich Jasmine meine Nummer nicht dagelassen habe, auch wenn ich kurz darüber nachgedacht habe. Den Toyboy für ein reiches, verwöhntes Mädchen zu spielen, steht mir nicht. Ich habe es wirklich nicht nötig, mich vorführen zu lassen. Was auch immer sie für ein Problem mit ihrem Stecher hat, es ist nicht meins.

Als Josh endlich auftaucht, bin ich halb erfroren, doch ich mache ihm keine Vorwürfe, sondern bin nur dankbar, dass er mein Freund ist.

»Spring rein, Alter!« Er ruckt mit dem Kopf in Richtung Rückbank, wo schon mehrere Papp Trays mit Kaffeebechern stehen. »Ich weiß ja, wie es läuft«, sagt er lapidar.

»Danke, Bruder!«

Er nickt zustimmend und fährt mit quietschenden Reifen los.

Ein letztes Mal drehe ich mich um und könnte schwören, dass sich im ersten Stock jemand am Fenster befindet. »Fuck«, murmle ich. Es ist höchste Zeit diese Nacht zu vergessen.

FCKNG New Year

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