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PROLOG

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„Neeeein!! Nicht schon wieder! Ich werde verrückt! Ich halte das nicht mehr aus! Oh Gott, hilf mir! Hilft mir denn keiner? Oh Gott, erbarme Dich meiner!!“

Mit sich überschlagender Stimme schreit er seine Verzweiflung heraus. Wie ein Echo werden seine Worte von den Wänden zurückgeworfen.

Er schlägt mit seinen ausgemergelten Händen zum wiederholten Mal gegen die unbarmherzigen Wände. Sie geben nicht nach.

Durch diesen Ausbruch aufgeschreckt fangen drei fast dreißig Zentimeter lange Ratten mit ihren langen, nackten, mit Schuppenringen versehenen Schwänzen an zu quicken. Sie wuseln um seine Beine herum, bevor sie sich in irgendwelchen kleinen, dunklen Löchern verkriechen. Sehen kann er sie nicht richtig. Manchmal nur ihre Schatten erahnen. Dunkelheit umgibt ihn.

Voller Ekel versucht er reflexartig seine Beine von diesen schrecklichen Viechern mit ihren spitzen Schnauzen und scharfen Zähnen fortzuziehen.

Vergebens.

Nur Kettengerassel. Er kann seine Beine kaum bewegen. Vielmehr schneiden die eisernen Ketten noch einmal tiefer in seine ohnehin schon wunden Knöchel. Ein scharfer Schmerz durchzuckt ihn.

Erschöpft will er sich in die Hocke begeben. Sofort fährt er aber wieder hoch und stößt mit immer heiserer werdender Stimme Laute der Verzweiflung aus. Laute der Hoffnungslosigkeit. Noch menschliche Laute?

Schwer zu sagen. Ähnliche Stimmfetzen, Schreie, Geräusche dringen an sein Ohr. Er ist seinem Schicksal nicht allein ausgeliefert. Aus dieser Tatsache sollte er eigentlich Mut schöpfen. Aber angesichts seiner ausweglosen Lage ist das kein wirklicher Trost.

Lebendig begraben. Ja, das ist der richtige Ausdruck denkt er: Lebendig begraben. Es gibt keinen Ausweg, keine Rettung, keine Hoffnung.

In der Kammer herrscht ununterbrochen eine solch feuchtheiße Luft, dass die Fetzen Kleidung, die er noch am Leib trägt, ständig klamm sind. Auch das Atmen fällt unendlich schwer. Dazu atmet er nicht nur diese stickige Luft ein, sondern zugleich dringt der schreckliche Geruch von Fäulnis und Verwesung in seinen Körper ein.

Vielleicht verfault er ja schon selbst bei lebendigem Leib.

Aber das wäre ihm mittlerweile auch egal. Hauptsache, die Qual ist endlich vorbei. Da er sich bereits in der Hölle wähnt, kann es nicht schlimmer kommen.

Doch so gut meint es das Schicksal nicht mit ihm. Stattdessen fängt alles wieder von vorne an. Das Wasser steigt und steigt. Er spürt es schon bis zu den Knien.

Von wegen Wasser. Eine fürchterliche Brühe, ja Kloake. Anders kann man diese stinkende Flüssigkeit nicht bezeichnen.

Schon werden seine Oberschenkel von ihr umspült.

Der Gestank nimmt zu. Abfall, Fäkalien und alle möglichen übelriechenden Gegenstände werden mit der ansteigenden Wasserbrühe unaufhaltsam in seine Kammer geschwemmt.

Immer wieder. Die ganze Zeit, seitdem er hier unten ist. Immer im gleichen Rhythmus. Dem Rhythmus von Ebbe und Flut gehorchend. Die Bracke kommt; die Bracke geht; die Bracke kommt; die …

Die Kammer füllt sich. Die Brühe drängt schon gegen seine Brust. Wie hoch wird sie dieses Mal steigen? Hört sie auf, wenn sein Hals erreicht ist? Geht sie bis zum Kinn?

Unwillkürlich stellt er sich auf die Zehenspitzen, um einige wenige Zentimeter zu gewinnen. Zentimeter, die über Leben und Tod entscheiden können.

Einen qualvollen Tod.

Einen sehr qualvollen Tod.

Nichts, aber auch gar nichts kann das Wasser davon abhalten, langsam, ganz langsam in seinen Mund einzudringen, dann in seine Nase. Alleine der Gedanke daran lässt ihn voller Panik mit seinen Armen um sich wedeln, um die Wasserkloake von seinem Gesicht fernzuhalten.

Vergebens.

Schon spürt er das Wasser an seiner Unterlippe. Etwas Weiches, Braunes, Stinkendes schwimmt an seinem Mund vorbei. Ein Stück seiner eigenen Scheiße. Wird er mit seiner eigenen Scheiße im Mund ersticken?

Womit hat er das nur verdient? Er zermartert sich sein Gehirn, aber ihm fällt kein schweres Vergehen ein, das eine solche Tortur rechtfertigen würde.

Seinen Augen quellen voller Todesangst förmlich aus ihren Augenhöhlen. Das ist das Ende. Voller Panik will er schreien, doch …

Er schreckt hoch. Schweißgebadet. Mit angsterfüllten Augen schaut er sich um.

Dann …

Erleichterung.

Vollkommen erschöpft fällt er wieder in seine Koje. Schließt die Augen. Hört das gleichmäßige Klatschen der Wellen an der Schiffswand. Hört das beruhigende, rhythmische Stampfen der Maschinen.

Ein Traum. Ein wahrer Alptraum.

Aber immerhin nicht Realität.

Manila oder Revolution und Liebe

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