Читать книгу Licht in die Stille von Weihnachten - Volker Tesar - Страница 7

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Montag, 3. Dezember

Der nächste Tag war für alle, die aufstehen mussten, ein schwerer Tag. Der Schnee lag zu großen Haufen zusammengeschoben auf der Straße und den Gehwegen und die Kinder wären lieber zum Schlittenfahren gegangen als in die Schule.

Magdalena und Sina verließen das Haus gemeinsam. „Wann kommst du denn heim, Sina?“

„Um drei Uhr, wir haben heute Mittag Sport im Nachbardorf. Und du?“

„Ich bin um sechs zu hause, dann müsste ich mal kurz ins Pfarrhaus. Könntest du einkaufen gehen. Ich habe einen Zettel an die Pinnwand gehängt.“

„Klar, bis später, Magdalena.“

Die beiden Schwestern trennten sich und Magdalena trabte zum Bahnhof.

Der Tag verging schleppend, die Lehrer hatten keine neuen Ideen und beschränkten sich auf Wiederholungen. Magdalena war froh, als sie endlich wieder im Zug saß. Ihre Gedanken schweiften hin und wieder zu Stefan und zu seiner Großmutter. Sie hatte den Nachmittag in dem gemütlichen und warmen Haus sehr genossen. In den Pausen las sie im Manuskript von Pater Andreas und musste mehrmals hellauf lachen. Ihre Schulkameradinnen drängten sich um sie und wollten wissen, worum es ging. Magdalena machte ein geheimnisvolles Gesicht und weihte ein paar Mädchen, die aus ihrem Dorf stammten, in die Geschichte ein.

Es war keine besondere Weihnachtsgeschichte, nur hatte der Pater es verstanden, die Dialoge witzig zu gestalten und so fand Magdalena die ersten Mitspielerinnen.

Auf dem Rückweg vom Bahnhof klingelte sie am Pfarrhaus. Wieder erklang der Summer und sie trat ein.

„Magdalena, ich bin hier oben in meinem Büro. Komm nur herauf, du kannst deine Schuhe auch anlassen.“

Dennoch entledigte sich Magdalena ihrer Stiefel und stieg in den ersten Stock hinauf. Der Treppe gegenüber lag ein offenes Zimmer. Wie ein Wilder hämmerte der Pater auf einer Computertastatur herum und pfiff vor sich hin.

„Hi, Magdalena, schön, dass du gekommen bist. Stefan kann ja nicht kommen, ist ja im Internat, das hatte ich nicht bedacht. Wie gefällt dir das Manuskript?“

„Ganz toll, ich habe auch schon ein paar Mitspielerinnen. Genovevas Mutter ist Schneiderin. Die wird auch eingespannt für die Kostüme. Jetzt brauche ich noch ein paar Jungs, aber das findet sich. Morgen habe ich nur zwei Stunden Unterricht, dann gehe ich in Sinas Schule und spiele Rattenfänger.“

„Schön, hier gegenüber wohnen Sebastian und Terry, die spielen bestimmt auch mit.“

„Ist Terry der schwarze Junge aus Nigeria?“

„Ja, genau. Der ist jetzt drei Jahre alt, wäre doch was für die Rolle eines der Straßenkinder.“

„Meinst du wirklich?“

„Ach was, das passt schon, nicht nur wegen der Hautfarbe. Was meinst du denn, wie lange du brauchst, bis du alle zusammen hast?“

„Das schaffe ich in dieser Woche locker. Am Samstag könnten wir uns das erste Mal treffen. In der Kirche ist es aber ziemlich kalt, Andreas.“

„Nein, die Kirche ist dafür nicht geeignet. Unten im Pfarrhaus gibt es einen großen und warmen Raum. Er ist leer und super geeignet für ein Krippenspiel.“

„Andreas, darf ich dich noch etwas fragen?“

Der Pater speicherte sein Dokument und drehte sich vom PC weg. „Worum geht es denn?“

„Hast du früher einmal in einer Rockband gespielt, Schlagzeug?“

Pater Andreas nickte langsam und seine Gesichtszüge wurden ernst. „Wir waren sehr erfolgreich. Das haben manche von uns nicht verkraftet und so gingen nach und nach die Freundschaften zu Bruch. Ich bin mit 28 Jahren zu den Franziskanern gegangen und habe seitdem kein Schlagzeug mehr angerührt. Es hängen sehr schmerzhafte Erinnerungen daran. Wenn ich jetzt sehe, mit wie viel Herz Stefan Orgel spielt, was für ein Talent in ihm steckt, tauchen wieder die alten Bühnenbilder auf und es juckt mich in den Fingern. Im Keller habe ich mein Schlagzeug in Kisten eingemottet. Vielleicht, eines Tages …“ Ein Leuchten ging über sein Gesicht und er entspannte sich wieder.

„Danke, Andreas, Stefan hat aus dem Internet ein paar Lieder von euch heruntergeladen. Wir haben sie gestern noch gehört und ich finde es Klasse, was ihr damals gemacht habt. Papa würde das auch gefallen. Jetzt gehe ich aber, meine Schwester wartet schon auf mich.“

„Ruf mich doch mal an, wie du vorankommst. Und – Dankeschön fürs Mitmachen.“

Licht in die Stille von Weihnachten

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