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2. Die geheimnisvolle Karte

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Etwa zwei Stunden später saßen Sie in den ledernen Polstern der riesigen, gemütlichen Sitzgruppe des großen Wohnraumes von Harris Penthouse beieinander. Alle drei hielten Gläser in ihren Händen, in denen Honigfarben der Whiskey schimmerte, ein 30 Jahre alter Glen Grant aus Schottland. Ab und zu knackten Eiswürfel, die in der aromatisch duftenden Flüssigkeit schwammen. Es herrschte eine sonderbare, melancholische Atmosphäre. Jeder der drei New Yorker schien dabei seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Tiefes, gemeinschaftliches Schweigen lag über allem. Mike Iron war es, der diese nachdenkliche Stille schließlich durchbrach.

„Sag mal, Sheila ...“, begann er zögerlich zu sprechen.

„Hat den der Alte gar nichts mehr gesagt? Irgendetwas wenigstens? Warum ihn zum Beispiel die beiden Typen überfallen haben?“

„Aber Mike“, sagte Taylor mit sanftem Tadel in der Stimme.

„Wir wissen doch schon von der Polizei, dass ihn die beiden nur wegen Geldes überfallen haben. Das waren ganz gewöhnliche Straßenräuber.“

„Ach ja – stimmt ja. Sorry, hatte ich vergessen“, meinte Mike entschuldigend. „Aber ich würde trotzdem gerne wissen, ob der Alte noch was von sich gegeben hat!“

Erwartungsvoll blickte er die Freundin an.

Mit stockender Stimme berichtete Sheila nun über die kaum verständlichen Worte, die der alte Asiate ihr sterbend zugemurmelt hatte, und von denen sie nicht sicher war, ob sie auch tatsächlich verstand, was ihr da an die Ohren drang,

„Ach ja, er gab mir auch noch etwas ...“, fiel ihr dann ein.

Sie erhob sich kurz, um aus der Garderobe ihre Handtasche zu holen. Nachdem sie wieder Platz genommen hatte, förderte sie daraus das vergilbte Pergament zu Tage.

„Hier – dieses Stück Papier hat er mir zugesteckt.“

Sie legte es auf den niedrigen Couchtisch ab.

„Dann hat er nochmals einige Worte gemurmelt. Kurz darauf ist er gestorben ...“

Sheila verstummte und nahm schnell einen kräftigen Schluck von dem Whiskey aus ihrem Glas.

Taylor M. Harris griff sich unterdessen das Papier.

„Na, dann lasst uns mal sehen, was wir da haben.“

Vorsichtig, um es nicht zu beschädigen, faltete er das Pergament ähnliche Material auseinander. Die neugierigen Blicke aller Anwesenden richteten sich darauf.

Die eine Hälfte des Blattes war dicht mit zum größten Teil unbekannten oder unleserlichen Schriftzeichen bedeckt, während man auf der anderen Hälfte verwirrend aussehende Symbole und Linie entdecken konnte.

Harris hob seinen Kopf und blickte sich für einen Moment suchend auf dem Couchtisch um, bis er gefunden hatte, was er benötigte: eine Fernbedienung. Schnell ergriff er das schmale, handlange Gerät. Mit einem leichten Fingerdruck auf eine der Reglertasten ließ er die Beleuchtung des Wohnraumes heller werden. Nun waren auch die Schriftzeichen und Symbole auf dem Pergament in seiner Hand besser zu erkennen.

„Da soll mich doch ...“, entfuhr es ihm gleich darauf. „Wenn das nicht eine uralte Karte ist!“

„Zeig mal her!“, forderte ihn Mike auf, nun auch neugierig geworden.

Er rutschte dichter an seinen Freund heran und musterte das Pergament in dessen Händen.

„Du hast wahrscheinlich recht, alter Industriekönig“, meinte er dann zustimmend. „Das könnte tatsächlich so etwas wie eine Art Karte sein.“

Mike Iron unterzog die Linien und Symbole einer genaueren Betrachtung. Konzentriert versuchte er, irgendeinen Sinn, etwas Bekanntes darin zu entdecken.

„Wenn ich noch nicht ganz verkalkt bin, und wenn mich meine brennenden Augen nicht täuschen, dann sieht es ganz so aus, als wenn auf dem Teil vor uns eine Art Gebirge, mit so etwas wie einem Tal darin, dargestellt ist“, sagte er nach einigen Sekunden mit dem Brustton der Überzeugung.

Taylor Harris ließ seine Hände, mit denen er bis jetzt das Pergament hoch gehalten hatte, langsam nach unten sinken. Dabei schaute er abwechselnd von Mike zu Sheila und wieder zurück. In seinen Augen konnten die beiden Freunde urplötzlich ein aufgeregt-intensives Funkeln erkennen. Die Beiden kannten dieses spezielle Glitzern, denn sie hatten es schon einige Male bei dem smarten Unternehmer erlebt. Es trat immer dann bei ihm auf, wenn Taylor M. Harris III. ein neues Abenteuer ‚roch‘.

„Sheila – dieser alte Asiate … du erwähntest doch noch irgend etwas von ein paar Worten oder Sätzen, die er gemurmelt haben soll, richtig?“, fragte er mit forschendem Unterton in der Stimmen die rothaarige Event-Managerin.

„Kannst du dich vielleicht noch genau daran erinnern?“

Die rothaarige Frau nickte langsam.

„Ja … er hat noch etwas gesagt ...“, antwortete sie zögernd. „Allerdings gebe ich keine Garantie dafür ab, dass alles auch Wort für Wort noch so stimmt.“

„Denk nach, Mädchen, denk nach! Es könnte wirklich wichtig sein!“

Sheila Armstrong zog ihre Stirn in Falten und es war ihr anzusehen, dass sie angestrengt nachdachte.

„Nuuuun ...“, begann sie dann gedehnt, „Wenn ich mich richtig erinnere, erwähnte er irgend etwas von ‚Behüte das große Geheimnis‘ und ‚Niemals danach suchen‘. Außerdem sagte er etwas von einer ‚Gefahr im Nebel, in dem etwas Unbegreifliches verborgen sein soll‘.“

„Und dann?“ In Harris' Stimme schwang deutliche Erregung mit.

„Dann ist er leider gestorben“, meinte Sheila mit bedauerndem Schulterzucken. „Ich kann mir auf die paar Brocken leider keinen richtigen Reim drauf machen. Aber da war noch etwas, was mich persönlich tief beeindruckt hatte: die Aura! Der Alte strahlte eine Aura auf mich aus, die mir eine Gänsehaut über den Rücken laufen ließ. Ich konnte das ‚Geheimnis‘, von dem er sprach, richtiggehend fühlen.“

„Sensationell!“ Taylors Stimme zitterte ein wenig vor Aufregung.

„Ich muss unbedingt herausfinden, was hinter dieser ganzen Sache steckt. Ein Geheimnis ist da, um gelüftet zu werden. Und ich werde es lüften, da bin ich mir sicher!“

Er blickte seine Freunde der Reihe nach an.

„Dabei könnte ich noch ein paar verlässliche Partner brauchen, die mir helfen, der mysteriösen Geschichte auf die Spur zu kommen. Wie steht’s – habt ihr Lust ...?“

Mike Iron zögerte keine Sekunde. Bei derartigen Aktionen lachte auch sein Herz.

„Natürlich bin ich dabei, gar keine Frage!“, rief er begeistert aus.

Und auch Sheila nickte zustimmend, wenn auch nach anfänglichem Zögern. Ihr gingen noch die merkwürdigen, warnenden Worte des sterbenden Alten durch den Kopf.

„Ich werde auch mitkommen, ganz egal, wo es uns letztendlich hinführen wird. Die ganze Sache ist viel zu aufregend, um ‚Nein‘ zu sagen. Außerdem kann man euch beiden Männer nicht alleine auf die Geschichte loslassen. Jemand muss schließlich auf euch aufpassen.“

Taylor M. Harris III. nickte zufrieden. Er hatte keine anderen Entscheidungen erwartet, denn dafür kannte er seine Freunde schon viel zu lange und zu gut. Zudem hatte Mike im Moment sowieso keinen neuen Auftrag. Und zu arrangieren, das Sheila von ihrem Arbeitgeber beurlaubt wurde, sollte für den Präsidenten und Eigentümer der THAR Holding kein Problem sein.

„Dann sind wir uns ja einig“, stellte er deshalb mit Genugtuung fest. „Wir treffen uns dann hier in zwei Tagen wieder. Dann haben wir Wochenende und Zeit genug, um unser weiteres Vorgehen zu besprechen. Ich habe so ein Gefühl, als das da ein wirklich außergewöhnliches Abenteuer auf uns wartet!“

Seine Wangen glühten förmlich, und die Begeisterung für das Kommende stand ihm deutlich in sein Gesicht geschrieben. Sheila und Mike ließen sich nicht ungern davon anstecken. So saßen sie noch Stundenlang beieinander, berieten, diskutierten und beratschlagten.

Taylor und seine Freunde konnten in diesem Moment noch nicht ahnen, wie außergewöhnlich das bevorstehende Abenteuer tatsächlich werden sollte.

3. Suche nach dem Schlüssel

"Verdammt!"

Krachend ließ Taylor M. Harris III. seine Faust auf die schwere, blütenweiße Carrara-Marmorplatte seines Büroschreibtisches fallen.

"Verdammt!", wiederholte der Chef der THAR-Holding noch einmal im Brustton tiefster Frustration.

Er schaute seine beiden Freunde an, die vor ihm in bequemen, weißen Ledersesseln saßen. Die Enttäuschung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Sheila Armstrong und Mike Iron empfanden dabei kaum anders. Die schlechte Stimmung hatte ihren Ursprung in dem rechteckigen Stück alten Pergamentes, das vor ihnen auf der Tischplatte lag. Es war jene geheimnisvolle Karte, die ihnen von dem sterbenden Asiaten nach dem brutalen Raubüberfall in den Straßen von New York anvertraut worden war.

Seit Tagen versuchten sie nun schon, die unbekannten Symbole und Schriftzeichen der Karte soweit zu entziffern, dass sie etwas damit anfangen konnten. Ein riesiger Stapel von Fach- und Wörterbüchern verschiedenster, vornehmlich asiatischer Sprachen lag dazu rechts und links des Pergaments bereit. Daneben ein Tablet-PC, um zusätzlich die Informationsquellen des Internets anzuzapfen. Aber sie kamen einfach nicht richtig voran.

Das einzige, was sie bisher mit relativer Sicherheit entschlüsseln konnten, war der Hinweis auf ein in den Bergen des Himmalaja verborgenes Tal, welches angefüllt sei sollte mit einem unwirklichen, ewigen Nebel. Und dann war da noch die Rede von einer nicht näher bestimmbaren Gefahr, die in der Unendlichkeit lauern würde. Diese Gefahr bedrohe jeden, der es wagen sollte, das Tal der Nebel zu betreten. Mike Iron kraulte sich nachdenklich den pechschwarzen Vollbart. Mit missmutigem Blick musterte er dabei den Berg von Büchern und Schriften, die sie seit Stunden wälzten und studierten.

"Es ist fast unglaublich, dass wir in all diesen Fachbüchern nichts gefunden haben, was uns bei der Entschlüsselung der Kartensymbole hätte helfen können!", gab er leicht genervt von sich.

"Wir werden wohl doch noch einen Fachmann aufsuchen müssen", meinte Sheila Armstrong mit müder, erschöpft klingender Stimme, und schickte ein herzhaftes Gähnen hinterher. Wie die beiden Männer hatte sie in den letzten Tagen kaum Schlaf bekommen. Sie alle drei hatten Stunde um Stunde an der Entschlüsselung der geheimnisvollen Karte gearbeitet.

Taylor schüttelte als Reaktion auf den Vorschlag der rothaarigen jungen Frau heftig seinen Kopf.

"Das können wir vergessen", gab er in ablehnendem Ton von sich. "Wenn ich mich mit so einer Karte an irgendein Institut wende, dann pfeifen in wenigen Stunden sämtliche Boulevardblätter vom Dach, dass der "Herrscher der THAR-Holding" wieder einmal eine seiner Extratouren plant. Nein, es sollen so wenig wie möglich von der Geschichte erfahren!“

"Aber Sheila hat im Prinzip recht. Ohne einen Experten können wir die Expedition gleich abschreiben", gab Mike zu bedenken. "Das Himalaja-Gebiet ist riesengroß. Wir würden Monate, ach was sag ich, Jahre umsonst suchen, wenn wir nicht wissen, wo wir anfangen sollen mit unserer Suche".

"Dazu brauchen wir einen verschwiegenen Experten. Woher nehmen und nicht stehlen?".

Taylor Harris hatte damit begonnen, nachdenklich hinter seinem Schreibtisch auf- und abzugehen. Seine beiden Freunde beobachteten schweigend seine 'Wanderung'.

"Sheila!"

Der Ruf von Taylor kam so unvermittelt, dass Sie und Mike heftig zusammenzuckten.

„Mein Gott Taylor!“, beschwerte sich Sheila bei ihrem langjährigen Freund. „Musst du uns so erschrecken?"

"Entschuldige, war keine Absicht!“, antwortete dieser. „Aber mir ist da gerade etwas eingefallen. Du hattest doch einmal einen Freund, der Professor am hiesigen Naturkundemuseum ist?"

"Ja", antwortete die New Yorkerin etwas einsilbig. Man konnte ihr ansehen, dass sie nicht recht wusste, was Taylor Harris mit seiner Frage bezweckte.

"Aber das ist schon ein paar Jahre her", fügte sie noch erklärend hinzu.

"War der Typ nicht ein selbst ernannter Asienexperte?"

"Stimmt, das war er. Du konntest ihn fragen, was du wolltest, er gab dir immer eine Antwort. Ahhh, jetzt fällt der Groschen bei mir: ich soll ihn kontaktieren!"

"Du hast es erfasst, teure Freundin!", bestätigte Taylor ihre Vermutung.

"Steven hat mich bestimmt schon vergessen", entgegnete Sheila und machte ein mehr als skeptisches Gesicht zu dem Vorschlag.

Doch Taylor Harris schenkte ihr sein breitestes Lächeln.

"Du stellst dein Licht mal wieder ganz gewaltig unter den Scheffel. So schnell vergisst man doch eine Sheila Armstrong nicht! Du hinterlässt doch bei jedem Mann einen unauslöschbaren Eindruck."

"Oh je, da schleimt aber einer, um sein Ziel zu erreichen", rief Sheila und verdrehte ihre Augen dazu. „Allerdings sehe ich im Moment auch keine andere Möglichkeit, um mit unseren Recherchen weiter zu kommen.“

"Wie lange wirst du brauchen, bis du bei dem Professor etwas erreichst?", wollte Mike von der Freundin wissen.

"Gib mir eine Woche, dann sehen wir weiter“, erwiderte diese.

Taylor Harris nickte zufrieden.

"Gut, dann treffen wir uns in einer Woche wieder hier. Ich bin jetzt schon neugierig darauf, was Sheila uns dann zu berichten hat.“

******

Die beiden Männer fieberten dem neuerlichen Treffen in gespannter Erwartung entgegen. Sie alle hofften, dass Sheila von ihrem Ex-Freund den entscheidenden Hinweis bekommen würde, den sie bisher vergeblich alleine in all den Unterlagen zu finden versucht hatten.

Endlich war der Tag gekommen, und die drei Freunde machten es sich wieder einmal im riesigen Wohnzimmer von Taylors Penthouse gemütlich.

"Nun?", fragte Mike Iron die rothaarige Schönheit gespannt.

Der bullige Bodyguard platzte fast vor Neugier. Seine Aufregung war so groß, dass er schon ganz unruhig in dem breiten Ledersessel, den er sich als Sitzplatz ausgesucht hatte, hin- und her rutschte.

"Es waren ein paar angenehme Tage“, begann Sheila schwärmerisch zu berichten.

Dabei zuckte es verräterisch um ihre Mundwinkel. Nur mit Mühe konnte die Frau ein Lachen unterdrücken, als sie fort fuhr zu reden.

"Steven war hocherfreut, wieder einmal von mir etwas zu hören. Er lud mich auch gleich zu einem romantischen Candlelight-Dinner ein. Es gab eine fantastische Suppe aus frischer ..."

"Sheila - du bist eine Sadistin!", unterbrach Taylor die Freundin mit gespielter Entrüstung in seiner Stimme. "Du weißt doch genau, was du uns berichten sollst! Es interessiert Mike und mich doch nicht im Geringsten, was dieser Professor zum Abendessen auftischen lassen hat."

"Das war nur meine kleine Rache dafür, dass ich wieder einmal die 'Drecksarbeit' machen durfte, während die beiden Herren sich auf ihren Lorbeeren mit den vier Buchstaben ausgeruht haben.“

Mike hob mit einem breiten Grinsen im Gesicht in ergebener Geste beide Hände in die Höhe.

"Schuldig - in allen Punkten", gab er zu. "Allerdings scheint mir, dass dir diese 'Drecksarbeit' durchaus Spaß bereitete.“

Sheila nickte heftig, und ein schwärmerischer Ausdruck trat in ihr Gesicht.

"In der Tat. Steven kann immer noch so hinreißend sein, wie damals, als wir noch zusammen waren!"

Taylor M. Harris unterbrach die beiden abermals, diesmal allerdings nur mit einen nachdrücklichen Räuspern. Die junge Frau, die wegen ihrer feuerroten Haarmähne die irischen Vorfahren in ihrer Abstammungslinie wirklich nicht verleugnen konnte, hob nun ihrerseits beschwichtigend die Hände.

"Schon gut, schon gut - die Karte. Ich weiß.“

"Und?", drängelte Mike, "Was hat dein Prof dazu von sich gegeben?".

"Nun ja, ich wollte ihm die Sache nicht so direkt unter die Nase halten. Das hätte doch sofort den Eindruck gemacht, als wenn ich ihn nur wegen der Karte kontaktieren würde."

"Hast du doch aber gemacht?", feixte Mike.

Ein finsterer Blick aus Sheilas intensiv grünen Augen brachte ihn jedoch gleich wieder zum verstummen.

"Also ...", fuhr sie mit ihrem Bericht fort, "... nach dem Dinner habe ich den Professor, ich meine, Steven noch zu mir nach Hause eingeladen. Zu einem gemütlichen Abend vor dem prasselnden Kaminfeuer. Die Karte hatte ich dabei so auf dem Wohnzimmertisch drapiert, dass er sie unmöglich übersehen konnte. Sie ist ihm auch prompt regelrecht ins Auge gestochen. Natürlich hat er mich sofort gefragt, wo ich dieses Werk denn her bekommen hätte“, grinste Sheila über beide Backen über ihren Geniestreich.

„Ich erzählte ihm etwas von einem Antiquitätengeschäft, dass sie mir so gut gefallen und ich sie deshalb gekauft hätte. Allerdings könne ich aber mit den Inschriften nichts anfangen, so dass ich mittlerweile bezweifeln würde, dass diese Karte überhaupt echt wäre, und so weiter.“

"Ja - und was weiter?", fragten Taylor und Mike fast synchron.

Die Spannung, die sie ergriffen hatte, konnte von jedem Quadratzentimeter in ihren Gesichtern abgelesen werden.

"Steven nahm die Karte in die Hand und studierte sie einige Minuten lang. Dann meinte er, die Karte sei mit absoluter Sicherheit echt. Mann hätte sie jedoch in einer Art Geheimschrift abgefasst. Einige asiatische Glaubensorden verwendeten wohl in frühen Zeiten diese Art der Verschlüsselung. Und dann hat er mir übersetzt, was er entziffern konnte. All zu viel war es nicht, denn auch er kannte nicht alle Symbole dieser Geheimschrift. Ich habe versucht, mir alles zu merken, was er von sich gegeben hat. Na ja, so gut, wie es ging, eben. Nach dem er gegangen war, habe ich mich natürlich sofort hingesetzt und aufgeschrieben, an was ich mich noch erinnern konnte“.

"Lies schon vor, Sheila", drängelte Taylor mit zunehmender Ungeduld. „Spann uns nicht länger auf die Folter!“

Sie nickte, kramte sodann einen Zettel aus ihrer Handtasche und entfaltete ihn. Dann begann sie laut und konzentriert ihre Notizen vorzulesen.

"Da war von einer Bruderschaft die Rede. Sie bezeichneten sich als 'Wächter des Tores von Anklamurie', was immer das auch heißen soll. Der Sitz dieses Ordens war Nepal, und zwar in einem Kloster, nicht sehr weit von Katmandu entfernt, irgend wo in den Bergen des Himalaja Dieser Orden hatte es sich, so der entzifferte Text, zur Aufgabe gemacht, den Zugang zu einem geheimnisvollen Tal zu schützen. Jenes Tal wäre an einem immer währenden, undurchdringlich dichten, weiß leuchtenden Nebel zu erkennen, der sich an keinem Tag des Jahres auflöst. Das ist, was den Text betrifft, soweit erst einmal alles. Ich habe noch ein paar vage Richtungshinweise notiert. Die bringen uns aber erst etwas, wenn wir vor Ort in Nepal sind.“

Sheila blickte von ihrem Zettel auf und sah die beiden Männer erwartungsvoll an

Dort brannte wieder ein abenteuerlustiges Funkeln in deren Augen, wie sie es schon des öfteren an Ihnen beobachtet hatte, bevor es in ein neues Abenteuer ging.

"Wann brechen wir auf?", fragte sie deshalb nur lapidar.

Taylor dachte kurz nach. "Ich brauche zirka drei Tage, um die notwendigen Ausrüstungsgegenstände für uns zusammenzustellen. Dann muss ich noch meine Kontakte nach Nepal spielen lassen, den Jet bereitstellen … sagen wir, in vier Tagen, am Mittwoch!"

"Den Jet bereit stellen?", fragte Mike nach.

"Ja natürlich, mein Privatjet von THAR-AIR!", sagte Taylor, mit einem leicht vorwurfsvollen Unterton in der Stimme. „Was dachtest du denn?“

"Oh, Entschuldigung! Ich habe doch glatt mal wieder vergessen, dass du Milliardär bist", grinste Mike den Freund und Industrie- Tycoon an.

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