Читать книгу TERRA FUTURA - TESECO im Einsatz - W. Berner - Страница 6

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„Start des planmäßigen Passagierraumers WINDJAMMER mit Destination LUNAR STELLAR in 10 Minuten“, hallte eine wohl modulierte Automatenstimme durch die Passagierkabinen des großen, komfortabel ausgestatteten Raumschiffes.

„STELLAR TRANSFER wünscht Ihnen einen angenehmen Flug.“

Die sechs Raumfahrer der PRINCESS- Crew saßen in den bequemen Pneumosesseln ihrer gemeinsamen Reisekabine und warteten auf den Start. Der Flug nach LUNAR STELLAR, dem größten Passagierraumhafen des Sonnensystems, würde nur etwa drei Stunden in Anspruch nehmen. Distanzen, die noch vor zweihundert Jahren Reisen von vielen Monaten bedeuteten, hatten im 23. Jahrhundert den gleichen Stellenwert, wie es damals der Flugzeugverkehr zwischen Ländern und Kontinenten der Erde innehatte. Und was die Kosten betraf, so war es für einen normalverdienenden Bundesbürger durchaus erschwinglich. Kein Wunder, dass das Passagieraufkommen jedes Jahr ansehnliche Zuwächse zu verzeichnen hatte.

Ein melodischer Dreiton erklang, der den Start ankündigte. Von dem eigentlichen Vorgang an sich merkte man jedoch nichts. Andruckneutralisatoren und künstliche Schwerefelder glichen die beim Start eines Raumschiffes auftretenden Gravitationskräfte völlig aus und sorgten für komfortable Normalschwerkraft an Bord. Die Passagiere hatten die Möglichkeit, über große Monitore Start, Flug und Landung hautnah mitzuerleben. Auf diesen Bildschirmen konnte man nun die Start- und Landeplattformen von PORT MARSIANA erkennen. Die im Lichte der Sonne glitzernden NULLPLAST- Kuppeln der Marshauptstadt selbst tauchten nur kurz am rechten Bildrand auf. Das Ganze schien nun mit rasender Geschwindigkeit zusammenzuschrumpfen. Bald füllte der rostrot, grün und blau funkelnde Ball des Mars die gesamte Bildfläche aus. Innerhalb weniger Minuten hatte die WINDJAMMER den Orbit um den Planeten erreicht. Mit wenigen Kilometern Abstand passierte das Schiff den Marsmond Deimos, der auch Standort eines planetaren Abwehrforts und einer Flotte der Systemverteidigung Sol war. Kurz darauf schwenkte der Passagierraumer endgültig auf den Kurs zum Erdmond ein und beschleunigte stark.

„Ach Kinder…“, seufzte Harriet James mit einer Spur von Bedauern in ihrer Stimme, „Jetzt ist unser schöner, langer Urlaub endgültig vorbei. Nun heißt es wieder: ran an den Feind!“

„Sehr prosaisch ausgedrückt, Computerfee“, lachte Tom Carna, der Crewmaster der TESECO- Agenten.

Er erhob sich schwungvoll aus seinem bequemen Sessel und baute sich vor der kabinenwandgroßen Bildwiedergabe auf. Man hatte das Gefühl, dass der interplanetare Weltraum direkt am Ende der Passagierkabine begann. Ganz im Zentrum des Bildschirms befand sich ein winziger, bläulich-weißer Punkt: die Erde.

„Ja, unser Urlaub ist vorbei“, sagte der schlanke, drahtige Mann sinnend. „Allerdings wartet doch jetzt auch etwas aufregendes auf uns!“

„Das neue Schiff!“ rief Roy Anthony hinter ihm laut aus.

Carna wendete den Blick von der faszinierenden Wiedergabe des Weltraums ab und drehte sich zu seinen Leuten um.

„Richtig – unser neues Schiff. Und ich denke, jeder von uns kann es kaum erwarten, bis es uns übergeben wird. Was sind schon Raumfahrer ohne Raumschiff?“

Die Gesichter seiner Freunde und Kollegen spiegelten dieses Empfinden exakt wieder. Es war so etwas wie die kindliche Freude auf ein großes Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenk in den Mienen zu lesen.

„Mich persönlich würde außerdem brennend interessieren, welchen Auftrag man für uns als nächstes bereithält“, meldete sich Nomo Teniate zu Wort. Der aus dem zentralafrikanischen Kenia stammende Defenser des Schiffes lies seine blendend weißen Zähne blitzen.

„Das erfahren wir noch früh genug, mein Freund!“ erwiderte Tom lachend. „Aber bevor wir hier über ungelegte Eier gackern, lasst uns noch einmal auf unsere gute, alte PRNICESS I anstoßen!“

Wie auf Kommando meldete sich der Türsummer ihrer Kabine.

„Na, das nenne ich perfektes Timing“, staunte Tom. Und auf die fragenden Gesichter seiner Crew ergänzte er: „Ich habe mir erlaubt, bei unserem einchecken, eine kleine Bestellung aufzugeben.“

Er rief laut „Herein!“, und gleich darauf schob eine adrett gekleidete Flugbegleiterin einen Servicewagen zu dem TESECO- Spezialisten herein. Kurze Zeit später war eine große, gut gekühlte Champagnerflasche entkorkt und in den Gläsern der Raumfahrer perlte der spritzige Rebensaft munter vor sich hin.

Tom hob sein Glas zu einem Toast.

„Auf die Prinzessin!“ rief er mit fröhlicher Stimme.

„Auf die Prinzessin!“ antwortete die Crew im Chor.

Dann prosteten sie sich zu und tranken den echten, terranischen Champagner. Ihre Gedanken verweilten bei ihrem im Agena- System abgeschossen Raumkreuzer, um sich erwartungsvoll dem neuen Raumschiff zuzuwenden.

So langsam machte sich eine gespannte Unruhe unter den sieben Menschen breit. Eigentlich sollte man ja meinen, dass erfahrene Raumfahrer, TESECO- Agenten noch dazu, nichts so leicht aus der Ruhe bringen konnte. Doch der Gedanke an das neue Schiff versetzte jeden in Aufregung, der jemals mit Raumschiffen die Unendlichkeit des Alls durchstreift hatte.

Der weitere Flug zum Mond verlief ruhig und schnell, so dass die WINDJAMMER bald zur Landung auf LUNAR STELLAR ansetzen konnte. Nach dem Auschecken strömten die Crewmitglieder gemeinsam mit den anderen Passagieren hinunter zum Bahnhof des LUNAR TRAVEL SYSTEM, auch kurz LTS genannt. Die Kabinen des LTS verkehrten in Vakuum- Röhren und verbanden so mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit sämtliche Mondstädte und Ansiedlungen miteinander. Zunächst nahmen die Raumfahrer eine Express- Kabine zum zentrale LTS- Bahnhof von Newton-Town, jener Mondstadt im Mare Imbrium, zu der LUNAR STELLAR gehörte. Dort wechselten sie in den planmäßigen TransLunarExpress nach Luneville, der Mondhauptstadt am Mondnordpol. Luneville war zum einen Sitz des TESECO- Hauptquartiers, zum anderen befand sich dort PORT TESECO, die Schiffsbasis ihrer Organisation. Hier würde man der Crew ihr neues Schiff übergeben.

„Herz, klopf nicht so stark!“, flüsterte Hanne aufgeregt vor sich hin, als sie vom LTS- Haltepunkt dem stumpfkegelförmigen TSC Hochhaus in Kuppel 7 von Luneville zustrebten.

Mit einem verlegenen Seitenblick auf ihre Kollegen fügte sie hinzu:

„Ich komme mir richtig blöd vor, aber ich bin so aufgeregt wie an meinem ersten Schultag!“

„Mach dir nichts draus“, beruhigte sie Roy mit einem freundschaftlichen Schulterklopfen. „Uns geht es kein bisschen anders.“

Gemeinsam betraten sie das TESECO- Hauptquartier. Kurze Zeit später standen sie im Büro von Generalmanagerin Kate Reed, der Leiterin der Sicherheitsorganisation. Tom Carna trat einen Schritt vor.

„Crewmaster Tom Carna und die Besatzung der PRINCESS…II melden sich zum Dienst!“, sagte er betont förmlich.

Kate Reed lehnte sich lächelnd in ihrem breiten Schreibtischstuhl zurück.

„Nanu, so förmlich?“, fragte sie schmunzelnd.

„So exakt kenne ich Sie ja gar nicht, Tom. Ich glaube, ich muss Ihnen öfters ein neues Schiff verpassen.“

Allgemeines Gelächter antwortete ihr.

„Na, dann will ich es mal nicht so spannend machen“, sagte sie dann und erhob sich von ihrem Sessel. „Wenn ich Ihre erwartungsvollen Gesichter sehe, dann weiß ich, dass sie es kaum noch erwarten können, ihr neues Schiff zu sehen.“

Kate Reed öffnete ein kleines Schubfach ihres großen Schreibtisches und entnahm ihm ein metallisch glitzerndes, viereckiges Kärtchen. Mit diesem kam sie um den gut zwei Meter langen und etwa einen Meter breiten Arbeitstisch herum. Die Generalmanagerin räusperte sich kurz und überreichte dem Commander dann das silberne Kärtchen.

„Crewmaster Thomas Aaron Bartholomew Carna“, sprach sie ihn mit seinem vollen Namen an, und ihre Stimme hatte dabei einen durchaus feierlichen Klang, „Hiermit überreiche ich Ihnen und Ihrer Crew die Berechtigungs- und Befehlscodes für den TESECO- Einsatzkreuzer 2231-112-3564. Auf Ihren Wunsch wurde dem Schiff der Name PRINCESS II verliehen. Ich darf Ihnen im Namen von TESECO und SADMIT die herzlichsten Glückwünsche aussprechen und Ihnen allen allzeit guten Flug wünschen!“

GM Reed schüttelte Carna die Hand und beglückwünschte anschließend auch natürlich noch die anderen Crewmitglieder zu dem neuen Schiff.

„Kommen Sie, liebe Kollegen“, sagte die Chefin von TESECO nach einigen Augenblicken. „Wir werden uns jetzt gemeinsam nach PORT TESECO begeben. Dort können Sie Ihr neues Schiff gleich in Besitz nehmen.“

Die sieben Raumfahrer folgten Kate Reed in den Aufzug des TESECO Towers, der sie unter die Mondoberfläche beförderte. Von dort gab es eine direkte Express- Rohrbahnverbindung zum Schiffsstützpunkt der Organisation. Die Fahrt dorthin nahm etwa 15 Minuten in Anspruch. Bald darauf standen sie in einer der großen sublunaren Hangarhallen des riesigen Komplexes. Vor ihnen schwebte der mattsilbern und dunkelblau schimmernde Körper des neuen Raumschiffes. Das Basiselement des Raumers war eine am Rand abgerundete Scheibe mit einer Dicke von acht, und dem größten Durchmesser von 56 Metern. In ihm befanden sich der rundum laufende Aggregatering des deGrell’schen Schwerefeldantriebes, der Schirmfeldemitter und des ANGRAV. Außerdem war die Scheibe Sitz der meisten Aggregate, Energieerzeuger- und Speichersysteme. Im Kernbereich gruppierten sich zudem die Decks C, D und E um die zentrale Schiffsachse. Auch die drei Hangars für die Beiboote des Typs SILVERJET fanden sich hier. Oben auf der Scheibe saß eine an der Basis zwanzig Meter durchmessende Halbkugel. Sie barg neben den Ortungs- und Funkanlagen das Kommandodeck und das B-Deck. An der Basis wurde die Halbkugel vom silbern schimmernden Band des SEHD- Emitterrings, mitsamt SUPRAG und den Komponenten des Mawitzel’schen Hyperenergiewandlers, kurz MAWIB genannt, umlaufen.

Unterhalb der Basisscheibe ragte ein Kugelsegment hervor, mit einem größten Durchmesser von dreißig Metern und einer lichten Höhe von acht Metern. Dort fanden sich unter anderem die Hauptschleuse, Lager- und Ausrüstungsbereiche, Laderäume und weitere Komponenten des ANGRAV- Triebwerkes. Unter- und oberhalb der Basisscheibe gab es außerdem noch eine Vielzahl ausfahrbarer Geräte wie die Abwehrwaffen, Traktorfeldprojektoren und energetische Verankerungssysteme. Insgesamt durchmaß das imposant anmutende Schiff vom Kopf bis zum Boden stolze 24 Meter.

Nomo musterte das neue Schiff mit kritischem Blick.

„Ich entdecke einige Unterschiede zu unserem alten Kahn, aber gravierende Neuerungen fallen mir beim ersten Betrachten nicht auf“, meinte er dann.

„Von außen vielleicht nicht, aber warten Sie erst einmal ab, bis Sie das Schiff von Innen sehen!“, steigerte Generalmanagerin Reed die Spannung.

„So, dann wollen wir mal“, fuhr sie dann fort.

Sie berührte in schneller Folge einige kleine, farbige Quadrate, die sich in Brusthöhe ihrer perfekt auf ihre schlanke Figur zugeschnittene dunkelblaue Dienstkombination befanden. daraufhin schob sich direkt vor den Füßen der Crew eine runde Säule aus dem Hangarboden bis in Hüfthöhe empor. Der obere Teil davon klappte auf und entpuppte sich als Handflächenscanner.

„Authentifizierungsprozedur“, verlangte eine synthetische Automatenstimme.

Tom Carna trat vor, schob das silberne Kärtchen in einen schmalen Schlitz unterhalb der Scannerfläche und legte dann seine rechte Hand auf dieselbe.

„Identifiziert. Autorisiert. Gespeichert“, meldete die künstliche Stimme. „Nächste Person.“

Glenn Stark, Submaster der PRINCESS- Crew, war als nächster an der Reihe. Nacheinander begaben sich die einzelnen Crewmitglieder an die Scannersäule. Zum Abschluss verifizierte auch Generalmanagerin Reed die ganze Prozedur. Daraufhin gab es eine Veränderung auf der Außenhaut der oberen Halbkugel. Unter dem TESECO- Symbol, der goldenen Pfeilspitze auf silbernem Grund, erschien wie aus dem Nichts hingezaubert der neue Name des Schiffes, PRINCESS II, in großen, silbernen Lettern. Und, etwas kleiner darunter, die Registriernummer.

„Voilá, das Schiff gehört Ihnen!“ rief GM Reed und machte eine elegante, deutende Handbewegung in Richtung des Schiffes dazu. Wie auf ein geheimes Stichwort hin öffnete sich die Hauptschleuse der PRINCESS II und mit leicht goldenem Flirren baute sich das breite Band der Antigravrampe auf. Tom Carna winkte seinen Leuten auffordernd zu.

„Dignus est intrae“, sagte er auf Latein. „Es ist würdig, einzutreten. Lasst uns das Schiff in Besitz nehmen!“

Und zur TESECO- Chefin gewandt sagte er: „Kommen Sie mit uns an Bord?“

Die Generalmanagerin verneinte.

„Tut mir leid, Tom. Aber CONTROL meldete mir gerade, dass mein Büro mich wegen einer dringenden Nachricht sucht. Ich werde rasch in die Sektorenkontrolle für diesen Hangarabschnitt gehen und mich mal schlau machen, was da so dringend ist, dass es nicht einen Moment warten konnte!“

Sie nickte dem Commander noch einmal kurz zu und strebte dann in Richtung der Sektorenkontrolle davon. Tom folgte seiner Crew ins Innere des Schiffes. In der Bodeschleuse hatten sie auf den Crewmaster gewartet. Dort erwartete sie schon die erste, große Neuerung. Anstatt eines Zentralachsenliftes mit Kabine fand sich dort ein hochmoderner, zweigeteilter Antigravlift. Eine Seite war aufwärts, die andere dann natürlich abwärts gepolt. Der Lift konnte also gleichzeitig in beide Richtungen benutzt werden.

„Äußerst praktisch, wenn es schnell gehen muss“, kommentierte Karin die Anlage.

„Tom, ich würde mir gerne den Maschinen- und Aggregatebereich näher ansehen“, sagte sie dann zum Commander. „Macht es dir was aus, wenn ich mich zur Seite schlage?“

„Geh nur, Karin“, antwortete Carna. „Ich weiß, dass dir der Teil des Schiffes als Technikspezialistin besonders am Herzen liegt!“

„Und mir als Staumeister an Bord liegt der Ausrüstungs- und Lagerbereich am Herzen“, meldete sich nun auch Glenn Stark. „Daher werde auch ich die Gelegenheit ergreifen und einen Abstecher dorthin machen“.

„OK Glenn, geht klar“, stimmte der Crewmaster zu.

„Und ihr?“, fragte er die restlichen Crewmitglieder.

„Wir begleiten dich in die Zentrale“, gab Nomo stellvertretend für alle anderen zur Antwort.

So schwebten sie hintereinander das erste Mal in dem hochmodernen Antigravlift nach oben. Glenn verließ den Lift schon im E-Deck, Karin eine Etage höher im D-Deck. Dort befanden sich die ersten Schotten zum Maschinenbereich. Harriet, Hanne, Tom, Roy und Nomo ließen sich bis zum A-Deck nach oben tragen, dem Kommandobereich der PRINCESS II, Herz und Hirn von allem an Bord.

„Nobel, Nobel!“, staunte Harriet, als sie die Zentrale betraten.

„Schaut mal, man hat uns sogar einen Teppich gegönnt!“

Tatsächlich war der Boden von feiner, dunkelblauer Auslegeware bedeckt. Die Crewmitglieder schauten sich neugierig und interessiert an ihrem neuen Arbeitsplatz um. Mehrfach ertönten „Oh!“ und „Ah!“.

„Da ist wirklich nur das allerneueste und beste an Technik eingebaut!“, lobte Nomo die Ausstattung.

„Du hast Recht, mein Freund. Es ist wirklich ein schönes Schiff, was wir da bekommen haben“, freute sich auch der Crewmaster.

Und wirklich: die sechs zumeist hufeisenförmigen Arbeitsbereiche der einzelnen Crewmitglieder waren sinnvoll, praktisch und modern eingerichtet. Untereinander waren die Pultbereiche durch geschwungene, lichte und halbtransparente Elemente voneinander abgegrenzt. Vor dem mondsichelförmigen Kommandopult ragten die Kegelprojektoren für das holografische Kugelbeobachtungsfeld aus Bode und Decke. Eine ähnliche Konstruktion gab es zudem direkt vor dem Pult des Defensers, als dem Arbeitsbereich von Nomo Teniate. Hier handelte es sich dann um strategische Darstellungen. Neu in der Kommandokanzel war ein Gästebereich, eine etwas abgetrennte Sitzgruppe, bestehend aus zwei Couchbänken, zwei Sesseln und einem flachen Tisch. Dort gab es außerdem eine kleine Versorgungseinheit für kleine Mahlzeiten und Getränke, sowie einen großen 3-D Monitor, auf denen mitfliegende Gäste den Flug mitverfolgen konnten, wenn sie in die Kanzel eingeladen worden waren. Alles in allem ein Arbeitsplatz, an dem sich die TESECO- Spezialisten wohlfühlen würden.

Während die Raumfahrer die einzelnen Schalt- und Steuerpulte inspizierten, meldete sich die sanft modulierte Frauenstimme des Bordgehirns zu Wort.

„Generalmanagerin Kate Reed hat soeben das Schiff betreten“, wurde die Besatzung informiert.

Kurz darauf tauchte sie auch schon ‚aus dem Boden’ der Kommandokanzel auf und schwang sich, als sie die richtige Höhe erreicht hatte, elegant aus dem Antigravfeld des Liftes heraus.

„Entschuldigen Sie, dass ich Sie habe warten lassen, Tom“, sagte sie anstelle einer Begrüßung.

„Darf man erfahren, um was es bei diesen wichtigen Informationen aus Ihrem Büro ging?“, fragte der Commander interessiert.

„Sicher“, antwortete GM Reed. „Es ist kein Geheimnis. Im Gegenteil. Der Sender GALACTIV 3 strahlt derzeit höchst seltsame Nachrichtensendungen aus.“

„Seltsam?“ fragte Nomo, der sich zum Commander und Kate Reed gesellt hatte. „Inwiefern?“

„Nun, es ist eine Reportage über UFO-Sichtungen. Der Sender behauptet, dass es in mehreren Sonnensystemen der Stellaren Union unheimliche Begegnungen der ersten Art gegeben haben soll. Namentlich aufgezählt wurden die Systeme Wega, Prokyon, Janus und Alpha Centauri.“

„UFO’s?“ Tom Carna machte ein zweifelndes Gesicht

„Das meinen die doch wohl nicht im Ernst?“

„Doch, Tom, die meinen es sogar todernst“, widersprach seine Chefin. „Man hat sogar weitere Sondersendungen zu dem Thema angekündigt.“

„Und wo sollen diese UFO’s aufgetaucht sein?“ wollte Nomo wissen. „Ich meine, wo genau sind denn diese Dinger aufgetaucht?“

„Nun, GALACTIV 3 berichtete, dass jeweils mehrere unidentifizierbare Objekte über den jeweiligen Hauptwelten auftauchten. Das Ganze dauerte nur Minuten, und noch bevor man vor Ort reagieren konnte, verschwanden die UFO’s auch schon wieder!“

Kate Reeds Gesicht verfinsterte sich, als sie fortfuhr.

„Mein Sekretär hat mir außerdem berichtet, dass die dortigen Überwachungszentren von SPOT keinerlei Ortungen hatten. Obwohl es hunderte von Augenzeugen für die Sichtungen geben soll, schlug kein einziges Ortungssystem an, weder die Nahbereichstaster, noch die Fern- und Hyperraumsensoren. SPOT steht vor einem Rätsel!“

Ein Ausruf von Roy Anthony unterbrach die kurze Unterhaltung.

„Tom, PRINCESS hat mir ein Gespräch von SPOT CENTER durchgestellt. Die Exekutivdirektorin möchte unsere Chefin sprechen.“

Der Commander zog in einer erstaunten Geste die linke Augenbraue nach oben.

„Lege das Com- Signal auf die Holokugel vor dem Kommandopult“, wies er den funktechnischen Spezialisten an.

Gleich darauf flammte das gut 120 Zentimeter durchmessende, kugelförmige Projektionsfeld zwischen den beiden Spitzkegeln der Projektoren auf. Plastisch und in brillanter Wiedergabe erschien das Torsobild einer schlanken Frau mit etwas herben, südländischen Gesichtszügen, dunklen Augen, schmalem, vielleicht ein wenig zu verkniffen wirkenden Mund. Das Gesicht wurde umrahmt von einer wallenden, bis auf die Schulter fallenden Lockenpracht, die von einem dunkelroten Kupferton war.

„Raffaela!“, rief Generalmanagerin Kater Reed der real wirkenden, holografischen Erscheinung entgegen, „Wir haben gerade über SPOT gesprochen!“

Die zirka 45- Jährige, aus dem südlichen Italien stammende Frau lächelte gequält.

„Und damit wahrscheinlich auch schon über den Grund meines Anrufes“, sagte sie mit ihrer dunklen, vielleicht ein bisschen rauchig klingenden Stimme.

„Doch nicht schon wieder UFOs?“, fragte Tom überrascht.

„Commander Carna, wenn ich mich nicht irre?“

Der Blick aus den dunkelbraunen, fast schwarz wirkenden Augen der Exekutivdirektorin SPOT’s heftete sich auf den Crewmaster. Dieser nickte nur kurz zur Bestätigung.

„Sie haben es erfasst, Commander. UFOs! Man hat schon wieder einige dieser Dinge beobachtet.“

„Wo sind sie denn nun aufgetaucht?“, wollte GM Reed wissen.

„Tja, Kate, das wird dir bestimmt nicht gefallen!“, prophezeite die Leiterin der terranischen Raumüberwachung unheilsschwer.

„Neu Delhi, Washington, Moskau, Kapstadt, Canberra, Sub Tokio, Berlin, London, Antarktika und Beijing.“

Kate Reed rang sichtlich um ihre Fassung, als sie die mit stoischer Ruhe vorgebrachte Aufzählung aus dem Munde Raffaela Marons vernahm.

„Hier auf der Erde?“, presste sie mühsam hervor.

„Sag mir, dass dies ein schlechter Witz von dir ist!“

„Man hat mir ja schon viele Eigenheiten angedichtet, aber Humor gehörte bisher nicht zu den mir zugeschriebenen Eigenheiten“, erwiderte die Exekutivdirektorin mit leichtem Sarkasmus in der Stimme. „Doch dieses Mal wünschte ich mir, es wäre so!“

„Und keine unserer automatischen Orterstationen im Sonnensystem und im erdnahen Bereich haben diese Erscheinungen orten können?“, fragte Generalmanagerin Reed ungläubig?“

„Nein, Kate“, antwortete Raffaela Maron mit einem Hauch Bitterkeit in ihrer Stimme. „Und du kannst dir sicher vorstellen, wie schwer mir das als Leiterin der terranischen Raumüberwachung fällt, es zuzugeben. Erst nachdem die ersten aufgeregten Augenzeugen bei Behörden und P-SEC angerufen hatten, tauchten auf unseren Tasterschirmen sehr schwache Reflexe auf.“

„Es gibt also doch Orterbilder?“, horchte Carna auf.

„Ja, Commander“, bestätigte die Exekutivdirektorin. „Und diese Aufzeichnungen werden im Moment ausgewertet.“

„Hat denn die Planetare Verteidigung reagiert?“

„Schon, doch bevor die ersten Abfangjäger in der Luft waren, sind die Erscheinungen auch schon wieder verschwunden gewesen. PLAD war in diesem Falle völlig machtlos.“

Die Leiterin von SPOT wandte sich wieder der Generalmanagerin zu.

„Kate, ich möchte TESECO offiziell um Unterstützung bitten!“, sagte sie zu ihr.

„Selbstverständlich“, antwortete Kate Reed.

„Ich werde unsere Einsatzzentrale anweisen, verstärkte Patrouillenflüge im gesamten Sonnensystem durchzuführen. Außerdem werde ich einige Hundert Orterdrohnen ausschwärmen lassen. Vielleicht gelingt es unseren beiden Organisationen gemeinsam, die unbekannten Objekte zu identifizieren.“

Die Exekutivdirektorin von SPOT bedankte sich kurz für die Unterstützung, dann wurde die Verbindung getrennt und die Holokugel löste sich in Luft auf.

Tom Carna machte ein sehr nachdenkliches Gesicht.

„Ein Unit für ihre Gedanken, Tom“, sagte GM Reed zu ihm.

„Ich frage mich, ob wir mit der Entdeckung außerirdischer Hinterlassenschaften auf Flashfire im Agena-System nicht den Geist aus der Flasche gelassen haben!“, meinte dieser düster.

„Sie tippen bei den UFOs also auch auf Extraterrestrier?“

Tom nickte.

„Allerdings. Und das wir ihren Anflug offensichtlich nicht orten können, das macht mir ehrlich gesagt ein wenig Angst!“

Kate Reed seufzte tief.

„Nicht nur Ihnen, Tom. Nicht nur Ihnen!“ gab sie leise zu.

„Ich werde stillen Alarm für alle TESECO- Verbände und Basen auslösen!“, sagte sie dann entschlossen.

„Außerdem kehre ich sofort ins HQ zurück und nehme Kontakt mit SADMIT, PLAD und dem Einsatzstab von USF auf. Es kann nicht schaden, wenn wir auf alle Eventualitäten vorbereitet sind.“

„Gute Idee“, stimmte Tom zu, und auch Nomo nickte beipflichtend.

„Wir werden die Gelegenheit nutzen, und unser neues Schiff dadurch ausprobieren, dass wir uns den Patrouillenflügen im Sonnensystem anschließen.“

„Machen Sie das, Tom. Sehr viel mehr können wir im Moment auch nicht unternehmen!“

Sie nickte dem Commander und Nomo noch einmal zu, und verabschiedete sie von Hanne, Roy und Harriet durch einen kurzen Gruß. Dann trat sie ins abwärts gepolte Feld des Antigravliftes und schwebte der Bodenschleuse entgegen. Kurz darauf hatte sie das Schiff verlassen.

Carna ging um das Kommandopult herum und nahm dahinter in dem bequemen, ergonomisch geformten Ledersessel Platz. Er presste kurz seinen Daumen auf das Aktivierungsfeld und sofort wurden Sichtfelder, Schalt- und Steuerbereiche sichtbar. Das Pult war einsatzbereit. Ein weiteres, flüchtig angetipptes Sensorfeld aktivierte die Bordsprechanlage.

„Karin, Glenn – bitte sofort in die Kommadokanzel. Wir starten in dreißig Minuten!“

Seine Hände huschten kurz über verschiedene Kontrollfelder. daraufhin erlosch die Antigravrampe und die Hauptschleuse des Schiffes wurde verschlossen.

„Roy“, wandte er sich dann an den blonden Engländer. „Nimm bitte Kontakt mit CONTROL auf. Lass dir unseren Start bestätigten und den Leitweg zur nächsten freien Startplattform geben!“

„Mach ich, Chef“, bestätigte der Kommunikationsspezialist.

„Nomo, Harriet und Hanne, nehmt bitte eine Generaldiagnose aller wichtigen Systeme vor.“

Auch die drei Besatzungsmitglieder bestätigen kurz. Sie saßen bereits hinter ihren Kontrollpulten, die sie selbstverständlich auch schon aktiviert hatten.

Gleich darauf tauchte zuerst Karin Schroeder, sofort danach Glenn Stark im Antrigravlift auf. Rasch strebten sie ihrem Terminals zu.

Kaum hatten sie dahinter Platz genommen, da kamen auch schon die Befehle des Commanders.

„Technischer Leitstand: Hochfahren aller Systeme. ANGRAV aktivieren, energetische Verankerungen lösen. Bereitschaft des deGrelle herstellen. SUPRAGS nur in Vorlaufstellung halten!“

„Anweisungen werden ausgeführt!“, meldete Karin knapp, während ihre Finger schon über die Schaltflächen des Pultes huschten. Gleichzeitig erwachten unten im Schiff die Fusionsmeiler und die ALPHARD- Energiekonverter zu Leben.

„Glenn, Bereitschaft für die Defensivsysteme. Abwehrschirme müssen möglicherweise in Sekundenbruchteilen hochgefahren werden. Bereitschaft herstellen!“

„Bestätige!“

„Wie ist der Ladezustand?“

„Wir sind voll ausgerüstet“, gab der Submaster zur Auskunft.

„Nach erstem Augenschein ist alles ohne Beanstandungen!“

„Sehr gut!“, registrierte der Commander mit Genugtuung.

„Startvorbereitungen durchführen!“

Exakt nach dreißig Minuten hatten sie alle vorgeschriebenen Erstkontrollen durchgeführt. Das Schiff war Startbereit. CONTROL übernahm nun die Führung. Das Computerleitsystem lotste die PRINCESS II von ihrem Hangarplatz durch riesige, aus dem Mondgestein heraus gefräste Kavernen zur nächsten freien Startplattform. Deren gewaltige, halbrunde Druckschotten schoben sich gerade zur Seite und gaben dem Schiff den Weg frei.

Die PRINCESS II wurde von Traktorstrahlen auf die Kreisrunde Plattform gezogen und dort energetisch verankert. Dann schloss sich die Schotte wieder, während sich gleichzeitig die Plattform nach oben bewegte, bis sie unter der großen, in der Mitte teilbaren Druckkuppel angekommen waren. Dort kam die Plattform zum Stillstand und bildete jetzt einen absolut luftdichten Verschluss zu der sublunaren Hangaranlage.

„CONTROL an PRINCESS II“, meldete sich der Tower von PORT TESECO. „Starfreigabe, wenn Druckkuppel geöffnet!“

„Bestätigte Startfreigabe!“, antwortete Roy Anthony dem Tower.

Währenddessen pumpten Hochleistungsevakuatoren die kostbare Atemluft aus der Druckkuppel heraus. Als dort Vakuum herrschte, öffneten sich die beiden Hälften über dem Schiff und sanken rasch zur Seite weg. Der Weg in den Weltraum über dem Erdmond war frei. Die PRINCESS II hob langsam ab und wurde, immer schneller werdend, vom lichtlosen Schwarz über dem endlos scheinendem Grau des Erdtrabanten verschluckt.

TERRA FUTURA - TESECO im Einsatz

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