Читать книгу TERRA FUTURA - TESECO im Einsatz - W. Berner - Страница 7
Оглавление***
„Himmlisch….“
Peter Olson seufzte wohlig.
„Was für ein unbeschreiblich herrliches Wetter!“
Er räkelte sich behaglich auf seiner bequemen Liege. Seine Frau Janet und er selbst hatten sich nach dem Mittagessen auf den Balkon ihres Hotelzimmers zurückgezogen, wo sie sich ein wenig ausruhen und lesen wollten. Janet Lonwil nippte gerade an einem fruchtigen Cocktail, den sie sich vor ein paar Minuten vom Zimmerservice hatte bringen lassen. Sie blinzelte zu ihrem Mann hinüber.
„Das war wirklich eine wunderbare Idee von dir, hier auf Topic unseren Urlaub zu verbringen.“
Ihr Mann brummte nur zustimmend und vertiefte sich wieder in seinen spannenden Kriminalroman.
„Weißt du, wo die Kinder sind?“, fragte ihn Janet nach einigen weiteren Minuten.
„Warum fragst du?“, wollte Peter wissen und linste über den Rand seiner Sonnenbrille zu seiner Frau hinüber. „Wir haben sie doch gerade erst beim Mittagessen gesehen.“
„Aber das ist doch schon fast eine Stunde her!“, rief Janet aus.
Peter lachte leise.
„Oh Erika“, sagte er mit gutmütigem Spott, „Du änderst dich wohl nie. Die ‚Kinder’ sind schon lange volljährig und können mittlerweile auch schon ganz gut auf sich selbst aufpassen.“
„Das weiß ich doch auch, mein Göttergatte“, gab seine Frau zu.
„Aber als Mutter kann ich einfach nicht aus meiner Haut. George und Janet werden immer meine kleinen Kinder bleiben.“
„Na, wenn du meinst, dann will ich dich mal beruhigen. Die beiden sind zum Strand hinunter gegangen. Sie wollten noch ein wenig Beach- Volleyball spielen.“
Er reckte sich ausgiebig, dann stand er von der Liege auf und machte Anstalten, ins Zimmer hinein zu gehen.
„Was hast du denn vor, Peter?“, rief ihm seine Frau hinterher.
„Na was wohl!“, antwortete er. „Gleich kommen die Nachrichten auf GALACTIV.“
„Du und deine Nachrichten! Kannst du nicht mal im Urlaub darauf verzichten?“ meinte Erika vorwurfsvoll.
Peter Olson lachte laut.
„Ein Laster braucht der Mensch ja schließlich. Ich rauche nicht, trinke nur selten, und verheiratet bin ich mit der hübschesten Frau im Universum.“
„Alter Charmeur!“ sagte Erika schon wieder ganz versöhnlich.
„Geh nur und schau dir deine ‚lasterhaften’ Nachrichten an.“
Der in Schweden geborene Softwareentwickler warf sich der Länge nach auf das Bett und aktivierte durch Zuruf den großen Wandschirm. Mit einem weiteren Ruf wählte er den gewünschten Kanal aus. Gerade verblasste der letzte Werbespot. Eine digitale Zeitanzeige zählte die letzten Sekunden herunter, dann lief das Logo der GALACTIV 3 NEWS. Kurz darauf erschien Anchievas Pradhnaharam in der dreidimensionalen Wiedergabe. Er war der Anchorman der in der Stellaren Union meistgesehenen Nachrichtensendung. Nach der Begrüßung machte er die Sendung gleich mit dem Top- Thema auf, den verschiedenen UFO- Sichtungen in der Union. Olson verfolgte die Meldungen interessiert. Doch dann kam der Sprecher auch auf den Planeten Topic zu sprechen, was den Familienvater aus dem englischen Halifax sofort regelrecht elektrisierte.
„Über Topic- City, dem Verwaltungssitz und Standort des Raumhafens der beliebten Ferienwelt im Sadir- System, wurde vor wenigen Stunden ebenfalls erstmals das Auftauchen jener mysteriösen Flugobjekte gemeldet“, las Pradhnaharam mit ernster Miene vor. „Auf Anfrage teilte SPOT-Center mit, dass auch in diesem Fall zuvor keinerlei Ortung oder Erfassung der UFOs möglich gewesen war. Augenzeugen berichteten, dass die Kugelförmigen Objekte wie aus dem Nichts über dem Raumhafen auftauchten, einige Minuten scheinbar regungslos in der Luft verharrten, und dann ebenso abrupt wieder verschwanden, wie sie erschienen waren. Die Behörden stehen vor einem Rätsel. Wie die Verwaltung in Topic- City mitteilte, bestünde trotzdem kein Grund zur Unruhe. Die Lage sei unter Kontrolle und der Ferienbetrieb laufe ohne Störungen und wie gewohnt weiter. GALACTIV-3-News wird Sie auf alle Fälle über die Entwicklung auf dem Laufenden halten. Weitere Meldungen: Bei einem Brand in einem Ausflugslokal….“
Die restlichen Meldungen interessierten Peter Olson jedoch nicht mehr. Er hatte sich auf dem Bett in sitzende Haltung aufgerichtet und saß einige Momente lang wie erstarrt da.
UFOs hier im vermeintlichen Paradies!
Er konnte es nicht fassen. Es war ja auch fast eine unglaubliche Geschichte. Und dass die Lage unter Kontrolle sei, hielt er für einen schlechten Scherz. Wie konnte etwas unter Kontrolle sein, wenn man offensichtlich nicht in der Lage war, rechtzeitig die Annäherung dieser seltsamen Objekte anmessen zu können! Peter Olson fühlte sich zutiefst verunsichert. Auf der Erde, im Sonnensystem, da wäre ihm vermutlich wesentlich wohler zumute gewesen. Da gab es die SYD, die Systemverteidigung mit all ihren automatischen Stationen und Abwehrsystemen. Außerdem war da noch USF, die terranische Föderationsflotte. Und nicht zu vergessen die ganzen Einheiten von TESECO und die planetare Verteidigung. Doch hier, auf einem Planeten im Außenbereich der Stellaren Union, da gab es nur eine Raumstation und einige bewaffnete USF- Kreuzer. Das war es dann aber auch schon. Olson, der stämmige, kräftige Mann, von Freunden manchmal scherzhaft als ‚Wikinger’ bezeichnet, malte sich in seinen Gedanken die wildesten Szenarien aus. Und keines davon trug dazu bei, ihn zu beruhigen. Einige Minuten lang saß er so da, völlig in Gedanken versunken. Erst ein Zuruf seiner Frau holte ihn aus seinen Grübeleien heraus. Sie erinnerte ihn daran, dass sie sich mit den Kindern zum Kaffee im Seaside- Restaurant des TopicTriton Hotels verabredet hatten. Olson erhob sich, zog sich rasch um und folgte dann seiner Frau, die schon voraus gegangen war. Sein Gesicht zeigte immer noch einen recht beunruhigten Ausdruck. Doch dann riss er sich zusammen. Schließlich wollte er seiner Familie nicht die Ferienlaune verderben. Die Behörden schienen ja auch nicht sonderlich beunruhigt zu sein, daher würde schon alles gut werden. Als Peter Olson seine Frau eingeholt hatte, da lächelte er schon wieder. Die dunklen Gedanken waren erst einmal beiseite geschoben und er freute sich auf leckeren Kuchen und vorzüglichen Kaffee.
#
Glenn rieb sich befriedigt seine Hände.
„Das Schiff ist einsame Spitze!“, rief er voller Begeisterung aus.
„Mindestens doppelt so gut wie unser alter Kahn.“
Tom nickte bestätigend zu den Worten seines Stellvertreters.
„Wirklich ein ausgezeichnetes, feines Schiff“, lobte auch er.
„Und dieses Schiff werden wir jetzt auch noch in einer kleiner Hyperraumetappe testen. Hanne, berechne bitte einen Kurs zum Alpha Centauri. Programmiere eine Schleife, die uns nach etwa zwei Stunden automatisch umkehren und ins Sonnensystem zurückfliegen lässt.“
Nachdem die Spezialistin für Astronavigation bestätigte hatte, wies er Roy an, die Einsatzzentrale TESECOs über ihre bevorstehende Testfahrt zu unterrichten. Anschließend besprach er mit Karin noch verschiedene Belastungsmuster, um alle für den Hyperflug notwendigen Komponenten eingehend testen zu können. Als alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, bereitete der Commander das Schiff auf seinen ersten Hyperraumflug mit der Besatzung an Bord vor. Zunächst beschleunigte er die PRINCESS II mit Hilfe des deGrell’schen Schwerefeldantriebes auf knapp 60 % der Lichtgeschwindigkeit. Das waren 10 % über dem notwendigen Minimum. Die SUPRAGS erzeugten einen Konstantaufriss in das übergeordnete Kontinuum des Hyperraums. So genannte ‚exotische Energie’ wurde in die Mawitzel’schen Hyperenergiewandler abgeleitet. Verschiedene Transformatorensätze bereiteten die ‚exotische Energie’ für die ringförmigen SEHD- Emitter auf. Sie erzeugten das für den Hyperraumflug unbedingt notwendige Supraenergetische, Hyperdimensionale Schmiegefeld, welches das Raumschiff wie eine zweite Haut umhüllte. War das SEHD- Feld etabliert, glitt ein Raumschiff wie von selbst in jenes unbegreifliche graue Wallen des Hyperraums hinein. Trotz des Hyperdimensionalen Charakters des SEHD- Feldes, stellte ein davon umhülltes Raumschiff einen Fremdkörper im übergeordneten Kontinuum dar. Es versuchte, den Fremdkörper abzustoßen. Der Kunstkniff des Hyperfluges war nun dieser, diesen Abstoßungsimpuls für die überlichtschnelle Fortbewegung zu nutzen. Man erreichte dies mit punktuell fluktuierenden Feldstärken. Dadurch konnten Raumschiffe in jeder beliebigen Richtung durch den Hyperraum getrieben werden. Und je leistungsfähiger die einzelnen Komponenten waren, je ausgewogener die Transformatoren Hyperenergie umsetzten, um so schneller würde ein Schiff. Im Zielgebiet angekommen, genügte es, die SEHD- Projektoren zu deaktivieren. Daraufhin spie der Hyperraum ein Schiff geradezu in den Normalraum zurück. An Bord der PRINCESS II waren die neuesten Entwicklungen in der Hyperflugtechnik eingebaut worden. Sie erlaubten eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 0,416 Lichtjahren in der Stunde. Somit konnte man an einem Tag etwa zehn Lichtjahre zurücklegen. Für die Strecke zum Alpha Centauri hätte die PRINCESS II also etwa 10,8 Stunden benötigt.
Zunächst verlief der Flug völlig reibungslos. Der Übertritt in den Hyperraum klappte wie gewohnt. SUPRAGS, MAWIB und SEHD- Projektoren arbeiteten in perfekter Übereinstimmung. Ruhig und konstant zog das Schiff seine Bahn durch das Kontinuum, welches auf den Bildschirmen und in der Holoprojektion der Außenbeobachtung stets als graublaues Wallen dargestellt wurde, und Sterne als schwarze, Stecknadelkopfgroße Punkte erschienen.
Kurz vor erreichen des programmierten Wendepunktes ereignete sich jedoch etwas Ungewöhnliches.
Die Hyperraumresonatoren sprachen an, und ein kleines Leuchtsymbol auf der Bedienoberfläche von Hanne Arminos Astronavigations- und Raumüberwachungskontrollen machten die TESECO- Spezialistin darauf aufmerksam.
„Ich erhalte hier gerade einige merkwürdige Impulse von den Hypertastern“, meldete sie.
„Inwiefern merkwürdig?“, hakte der Commander nach.
„Nun, die aufgefangenen Impulse ähneln den Mustern, die unsere SEHD- Felder im Hyperraum hinterlassen. Allerdings sind die gemessenen Werte seltsam verschoben“, erläuterte die Griechin ihre Anzeigen. „Ich habe schon einen Abgleich mit unseren Datenbanken durchführen lassen. Aber auch PRINCESS ist ratlos. Unser Bordgehirn kann die Impulse auch nicht klassifizieren.“
„Leg mir das mal bitte auf mein Pult rüber“, bat der Commander seine Kollegin.
Sofort öffnete sich ein Datenfenster auf seinem Pult. Nachdenklich und konzentriert musterte er die Anzeigen und Werte, die von den Hyperaumresonatoren geliefert wurden.
„Ob das eines von diesen UFOs ist?“, mutmaßte er.
Hanne zuckte ratlos mit ihren Schultern.
„Ein Schiff der Union ist es mit Sicherheit nicht. Das ist das einzige, was ich dir mit Bestimmtheit sagen kann, Chef!“
Carna knetete heftig seine Unterlippe, während er in seinem Geiste alle Daten und alle Möglichkeiten noch einmal durchging.
„Hast du genug Daten, um einen Kurs zu bestimmen, der uns in einem genügenden Sicherheitsabstand hinter dem Ding da vor uns her führt?“
„Das lässt sich einrichten, Tom!“ antwortete die Spezialistin und strich sich eine ihrer dunkelbraunen Locken aus dem Gesicht.
Konzentriert gab sie die notwendigen astronavigatorischen Daten zur Kursbestimmung ein und übermittelte das Ergebnis an das automatische Steuersystem.
„Kurs steht, Automatik hat übernommen“, meldete sie kurz.
Der Crewmaster bestätigte und wandte sich dann an Glenn.
„He, Kanadier – fahr die Defensivsysteme in Vorbereitschaft“, wies er seinen Stellvertreter an. „Die Schirme müssen wie eine Eins stehen, falls wir sie brauchen sollten!“
„Aber Chef, die sind doch längst in Bereitschaft!“, gab Glenn grinsend zurück. „Außerdem habe ich den Beiboothangar mit Luft geflutet, für den Fall der Fälle. Ich denke, wir sind für alle Eventualitäten gewappnet.“
„Das will ich meinen!“, meldete sich Nomo vom Leitstand des Defensers her. „Verteidigungssystem aktiv und in Bereitschaft. Zur Not kann ich einen Feuerzauber veranstalten, der sich gewaschen hat!“
„Was hoffentlich nicht nötig sein wird!“ meinte Carna trocken.
„Aber wir sind eine Spitzencrew und werden uns zu behaupten wissen!“ Da widersprach ihm keiner seiner Leute.
Gleich darauf schwenkte die PRINCESS II auf den neuen Kurs ein und nahm damit die Verfolgung der seltsamen Energiesignatur durch den Hyperraum auf. Viele Minuten lang geschah dabei nicht viel aufregendes. Das unbekannte Energiefeld zog seine Bahn durch den Hyperraum, und der TESECO- Kreuzer folgte in einigem Abstand. Dann, von einem Moment zum anderen, verschwand der Impuls urplötzlich von den Tasterschirmen.
„Tom!“, schrie Hanne überrascht auf, „Der Impuls! Er ist weg, einfach verschwunden!“
„SEHD aus!“, befahl Carna Gedankenschnell.
Abrupt erschien der normale Weltraum auf den Außenbeobachtungsschirmen.
„Intensivabtastung! Schnell!“
Doch ihre Suche blieb erfolglos. Das Umgebungsholo gab außer einigen Meteoriten in mittlerer Entfernung nichts her. Sie hatten die Spur verloren. Resigniert brach der Commander schließlich die Suche ab und befahl Kurs zurück zum Mond zu nehmen.