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Mord an Arthur von Bretagne (1203)
ОглавлениеApril 1203, in Rouen, der Hauptstadt der Normandie wird Arthur I. auf Befehl seines Onkels Johann in Gefangenschaft gehalten. König Johann war ein schlechter Mann, keine Frage, er ließ Leute ermorden und wurde vom Papst exkommuniziert. Solange Arthur lebte, war er eine Bedrohung von Johanns Herrschaft. Bis heute ist sein Schicksal ein Rätsel.
Arthurs Leiche wurde nie gefunden und man weiß nicht, was mir ihr passiert ist. Gerüchten zufolge wurde sie von einem Fischer in der Seine gefunden und heimlich begraben, aber eigentlich gibt es keine zuverlässigen Quellen über den Verbleib seiner Leiche. Manche nehmen an, Arthur wurde von König Johanns rechter Hand, William de Braose aus dem Weg geschafft. Er war nicht sehr zimperlich, wenn er im Auftrag der Könige des Hauses Anjou handelte und er wäre niemals so schnell aufgestiegen, ohne auf anderen herum zu trampeln. Es könnte ein brutaler Mord im Auftrag des Königs gewesen sein.
Arthur wurde aufgrund seiner Geburt von König Johann in Falaise unter der Aufsicht von Hubert de Burgh eingekerkert und sollte dort geblendet und kastriert werden. Andere behaupten, König Johann habe ihm eigenhändig beseitigt. Später erzählten Leute, die in das Verschwinden von Arthur verwickelt waren, dass der betrunkene Johann seinen Neffen in einem Wutanfall erschlagen habe. Aber was ist Arthur I., Herzog von Bretagne wirklich zugestoßen?
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Ende des 12. Jahrhunderts, ab 1189, wird England regiert von Richard I., genannt Löwenherz, aber auch bekannt als der abwesende König, verkörpert das Ideal des Rittertums. Er betritt im Erwachsenenalter nur zwei Mal englischen Boden. Richards Teilnahme am Kreuzzug und die Kriege in Frankreich beanspruchen den Großteil seiner Zeit. Im März 1199, während der Belagerung von Mirebeau in Frankreich, wird König Richard von einem Armbrustbolzen getroffen und tödlich verletzt. Auf seinem Sterbebett erklärt er seinen jüngeren Bruder Johann zum Thronfolger, da er selbst keinen legitimen Sohn hat. Doch Johann erweist sich trotz der Blutsbande nicht als würdiger Erbe der Krone. Er zeigt einen schlechten Charakter und neigt zur Grausamkeit und Brutalität. Er hatte 22 junge Waliser am Festungswall von Carmarthen Castle aufhängen. Doch obwohl Richard seinen Bruder Johann als Thronfolger bestimmt hat, behält Arthur den rechtmäßigen Anspruch auf die englische Krone. Wenn die Geschichte einen anderen Verlauf genommen hätte, wäre Arthur ohne Zweifel König von England geworden.
Arthur hatte als Enkel von Heinrich II. neben seinen Onkel Richard Löwenherz und König Johann ebenfalls einen Anspruch auf die Krone. Darin lag das Problem. Arthurs Vater Gottfried stand als älterer Bruder Johanns an erster Stelle in der Thronfolge. Doch Gottfried ist noch vor Arthurs Geburt gestorben. Deshalb müsste die Krone eigentlich an seinen Sohn weitergereicht werden. Gottfried war der dritte Sohn von Heinrich II. und Eleonore von Aquitanien. Er kam 1186 bei einem Turnier in Paris ums Leben, als seine Frau mit Arthur schwanger war. Arthur wurde am 13. April 1187 geboren. König Richard stirbt 13 Jahre nach seinen jüngeren Bruder Gottfried. Arthur ist erst 12 Jahre alt und noch zu jung, um zu regieren. Wer hatte nun den rechtmäßigen Anspruch auf die englische Krone. Arthur als Gottfries Sohn oder Johann, als jüngerer Bruder? Eine strittige Frage. Aber Arthur dürfte größere Ansprüche haben. Doch er ist noch ein Kind, spricht nur französisch und hat nie englischen Boden betreten. Johann dagegen ist erwachsen und spricht Englisch. Die englischen Barone halten ihm für geeigneter. England wählte Johann, Frankreich natürlich nicht und man besaß damals viel Land in Frankreich. König Philipps II. von Frankreich setzte sich für Arthur als englischen Thronfolger ein und weigert sich, Johann als König von England anzuerkennen und unterstützt Arthur. Philipp ist daraus aus, die Normandie und andere Gebiete, die unter Johanns Kontrolle stehen, für die französische Krone zurück zu gewinnen und mit Philipps Hilfe lehnt sich Arthur im Jahr 1202 gegen Johann auf.
Arthur mobilisierte eine große Armee und belagerte die Burg von Mirebeau, wo sich auch Johanns 80igjährige Mutter aufhielt. Und diese schickte eine Botschaft an Johann, der gerade in Frankreich weilte und ihr zur Hilfe eilte. Er landete einen Überraschungsangriff und am 1. August 1202 wurde Arthur von den Truppen Johanns vor der Burg gefangen genommen und geriet so unter Johanns Kontrolle. Arthur wurde wegen seines Anspruchs auf die englische Krone von König Johann in eine Burg in Falaise eingekerkert. Was mit ihm passieren sollte, haben wir bereits erwähnt. Er wollte ihm aus dem Weg schaffen und verhindern, dass er Nachkommen zeugen kann. Der Legende nach aber hat Hubert de Burgh den Befehl zum großen Ärger von König Johann nicht ausgeführt. Arthur wurde dann ein Jahr später von William de Braose in eine Burg nach Rouen überführt. Dort muss er dahin gesiecht sein, so die Legende. Fakt ist aber, dass er im April des Jahres unter ungeklärten Umständen verschwand. Es gibt keinen Zweifel daran, dass Johann für das Verschwinden verantwortlich war, aber wir wissen nicht, was genau mit ihm geschehen ist.
Arthur hat sich sicherlich nicht in Luft aufgelöst. Welches Schicksal muss Artur erlitten haben? Darüber ist viele Jahrhunderte spekuliert wurden. Sogar nach mittelalterlichen Maßstäben könnte Arthurs Ermordung an Brutalität kaum zu übertreffen gewesen sein.
Theorie 1: Arthur wurde doch geblendet und kastriert. Es handelte sich um eine barbarische Verstümmelung, die zumeist zum Tod durch Verbluten führte. Und eine weitere Legende sagt, dass Arthur am Schock der Kastration starb. Bis vor nicht allzu langer Zeit wurden Leute kastriert. Eunuchen spielte dabei eine große Rolle. Aber die Kastration darf nicht zu einem hohen Blutverlust führen und es besteht immer das Risiko einer Infektion. Beim Blenden wurden damals Augen mit dem Messer ausgestochen. Wenn man in die Augenhöhle sticht, dringt das Messer eventuell zu tief ein und durchbohrt die dünne Schädelschicht. Dann werden Blutgefäße an der Gehirnbasis verletzt. Die Folge wäre damals immer eine Infektion gewesen, wo der Tod eintritt.
Ein lebender Arthur wäre also eine ständige Bedrohung für Johanns Herrschaft gewesen und musste weg. Johann kann man ohne weiteres als Psychopath bezeichnen und wollte es immer auf grausame Art erledigen. Wenn König Johann den Mord an seinen Neffen beauftragt oder ihm selbst begangen hätte, hätte er damit folgende Botschaft an sein Volk gesendet. „Ich werde meinen Neffen die Augen rauben, damit er sie nie wieder benutzen kann“. Es war sicher ein sehr qualvoller Tod für Arthur. Mit der Kastration wollte Johann mitteilen, „sogar wenn er überlebt, will ich dafür sorgen, dass er nie Erben haben kann“.
Es könnte mehrere Gründe geben, einen unbequemen Widersacher zu beseitigen, aber ihn zu blenden, zu kastrieren und zu foltern ist eine besonders abscheuliche Disposition der menschlichen Natur. Es gibt viele Fälle, wo Täter unglaubliche Brutalität an ihren Opfern gezeigt haben. Im Blutrausch ist man zu allen fähig. In manchen Gesellschaften will man damit auch ein Zeichen setzen. Das ist nicht weit hergeholt. König Johann hatte sicherlich das Motiv, Arthur zu beseitigen und indem er ihn blenden und kastrieren ließ, könnte er willentlich Arthurs Tod herbeigeführt haben. Doch es wurde nie eine Leiche gefunden. Lässt sich diese Version der Geschichte auf andere kommunizieren? König Johann hatte schon viele Widersacher aus dem Weg räumen lassen. Und es gab einen Mann, auf dem er sich immer verlassen konnte, William de Braose.
Theorie 2: William de Braose ermordete Arthur. Es besteht kein Zweifel daran, dass William de Braose einer der einflussreichsten Handlanger des Regimes war. Er war Richard Löwenherz treu ergeben und dieser setzte großes Vertrauen in ihm. Er war aber bereits schon ein guter Freund von Johann, als Richard noch lebte. Er soll eine zentrale Rolle gespielt haben, als es darum ging, für Johann die Krone von England und die Normandie zu sichern. Er genießt das volle Vertrauen von König Johann, hat viele Schlachten für Johann gewonnen, sich als skrupelloser und brutaler Gegner einen Ruf gemacht haben. William de Braose wurde großzügig von Johann belohnt. Er wich dem König 1201 bis 1203 nicht von der Seite und sie traten immer gemeinsam auf. Und de Braose ist eine wichtige Quelle, wenn man wissen will, was mit Arthur geschehen ist.
Man sagt, Johann hat Arthur in der Normandie in Rouen einsperren lassen, ein Gebiet, was der Kontrolle Englands in dieser Zeit unterstand. Er überließ ihm der Obhut von de Braose und seit dieser Zeit hat keiner mehr etwas von Arthur gehört. Die mächtigsten Leute aus Johanns Stab hielten sich damals in Rouen auf. Sie beschlossen, Arthur verschwinden zu lassen. William de Braose hatte sich aber auch selbst viele Feinde gemacht, vor allem durch seine rücksichtslose Art und Niedertracht. Er ließ drei walisische Prinzen im Jahr1175 auf seiner Burg ermorden, was ihm den Spitznamen „The Ogre of Abergavenny“ (Ungeheuer von Abergavenny) eingebracht hat und viele glaubten, Arthur muss das gleiche Schicksal erlitten haben. Er war alles, nur nicht zimperlich. Er war bekannt dafür, dass er seine Gefangenen strangulierte. Könnte er also auch Arthur erwürgt haben? Würde seine Beschreibung auf das Profil eines Mörders passen?
Die rechte Hand von König Johann wurde immer wieder zu Tötungen beauftragt. Offensichtlich mordete er ohne zu zögern. Bis auf Geschenke brachte ihm allerdings das Morden nicht viel ein, weil seine Tat ihm zu keiner Machtposition verhalf. Es gibt verschiedene Killertypen und er mordete kaltblütig und berechnend. Für ihn war es ein Job, einer den er liebte. Er tötete aus reiner Mordlust. Seine extreme Gewalttätigkeit wurde noch durch eine dunkle Vergangenheit geprägt. Es spricht also viel dafür, dass er Arthur in der Burg ermordet hat. William de Braose stieg nach Arthurs Verschwinden so stark in Johanns Gunst, dass er der Komplizenschaft verdächtigt wurde.
Theorie 3: König Johann ermordete Arthur. Margam Abbey, eine ehemalige Zisterzienser Abtei in Wales. Hier befinden sich schriftliche Berichte, die von den Mönchen im 13. Jahrhundert geführt wurden. In den Analen berichteten die Mönche über wichtige Ereignisse ihrer Zeit. In einem der Berichte wird über das Verschwinden von Arthur berichtet. Dort wird behauptet, dass Arthur von König Johann ermordet wurde. Eleonore von Aquitanien sagte Johann, dass es Zeit wäre, den Streit mit Arthur über die Thronfolge zu beenden. Johann begab sich nach Rouen. Aber er zeigte sich von seiner schlechten Seite und betrank sich.
Die Margam Annals liefert den folgenden Bericht über Arthurs Tod:
„Nachdem König Johann Arthur gefangen genommen und ihn lebend für einige Zeit im Gefängnis festgehalten hatte, schließlich in der Burg von Rouen, erschlug er ihn nach dem Abendessen am Donnerstag vor Ostern, als er betrunken und vom Teufel besessen war, mit eigener Hand, band den Körper an einen schweren Stein und warf ihn in die Seine. Er wurde von einem Fischer in seinem Netz gefunden, auf eine Sandbank geschleppt und erkannt, und aus Angst vor dem Tyrannen zur geheimen Beerdigung in die Priorei Notre-Dame-des-Prés der Abtei Le Bec gebracht“.
Das passt auch zu der Anzeige von Williams Frau Maud de Braose gegen Johann, die Jahre später erfolgte. Und sie konnte das nur wissen, weil sie sich zur Zeit des Verbrechens zusammen mit ihren Mann in der Burg von Rouen aufgehalten hatte. Als sie dieses öffentlich machte, wurde sie mit ihren Sohn in Dorfe Castel eingekerkert und auf Johanns Befehl verhungern sollte. Als man die Leichen von ihnen fand, lag Maud auf ihren Sohn und hat ein Teil seines Gesichts gegessen. Er war wahrscheinlich zuerst gestorben und sie versuchte zu überleben, indem sie ihren eigenen Sohn verzehrte. Welsch grausames Ende für Mutter und Sohn und an allen war der böse König Johann schuld.
Das war ein großer Schock für ganz England. Ihr Mann William floh nach Frankreich, wo er vermutlich ein Papier zum Tod Arthurs verfasste, von dem jedoch kein Exemplar gefunden wurde. Die harte Behandlung seines einstigen Günstlings durch den König und das grausame Schicksal seiner Familie zeigte dem anglonormannischen Adel, das niemand vor der Tyrannei des Königs sicher sein konnte. Braoses Fall trug entscheidend dazu bei, dass der Adel vollends das Vertrauen in den König verlor, sich gegen ihn zusammenschloss und ihm schließlich 1215 die Anerkennung der Magna Carta abrang.
Doch auch wenn Johann den Mord an Frauen, Männern und Kinder in Auftrag gab, wäre er tatsächlich selbst zu einem Mord fähig gewesen, vor allem, wenn das Opfer sein eigener Neffe war? Arthur war ein gut gebauter und trainierter 15jähriger. Johann war mittleren Alters. Es ist recht schwierig, jemanden totzuschlagen. Arthur wäre bestimmt nicht auf der Stelle gestorben. Es ist nicht unmöglich, dass Johann seinen Neffen angegriffen hat, sein psychologischer Hintergrund und sein gewalttätiges Wesen legen dies nah. Allerdings würde ein schlauer König die Drecksarbeit von einer anderen Person erledigen lassen und sich des Verbrechens nicht selbst schuldig machen. Trifft das Profil eines Mörders auf Johann zu?
Er war schon immer von Gewalt umgeben. Man muss verstehen, welche Voraussetzungen jemand zu töten veranlassen. Es gibt dazu drei Faktoren: Die genetische Veranlagung du er muss eine psychologische Veranlagung mitbringen und dann ist noch der Faktor seiner Lebensumwelt, dem Milieu. Bei König Johann könnte man auf eine genetische Veranlagung schließen. Er stammt aus einer Familie, wo es große Gewaltbereitschaft zu geben schien. Das psychologische Instrument ist seine Paranoia. Er muss schon als Kind mit Brutalität konfrontiert wurden sein und wenn er in seiner Jugend mit Tötungstechniken vertraut gemacht worden ist, hat dies seine Veranlagung sicherlich noch unterstützt. Beim letzten Punkt, den des Lebensumfeldes, kann man die Ursache in seinen frühen Kindheitserfahrungen als Spross einer dysfunktionalen Familie erkennen. Es wäre nicht überraschend, wenn es in seinen jungen Jahren eine Trennung in der Familie gegeben hätte.
Johann hat keine glückliche Kindheit. Er ist der jüngste Sohn von Heinrich II. und wird von seinen Vater mit dem Spitznamen „Johann Ohneland“ bedacht, weil er ihm kein Land vererben kann. Er wächst im Schatten seiner älteren Brüder auf, von denen er tyrannisiert wird. Der Vater traut dem Sohn keine Führungsqualitäten zu und schickt ihm hinweg, um ihn eine kirchliche Ausbildung zukommen zu lassen. In Königsfamilien wurden damals die Kinder auf diese Weise behandelt. Es gab viele Trennungen und so etwas könnte dazu beigetragen haben, ihm zum brutalen Mörder werden zu lassen. Überraschen würde es nicht, wenn er unter Alkoholeinfluss und Wutanfall einen Mord begehen würde. Nach seinen Charakterzügen wäre er des Mordes fähig gewesen.
Das lässt nun folgende Schlussfolgerungen zu:
Alle Experten sind sich einig, dass Arthur Opfer eines Verbrechens war. Allerdings sind die genauen Umstände seines Verschwindens seit Jahrhunderten strittig. Starb er an seinen Wunden, nachdem er geblendet und kastriert worden war? Hat Johanns rechte Hand, William de Braose ihn dafür bestraft, die englische Krone beansprucht zu haben oder hat der König im Rausch seinen Neffen kaltblütig erschlagen und die Leiche in die Seine geworfen? Lässt sich nach Prüfung aller Szenarien eine schlüssige Theorie zum Verschwinden von Arthur I. erstellen?
Es waren brutale Zeiten und scheinbar war Johann mehr als bereit, seine Probleme durch einen Mord zu lösen. Der König befand sich in ständiger Lebensgefahr und es gab Gerüchte über Attentate. Vielleicht ist er Paranoid geworden und das hat die Rachegelüste des Königs angeheizt. Er hatte das Gefühl, dass die Leute seiner Gefolgschaft ihm töten wollten. Das wäre eine Erniedrigung gewesen. König Johann muss immer wieder mit Gewalt konfrontiert worden sein, weil er an vielen Kriegen und Schlachten teilgenommen hatte. Es ist also nicht abwegig, dass er seine Probleme auf diese Weise lösen wollte. Vielleicht wollte er den Leuten sagen, ich bin brutaler als ihr und ihr solltet Angst vor mir haben. Es ist nachvollziehbar, dass er auf Gerüchte zu Mordabsichten gegen ihn mit extremer Brutalität reagiert hat.
William de Braose war ein brutaler Mann mit dunkler Vergangenheit. Es gibt wenig Zweifel daran, dass er etwas mit dem Verschwinden von Arthur zu tun hatte, doch hat er den Mord selbst begangen? Zweifellos hat er dabei eine Rolle gespielt. Oft er die Leiche dann selbst beseitigt hat, ist zu bezweifeln. So etwas machten dann normalerweise Personen von niederem Stand. Aber war mit Sicherheit an der politischen Entscheidung beteiligt, Arthur von der Bretagne zu beseitigen.
Wenn König Johann tatsächlich für das Verschwinden von Arthur verantwortlich wäre, hätte er dann vor Gericht gestellt werden können? Damals herrschte der König nach göttlichem Recht. Er war für die Justiz unantastbar. Erst als König Karl I. enthauptet wurde, kam es den Leuten in den Sinn, auch ein König vor Gericht zu stellen. Johann hätte also keinen Prozess fürchten müssen, aber es hätten sich andere Konsequenzen für ihn ergeben können. Die Kirche war damals sehr mächtig. Aber wie hätte man den König dann zur Rechenschaft ziehen können?
Johann war sicherlich der Hauptverantwortliche und so sah es auch der französische Hof. Es wurde spätestens bekannt, als William de Braose am französischen Hof in Exil lebte, dass Arthur tot war. Als man nun von Arthurs Tod erfuhr, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis man es gegen Johann verwenden konnte und der Tod von Arthur belastete Johann bis ans Ende seiner Regentschaft. Im Jahr 1216 ist Philipps Sohn Ludwig in England eingefallen und verlangt, dass Johann vom französischen Gerichthof wegen Mordes an Arthur verurteilt wird. Ob er den Mord eigenhändig begangen hat oder nicht, ist irrrelevant. Er hat ihm als oberste Instanz des Regimes in Auftrag gegeben. Deshalb musste er auch die Verantwortung dafür tragen. Es gibt überhaupt keinen Zweifel daran, dass Johann der Schuldige ist.
Arthur wurde ermordet. Darüber besteht unter allen Experten kein Zweifel. Es geschah in dunklen, gefährlichen Zeiten. Der Aufstieg und Fall eines Reiches hing von den Fähigkeiten eines Herrschers ab. Arthur, geboren am 13. April 1187, war ein junger Mann, der sich auf ein gefährliches Spiel einließ und dem möglicherweise die Konsequenzen einer Niederlage nicht bewusst waren. Eine grausame Geschichte, in der Blendung und Kastration zum Tod von Arthur geführt haben könnten. Doch diese Art der Bestrafung erscheint unnötig kompliziert. Es gibt einfachere Methoden, eine Person aus dem Weg zu räumen. Offensichtlich wurde dieses Gerücht erst einige Zeit nach seinem Verschwinden in die Welt gesetzt. Zweifellos wäre William de Braose dazu fähig gewesen, Arthur zu ermorden, er hatte in der Vergangenheit mehrfach Gelegenheit, seine Mordlust unter Beweis zu stellen. Aber es gibt keinen Beweis dafür, dass er die Tat eigenhändig begangen hat. Aber er war fest in die Organisation für das Verschwinden von Arthur eingebunden. Und für Johann war es nicht ratsam, persönlich Familienmitglieder zu ermorden. Daher ist anzunehmen, dass er andere mit dieser Aufgabe betraut hat.
Wir werden wohl nie erfahren, wer der wahre Mörder von Arthur ist, aber in einem sind sich die Experten einig, die Verantwortung allein trägt König Johann. De Braose fällt beim König in Ungnade, weil er ihm angeblich Geld schuldet. Der ehemalige Günstling flieht nach Frankreich, wo er ein Jahr später im Exil stirbt. Johann hat es damit auch mit seinen Baronen verdorben. Sie lehnen sich in dem folgenden Jahrzehnt immer wieder gegen den tyrannischen Herrscher auf. Bis zu seinem Tod am 19. Oktober 1216 sollte er keinen Frieden mehr finden. Bis heute ist die letzte Ruhestätte von Arthur unbekannt.
Arthurs Tod ist ein zentraler Bestandteil von Shakespeares Schauspiel König Johann, in dem Arthur als Kind dargestellt wird, dessen Unschuld Hubert de Burgh davon abhält, ihn in Johanns Auftrag zu ermorden. Arthur stirbt wenig später auf der Flucht.