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Die Kandidaten
ОглавлениеBesonders große Chancen werden den Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano eingeräumt.
Angelo Kardinal Sodano wurde am 23. November 1927 in Isola d’Asti geboren. Er ist seit 2005 Kardinaldekan und war zwischen 1991 und 2006 Kardinalstaatssekretär der römischen Kurie.
Angelo Sodano (2016)
Nach seinem Studium der Philosophie und Theologie wurde er am 23. September 1950 in Asti vom damaligen Bischof von Asti, Umberto Rossi, zum Priester geweiht.
Anschließend ging er nach Rom. Er studierte dort kanonisches Recht an der Päpstlichen Lateranuniversität und Theologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana und besuchte die Päpstliche Diplomatenakademie. Am 30. November 1977 wurde er zum Titularerzbischof von Nova Caesaris und zum Apostolischen Nuntius in Chile ernannt.
Sodanos Amtsantritt als Apostolischer Nuntius 1977 in Chile erfolgte während des Militärregimes von Augusto Pinochet. Sodano wird vorgeworfen, gegenüber den Menschenrechtsverletzungen des Regimes geschwiegen zu haben. So forderten beispielsweise 1987 sieben katholische Priester in einem Brief nach Rom Sodanos Abberufung aus Chile.
Im März 1989 kam er nach Rom zurück und wurde "vatikanischer Außenminister", also „Sekretär des Rats für Außenbeziehungen", quasi als „rechte Hand“ von Kardinalstaatssekretär Agostino Casaroli. In dieser Zeit vertrat er den Heiligen Stuhl auf zahlreichen internationalen Tagungen.
Nach dem Rücktritt von Kardinalstaatssekretär Agostino Casaroli nach Erreichen der Altersgrenze wurde Erzbischof Sodano am 1. Dezember 1990 zum Pro-Staatssekretär des Staatssekretariats ernannt, da er noch kein Kardinal war, konnte er die übliche Bezeichnung Kardinalstaatssekretär erst führen, nachdem er im Konsistorium vom 28. Juni 1991 zum Kardinalpriester mit der Titelkirche Santa Maria Nuova (Santa Francesca Romana) erhoben worden war.
Am 10. Januar 1994 wurde er vom Papst zum Kardinalbischof mit dem Titel des suburbikarischen Bistums Albano ernannt. Am 30. November 2002, auf den Tag genau 25 Jahre nach seiner Bischofsernennung, wurde seine Wahl zum Subdekan des Kardinalskollegiums durch Johannes Paul II. bestätigt. Zwischen August 1991 und 2004 begleitete Sodano Papst Johannes Paul II. auf 53 seiner Auslandsreisen.
In der Folgezeit nahm er durch die Krankheiten des Papstes sehr viele zusätzliche Aufgaben wahr. So zelebrierte er auch die Messe am Ostersonntag 2005 auf dem Petersplatz und verlas anschließend die Ostergrüße in den verschiedenen Sprachen.
Der Italiener war also zur Zeit des Konklaves der zweitmächtigste Mann im Vatikan.
Ein Kandidat des gemäßigten Lagers. Als Staatssekretär hatte er natürlich ausgezeichnete Beziehungen zu den Kardinälen in der ganzen Welt und er konnte somit als Kandidat der Mitte gelten.
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Der zweite Italiener wird schon seit Jahren als Papst im Wartestand gehandelt. Er Jesuit und ehemaliger Erzbischof von Mailand, Carlo Maria Martini. Der liberale Italiener galt als moderner Reformer und Gegenpol zum konservativen Lager. Er hatte das Zeug dazu, die Kirche zu reformieren. Doch beim Kampf um die Macht hatte er einen Nachteil. Er ist gesundheitlich angeschlagen. 1996 wurde eine Form der Parkinson-Krankheit diagnostiziert.
Carlo Maria Martini (2010)
Carlo Maria Kardinal Martini SJ wurde am 15. Februar 1927 in Turin geboren. Er besuchte das jesuitische Istituto Sociale in Turin und trat im Alter von 17 Jahren, am 25. September 1944, der Ordensgemeinschaft der Jesuiten bei und absolvierte sein
Noviziat in Cuneo. Er studierte Philosophie an der Philosophischen Fakultät Aloisianum in Gallarate bei Mailand und Katholische Theologie an der Theologischen Fakultät in Chieri. Am 13. Juli 1952 empfing er das Sakrament der Priesterweihe und absolvierte das jesuitische Tertiat sowie weitere Studien in Rom.
1966 promovierte er am Päpstlichen Bibelinstitut. Nach einer Zeit als Professor und Dekan am römischen Bibelinstitut wurde er dort am 2. September 1969 zum Rektor bestellt. Papst Paul VI. übertrug ihm 1978 die Leitung der offiziellen Fastenexerzitien der Römischen Kurie.
Papst Johannes Paul II. ernannte Martini am 29. Dezember 1979 zum Erzbischof von Mailand und spendete ihm am 6. Januar 1980 im Petersdom die Bischofsweihe.
Von 1980 bis 1983 war er zudem auf Veranlassung von Papst Johannes Paul II. ständiges Mitglied im Generalsekretariat der Bischofssynode.
Im Konsistorium vom 2. Februar 1983 nahm Johannes Paul II. Martini als Kardinalpriester mit der Titelkirche Santa Cecilia in das Kardinalskollegium auf. Von 1986 bis zum 15. April 1993 war er Präsident des Rates der europäischen Bischofskonferenzen. Am 11. Juli 2002 wurde er mit Erreichen der Altersgrenze als Erzbischof von Mailand emeritiert. Ab 2008 lebte er in seiner Jesuitenkommunität in Gallarate.
Vor dem hier beschrieben Konklave sprach sich Kardinal Martini für Regelungen eines möglichen Rücktritts künftiger Päpste aus.
Er starb am 31. August 2012 in Gallarate, Provinz Varese.
Alle hofften, da sich solange unter Wojtyła nichts mehr bewegt hat, dass sich nun endlich was tut.
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Als Kandidat gilt auch der Kardinaldekan. Über 20 Jahre hinweg hat er den Kurs der Kirch geprägt, Joseph Ratzinger. Er steht für die Fortsetzung des konservativen Kurs von Johannes Paul II.
Nach dessen Tod führte er das Kardinalskollegium, gilt als Ansprechpartner und lenkt das Geschehen. Die allgemeine Meinung war, dass Ratzinger nicht die große Rolle spielte. Er galt allgemein als der Papstmacher. Der Kandidat, der von ihm empfohlen wird auch Papst.
Joseph Ratzinger wurde am Karsamstag des Jahres 1927 geboren. Von 1946 bis 1951 studierte Ratzinger katholische Theologie und Philosophie. Die niederen Weihen empfing Joseph Ratzinger am 8. und 9. Mai 1948. Im Juli 1953 promovierte Ratzinger zum Doktor der Theologie. 1963 wurde er von Papst Paul VI. zum Konzilstheologen ernannt.
Am 25. März 1977 ernannte Papst Paul VI. Joseph Ratzinger zum Erzbischof von München und Freising. Kardinal Ratzinger wurde dann am 25. November 1981 durch Papst Johannes Paul II. zum Präfekten der Glaubenskongregation ernannt.
Die Kongregation für die Glaubenslehre ist eine von Papst Paul III. mit der Apostolischen Konstitution Licet ab initio vom 21. Juli 1542 gegründete Zentralbehörde der römisch-katholischen Kirche. Ihre Aufgabe ist es, die Glaubens- und Sittenlehre in der ganzen katholischen Kirche zu fördern und vor Häresien zu schützen.
Joseph Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation, 1988
Der Kardinal trat als Präfekt der Glaubenskongregation für den priesterlichen Zölibat, gegen einige Aspekte der Befreiungstheologie, gegen die rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Beziehungen und für die Aktualität der katholischen Sexuallehre ein. Ratzinger ordnete im Januar 1998 die Öffnung der zuvor streng geheimen Archive der Inquisition und Indexkongregation an.
Ratzingers Haltung in Fragen der Ökumene wurde während seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation unterschiedlich bewertet. Ratzinger trat zwar für einen ökumenischen Dialog ein, dieser war für ihn aber nicht bedeutend, da die katholische Kirche eigene Glaubensprofile, Überzeugungen und Selbstverständnisse ignoriert, verändert oder aufgibt. 2003 entzündete sich infolge des Ökumenischen Kirchentages in Berlin ein Konflikt zwischen den Kardinälen Meisner, Ratzinger und Lehmann.
Großen Anteil hatte Ratzinger am Katechismus der Katholischen Kirche, in dessen drittem Teil unter anderem die Sexualmoral in Glaubenssätzen und Lehrregeln der katholischen Kirche vorgegeben wird. Dennoch gab es viele Kritiken. Kritik erfuhr Ratzinger für seine ablehnende Haltung gegenüber der rechtlichen Anerkennung der Lebensgemeinschaften zwischen homosexuellen Personen. Ratzinger hat in Fragen der Abtreibung und Sterbehilfe die Linie seines Vorgängers Johannes Paul II. entscheidend mitgeprägt.
In Deutschland trieb Ratzinger den Ausstieg aus dem staatlichen System der Schwangerschaftskonfliktberatung voran, da er in der Teilnahme eine Form der Mitwirkung an Abtreibungen sah und dies der Haltung Papst Johannes Pauls II. widersprach, jegliches menschliche Leben zu schützen, das nach katholischer Lehre bereits mit der Zeugung beginnt.
Während des amerikanischen Präsidentschaftswahl-kampfes 2004 gab Ratzinger in einem Schreiben den US-Bischöfen die Empfehlung, dass Politikern, die in ihrem Wahlkampf- und Stimmverhalten durchgängig für sehr freizügige Abtreibungs- und Sterbehilfegesetze eintreten, die Kommunion zu verweigern sei; der Katholik und demokratische Präsidentschaftskandidat John Kerry stand für eine solche Gesetzgebung.
Joseph Ratzinger kritisierte bestimmte Ausprägungen der Befreiungstheologie und sah sie nicht mit der katholischen Lehre vereinbar, wenn sie grundlegende Glaubenswahrheiten leugnete, sich politisch instrumentalisieren ließ, marxistische Forderungen vertrat oder die gewaltsame Umsetzung ihrer Anliegen propagierte.
Am 5. April 1993 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Kardinalbischof der suburbikarischen Diözese Velletri-Segni. Ab 1998 war Kardinal Ratzinger Subdekan des Kardinalskollegiums; 2002 wurde er zum Kardinaldekan, (der zweithöchste Mann nach dem Papst) gewählt und von Johannes Paul II. in diesem Amt bestätigt.
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Und es gab noch einen weiteren Kandidaten. Den Argentinier Jorge Mario Bergoglio.
Er wurde am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires, Argentinien geboren. Er trat 1958 in den Jesuitenorden ein und studierte zunächst Geisteswissenschaften in Chile, nach seiner Rückkehr nach Buenos Aires Philosophie und Katholische Theologie.
Theologisch geprägt wurde er unter anderen von einer argentinischen Variante der Befreiungstheologie. Von ihm übernahm Bergoglio die Überzeugung, dass die Kirche eindeutig an der Seite der Armen zu stehen und solidarisch, deren Rechte und Teilhabe in Kirche und Gesellschaft einzufordern habe.
Am 13. Dezember 1969 empfing Bergoglio durch den Erzbischof von Córdoba, Ramón José Castellano, die Priesterweihe. Für sein Tertiat ging er für ein Jahr nach Spanien. Von 1973 bis 1979 war er Provinzial (Leiter) der argentinischen Provinz des Jesuitenordens. Damit war er auch für die Ämtervergabe an der Universidad del Salvador von San Miguel zuständig, wo er als Novizenmeister und Theologiedozent arbeitete.
Nach verschiedenen argentinischen Quellen gehörte Bergoglio von 1972 bis 1974 zur nationalistisch-peronistischen Organisation Guardia de Hierro („Eiserne Garde“), die bis 1973 mit Waffengewalt gegen die autoritären Militärregierungen und für die Rückkehr Juan Domingo Peróns ins Präsidentenamt kämpfte. Von 1980 bis 1986 war Bergoglio Rektor der Theologischen Fakultät von San Miguel. Er lehnte aber die Befreiungstheologie damals ab und behandelte die Bücher ihrer Hauptvertreter nicht.
Zwar kritisierte er Priester, die dieser Richtung zuneigten, teilte aber ihre Kritik an sozialer Ungleichheit in vielen Gesellschaften Lateinamerikas. Seine Rolle während der Zeit der Militärjunta ist bis heute umstritten. 1986 ging er an die vom Jesuitenorden getragene Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main, um zu promovieren.
Am 20. Mai 1992 ernannte Papst Johannes Paul II. Bergoglio zum Weihbischof in Buenos Aires und Titularbischof von Auca. Am 27. Juni spendete ihm der Erzbischof von Buenos Aires Antonio Quarracino die Bischofsweihe. Am 3. Juni 1997 wurde Bergoglio zum Koadjutorerzbischof von Buenos Aires ernannt. Am 21. Februar 2001 wurde er als Kardinal in das Kollegium aufgenommen. Seitdem wurde er als möglicher Kandidat für das Papstamt betrachtet. Fragen danach wies er stets zurück.
Jorge Mario Kardinal Bergoglio (2008)
2010 beschloss die argentinische Regierung unter Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner die gesetzliche Erlaubnis der gleichgeschlechtlichen Ehe. Bergoglio sah darin „echten und bitteren anthropologischen Rückfall“ und erklärte gegenüber kirchlichen Kreisen, es sei „eine destruktive Anmaßung gegen den Plan Gottes“ und „eine Intrige vom Vater der Lügen, welche die Kinder Gottes zu verwirren oder zu täuschen versucht“.
Der Kardinal ist einer der wenigen Kardinäle, der so eine maßgebliche Persönlichkeit hat. Er ist ein Typ, der 5 Uhr früh aufsteht und zwei Stunden in seinem Schlafzimmer betet. Er wohnt nicht bei der Kurie, sondern in einer Wohnung und fährt mit der U-Bahn. Seine Lieblingspriester wohnen in den Slums von Buenos Aires.
Er ist ein gebildeter Mensch und gehört auch nicht den Befreiungstheologen an, sondern hat eine eigene untadelige Glaubenslehre. Er hat eine so starke Persönlichkeit, dass auch die anderen Kardinäle spüren, dass er mehr ist, etwas Besonderes. Er ist ein Priester der Armen und Unterdrückten. Ein Papst aus Lateinamerika an der Spitze des Vatikans. Das wäre eine Sensation. Aber die Zeit war noch nicht reif dafür – noch nicht.