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Die Verschwörung

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„Wie es heißt, soll der Prozess gegen die Erztigerin von Österreich nun endlich anfangen. Wenn sie nicht binnen 24 Stunden gerichtet und geköpft wird, sind wir nicht frei und auch nicht wert, es zu sein“. Diese Zeilen schrieb der Führer der Ultrarevolutionären Hébert in seinen Schmierenblatt. Das Volk liebte solche drastischen Sätze und im Nu waren 80000 Exemplare verkauft. „Willst du Menschen zu großen Leistungen anstacheln, so bediene dich des Hasses“, so Hébert weiter. Im Gespräch mit Fouquier gab er kund, dass Robespierre feige ist und dass der Kongress in den Anträgen ersticken wird, dieses Miststück hinzurichten.“

Jacques-René Hébert war ein französischer Publizist und Kirchengegner. Als Führer der Ultrarevolutionären war er eine der wesentlichen Figuren der Französischen Revolution. Er war von 1790 bis 1794 Herausgeber der volkstümlichen revolutionären Zeitschrift Le père Duchesne. Als Verfasser der Zeitschrift Le père Duchesne, die seit November 1790 in insgesamt 385 Nummern erschien und in der Hébert unter ebendiesem Namen schrieb, griff Hébert aktiv in das revolutionäre Geschehen ein und übertraf schließlich sogar Jean-Paul Marat an publizistischer Wirksamkeit. Die Zeitschrift war nach einer populären Figur des damaligen Volkstheaters benannt, hatte die für die damalige Zeit enorme Auflage von bis zu 600.000 Exemplaren und wurde auch kostenlos in der Armee verteilt. Als Agitator wandte sich Hébert vor allem an die Sansculottes, kleine Handwerker und Gewerbetreibende in den Pariser Vororten, die 1792/94 die treibende Kraft der Revolution darstellten. In seiner Zeitschrift versuchte er, die einfache und grobe Sprache bestimmter Handwerker nachzuahmen.

Hébert forderte im „Pere Duchesne“ zu konsequentem Vorgehen gegen alle Personen auf, die er als Feinde der Revolution ansah: Adlige, Kleriker, aber auch alle gemäßigten Revolutionäre wie die Girondisten, die Héberts sozialrevolutionäre Ansichten nicht teilten.

Jacques-René Hébert, Grafik von François Bonneville

Die wichtigsten Programmpunkte von Héberts Zeitschrift lauteten: Sturz der Monarchie und Einführung der direkten Demokratie nach dem Vorbild Rousseaus, Kampf gegen die angreifenden ausländischen Monarchien und Errichtung der Weltrepublik, vor allem aber – und hierin liegt Héberts Sonderstellung unter sämtlichen Revolutionären begründet – radikales Vorgehen gegen die Kirche, die Hébert als organisatorisches und ideologisches Rückgrat der sowohl internen als auch externen Konterrevolution ansah.

Die antiklerikale Stoßrichtung der Zeitschrift erhellte sich bereits aus dem Titel der ersten Nummer („Runter mit den Glocken!“); drei Jahre später, auf dem Höhepunkt seines Wirkens im Herbst 1793, zählte Hébert zu den maßgeblichen Initiatoren der Entchristianisierung, die sich zum Ziel setzte, das Christentum durch einen „Kult der Vernunft“ zu ersetzen. Die Religionskritik der Aufklärung findet in Hébert ihre konsequente Fortführung und Ausprägung.

Der letzte Gang einer Königin

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