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KAPITEL 2 Universität Wien
ОглавлениеUnter den deutschsprachigen Universitäten ist die Wiener Universität die Zweitälteste. Sie wurde 1365 von Papst Urban V. gegründet, 17 Jahre nach der Gründung der Prager Universität. Albert von Sachsen, der frühere Rektor der Universität von Paris, brachte die bis dahin geheimen Satzungen der Einrichtung als Grundlage für die neue Universität mit nach Wien und wurde ihr erster Rektor. Die Studenten kamen aus ganz Europa, insbesondere aus Österreich, Böhmen, Sachsen und Ungarn.
Die erste Professur für Physik (Naturphilosophie) wurde 1554 eingerichtet, allerdings stand die erste Laborausstattung erst im Jahr 1715 zur Verfügung: Jesuiten hatten eine Reihe von Geräten für das experimentelle Arbeiten angefertigt. Andreas Baumgartner, der 1823 eine Professur erhielt, war der erste, der nicht auf Latein, sondern in der deutschen Sprache unterrichtete. Er war an der Gründung der Wiener Akademie der Wissenschaften beteiligt und stand ihr 14 Jahre lang als Präsident vor. Durch ihn wurde die Lehre in der österreichischen Physik modernisiert und an das in Deutschland, Frankreich und Italien übliche Niveau angepasst.
Im Frühjahr 1848 überrollte die Revolution Europa. In Wien marschierten von Studenten der „Akademischen Legion“ angeführte Arbeiter mit roten Fahnen, Hämmern und Sicheln durch die Straßen. Eine Einheit der Wiener Grenadiere unterstützte die Rebellierenden, und bald war die ganze Stadt in ihren Händen. Bis zum Herbst jedoch war Wien zurückerobert und die Armee nahm Rache für die schmachvolle Niederlage, die ihr durch die „bewaffnete Intelligenz“ beigebracht worden war: Die Armee besetzte die Universität und verteilte den Lehrkörper auf Behelfsbauten in den äußeren Bezirken. Dennoch erschien ein Entgegenkommen unumgänglich, da die herrschende Unzufriedenheit zu groß war. So wurde der schwachsinnige Kaiser Ferdinand, zugunsten seines 18 Jahre alten Neffen Franz Joseph, zum Abdanken bewegt.