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KAPITEL 1 Familie, Kindheit und Jugend

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Es gibt wohl keine endgültige Antwort auf die Frage, welchen Anteil Vererbung und Umwelt, Veranlagung und Erziehung an der Persönlichkeitsstruktur oder der Leistungsfähigkeit eines Menschen haben. Es heißt, jeder Medizinstudent könne ein guter Chirurg werden, vorausgesetzt sie oder er ist willens, eine Vielzahl von Stunden zu investieren, sich den Gesetzen des Klinikalltages zu beugen und mit dem Pflegepersonal in Eintracht zu leben. Mit anderen Worten, diese besonderen Eigenschaften werden nicht maßgeblich von genetischen Faktoren bestimmt. In Bezug auf die mathematische Physik scheint es sich etwas anders zu verhalten: Originäre Arbeiten auf diesem Gebiet verlangen nach einer besonderen Art der natürlichen Begabung. Das ist zwar eine notwendige, aber bei Weitem keine hinreichende Bedingung. Solch eine natürliche Begabung könnte für die Physik verloren sein, wenn sie nicht in einer Universitätsstadt das Licht der Welt erblickt hätte, sondern in irgendeinem bengalischen Dorf.

Viele theoretische Physiker entstammten akademischen Familien, die in den deutschen Staaten der oberen Mittelschicht zuzuordnen waren. Die Väter von Max Planck, Niels Bohr, Max Born, Wolfgang Pauli und Werner Heisenberg waren durchweg Universitätsprofessoren, bekleideten Lehrstühle der Rechtswissenschaften, der Biologie, Anatomie, Kolloidchemie und Byzantinistik. So sind auch Vorfahren und Familiengeschichte für Erwin Schrödingers persönliche Lebensgeschichte bedeutsam. Aber es müssen auch genetische und ökonomische Aspekte berücksichtigt werden, auch wenn sie nicht eindeutig voneinander getrennt werden können. Seine Tante Rhoda hat die Familiengeschichte mütterlicherseits festgehalten, väterlicherseits ist weniger bekannt.

Erwin Schrödinger

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