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Die Habsburgermonarchie vom Tod Maximilians I. bis zum Aussterben der Habsburger in männlicher Linie (1519–1740)

Von Thomas Winkelbauer

Epochenüberblick

Die sieben Herrschergenerationen umspannende Zeit zwischen dem Tod Maximilians I. und jenem Karls VI. lässt sich nicht leicht auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Als Schlüsseljahre erscheinen 1526, das Entstehungsjahr der aus den österreichischen Erbländern der Habsburger, den Ländern der Böhmischen Krone und Teilen der Königreiche Ungarn und Kroatien zusammengesetzten Habsburgermonarchie, das Jahr 1556, in dem das Kaisertum auf Dauer von der spanischen auf die österreichische Linie des Hauses Habsburg überging, das Jahr 1620, in dem sich auf dem Schlachtfeld (Schlacht am Weißen Berg) in den böhmischen und österreichischen Ländern endgültig die Macht der (katholischen) Landesfürsten gegen die politischen Partizipationsansprüche der (nicht-katholischen) Landstände durchsetzte, das Jahr 1648 (das Jahr des Westfälischen Friedens), in dem in den österreichischen und böhmischen Ländern mit Ausnahme Schlesiens der Sieg der habsburgischen Gegenreformation über die Idee der Koexistenz mehrerer christlicher Konfessionen besiegelt wurde, das Jahr 1687, in dem auch Ungarn zu einer Erbmonarchie der Habsburger wurde, das Jahr 1699, in dem Kaiser Leopold I. dem Osmanischen Reich im Vertrag von Karlowitz erstmals einen Frieden diktieren konnte und die Rückgewinnung des größten Teils der seit 1541 von den Osmanen besetzten Gebiete Ungarns vertraglich abgesichert wurde, sowie die Jahre 1713 (Friede von Utrecht) und 1714 (Friedensverträge von Rastatt und Baden), in denen die Teilung des Erbes der spanischen Habsburger völkerrechtlich geregelt wurde und die Entwicklung der Habsburgermonarchie zu einer europäischen Großmacht (im »Konzert der Mächte«) einen vorläufigen Abschluss erreichte.

Ab den 1520er Jahren breiteten sich auch in den habsburgischen Ländern die Lehren Luthers, Calvins und anderer Reformatoren rasch aus. Um 1600 dürften sich in der Habsburgermonarchie – ausgenommen nur das Königreich Kroatien, das Herzogtum Krain und die Grafschaft Tirol – im Durchschnitt etwa acht von zehn Einwohnern zu einer anderen Konfession als der römisch-katholischen bekannt haben. Hundert Jahre später gab es, abgesehen von ein paar tausend mehr oder weniger im Untergrund lebenden »Geheimprotestanten«, in den österreichischen und böhmischen Ländern mit Ausnahme Schlesiens fast keine Nichtkatholiken mehr. Zeitlich parallel zum Triumph der Gegenreformation und zum Aufblühen der stark sinnlichen, kollektiven, theatralischen, zeremoniellen und demonstrativen barocken Volks- und Hochkultur ist es nach 1683 in mehreren Kriegen gelungen, das Osmanische Reich militärisch zu besiegen und die teilweise seit 1541 osmanisch beherrschten Teile des Königreichs Ungarn in die Habsburgermonarchie zu integrieren. Ernst Hanisch hat es überspitzt so zusammengefasst: »Österreich entstand in seiner modernen Form als Kreuzzug-Empire – im Kampf gegen den äußeren Feind, die Türken, und gegen den inneren Feind, den Protestantismus.« Ob die erzwungene Durchsetzung der katholischen Konfessionalisierung und die darauf aufbauende jahrhundertlange Dominanz einer vom Kaiserhof und der katholischen Kirche geprägten Kultur womöglich bis in die Zweite Republik beobachtbare Folgen für die österreichische politische Kultur und den vorherrschenden »Nationalcharakter« der Österreicher oder jedenfalls der Wiener und Ostösterreicher hatte, wie Hanisch und andere vermutet haben, kann hier nicht erörtert werden.

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