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Date #44: Bisons und eine Massage – Was kann daran verkehrt sein?
ОглавлениеIch stand in der Warteschlange des Cafés, eines coolen Altbaus mitten im Zentrum von Mill Valley in Kalifornien. Früher war es ein Bahnhof für die Mühlenarbeiter; heute ist es ein beliebter Treffpunkt bei Espresso und Croissants für Singles wie mich. Während ich darauf wartete, bis ich meinen Eistee bestellen konnte, sah ich mich um – und entdeckte mein Date hinter mir in der Schlange.
Auch wenn wir uns noch nicht begrüßt hatten, war mir auf Anhieb klar, dass er nicht mein Typ war. Ich glaube, er merkte es auch, denn er versuchte von Anfang an, sich so gut wie möglich zu verkaufen: Er lenkte das Thema auf seine gemeinnützigen Bemühungen, Menschen, die Umwelt und Tiere zu retten.
„Tiere?“
„Ja, ich rette alle möglichen großen Tiere und helfe dabei, sie in Schutzgehegen und privaten Unterkünften entlang der Küste unterzubringen“, sagte er. „Zum Beispiel Bisons.“
„Bisons? Das muss ich sehen!“, stieß ich begeistert aus.
„Echt?“, fragte er hoffnungsvoll.
„Ja klar!“
Wir warteten, bis wir an der Reihe waren, nahmen unsere Getränke und setzten uns an ein rundes Granittischchen, das so klein war, dass es eigentlich nur einer Person Platz bot.
„Wenn du wirklich die Bison sehen willst, musst du mir sagen, was du heute noch vorhast“, sagte er.
„Mein Plan war, mit dir Kaffee zu trinken und anschließend zur Massage zu gehen. Ich habe in knapp zwei Stunden einen Termin. Also haben wir ein bisschen Zeit“, sagte ich.
„Glaubst du, du kannst mir auch einen Massagetermin organisieren?“
„Klar“, sagte ich, während ich die Kurzwahl für den Massagesalon eintippte.
Nicht lange danach saß ich mit diesem Mann (an dem ich kein bisschen interessiert war) in meinem BMW Cabrio mit geöffnetem Verdeck und fuhr an einem warmen Sommertag nach Nicasio, um auf einem riesigen Gelände die Bisons zu besuchen. Als wir am Tor ankamen, brauchte er mehrere Anläufe, bis er die richtige Zahlenkombination eingegeben hatte. Das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun – was wir wahrscheinlich taten –, war aufregend prickelnd. Schließlich schwang das Tor auf und die Bisons begrüßten uns am Hügel. Wie süß sie waren – so wollig weich und riesig, viel größer, als ich gedacht hatte.
Während wir Eindringlinge die Bisons kein bisschen zu interessieren schienen, war ich begeistert. Ich begrüßte jeden einzelnen Mammutbüffel ausgiebig. Es gab braune, dunkelbraune und hellbraune Tiere, Dutzende von Bisons mit extrem langen Hörnern, die es mir unbegreiflich machten, dass ihr Gewicht und ihre Länge keine Last für die Tiere darstellten. Ich unterhielt mich ausführlich unter vier Augen mit jedem Bison. Ich sagte ihnen, wie süß sie waren. Ich fragte sie, ob die Hörner es ihnen erschwerten, ihr Gleichgewicht zu halten, und was sie am liebsten fraßen. Ich bekam zwar keine umfassenden Antworten von ihnen, aber das war mir egal. Die ganze Zeit über überlegte mein Date-Partner, wie er mich vom Zaun loseisen könnte, damit wir es rechtzeitig zum Massagetermin schaffen würden.
Irgendwann schaffte er es. Ich gab nach und verabschiedete mich mit traurigem Herzen viel zu früh von meinen neuen Bisonfreunden. Auf dem Rückweg fuhr ich so rasant, dass wir gerade noch rechtzeitig kamen. Das Massagepersonal wartete schon darauf, uns unsere neunzigminütige Massage zu geben – natürlich in getrennten Kabinen. Hinterher trafen wir uns himmlisch entspannt im Empfangsraum, zahlten und verabschiedeten uns voneinander.
Was ich meiner Meinung nach bei dem Büffel-Date richtig gemacht habe: Ich verbrachte einen tollen und unvergesslichen Tag mit einem Wildfremden und ließ ihn gleichzeitig wissen, dass wir nur als „Freunde“ zusammen waren und kein Paar werden würden. Klar gab es Momente, bei denen ich mich ein wenig unbehaglich fühlte. Zum Beispiel, als er mich zwischendurch fragte, wann er mich wiedersehen könnte. Ich antwortete ihm so freundlich und aufrichtig wie möglich: „Ich habe total Spaß mit dir. Die Bisons waren der Hammer und die Wellness-Massage wird auch toll. Aber ich glaube nicht, dass das mit uns was wird. Das ist unser einziges Treffen, aber ich hoffe, dass wir es uns schön machen konnten.“
Er wirkte weder enttäuscht noch erstaunt. Ich wollte ihm nicht das antun, was andere immer wieder mit mir gemacht haben. Es ist gemein, den anderen bis zum Schluss in dem Glauben zu lassen, man würde mehr für ihn empfinden.
Ich kann es nicht ausstehen, wenn einem dann der Teppich unter den Füßen weggerissen wird.
Ich habe es richtig gemacht (dieses Mal).